Prison – Rückkehr aus der Hölle

Blu-ray Review

Prison - Rückkehr aus der Hölle uncut Blu-ray Review Cover 2D
Koch Media, ab 25.02.2016

OT: Prison

 


Urteil: Rache

Renny Harlins zweiter abendfüllender Film erblickt das Licht der HD-Welt.

Inhalt

20 Jahre, nachdem in einem Gefängnis in Wyoming der letzte Insasse auf dem Stuhl hingerichtet wurde, wird der Knast unter dem tendenziell rassistischen, definitiv aber sadistischen Aufseher Sharpe als Direkter wieder eröffnet. Die ersten Inhaftierten erreichen bereits kurze Zeit später die Einrichtung. Unter ihnen auch der Aufwiegler und nur an Flucht denkende Rabbitt sowie der bodenständige Autoknacker Burke. Burke ist es auch, der mit seiner introvertierten Art immer wieder Sharpe gegen sich aufbringt. Doch persönliche Differenzen geraten bald ins Hintertreffen, als mehrere Insassen und Wärter auf blutigste Art und Weise ums Leben kommen. Bewahrheitet sich etwa doch der Fluch des Geists des vor 20 Jahren hingerichteten, der nun Rache nimmt?

Ein Jahr, nachdem der Finne Renny Harlin sein heimisches Regiedebüt mit Born American gab, wanderte er kurzerhand in die USA aus und übernahm dort die Regie für diesen Gefängnis-Horror-Thriller. Prison – Rückkehr aus der Hölle erschien auf VHS seinerzeit um gut 50 Sekunden gekürzt und wurde im Juni 1988 indiziert. Lediglich eine ungeprüfte DVD-Fassung gab es 2002 daraufhin mal. Die lag allerdings im falschen Bildformat vor (1,66:1) und lieferte nur einen Mono-Ton. Nachdem der Film 25 Jahre nach seiner Indizierung wieder vom Index gestrichen wurde, nahm sich Koch Media des Titels an. Die erstmalige Veröffentlichung auf einem hochauflösenden Medium bringt dann auch das ursprüngliche Bildformat von 1,85:1 zurück und liefert sogar eine 5.1-dts-HD-Master-Fassung. Zwar nur als Upmix im englischen Original aber immerhin. Inhaltlich ist Prison eine durchaus beachtliche Fingerübung des Finnen, der danach über Nightmare on Elm Street 4, Die Hard 2 und Cliffhanger für kurze Zeit in den Olymp Hollywoods aufstieg. Auch wenn der Prison aus heutiger Sicht technisch nicht mehr mithalten kann und durchweg die trashige 80er-Jahre-Atmosphäre ähnlicher Werke atmet, kann schon alleine die vierminütige Eingangssequenz, die aus subjektiver Sicht gefilmt und am Stück gedreht wurde, überzeugen – seinerzeit war das ein wahrlich innovative Szene. Zweiter Grund für den Erwerb der Blu-ray ist sein Hauptdarsteller: Viggo Mortensen, der zwei Jahre zuvor in Der einzige Zeuge debüttierte und 13 Jahre später als Aragorn in Der Herr der Ringe für schmelzende Frauenherzen sorgte, darf schon hier den wortkargen Einzelgänger geben und liefert am Ende als einziger der teilnehmenden Over-Acter eine glaubwürdige Leistung ab. Am Ende sind aber auch nicht die Darsteller oder die besonders ausgeklügelte Geschichte das Highlight, sondern die durchweg dreckig-spannende Atmosphäre und die kruden Maskeneffekte. Vom verbrennenden Kopf eines Insassen über den verschnürten Matschrest von Rabbitt bis hin zum Stacheldraht-Wärter – die hier zum Einsatz kommenden Prothesen sollte man gesehen haben. Auch merkt man Prison an, dass Harlin ein Fan des Alien-Franchise war/ist. Wenn er Rabbitt durch das Gefängnis fliehen lässt, wirken die verzweigten Rohrsysteme und das Licht- und Schattenspiel wie direkt aus Scotts oder Camerons Film entliehen.

Bild- und Tonqualität

Zwar ist Prison – Rückkehr aus der Hölle weit weg von aktuellen Filmen, wenn es um die HD-Bildqualität geht, allerdings gab es bisher dennoch keinen vergleichbar gut aussehenden Output des Films. So ist es beispielsweise erstaunlich, wie defektfrei und ruhig das mittlerweile 28 Jahre alte Material aussieht. Klar ist auch, dass hier keine Referenzen in Sachen Kontrastumfang oder Detailgrad erreicht werden. Aber die Auflösung ist okay und die Schärfe in Nahaufnahmen ebenfalls. Was am deutlichsten schwächelt, ist die Bilddynamik, die außer Grautönen kaum etwas anderes kennt. Über allem liegt ein sichtbarer Schleier, Schwarzwerte kommen nicht so weit runter wie sie sollten und helle Bereiche wirken milchig. Der Rauschfaktor, bzw. die Körnung sind noch filmisch und bleiben konstant auf einem Level. Gerade in dunklen Szenen wird das Korn nicht schlimmer und lässt den Film in einem weichgespülten Digitalzeitalter angenehm analog wirken.
Akustisch liegt Prison – Rückkehr aus der Hölle (wie erwähnt) in 5.1 dts-HD-Master vor, wenn man sich auf das englische Original beschränkt. Die deutsche Version muss mit einer 2.0-Stereo-Abmischung in dts-HD-Master auskommen, eine gleichsam kodierte Version gibt’s zusätzlich auch noch mal in Englisch. Die Synchronfassung leidet allerdings unter arg dünnen und spitz klingenden Stimmen. Dazu klingen gerade die atmosphärischen Geräusche arg verrauscht und etwas komprimiert. Außerdem ist die hiesige Version deutlich lauter als die englischen Pendants. Die 5.1-Spur des Originals ist nicht mal schlecht geraten und wirkt alleine aufgrund des klar definierten Centers und den daraus wahrnehmbaren Stimmen authentischer. Natürlich bleiben hier Dynamik oder Effektgewalt aus, immerhin gibt es aber eine schlüssige Gefängnisatmosphäre. Und wenn Burke mit der Spitzhacke die Mauer durschlägt, wird es sogar kruzzeitig mal erstaunlich füllig (30’24). Davon ist beim deutschen Stereoton nicht wirklich was zu hören.

Bonusmaterial

Prison – Rückkehr aus der Hölle erscheint in einer 3-Disk-Box, die aus der Film-Blu-ray und zwei Extra-DVDs besteht. Die zwei DVDs enthalten Interviews sowie ein Making-of, das Musikvideo zum Film und eine Bildergalerie. Die Filmdisk hingegen liefert den Audiokommentar mit Renny Harlin, den dieser erst kürzlich eingesprochen hat. Der Finne erzählt offen und ehrlich, dass er furchtbar abgebrannt war, nachdem er in die USA kam, um dort Fuß zu fassen. Außerdem hält er nette Anekdoten bereit, wie beispielsweise jene, dass in der ersten Szene zwei Männer vor der Kamera saßen, um ihre Hände zusammengekettet zu bekommen – anders wäre der Effekt vor der Kamera, die daraufhin in einer One-Shot-Szene weiterarbeitet, nicht möglich gewesen. Außerdem gibt er zu Protokoll, dass er beim Filmscore Einflüsse von Camerons Aliens nutzte – einem seiner Lieblingsfilme zu dem Zeitpunkt. Er selbst hatte jeden Morgen von Neuem unglaubliche Angst davor, ans Set zu fahren und weiterzumachen. Oft war er kurz davor, einfach nicht zu erscheinen und in der Wüste Amerikas zu verschwinden.

Fazit

Prison – Rückkehr aus der Hölle macht aufgrund seiner Atmsphäre und der Make-up-Effekte auch heute noch Spaß. Aufgrund der recht guten Bildqualität sieht man heute auch noch mehr als auf der bisherigen VHS-Fassung, was über die ziemlich hanebüchene Story erfolgreich hinwegsehen lässt.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 55%
Tonqualität (dt. Fassung): 40%
Tonqualität (Originalversion 2.0): 45%

Tonqualität (Originalversion 5.1): 55%
Bonusmaterial: 60%
Film: 60%

Anbieter: Koch Media
Land/Jahr: USA 1988
Regie: Renny Harlin
Darsteller: Lane Smith, Viggo Mortensen, Chelsea Field, André De Shields, Lincoln Kilpatrick, Stephen E. Little
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 103
Codec: AVC
FSK: 18 (ungeschnitten)

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