Puppet Master – Das tödlichste Reich Mediabook

Blu-ray Review

Pierrot Le Fou, 12.07.2019

OT: Puppet Master: The Littlest Reich

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30 Jahre später

In Puppet Master – Das tödlichste Reich startet die bekannte Horror-Serie in ein Paralleluniversum.

Inhalt

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André Toulon outet sich

Edgar hat sich vor Kurzem scheiden lassen und kommt für den Moment zu seinen Eltern zurück. Während sein Vater davon überhaupt nicht begeistert ist (die Liebe galt stets dem verstorbenen Bruder Edgars), freut sich die Mama über die Heimkehr. Als Edgar eine ziemlich finster dreinschauende Puppe im Zimmer des Bruders findet, schlägt der Papa deren Versteigerung über das Internet vor. Edgar weiß es aber besser und kennt die Herkunft der Figur. Offenbar gehört sie zu jenen, die ein gewisser André Toulon über drei Jahrzehnte zuvor gebaut hatte. Anlässlich dessen 30. Todestages gibt es eine Art Convention, auf der gleich mehrere Besitzer solcher Puppen ihre Devotionalien versteigern möchten. Die allerdings scheinen etwas dagegen zu haben. Denn sie erwachen zu neuem Leben und nehmen den blutigen Feldzug wieder auf, den sie unter Toulon dereinst begannen …

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Ashley hat es Edgar angetan

Charles Band ist eine Ikone des B-Movies. Sein Produktions-Portfolio umfasst mittlerweile gut 300! Filme – von Draculas Todesrennen über Prison – Rückkehr aus der Hölle bis hin zu Stuart Gordons From Beyond oder dem kruden Evil Bong 420. Bei knapp 60 seiner eigens produzierten Werke führte er auch selbst Regie – allerdings nicht bei dem Franchise, für das er in der Szene zum Helden geworden ist. Der 1989er Start von Puppet Master erwuchs aus seinem Drehbuch. Er produzierte den Film und komponierte auch das berühmte Titelsong-Motiv. Im Fahrwasser vom erfolgreichen Chucky – Die Mörderpuppe schwimmend folgten der Direct-to-Video-Produktion bisher zehn (echte) Fortsetzungen. Der elfte Teil mit dem Titel Puppet Masters: Blitzkrieg Massacre ist bereits abgedreht. Nicht viele Horrorfilm-Reihen bringen es auf eine solch stattliche Zahl.
Derweil formierte sich rund um Produzent Dallas Sonnier eine Gruppe Kreativer, die sich an ein Alternativ-Universum wagte. Mit einem außergewöhnlichen Deal überzeugte Sonnier Puppet-Master-Chef Charles Band, dass dieser weiterhin die Rechte an seinem „Baby“ behalten dürfte, Sonnier aber parallel eigenen Stories rund um die Puppenkiller auf den Weg zu bringen dürfte. Band stimmte zu und Dallas gab seinem Buddy S. Craig Zahler den Auftrag, ein Drehbuch zu schreiben. Dallas hatte junge Karriere des Regisseurs/Autors schon als Koproduzent von Bone Tomahawk und Brawl in Cell Block 99 begleitet und Zahler dankte es mit einem Skript, das vor politischer Unkorrektheit nur so strotzte.

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Ob er wirklich 2000$ für die Puppe bekommt?

Hatten sich die Puppen in den letzten Filmen des offiziellen Franchise unter Band noch als Nazikiller erwiesen (und so den Kreis zum ersten Film geschlossen), outet sich nun ausgerechnet deren Schöpfer André Toulon als Rassist und homophober Nazi. B-Movie-Ikone Udo Kier darf diesen Schweinepriester mit vernarbtem Schädel geben und fügt seiner Vita eine weitere Genre-Rolle hinzu.
Die neue Interpretation könnte Fans des Originals vielleicht zunächst die Nase rümpfen lassen. Doch bei näherer Betrachtung ist es genau das, was Puppet Master – Das tödlichste Reich so unterhaltsam werden lässt. Denn der von den beiden schwedischen Regisseuren Tommy Wiklund und Sonny Laguna inszenierte Streifen knöpft sich recht genussvoll die Klischees und Stereotypen des Genres vor und kommentiert sie lustvoll – vor allem über die Morde der mörderischen Puppen. Denn Blade, Kaiser, Autogiro und Tunneler geben alles, um ihre Kontrahenten möglichst blutig aus dem Weg zu räumen. In Anbetracht einer Szene wie jene mit der Schwangeren ist es dann auch kein Wunder, dass man keine FSK-Freigabe für die Uncut-Fassung erhielt, die von Pierrot Le Fou nun ungekürzt als SPIO-Fassung mit der „schwächeren“ Einstufung „keine schwere Jugendgefährdung“ herausgebracht wird. Entsprechend heftig und gelungen sind die jeweiligen Kills, was die Gorefans befriedigen wird. Auch wenn manchmal arg plakativ und nicht ganz perfekt getimt gearbeitet wird.

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Michael Paré darf auch mal reinschauen

Allerdings merkt man vor allem an Zahlers Skript, warum Puppet Master – Das tödlichste Reich so gut funktioniert. Was ihm in Sachen Dialogwitz gelingt und er in puncto Querverweise auf Popkultur und Comics abliefert, hätte ausgereicht, um ein gutes Dutzend Genrefilme über das sonst übliche Niveau zu hieven. Gerade die Bissigkeiten zwischen Edgar und Markowitz sorgen für Lacher. Und weil das Schauspiel durchweg weit über dem Level sonstiger Direct-to-Video-Horrorfilme liegt, kommen die Gags sogar vortrefflich rüber. Schade, dass dem Film ein wenig das Geld für den Sound fehlte. Denn meist hört man kaum atmosphärische Umgebungsgeräusche, was ein bisschen an der Stimmung knabbert. Die Action-/Tötungsszenen werden allerdings entsprechend korrekt akustisch untermalt.
Abseits vom gelungenen Witz und den ebenso hochwertigen Gore-Szenen sind auch die Darsteller überzeugend. Das gilt für das Hauptdarsteller-Trio vor allem und wird eben um Udo Kier sowie Barbara Crampton ergänzt. Crampton spielte im Originalfilm eine kleine Nebenrolle, machte sich danach einen Namen in Genrewerken und darf hier als Sicherheits-Offizierin aus der Geschichte André Toulons berichten. Dabei spielt sie glaubwürdiger und besser als viele der anderen Horror-Ikonen, die bisweilen aus der Versenkung geholt werden, um eine berühmte Rolle zu wiederholen. Vielleicht funktioniert das auch deshalb, weil ihr Gesicht nicht durch unzählige „Schönheits“-Operationen entstellt wirkt.
Im Übrigen darf man dankbar dafür sein, dass die Puppen-Animationen im hakeligen 80er-Jahre-Stil gehalten sind. Ob das durch das mangelnde Budget oder absichtlich geschah, ist dabei unerheblich. Flüssig animierte Bewegungen hätten hier eher deplatziert gewirkt.

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Edgar erhofft sich einen guten Erlös von der Puppe

Bild- und Tonqualität

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Wo Toulons Kreaturen zuschlagen, setzt es

Puppet Master – Das tödlichste Reich ist sichtbar digital gedreht und liefert ein praktisch rauschfreies Bild ohne Körnung. Selbst in dunklen Szenen gibt’s hier nichts auszusetzen. Auch die Schärfe ist gut gelungen und bis in die Randbereiche knackig. Farben kommen sehr natürlich rüber und die Kontrastierung ist hervorragend. Eigentlich gibt’s kaum etwas auszusetzen am Bild der BD, die sich bis auf leichtes Banding (72’20) keine großen Schwächen erlaubt.
Etwas anders sieht es beim Sound aus. Zwar leistet auch der sich keine groben Schnitzer, doch aufgrund der oft fehlenden Umgebungsgeräusche gibt es einfach nicht viel zu vermelden. Der Center dominiert, die Surrounds werden nur selten einbezogen. Allerdings wird es in den Actionszenen dann doch mal räumlich und sogar recht dynamisch.

Bonusmaterial

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Kann fliegen und noch viel mehr: Autogiro

Das Bonusmaterial von Puppet Master – Das tödlichste Reich enthält im Mediabook zunächst einmal das coole Poster im Aquarell-Stil. Dazu gesellt sich das 24-seitige Booklet, das nicht nur einen kurzen Rückblick auf die Puppet-Master-Reihe gibt, sondern auch ein Interview mit Sonny Laguna, einem der beiden Regisseure. Liest man hier allerdings zwischen den Zeilen, scheint Laguna weder mit dem Endergebnis so recht zufrieden zu sein, noch mit der Tatsache, dass das Budget (in seinen Augen) noch zu limitiert war. Konsequenterweise sieht er sich und Wiklund nicht als Regisseure einer etwaigen Fortsetzung.
Auf der Disk gibt’s zusätzlich noch insgesamt fünf Interviews mit einigen der Darsteller sowie ein Drehtagebuch und das Feature „Die Ankunft der Killerpuppen“. Das Tagebuch ist ein unkommentierter, gut 40-minütiger Blick hinter die Kulissen, das nicht nur einen Gitarre-spielenden Hauptdarsteller zeigt, sondern auch die Arbeit an den Spezialeffekten mit den Puppen oder die Maske von Udo Kier. In „Die Ankunft der Killerpuppen“ werden die gestalteten Figuren erstmals den Machern vorgestellt, die sich davon begeistert zeigen.

Fazit

Puppet Master – Das tödlichste Reich ist ein großer Spaß – wenn man ihn zulässt. Dabei gilt vor allem: Nicht zu ernst nehmen. Alles, was hier etwas krude und unbeholfen wirkt, passt perfekt zur Story, die an sich schon absurd genug ist, um bei Nicht-B-Movie-Genre-Fans für hochgradiges Stirnrunzeln zu sorgen. Der geneigte Freund von blutigem Videotheken-Horror im Stile der 80er wird hier aber ein Fest feiern.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 80%
Tonqualität (dt. Fassung): 60%
Tonqualität (Originalversion): 60%
Bonusmaterial: 70%
Film: 70%

Anbieter: Pierrot Le Fou
Land/Jahr: USA 2018
Regie: Tommy Wiklund, Sonny Laguna
Darsteller: Barbara Crampton, Matthias Hues, Michael Paré, Udo Kier, Thomas Lennon
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 90
Codec: AVC
FSK: SPIO/JK geprüft: ksJ

(Copyright der Cover und Szenenbilder liegt bei Anbieter Pierrot Le Fou)

Trailer zu Puppet Master – Das tödlichste Reich

PUPPET MASTER - Das tödlichste Reich | Trailer deutsch | Ab 12.07. als limitiertes Mediabook!

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4 Kommentare
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Jonas Grosch

..cool, informative, gut nachvollziehbare „special interest“ Empfehlungen wie diese finde ich sehr hilfreich, vom ersten Eindruck her kann sowas ja tatsächlich alles Mögliche sein. Werd ich mir wohl zulegen, one more time thx @ Timo…

Simon

Bislang dachte ich immer: „Was für ein SChrott“ …. aber jetzt habe ich echt Bock auf den Film bekommen. 😀 😀 😀

Sascha

Kürzlich erst auf einem Filmfestival gesehen und beinahe am laufenden Band Tränen gelacht. Achtung Spoiler! Die Enthauptung des Mannes während des Toilettengangs ist einfach zum Zungeschnalzen! Dafür gab es im Saal lautstarkes Gegröle und Applaus – zu Recht. Fantastische Funsplatter Unterhaltung.