Blu-ray Review
OT: Predator
Der ultimative Jäger
John McTiernans Ur-Predator kommt als 4K UHD ins Heimkino.
Inhalt
Major Dutch Schaefer wird mit seiner Eliteeinheit zu einem Einsatz im Dschungel gerufen, da dort ein paar Guerilleros US-Soldaten im Dschungel gefangen halten. Als er vor Ort auf grausam zugerichtete Leichen mit amerikanischen „Hundemarken“ trifft, vermutet man zunächst noch das Werk der Aufständischen. Doch nachdem man das Camp gesäubert hat, bemerkt man noch etwas Anderes im Urwald. Und dieses unbekannte Etwas tötet einen Mann aus Dutchs Team nach dem anderen. Bald ist sich Dutch sicher, dass man es mit einem außerirdischen Wesen zu tun. Ein Jäger, der die Fähigkeit hat, sich wie ein Chamäleon zu tarnen. Und der macht Jagd auf alles, was auf zwei Beinen läuft und ein Wärmebild abgibt. Dutch muss all sein militärisches Können und Wissen aufbieten, um dem scheinbar übermächtigen Gegner die Stirn bieten zu können. Im finalen Kampf zeigt dieser dann sein wahres Antlitz …
Mit 13 Jahren, und damit denkbar ungeeignet, sah ich erstmals Predator und machte mir während der Aufnahmen aus der Ich-Perspektive des außerirdischen Jägers beinahe in die Hosen. Und das wohlgemerkt auf einem 50cm Schwarz-Weiß-TV. Alleine daran kann man schon erkennen, wie effektiv und spannend der Film seinerzeit gewesen ist, denn für mich brauchte es nicht mal rote Farben und Blut, um schockiert zu sein.
Zwar ist der Urwald-Actionfilm mit Arnold hör- und sichtbar in den 80ern verwurzelt, klopft markige und frauenfeindliche Sprüche am laufenden Band, doch die Spannung in Predator ist auch heute noch greifbar. Wenn die Kamera die Sicht des Predatoren einnimmt, der sich das hektische Treiben auf dem Boden mit Wärmewahrnehmung anschaut, dann sitzt man auch heute noch aufrecht im Sessel. Hinter den will man dann am liebsten verschwinden, wenn die Klicker-Geräusche des Wesens im Heimkino erklingen – ein Soundeffekt, der auch 26 Jahre später noch Gänsehaut verursacht und heute absoluter Kult ist.
Klar sind Tricktechniken heute besser und Greenscreen-Aufnahmen wirken realistischer, doch nach wie vor verfehlen die vielen Blut- und Goreffekte, sowie Stan Winstons Predator-Kostüm und -Maske ihre Wirkung nicht. Sogar die ironischen Ansätze des Films funktionieren überraschenderweise noch: Wenn beispielsweise ein Teammitglied von Dutch auf die Feststellung, dass er ja blute, mit: „Ich hab‘ keine Zeit zu bluten“ antwortet, dann macht das schon aus Retro-Gründen Spaß – solche Sprüche gab es eben nur in den 80ern.
Bild- und Tonqualität BD
Das Bild der Blu-ray von Predator entspricht (ebenso wie der Ton) der BD-Veröffentlichung von 2010 – und somit der Hunter Edition. Das bedeutet, dass die Blu-ray nach wie vor ein brutal gefiltertes Bild aufweist, das nur denjenigen gefallen kann, die auf möglichst cleanen Digital-Look stehen. Sämtliches Korn des analogen Ausgangsmaterial ist ohne Rücksicht auf Verluste weggefiltert worden – und das führt zu wachsartig weichen Gesichtern mit völlig unnatürlichen Lichtreflexionen. Erfreulich hingegen ist die geringe Neigung zu Blitzern, Drop-outs oder Schmutz sowie die recht intensiven Farbkontraste.
Dennoch: Man kann nur hoffen, dass die UHD einen anderen Weg geht (siehe Bewertung im nächsten Kapitel).
Akustisch kommen bei der deutschen dts-5.1-Spur zwar ein paar Geräusche aus den Rearspeakern, doch insgesamt klingt das ziemlich dünn – zumal hier wieder die „alte“ Tonspur der ersten Blu-ray zum Einsatz kommt, nicht jene korrigierte der 3D-Fassung. Explosionen während des Angriffs auf das Camp wirken wie durch einen Kompressionsfilter gejagt. Eine Offenbarung dagegen der dts-HD-Master-Sound der Originalspur von Predator: Die Ortbarkeit des Hubschraubers, der das Team im Dschungel absetzt, ist dermaßen gut gelungen, dass selbst aktuelle Produktionen sich davon einen Scheibe abschneiden können. Auch der Effektreichtum bei Salven aus schwerem Geschützt ist jener der deutschen Spur um Welten voraus – wenngleich auch die englische Spur hier keine Dynamikbäume ausreißt.
Bild- und Tonqualität UHD
Predator wurde seinerzeit natürlich analog aufgenommen – und zwar mit Arriflex-35-III- und Panavision-Panaflex-Gold-Kameras. von diesem Analog-Material wurde ein 4K-Master erstellt. Allerdings ist nicht bekannt, ob dieses schon etwas älter ist oder aber ganz neu angefertigt wurde.
Integriert wurde natürlich ein im Rahmen von Rec.2020 erweiterter Farbraum sowie eine höhere Bilddynamik – hier in HDR10.
Das Wichtigste vorweg: Man hat glücklicherweise nicht den gleichen Weg beschritten wie bei der Blu-ray der Hunter Edition. Das, was ihr hier auf der UHD seht, ist das original Filmkorn – ohne jeden Einsatz irgendwelcher Rauschfilter. Deshalb ist hier schon mal klar, dass die UHD der aktuell bestmögliche Weg ist, den Film zu sehen. Denn die momentan lediglich verfügbare 3D-Blu-ray des Films basiert ja (leider) auch auf dem verweichlichten Look der Hunter-Edition-BD.
Wunderschön erkennbar an den Screenshots unten, wie drastisch wachsartig die BD im direkten Vergleich mit der 4K-Scheibe ist. Plötzlich ist wieder Zeichnung auf uniformen Flächen. Plötzlich sieht man wieder Details auf Gesichtern und kann einen Bart anhand von Haaren erkennen und nicht, weil er aufgemalt aussieht. Aufnahmen mit vielen Details und Schriften profitieren derart von der UHD, dass man die Blu-ray am liebsten augenblicklich auf den Müllhaufen der Unterhaltungselektronik werfen möchte.
Es steckt aber noch mehr in der Ultra-HD.
So sind die Hautfarben wesentlich natürlicher und gleichzeitig kräftiger. Mehr Braunanteile mischen sich hinzu, wo es vorher eher blass war. Und wo es vorher in dunklen Szenen unnatürlich verbrannt erschien, kommt der Teint jetzt zwar immer noch sehr gesund, aber nicht überdramatisch rüber.
Das Grün des Urwalds gelingt durchweg satter und auch die Farben, die der Predator durch seine Wärmebild-Maske sieht, liefern mehr Nuancen und Kraft.
In Sachen 4K-Auflösung zeigt sich außerdem, dass durchaus noch Detailtiefe in dem 30 Jahre alten Material steckt. Zwar ist das nicht auf dem Niveau heutiger Filme und auch szenenabhängig mal besser und mal schlechter, aber im Angesicht des Alters des Ausgangsmaterials ist der Detailreichtum durchaus respektabel.
Natürlich gibt es immer noch softere Shots. Dies aber nicht aufgrund mangelnder Auflösung der Disk, sondern weil das Originalmaterial hier schon nicht sonderlich gut fokussiert war.
Im Übrigen scheint es sich nach Sichtung doch um einen recht neuen Scan zu handeln, denn trotz identischen Bildformats von 1,85:1 ist der Bildausschnitt zwischen BD und UHD leicht unterschiedlich.
Bonusmaterial
Da es sich bei der Blu-ray der 2-Disk-Packung von Predator, wie geschrieben, um die identische Scheibe der 2010 erschienenen Fassung handelt, sind auch die gleichen (reichhaltigen) Extras vorhanden. Eine neue Betrachtung des Produzenten gehört ebenso dazu, wie ein halbstündiges Making-of aus der damaligen Zeit. Mehrere kurze Featurettes klären über Kevin Peter Hall (den Darsteller des Predatoren) sowie über das Charakter-Design oder die Spezial-Effekte auf. Entfallene Szenen und Outtakes, sowie der Audiokommentar von Regisseur McTiernan und ein Textkommentar des Filmhistorikers Eric Lichtenfeld schließen sich an. Letztere Zwei sind auch über die UHD abrufbar.
Fazit
Predator ist auch 30 Jahre nach seinem Erscheinen noch ein absoluter Nägelkauer. Meisterhaft nutzte McTiernan die Ich-Perspektive des Jägers und machte unmissverständlich klar, dass dieser Außerirdische praktisch unbezwingbar ist.
Die UHD ist nun (endlich) die beste Möglichkeit, den Film zu sehen. Denn sie beseitigt den eklatanten Rauschfilter-/Wachseffekt der letzten Blu-ray und liefert noch dazu noch die frischeren Farben, den besseren Kontrast und vor allem die wesentlich größere Detailtiefe. So und nicht anders muss Predator aussehen!
Da verzeiht man auch, dass die Tonspuren seit der 3D-Fassung kein Upgrade erhielten.
Timo Wolters
Bewertung
Bildqualität BD: 50%
Bildqualität UHD: 85%
Tonqualität BD/UHD (dt. Fassung): 60%
Tonqualität BD/UHD (Originalversion): 75%
Bonusmaterial: 70%
Film: 90%
Anbieter: 20th Century Fox HE
Land/Jahr: USA 1987
Regie: John McTiernan
Darsteller: Arnold Schwarzenegger, Carl Weathers, Elpidia Carillo
Tonformate: dts HD-Master 5.1: en // dts 5.1: de
Bildformat: 1,85:1
Laufzeit: 107
Codec BD: AVC
Codec UHD: HEVC
Real 4K: Ja (4K DI vom 35mm Film)
High Dynamic Range: HDR10
FSK: 16 (ungeschnitten)
(Copyright der Cover, Szenenbilder und vergleichenden Screenshots liegt bei Anbieter: 20th Century Fox)
Gestern angeschaut und ich bin der Meinung, das Bild ist insgesamt echt gut, wenn auch nur an manchen Stellen echtes 4k Feeling aufkommt. Man muss halt auch mal das Alter des Films sehen. Das starke Filmkorn empfand ich als nicht störend, hätte mir aber in dunklen Szenen manchmal etwas mehr Durchzeichnung gewünscht.
Eine der wenigen Scheiben, bei denen ich den deutschen Ton bevorzuge, der macht hier einfach mehr Spaß, denn Arnies Englisch unterstreicht hier noch, dass er damals noch nicht unbedingt der beste Schauspieler war – meine Meinung. Insgesamt lohnenswerte UHD Disk.
Was für ein miserables Bild der 4K Scheibe. Dann lieber „Wachsgesichter“.
Predator 4K ist definitv die neue Referent in Sachen Griselbild.
Das Feuer viel zu intensiv und grell in den Farben.
Und ich dachte Christine und The Acountant sind schlecht.
Aber bei Predator geht meinem Panasonic 9004 Player und dem Panasonic LZW2004 TV sogar die Puste aus.
Das Bild wird nichtmehr anschaubar.
Das „Griesel“ ist Filmmaterial. Jedes Korn des Filmmaterials ist Bildinhalt. Auch wenn’s subjektiv vielleicht nicht jedem gefällt. Dieses Korn war im Kino 1:1 genauso sichtbar. Und die 4K-Disk gibt das so wieder wie es war. Filterst du das Korn weg, filterst du Bildinhalt weg.
Hi. Ich muss hier noch was bezüglich der unsäglichen Hunter Edition loswerden, das offenbar niemanden aufgefallen ist: Nicht nur diese wächsernen Gesichter etc, nein, auch das gnadenlose Aufhellen von Szenen ist mir seinerzeit aufgefallen. Der Anflug der Helikopter über dem Regenwald findet eigentlich im Zwielicht statt (gut umgesetzt auf der UHD), aber in der Hunter Edition ist es plötzlich taghell! Da werden zum Teil solche Meisterwerke von Leuten bearbeitet, die sich das Recht nehmen, das Werk des Regisseurs zu verändern. Hätte McTiernan die Helikopter bei hellem Tageslicht filmen wollen, hätte er es getan. Hat er aber nicht, denn es geht bei sowas eben auch um Atmo. Aber irgendwelche Nasen denken, sie seien schlauer als die Filmemacher und vergewaltigen eben mal das Werk. In UHD-Zeiten scheint das auch immer wieder zu passieren. Leider.
Worauf basiert denn die Blu-Ray von vor 2010 im Vergleich zur Hunter Edition? Einfach nur hochskalierte DVD Qualität? Ich habe mal beide gerippt und nur die Videospuren extrahiert. Die alte Version hat eine Dateigröße von 14.0GB (MPEG2) und die neue 24.2GB (H264). Das ist schon ein heftiger Unterschied dafür, dass beide Filme gleich lang sind, die selbe Auflösung besitzen und die alte Version sogar noch einen ineffizienteren Codec nutzte plus Weichzeichner, was ja auch in weniger Bildinformationen resultiert.
Hier ist mal die Polo-Shirt Szene von der alten Blu-Ray:
Außerdem muss ich sagen, dass so ein leichter Kornfilter sicher nicht schlecht gewesen wäre. In den letzten 10 Jahren ist die Software dafür doch auch sicher besser geworden. Die 4K Version schreit förmlich „ich bin ein alter Film“.
Soweit ich weiß, basiert die Erstveröffentlichung auf Blu-ray nicht nur auf einem DVD-Upscale, sondern schon auf einem HD-Master.
Im Prinzip lässt sich das auf deinem Screenshot auch erkennen. Das ist für ein DVD-Upscale viel zu gut aufgelöst und authentisch körnig.
Danke für den überaus hilfreichen vergleichen der beiden Fassungen. Anmerkung: Auf dem vierten Filmausschnitt ist nicht Poncho zu sehen, sondern Billy.
Danke fürs Lob und die Korrektur-Anmerkung. Poncho wurde augenblicklich gegen Billy ausgetauscht 😉
Alles schön und gut, ist die UHD Version wenigstens uncut? Aufgrund der FSK16 Angabe habe ich starke Zweifel dass es sich hier um eine ugeschnittene Version handelt? Sollte dies der Fall sein, dann ist die UHD, sei die Bildqualität noch so gut, unbrauchbar.
Keine Sorge. Die Disk ist uncut. Auf Antrag von Fox wurde der Film im Frühjahr 2010 vom Index gestrichen und neu geprüft. Die Neuprüfung durch die FSK hat dann eine 16er Freigabe ergeben – ohne Schnittauflagen. Sehgewohnheiten ändern sich halt in 22 Jahren 😉