Ravage – einer nach dem anderen

Blu-ray Review

Tiberius Film, 04.03 2021

OT: Swing Low

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Allein auf weiter Flur

Wartet da eventuell ein kleines Genre-Highlight auf den geneigten Horrorfan?

Inhalt

Wildlife Fotografin Harper hat schon viele Preise für ihre Tierfotografien erhalten. Sogar zwei als ausgestorben geltende Arten sind ihr vor die Linse gekommen. Als sie in Watchatoomy Valley unterwegs ist, um auf Rotwild-„Jagd“ zu gehen, bemerkt sie plötzlich Schreie. Als sie sich an die Quelle wagt, traut sie ihren Augen kaum. Ein paar üble Typen haben einen Mann mit einem Strick an einem Baum gefesselt und foltern ihn. Eigentlich will Harper direkt wieder vom Ort des Geschehens flüchten, doch ihre Kamera erinnert sie daran, geistesgegenwärtig ein paar Fotos von der Szene zu machen. Es gelingt ihr sogar, unbemerkt vom Tatort zu fliehen. Ihr Weg führt sie zurück in die Stadt, um dort bei der Polizei eine Anzeige zu erstatten. Dumm, dass der Polizist mit den Tätern unter einer Decke zu stecken scheint, denn als Harper sich ins Auto zurück setzt, wird sie plötzlich von einem großen Truck abgeschleppt und zu einem entlegenen Ort gebracht. Dort kümmern sich dann die Folterer aus dem Wald um sie. Oder versuchen es. Denn erneut kann Harper ihnen entkommen und schlägt sich in die Wildnis. Dort kann sie dann zeigen, dass sie nicht so wehrlos ist wie vermutet …

Klingt wie ein Standard-Horror-Genrebeitrag? Stimmt. Hat aber durchaus mehr Beachtung verdient!
Es beginnt im besten 70er-Jahre-Horror-Trash-Stil. Schon die Schriftart im Vorspann wirkt, als hätte man einen alten Videotheken-Knaller aus dem Keller geholt. Dazu mischt sich der sägende und polternde Soundtrack, der weit entfernt ist von modernen Kompositionen. Auch die Intro-Sequenz, in der unserer Protagonistin ziemlich übel mitgespielt wird, erinnert an die brutaleren Horrorfilme der 70er Jahre. Und da es sich ganz offensichtlich um einen Revenge-Film handelt, ist (trotz fehlender „Rape“-Thematik) natürlich schnell eine Nähe zum 78er Ich spucke auf dein Grab hergestellt. Doch nicht alleine die Mutter des R&R-Horrorfilms wird zitiert. Auch an atmosphärische Klassiker wie Beim Sterben ist jeder der Erste wird man erinnert, während irgendwo auch eine Prise Wolf Creek wartet. Klar, dass die Taten hier mal wieder irgendwo in den entlegenen Gegenden der USA verübt werden und die Täter dem typischen Redneck-Klischee entsprechen.
Doch ganz so einfach macht es Regisseur Teddy Grennan den Zuschauern dann doch nicht. Denn während sich die Story an sich in bekannten Genrepfaden bewegt, gelingen im und seinem Kameramann Christopher Walters immer wieder intensive Aufnahmen in der Natur oder von den Gewalttaten an sich. Dabei zoomt er oft aus der Entfernung oder geht in sehr dichte Close-ups, was die schwülheiße Atmosphäre des Films noch unterstützt.

Glücklicherweise geizen sie dabei mit dem Blut- und Gore-Level und erzeugen den Horror aus Atmosphäre, Schauspiel und Filmmusik. Schön zu sehen, dass es eben nicht immer herumfliegende Eingeweide sein müssen, die Thrill erzeugen. Schnelle Schnitte und innovative Kamerawinkel reichen aus, um Gewaltakte unangenehm werden zu lassen. Denn das ist „Ravage“ vor allem: Unangenehm. Die erzeugte Stimmung ist von Beginn an außergewöhnlich. Und das, obwohl man weiß, dass die Hauptfigur das Ganze überleben wird. Denn Grennan schildert seinen Film rückblickend. Wir sehen, wie eine vollkommen bandagierte Harper im Krankenhaus liegt und von einem Polizisten zu den Geschehnissen befragt wird. Es ist also klar, dass sie ihren Häschern entkommen ist – einzig: Es glaubt ihr niemand die Geschichte. Auch der Cop ist skeptisch, hatte sie doch noch einen Kollegen angegriffen, bevor man sie ruhigstellen und ins Hospital bringen konnte.
Fortan versucht Harper, dem Polizisten genau zu schildern, was passiert ist und nimmt den Zuschauer auf diese Erinnerungsreise in die Hölle mit. Dass mit Harper eine Frau in der zentralen Rolle zu sehen ist, gehört zwar ebenfalls zum üblichen Genre-Kanon, wird aber von Annabelle Dexter-Jones mit viel Ausdruckskraft überzeugend dargeboten.

Der Zuschauer folgt ihr auf Schritt und Tritt – ob sie nun durch die Wildnis flüchtet oder langsam die Konfrontation mit ihren Peiniger sucht. Denn, so viel darf verraten werden: Harper wandelt sich vom ängstlichen Opfer zum resoluten Gegner, der dem Subgenre des Rachefilms entsprechend zurück schlägt. Und das durchaus überraschend und entgegen den üblichen Konventionen ähnlicher Filme. Schon ihr Aussteigen aus dem abgeschleppten Fahrzeug hält eine faustdicke Überraschung parat. Und wie sie sich aus ihren Fesseln befreit, hat so gar nichts von wehrloser und willfähriger Opferrolle. Geht es dann mit ihr auf die Flucht durch Wildnis und Wälder, gesellen sich die besagten Beim Sterben ist jeder der Erste-Elemente hinzu – zumal sich dort zeigt, wie wehrhafte Harper tatsächlich ist.
Hervorragend besetzt sind allerdings auch die Übeltäter – sowohl in ihrer optischen/physischen Präsenz als auch im Habitus. Der glatzköpfige jüngere Typ muss bspw. gar nicht viel sagen, um mit ein paar Gesten oder einem simplen Herumsitzen dafür zu sorgen, dass man ihn fürchten kann. Harper hat aber auch für ihn eine Überraschung parat. Wenn Ravage dann nach etwas über 50 Minuten noch einen prominenten Gaststar aus dem Hut zaubert, umweht den Film auch darstellerisch ein Hauch des 70er-Jahre-Kinos – auch wenn die Sequenz mit ihm etwas zu bemüht wirkt. Was am Ende ein wenige holprig wirkt, sind die teils abrupten Erzählbrüche innerhalb der Schilderungen. Da sieht man dann öfter mal nicht, warum etwas passiert wie es passiert. Beispielsweise gibt es keine Erklärung dafür, warum der Cop zu Beginn sofort misstrauisch ist und warum Harper sofort Reißaus nimmt. Außerdem ist das Ende ein wenig gewöhnungsbedürftig. Aber davon abgesehen sind Atmosphäre und Spannung durchweg auf (fürs Genre) hohem Niveau.

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Studio:
Format: Blu-ray
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Erscheinungstermin: Thu, 04 Mar 2021
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Bild- und Tonqualität

ie Blu-ray von Ravage beginnt erst einmal mit leichten Banding-Artefakten rund um die Corona der Sonne und die Blende in die zweite Szene des Films hinein. In der Folge gefällt vor allem die Bildruhe, die hier und da etwas gefiltert erscheint, aber nicht allzu soft wird. In Close-ups ist die Schärfe sogar recht gut und auch die sehr natürlich-erdigen Farben überzeugen. Dazu gibt’s verhältnismäßig sattes schwarz, das in den ganz dunklen Szenen aber besser durchzeichnet sein dürfte. Außerdem wuselt es zwischenzeitlich mal etwas stärker beim Betrachten des detailreichen Waldbodens. Etwas überkontrastiert und unnatürlich körnig wird es in den dunkleren und grünlicheren Momenten bei 42’53. Und leider gibt’s bei ein paar Zooms auch mal Treppenstufen.
Der DTS HD-Master-Sound konzentriert sich meist auf die Front und gut verständliche Dialoge. Selbst wenn es dann mal etwas actionreicher wird, übernehmen hauptsächlich die drei vorderen Speaker die Arbeit. Während der Rennereien und Fluchten durch den Wald werden die Surrounds dann aber doch mal aktiver und der kongeniale Score setzt ebenfalls Akzente. Wenn die Motorräder durchs Bild knattern gibt es auch mal ein wenig Dynamik, wobei man das auch schon drastischer hören durfte.

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Bonusmaterial

Das Bonusmaterial von Ravage enthält lediglich einige Programmtipps des Anbieters sowie die beiden Trailer zum Film. Making-ofs oder ähnliche Goodies fehlen.

Fazit

Ravage ragt ganz locker aus dem typischen Genre-Einerlei heraus. Mit starkem Schauspiel, eher untypischem Revenge-Verlauf, sehr stimmungsvoller Kameraarbeit und einem passenden Score ist das für Genrefans eine der besseren Optionen der letzten Monate.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 60%
Tonqualität (dt. Fassung): 70%
Tonqualität (Originalversion): 70%
Bonusmaterial: 10%
Film: 70%

Anbieter: Tiberius Film
Land/Jahr: USA 2019
Regie: Teddy Grennan
Darsteller: Bruce Dern, Annabelle Dexter-Jones, Robert Longstreet, Michael Weaver, Ross Partridge, Chris Pinkalla
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,39:1
Laufzeit: 84
Codec: AVC
FSK: 16

(Copyright der Cover und Szenenbilder liegt bei Anbieter Tiberius Film)
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Trailer zu Ravage

Ravage - Einer nach dem anderen - HD Trailer


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Die Grundlage für die Bild- und Tonbewertung von Blu-rays und Ultra-HD-Blu-rays bildet sich aus der jahrelangen Expertise im Bereich von Rezensionen zu DVDs, Blu-rays und Ultra-HD-Blu-rays sowie Tests im Bereich der Hardware von Unterhaltungselektronik-Komponenten. Gut zehn Jahre lang beschäftigte ich mich professionell mit den technischen Aspekten von Heimkino-Projektoren, Blu-ray-Playern und TVs als Redakteur für die Magazine HEIMKINO, HIFI TEST TV VIDEO, PLAYER oder BLU-RAY-WELT. Während dieser Zeit partizipierte ich an Lehrgängen zum Thema professioneller Bildkalibrierung mit Color Facts und erlangte ein Zertifikat in ISF-Kalibrierung. Wer mehr über meinen Werdegang lesen möchte, kann dies hier tun —> Klick.
Die technische Expertise ist aber lediglich eine Seite der Medaille. Um stets auf der Basis von aktuellem technischen Wiedergabegerät zu bleiben, wird das Testequipment regelmäßig auf dem aktuellen Stand gehalten – sowohl in puncto Hardware (also der Neuanschaffung von TV-Displays, Playern oder ähnlichem, wenn es der technische Fortschritt verlangt) als auch in puncto Firmware-Updates. Dazu werden die Tests stets im komplett verdunkelbaren, dedizierten Heimkino angefertigt. Den Aufbau des Heimkinos könnt ihr hier nachlesen —> Klick.

Dort findet ihr auch das aktuelle Referenz-Gerät für die Bewertung der Tonqualität, das aus folgenden Geräten besteht:

Das Referenz-Equipment fürs Bild findet ihr wiederum hier aufgelistet. Dort steht auch, wie die Bildgeräte auf Norm kalibriert wurden. Denn selbstverständlich finden die Bildbewertungen ausschließlich mit möglichst perfekt kalibriertem Gerät statt, um den Eindruck nicht durch falsche Farbtemperaturen, -intensitäten oder irrigerweise aktivierten Bild“verbesserern“ zu verfälschen.

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