Preservation

Blu-ray Review

Preservation Blu-ray Review Cover
Pierrot Le Fou/AL!VE, seit 24.07.2015

OT: Preservation

 


Naturburschen

Endlich mal wieder ein guter Backwood-Horror mit frischer Herangehensweise.

Inhalt

Ab in den Wald zum Wild schießen – das und nicht mehr haben Sean, Mike und Wit, die Dame der Runde, vor. Also zumindest die zwei Herren. Wit merkt früh, dass das Töten nicht ihre Sache ist, weshalb sie lieber die Natur des abgelegenen und stillgelegten Parks genießt. Doch mit dem Genießen ist’s bald vorbei, denn am nächsten Morgen wachen die Drei mit einem aufgemalten Kreuz auf der Stirn und unter freiem Himmel auf. Die Schuhe sind ebenso weg wie Handy, Zelt, Waffen und Wasser. Offensichtlich ist man nicht alleine – das jedenfalls vermutet Sean. Bruder Mike hingegen hält Sean für den Bösewicht. Der wiederum ist bald mundtot, denn er begegnet dem echten Täter. Es scheint, als müssten Mike und Wit alleine einen Weg aus dem Wald finden – und zwar bevor sie von dem Killer aufgespürt werden. Als auch Mike außer Gefecht ist, ist es an Wit zu zeigen, dass sie doch den Killerinstinkt in sich trägt …

Erfrischend klischeefrei sind die drei Hauptfiguren dieses Hinterwald-Horrorfilms, die mal nicht als notgeile Collegebewohner mit Hormonstau daherkommen, sondern einfach ein paar normale Städter mit (ein bisschen) Hintergrundgeschichte sind. Auch wenn bald gängige Genrekonventionen bedient werden (warum noch mal drehen die Opfer den Tätern immer den Rücken zu, wenn sie meinen, sie hätten die Bösewichte mal kurz außer Gefecht gesetzt?), ist Preservation durchweg fesselnd aufgezogen. Die Spannungskurve steigt stetig an, hält den Überlebenskampf wider die Natur genauso fest wie klaustrophobische Kämpfe (originell: Im Inneren eines Dixi-Klos) und Herzschlag-Verstecksituationen im Angesicht des Todes. Dass der Thrill nach gut 30 Minuten dauerhaft erhalten bleibt, liegt auch an der ungewohnen Vertonung. Nur wenige (nötige) Umgebungsgeräusche dringen ans Ohr, kaum Dialoge stören die Atmosphäre, während ein wuchtiger und ungewöhnlicher Elektrosoundtrack mit Anleihen bei Philip Glass das Geschehen dominiert. Mitunter sorgt das für eine extrem bedrohliche Stimmung, die im Finale auf dem verlassenen Kinderspielplatz seinen Spannungshöhepunkt erreicht. In seinen besten Momenten erinnert Preservation an Eden Lake, von dem sich Christopher Denham auch ein paar Elemente abgeschaut hat. Denham, der eigentlich vornehmlich als Schauspieler in Erscheinung tritt, hatte schon 2008 einen recht atmosphärischen Horrorstreifen abgeliefert (Home Movie) und gibt mit seinem zweiten Langfilm eine Visitenkarte fürs Genrekino ab. Dass Preservation letztlich ein wenig Punch und Originalität fehlt, um zu den ganz großen Genrevertretern zu gehören, ist gar nicht schlimm – besser man variiert bekannte Motive gut, als sich schlechte eigene Ideen einfallen zu lassen.

Kritisch gesehen verläuft Preservation (mit Ausnahme der Auflösung) beispielsweise praktisch vollkommen überraschungsfrei und hält auch noch ein ärgerlich unnötiges Vorurteil über gewalthaltige Videospiele parat. Überhaupt wäre es schön gewesen, wenn man etwas über die Hintergründe der Täter erfahren hätte. Man kann sich natürlich ausmalen, dass es irgendwas mit „Verrohung der Gesellschaft“ zu tun hat, allerdings verpufft durch die fehlende Erklärungsgrundlage ein wenig der Überraschungseffekt. Apropos „Verrohung“:  Preservation hat die FSK unbeschadet passiert und liegt in der 18er Einstufung ungeschnitten vor. Das liegt sicherlich auch daran, dass man sich mit den Tätern nicht identifizieren kann und das Gut-Böse-Schema schwarz-weiß gestaltet ist. Der Blutfaktor an sich ist nicht besonders hoch, wenngleich man schon angenehmere Bilder gesehen hat als das grobe Zunähen einer klaffenden Kopfwunde. Die unten notierten 88 Minuten sind übrigens die reale Laufzeit. Der Anbieter gibt für die Blu-ray 96 Minuten an, was Schnittauflagen nahelegen würde. Diese 96 Minuten sind aber einfach eine Falschangabe.

Bild- und Tonqualität

Dem Bild von Preservation fehlt es an Kontrast, was durchaus bewusst gewählt sein könnte, denn der Film an sich lebt ein wenig von seinem 70ies-Look. Sonderlich scharf ist das Ding auch nicht gerade, dafür aber recht laufruhig und rauscharm. In Halbtotalen geht die Zeichnung schon mal komplett verloren (54’46) und es wird ziemlich weich – ebenso wie in den meisten Randbereichen.
Wenig bis gar keine Umgebungsgeräusche hört man zu Beginn von Preservation aus den Lautsprechern. Auch später bleibt’s im Wald recht ruhig. Hier und da zwitschert mal ein Vogel oder ein Käuzchen ruft von den Rearspeakern. Wenn dann jedoch Schüsse die Stille durchbrechen, schrickt man unwillkürlich auf, denn diese sind unglaublich knallig vertont. Querschläger fetzen durch den Raum und das Durchlöchern des Rutschtunnels scheint auch im Heimkino einzuschlagen.

Bonusmaterial

Auf der Filmdisk von Preservation warten zwei Minuten an entfernten Szenen sowie ebenfalls zwei Minuten an witzigen Bloopers. Wer Sammler ist, der holt sich die hier verlinkte Mediabook-Version, die sowohl die DVD als auch die Blu-ray enthält und mit einem exklusiven Cover kommt.

Fazit

Preservation ist nicht die Neuerfindung des Backwood-Horror-Survival-Thrillers, ergänzt das Genre aber dennoch um einen spannenden Beitrag mit einigen bemerkenswerten Sequenzen und höchst fesselndem Filmscore.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 55%
Tonqualität (dt. Fassung): 75%
Tonqualität (Originalversion): 75%
Bonusmaterial: 20%
Film: 65%

Anbieter: Pierrot Le Fou/AL!VE
Land/Jahr: USA 2014
Regie: Christopher Denham
Darsteller: Pablo Schreiber, Aaron Staton, Wrenn Schmidt, Cody Saintgnue, Nick Saso, Michael Chacon
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 88
Codec: AVC
FSK: 18 (ungeschnitten)

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