Red Letter Day – Töte deine Nachbarn

Blu-ray Review

Tiberius Film, 05.03.2020

OT: Red Letter Day

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Waidmannsheil

Etwas günstigere, aber unterhaltsame Purge-Variante.

Inhalt

Melanie ist gerade mit ihren beiden quasi-erwachsenen Kids Maddy und Timothy in eine neue, ziemlich beschaulich-ruhige Gegend gezogen. Während Maddy schnell Anschluss (und einen älteren Freund) findet, tindert Melanie ein bisschen in irgendwelchen Apps rum. Dann liegen plötzlich drei rote Briefumschläge auf dem Küchentisch. Die Umschläge enthalten Postkarten, in denen die drei mit einer Aufforderung konfrontiert werden. Sie sollen eine bestimmte, ihnen zugeteilte Person aus der Nachbarschaft töten. Tun sie es nicht, tut es die ausgewählte Person in umgekehrter Richtung vielleicht zuerst. Während Timothy das Ganze als Scherz abtut, will Maddy nichts damit zu tun haben. Melanie indes ruft die Polizei – und die wiegelt ab, hält es für einen Streich. Also schaut Melanie bei ihrer „Kontrahentin“ Alice nach, die zufälligerweise ihre beste Freundin ist. Dort ist man sich dann einig, dass keiner dem anderen etwas zu Leide tun würde – jedenfalls solange, bis Alice‘ Mann Lewis dieses riesige Messer in Melanies Tasche findet. Kein Wunder, dass die sich daran anschließende Diskussion eskaliert …

Knackig beginnt er, dieser Red Letter Day. Da sammelt ein panischer Mann rote Briefumschläge aus den Postkästen der umgebenen Nachbarn und landet irgendwann vor der Haustür eines älteren Herrn. Erschreckt schaut er in den Lauf einer Schrotflinte – das Letzte, was er zu sehen bekommt.
Schon hier wird klar, dass sich dieser Tag des roten Briefumschlags nicht allzu ernst nimmt. Ein wenig im Fahrwasser von The Purge schwimmend, weiß Filmemacher Cameron Macgowan durchaus, wie man ein erstaunlich witziges Drehbuch schreibt, dessen Dialoge mal nicht unter aller Kanone und unfreiwillig komisch sind. Außerdem kennt er sich in der Pop- und Subkultur aus – wann hat man zuletzt schon mal einen Film gesehen, in dem die Nine Inch Nails namentlich genannt wurden?
Als Satire auf soziale Netzwerke und Matching-Plattformen geht Red Letter Day ziemlich sarkastisch zu Werke. Zwar wischt man hier keine Love-Interest-Profile nach links oder rechts, sondern bekommt ein Opfer aufgrund seiner Online-Aktivitäten zugeteilt, doch die Message sitzt.
Was nicht in allen Fällen sitzt, sind die Leistungen der Darsteller – zumal man hier auf den Original-Ton wechseln sollte. Die Synchro ist etwas ungelenk und nimmt etwas von der Spannung und der Panik.

Auch die Synchro kann aber nicht davon ablenken, dass der Film es nach 35 Minuten geschickt einstielt, wenn er die Situation aus dem Blauen heraus eskalieren lässt, um mit einer sehr ungewöhnlichen Integration eines Brathühnchens zu enden. Ab hier geht’s dann auch endlich rund. Denn trotz der kurz-knackigen Laufzeit von effektiv 72 Minuten (ohne Abspann) lässt sich Red Letter Day anfangs verhältnismäßig viel Zeit, bevor er wirklich zur Tat schreitet. Während in The Purge die Rolladen der Nachbarschaft schon lange runtergegangen wäre, diskutieren Melanie und ihre Kids immer noch, ob man die Briefe ernst nehmen soll oder nicht.
Die zweite Hälfte gerät dann aber umso unterhaltsamer und kurzweiliger – schön viel Kunstblut, offene Knochenbrüche und ungewöhnliche Waffen inklusive.
Im Verbund mit dem satirischen Tenor wirkt die Gewaltdarstellung aber nie unaushaltbar. Vielmehr setzt sie auf cartoonartig übertriebene Darstellung, was von der FSK wiederum entsprechend (niedrig) bewertet wurde (siehe Bonusmaterial). Wer sich dennoch die Frage stellt: Ja, Red Letter Day ist ungeschnitten.
Nach gut über einer Stunde (und in der Folge von ein paar kleineren Überraschungen) wird’s dann sogar mal für einen Moment richtig düster und grimmig – Darknet-Kommentare inklusive. Hier geht’s dann auch noch mal zünftig zur Sache, was durch die gelungenen praktischen Masken noch unterstützt wird. Außerdem darf die wirklich gut aufgelegte und den Film locker dominierende Dawn Van de Schoot noch einmal richtig vom Leder ziehen. Ihre Darstellung der Melanie ist das Salz in der Suppe des Films

Bild- und Tonqualität

Red Letter Day ist digital gefilmt und dementsprechend sehr laufruhig in den gut ausgeleuchteten Szenen. Die Auflösung ist gut, ohne das allerletzte Quäntchen an Detailtiefe zu erreichen. Die Kontrastierung liegt auf gutem Niveau, hin und wieder überstrahlen helle Bereiche ein wenig und auf Gesichtern wirkt das Ganze schon mal etwas steil. Dafür sind Farben sehr natürlich und wirken zu keiner Zeit ausgewaschen oder zu überbetont.
Akustisch liegt Red Letter Day zwar mit unkomprimierten dts-HD-Master-Spuren vor, allerdings wird deren unkomprimierter Datenstrom nur selten dynamisch genutzt. Es dominieren lange Zeit die Dialoge und ein verhältnismäßig günstig wirkender, von Synthesizern bestimmter Score. Im späteren Verlauf wird es dann ab und an mal etwas lauter und sogar der Subwoofer schaltet sich dann mal hinzu.

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial finden sich nur die Trailer zum Film sowie vier weitere Programmtipps. Dort liegt dann auch der Trailer zum Martyrs-Remake von 2015, den die FSK mit einer 18er Freigabe belegt hat. Nur aus diesem Grund trägt auch die Blu-ray von Red Letter Day (eigentlich ab 16 freigegeben) das FSK-18-Siegel.

Fazit

Man sieht Red Letter Day schon an, dass nicht allzu viel Geld zur Verfügung stand. Aus den vorhandenen Mitteln macht er aber das Beste, liefert sarkastischen Humor, praktische Masken und eine sehr gut aufgelegte Hauptdarstellerin. Da gibt’s wirklich Schwächeres im Genre.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 70%
Tonqualität (dt. Fassung): 60%
Tonqualität (Originalversion): 65%
Bonusmaterial: 10%
Film: 60%

Anbieter: Tiberius Film
Land/Jahr: Kanada 2019
Regie: Cameron Macgowan
Darsteller: Dawn Van de Schoot, Hailey Foss, Kaeleb Zain Gartner, Roger LeBlanc, Arielle Rombough, Michael Tan
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,39:1
Laufzeit: 76
Codec: AVC
FSK: 18

(Copyright der Cover und Szenenbilder liegt bei Anbieter Tiberius Film)

Trailer zu Red Letter Day

Red Letter Day - Töte deine Nachbarn / Offizieller Trailer / HD Deutsch

 

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2 Kommentare
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Christian

Film 6%? Da meinste wohl 60, oder?
Beste Grüße!
Christian