Redcon-1 – Army of the Dead

Blu-ray Review

Koch Media / OFDB Filmworks, 27.06.2019

OT: Redcon-1

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Ein neuer Krieg

Futter für den geneigten Freund von Zombie-Filmen.

Inhalt

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Das Virus hat zugeschlagen und macht vor Niemandem halt

„Jede Generation wird durch ihre Kriege definiert“ – was Major General Charles Smith zitiert, zeigt sich erneut, als der vom Golfkrieg und dem War on Terror geprägte Mann vom Ausbruch der Epidemie erzählt. Nun stehe die Menschheit einem Feind ohne Gewissen und Mitleid gegenüber. Denn seit einem Gefängnisaufstand in London ist ein Virus freigesetzt worden. James Rowan, der Patient Null, hatte es während der gewalttätigen Auseinandersetzungen in der Anstalt und bei seiner anschließenden Flucht verbreitet. Nun steht das entsprechende Gebiet unter Quarantäne und wird sich selbst überlassen. Dummerweise soll sich innerhalb dieser Zone der Wissenschaftler Dr. Julian Raynes aufhalten. Und der hat angeblich die einzige Lösung für eine mögliche Heilung. Smith sieht sich also gezwungen, ein taffes Team ausgebildeter Militärs in die Quarantänezone zu entsenden, um Raynes zu evakuieren. Doch das läuft dann doch nicht ganz so wie vorgehabt – zumal nur 72 Stunden Zeit bleiben, bevor das Gebiet dem Erdboden gleichgemacht wird …

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Captain Marcus Stanton führt die Soldaten an

Eine Mischung aus 28 Weeks Later und The Raid – okay. Das klingt vollmundig, was das Starburst Magazin in seinem Acht-Sterne-Review über Redcon-1 resümiert. Man darf also gespannt sein, was die (unter anderem) Produzenten von Big Ass Spider, The Man Who Killed Hitler and Then the Bigfoot oder Desperado hier zusammen gedengelt haben.
Zunächst einmal sei gesagt:
Wenn man sich die erste Actionszene aber kritisch anschaut, wäre da noch Potenzial nach oben gewesen. Während die Soldaten ziemlich dämlich in den vermeintlichen „Hinterhalt“ geraten und arg statisch agieren, nutzt Regisseur Chee Keong Cheung das Setting, um zu unglaublich heroischer Musik noch heroischere Kamera-Einstellungen zu finden, in denen er die Damen und Herren Militärs (gerne in Zeitlupe und gerne von unten) filmt. Kombiniert mit teils unlogischen Kampfhandlungen und den eher aufgesetzt wirkenden Dialogen, bekommt man zwar rasante Action, aber zunächst keine echt wirkende Spannung.
Dennoch: Der oben beschriebene Mix aus 28 Weeks Later und The Raid ist erkennbar. Zum einen durch die apokalyptische Szenerie und zum anderen durch den teils effektvoll in Szene gesetzten Häuserkampf. Dass sich die virusbefallenen Untoten in Redcoon-1 teils intelligenter (oder aber mit mehr Erinnerungsvermögen innerhalb ihrer alten Verhaltensmuster) bewegen, sorgt für einige nette Gags und somit für etwas Abwechslung – George A. Romero (erklärter Freund des schleichenden Zombies) hätte es allerdings kaum gemocht.

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Subjekt der Begierde: Wissenschaftler Julian Rayes

Was Redcoon-1 mit zunehmender (und wahrlich nicht kurzer) Laufzeit verstärkt zu integrieren sucht, sind die zwischenmenschlichen Entwicklungen sowie die Bedeutung von „Familie“. Zum einen ist da die Gruppe der Soldaten, die kooperieren müssen, um zu überstehen. Zum anderen gibt es einige Überlebende, die nur durch einen familiären Zusammenhalt solange überstehen konnten. Des Weiteren erkundet Chee Keong Cheungs Film vor allem das Böse in uns Menschen. Denn nach dem knapp 30-minütigen Start werden die eigentlichen Zombies mehr und mehr zu Nebenfiguren. Die Tatsache, dass die Untoten ihre alten Verhaltensweisen beibehalten und ins Perverse verstärken, stellt die Frage nach dem schwarzen Fleck, der in uns allen wohnt. Ein Hauch von Purge-Flair kommt bisweilen auf, wenn man die Zombie“soldaten“ und ihre Taten beobachtet. Auch die Motive von Major Smith und die inneren Dynamiken zwischen den Soldaten selbst offenbaren mehrere Schichten.
Um in diesen Punkten jedoch vollauf zu überzeugen, hätte es besseres Personal gebraucht. Tatsächlich überzeugt bei den Soldaten-Darstellern nur einer wirklich – und der überlebt die 45. Minute nicht. Bezeichnend, dass die junge Jasmine Mitchell als Alicia ihre erwachsenen Kollegen an die Wand spielt.
Überzeugend sind auch die Gore-Effekte, sofern man welche zu Gesicht bekommt. Die meisten Gewaltaktionen finden außerhalb des Sichtbereichs der Kamera statt. Ab und an gibt’s aber mal Resultate der Angriffe oder Tötungen zu sehen – und das kann durchaus mit den bekannten Genreproduktionen mithalten.

Londons Wahrzeichen liegen im Quarantäne-Gebiet

Bild- und Tonqualität

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Major General Charles Smith hat persönliche Motive

Um den Terror der Zombies und die chaotischen Zustände zu visualisieren, nutzt Redcoon-1 teils starke Filterungen und Stilmittel. Von den überrissenen Kontrasten und Helligkeiten in den Rückblenden bis hin zu den teils heftigen Gelbfiltern über mal vorhandenes Korn und dann wieder sehr weiche Einstellungen reicht die Palette. Während der regulären und gut ausgeleuchteten Momente sieht das Geschehen durchaus hochwertig aus. Auch die Schärfe in Close-ups gefällt. Allerdings nur dort. Denn bereits in Halbtotalen lässt sie nach und teilweise setzt es sogar verschwommene Doppelkonturen.
Im Rahmen der Akustik liefert Redcoon-1 eine zwar bisweilen druckvolle Vorstellung (gerade während der Score-Momente und Schießereien), bleibt dabei aber relativ dumpf und vor allem ziemlich frontlastig. Die Surround-Speaker dürften durchweg besser einbezogen werden und an echtem Tiefbass mangelt es während der Explosionen ebenfalls etwas. Dialoge sind zwar gut verständlich, klingen bisweilen aber etwas topfig.

Bonusmaterial

Das Bonusmaterial von Redcoon-1 enthält lediglich die beiden Trailer zum Film.

Fazit

Redcoon-1 fügt dem Zombie-Thema nichts grundsätzlich Neues hinzu, gefällt aber mit einem atmosphärischen Setting, gut getimten Actionszenen und zahlreichen, sehr stimmigen Settings. Schade, dass der Film deutlich zu lang ist und darstellerisch Potenzial nach oben hat.
Schön allerdings die Schluss-Akte, in der Chee Keong Cheung dann doch zeigt, worauf es wirklich ankommt und was die Menschen am Ende auszeichnet. Da darf man dann auch übersehen, dass der Twist kurz zuvor vollkommen vorhersehbar bleibt.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 60%
Tonqualität (dt. Fassung): 65%
Tonqualität (Originalversion): 65%
Bonusmaterial: 5%
Film: 60%

Anbieter: OFDB Filmworks / Koch Media
Land/Jahr: USA 2018
Regie: Chee Keong Cheung
Darsteller: Oris Erhuero, Carlos Gallardo, Mark Strange, Katarina Leigh Waters, Martin Ford
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 118
Codec: AVC
FSK: 18 (ungeschnitten)

(Copyright der Cover und Szenenbilder liegt bei Anbieter Koch Media)

Trailer zu Redcon-1

Redcon-1 (deutscher Trailer)

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2 Kommentare
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Simon

Was ist denn ein „geneigter Film“? 😉 😉

Danke für deine tollen Reviews! Immer wieder eine Freude, sie zu lesen und ein meiner ersten Seiten morgens.