Rache – Bound to Vengeance (Uncut)

Blu-ray Review

Rache - Bound to Vengeance Uncut Blu-ray Review Cover
Tiberius Film, seit 01.09.2016

OT: Bound to Vengeance

 


Ich muss!

Überraschung: Ein Rape-&-Revenge-Thriller, der alles auf den Kopf stellt, was man bisher vom Genre kannte.

Inhalt

Eve, die just noch mit ihrem Freund Ronnie im Vergnügungspark war, findet sich kurze Zeit später im Keller des Fieslings Phil wieder. Der hält sie dort einige Monate gefangen, bis sie sich befreien kann. Doch damit ist das Märtyrium nicht beendet, denn bevor sie aus der gottverlassenen Gegend flüchten kann, findet Eve Bilder weiterer Mädchen, die Phil offenbar vor ihr gekidnappt hat. Vom Gewissen angeregt, zwingt sie den überwältigten Entführer, sie zu den Mädchen zu bringen. Doch schon die erste Befreiungsaktion endet im Fiasko. Selbst das ist aber nichts dagegen, was Eve noch erwartet …

Mit dem Remake von I Spt on Your Grave erlebte das Rape-&-Revenge-Subgenre gleichsam ein Revival, das mal spannendere und mal schwächere Beiträge ablieferte. Oft nahmen die Filmemacher das Thema allerdings nur, um möglichst dediziert zu zeigen, welche Gewalttaten man an Frauen und im späteren Verlauf des Films an den peinigenden Männern vollziehen konnte. Rache – Bound to Vengeance ist gleich auf mehrere Arten herausragend und schlägt einen spürbar anderen Weg ein. So wird zwar auch hier eine Frau entführt und in einem Verlies an Ketten gehalten, doch weder geht es darum, zu zeigen, welche Grausamkeiten man ihr antut, noch schildert der Film daraufhin, wie sich das Opfer auf möglichst brutale Weise an ihrem Entführer rächt. Die Tatsache, dass der Film mit der Flucht beginnt und dann ein innovatives Zusatzkapitel (Befreiung der anderen Opfer) aufschlägt, sorgt für Spannung, die man in diesem Subgenre lange nicht (wenn überhaupt jemals) erfahren hat. Schon atmosphärisch hat Rache seinen R&R-Kollegen einiges voraus. Die ersten 20 Minuten sind schon derart intensiv und packend, dass der Zuschauer praktisch ins Geschehen eingesogen wird. Erst dann kommt im Übrigen die Einblendung des Filmtitels – auch ein netter inszenatorischer Gag. Neben der wirklich frischen Herangehensweise hält Rache – Bound to Vengeance aber auch noch zwei weitere Trumpfkarten in der Hand.

Zunächst sind da die Darsteller zu nennen: Richard Tyson, ein absoluter Vielfilmer, der früher mal in Verrückt nach Mary oder Black Hawk Down mitgespielt hat, ist ein ebenso perfider wie zynischer Bösewicht, dessen Dialoge und Monologe weit über Genredurchschnitt liegen und der mal nicht einfach den tumben Brutalo gibt. Seine bullige Körpergestalt reicht dennoch aus, um Eindruck und Bedrohung zu schildern. Tina Ivlev, die man bisher meist für Kurzauftritte in einzelnen Episoden von TV-Serien einsetzte, agiert ebenfals glaubwürdig und nachvollziehbar (sieht man mal davon ab, dass sie ihren Peiniger nicht zur Polizei bringt). Dennoch sieht man ihr an, dass sie sich mit der Rolle beschäftigt hat und nicht einfach den nächsten Gehaltszettel in Empfang nehmen wollte. Neben den beiden Protagonisten ist Rache aber vor allem hervorragend ausgestattet und gefilmt. Immer wieder dringt die Kamera mitten ins Geschehen ein, fällt gemeinsam mit einem der Darsteller hin oder nutzt geschickt Stopps und Rückspuleffekte. Dazu werden die Sequenzen zwischen Eve und ihrem Freund Ronnie, die der zuvor mit seiner Videokamera im Vergnügungspark aufgenommen hat, geschickt zwischenmontiert und entfalten nach und nach eine weitere Überraschung. Ohnehin ist es das, was der Film Schritt für Schritt wie ein Puzzle zusammenlegt und aus dem sich der Zuschauer die Einzelteile nach und nach zusammenführen kann. Denn spätestens nach dem zweiten Besuch bei einer der anderen Frauen ist klar, dass hier nicht alles so ist, wie es zunächst scheint. Kaum zu glauben, dass Regisseur José Manuel Cravioto zuvor nur Kurzfilme und Dokumentationen drehte. Einzig das arg offene Ende, das viele Fragen unbeantwortet lässt, könnte den einen oder anderen fuchsen.

Bild- und Tonqualität

Das äußerst farbkräftige und durchweg ruhige und rauscharme Bild von Rache – Bound to Vengeance offenbart in Naheinstellungen eine sehr gute Schärfe, lässt das blutige Gesicht von Phil plastisch erscheinen. Der Kontrastumfang ist gut genug, um auch während der dunklen Szenen ausreichend Details zuzulassen und sie nicht versumpfen zu lassen. Auch akustisch weiß Rache zu gefallen, denn die Filmmusik gelangt mitunter sehr atmosphärisch und weiträumig ans Ohr. Türen gehen quietschend auf und Schüsse verhallen authentisch. Ebenfalls hervorragend gelangen die Dialoge der sehr gut gelungenen Synchronisation zum Betrachter. Das hat man bei ähnlichen Genrebeiträgen auch schon anderes gehört. Während des Filmscores gibt’s mitunter sogar ein paar dynamische Momente.

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von Rache – Bound to Vengeance finden sich nur Trailer und Programmtipps.

Fazit

Rache – Bound to Vengeance ist eine ersehnte Frischzellenkur fürs Rape-&-Revenge-Subgenre. Viel spannender, atmosphärischer und darstellerisch gelungener kann man einen solchen Film wohl nicht inszenieren. Dass diejenigen, die in solchen Filmen vor allem blut- und gewalttriefende Sadismuswerke suchen, hier besser nicht zugreifen, ist ebenfalls ein Gütesiegel für Craviotos Beitrag.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 75%
Tonqualität (dt. Fassung): 70%
Tonqualität (Originalversion): 70%
Bonusmaterial: 10%
Film: 75%

Anbieter: Tiberius Film
Land/Jahr: USA 2015
Regie: José Manuel Cravioto
Darsteller: Tina Ivlev, Richard Tyson, Bianca Malinowski, Kristoffer Kjornes, Dustin Quick, Stephanie Charles
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 80
Codec: AVC
FSK: 18 (ungeschnitten)

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