Referenz-Setup

So testet blu-ray-rezensionen.net
die Bildqualität

9 - Pre Calibration
Zur Kalibrierung der visuellen Kette wurde das Programm CalMAN von SpectraCal verwendet. (Copyright Bild: SpectraCal)

 


Referenz-Geräte

Übernimmt die Wiedergabe von BD- und UHD-Inhalten in SD, HDR10 und Dolby Vision: Der LG OLED55CX9LA (Copyright Bild: LG Consumer Electronics Deutschland)

Um die Rezensionen der Blu-rays und natürlich vor allem der 4K-Disks/UHDs (sowohl bei HDR10, HDR10+ als auch bei Dolby Vision) mit möglichst repräsentativer und hochwertiger Hardware vorzunehmen, kommt bei den Reviews für den Bildbereich eine Kombination aus zwei unterschiedlichen UHD-Playern zwei unterschiedlichen OLED-TVs sowie einem 4K-Shift-Projektor von Epson zum Einsatz.
Aus folgenden Geräten besteht derzeit die visuelle Wiedergabe-Kette:

Der Epson EH-TW9400 bildet die zweite Instanz bei den UHD-Tests. Und er übernimmt sehr oft den Filmgenuss, wenn dann nicht mehr getestet, sondern einfach Film geschaut wird (Copyright Bild: Epson)

Während der Kalibrierung der Geräte (siehe weiter unten) stellte sich heraus, dass der LG OLED sowohl bei SD-, HDR10- als auch Dolby-Vision-Signalen sehr sauber arbeitet und durch Autocal nahezu perfekt auf die Graustufen- und Farbpunkte zu bringen ist.
Ähnliches gilt für den Epson Beamer EH-TW9400, der ebenfalls als Referenzgerät eingesetzt wird. Mit dem TW9400 können die zuvor über den OLED geprüften Signale zum einen noch einmal über ein anderes Bilderzeugungs-System (LCD) gegen getestet werden und gleichzeitig bietet die Bildbreite von projizierten 2.7 Metern die Möglichkeit auch hier noch mal zu überprüfen, an welchen Stellen eine UHD ein Mehr an Details liefert. Denn auch, wenn es sich beim 9400er „nur“ um einen Shifter handelt, der die 4K-Darstellung über ein diagonales Verschieben der Pixel erreicht (native Auflösung ist 1920×1080), lassen sich Detail-Unterschiede zwischen BDs und UHDs durchaus erkennen. Und das eben auf deutlich größerer Bilddiagonale als beim LG OLED. Der Epson ist also die zweite – und damit die Kontrollinstanz bei den Tests.

Panasonic UB900 4
Der Panasonic UB900 sieht nicht nur hübsch aus, sondern spielt extrem saubere UHD-Signale zu – liegt hier auf absolutem Spitzenklasse-Niveau (Copyright Bild: Panasonic)

Die beiden UHD-Player befüttern den LG sowie den Panasonic TV und den Epson Beamer während der Tests mit den entsprechenden HDR10/HDR10+- und DV-Signalen – ohne an den Playern irgendwelche Korrekturen vorgenommen zu haben. Beide Abspielgeräte verhalten sich hier nach allen visuellen Tests vorbildlich neutral.
Für die Wiedergabe von regulären Blu-rays und UHDs in HDR10 wird der Panasonic DMP-UB900 verwendet – schlicht weil er den größeren Bedienkomfort hat und noch mehr Informationen über verwendete Codecs und Datenraten liefert als sein kleiner Bruder, der UB824. Letzterer kommt bei Dolby-Vision- und HDR10+-Inhalten zum Einsatz. Außerdem werden über ihn die HDR10-Metadaten ausgelesen, seitdem diese Funktion über ein Firmware-Update freigeschaltet wurde.
Selbstverständlich bleiben Bild-Verschlimmbesserer vollständig deaktiviert, um möglichst nahe am eigentlich Bildsignal zu bleiben, das die jeweilige Disk liefert.

Auf dem Weg zum perfekten Bild: Die Kalibrierung

Bild Kalibrierung LG OLED
Work in Progress: Einstellungsarbeiten am LG OLED TV mit modernstem Equipment

Aufgrund meiner gut 18-jährigen Erfahrung (unter anderem isf-zertifiziert) im Bereich der Kalibrierung von Displays und Beamern ist mir die Theorie und Praxis des Einstellens von möglichst exakten Werten für die Graustufen bei 6500 Kelvin sowie für die Position und Farbabweichungen der Primär- und Sekundärfarben bestens geläufig. Die Beurteilung von korrekten Farben, neutralen Grauwerten sowie der grundsätzlichen Bilddynamik mit all ihren Schwächen und möglichen digitalen Artefakten ist mir im Laufe der Kalibrierung und Bewertung von ~200 Beamern und zahlreichen TVs ins Blut übergegangen.
Dennoch sehen vier Augen mehr als zwei. Und, ganz nebenbei, verfüge ich nicht über die notwendige Mess-Technik. Um LG und Panasonic OLED sowie den Epson Beamer deshalb so normgerecht und „studiolike“ wie nur möglich zu kalibrieren, führt mich mein Weg stets zum geschätzten Kollegen Raphael Vogt, dessen fachliche Expertise deutschlandweit ihresgleichen sucht. Wer sich näher über Raphael und seine Dienstleistung im Bereich der Videokalibrierung informieren möchte, der wirft mal einen Blick auf seine Seite av-consultant.de.
Mit Raphael habe ich mir erneut gemeinsam einen Tag Zeit genommen, den aktuellen LG CX9 aufs Bestmögliche zu trimmen, was er in den folgenden Zeilen als Gastautor dieser Seite schildert. Raphael nahm auch die Kalibrierung des Panasonic OLED vor.

Raphael vogt
In den heiligen Hallen von Raphael Vogt wurde der LG OLED kalibriert (Foto: R. Vogt)

Für die Kalibrierung kam als Signalquelle ein aktueller (und nicht ganz günstiger) Murideo Seven (Generator) zum Einsatz (ISF & THX zertifiziert). Dieser kann alle Auflösungen mit bitgenau produzierten Testbildern zeigen und die passenden Metadaten für alle HDR-Formate und Variationen ausgeben. Als Mess-System verwende ich ein SpectraCal CalMAN Ultimate V5.9. Zum Messen kam ein Klein Instruments K-10A Tristimulis-Sensor zum Einsatz, der vor allem auch empfindlich genug ist, OLED-Displays nahe Schwarz zuverlässig zu erfassen. Seine Messempfindlichkeit liegt hier bei 0,00006Nit!
Um für den Referenzmonitor von blu-ray-rezensionen.net auch die Farben absolut perfekt zu erfassen, haben wir das K-10A zu Beginn mit einem Highend-Spektrometer individuell auf dieses Display profiliert. Dazu verwende ich ein Jeti SpectraVal 1501.
Dann konnte es losgehen. Gerade für die aktuellen LG-TVs ist die Autokalibrierungs-Funktion von CalMAN hervorragend geeignet. Der Vorteil der aktuellen Software-Kommunikation zwischen CalMAN und Display liegt darin begründet, dass die Abstufungen deutlich feiner gewählt werden können als über die möglichen Einstellungsparameter am manuellen Frontend des TVs. AutoCal kalibriert über die 3D-Lookup-Table mit Vectoranpassungen der Farben innerhalb des dreidimensionalen Farbraums – eine Möglichkeit, die im für den User einsehbaren Menü des TVs gar nicht vorhanden ist. Heraus kamen für SDR beispielsweise extrem niedrige Toleranzen von 0,9 Delta E bei Farbe und 0,4 Delta E bei der Grayscale.

Klein K10A
Mit dem hochsensiblen K10A von Klein Instruments wurde der OLED eingemessen. Seine Sensorik reicht hinunter bis zu unglaublichen 0.00006 cd/m² (Copyright Bild: Klein Instruments)

Die Kalibrierung geschah analog auch für HDR10 und Dolby Vision. Zwar lässt sich bei Dolby Vision durch die Dolby-Vorgaben nur wenig Veränderung vornehmen (hier wurde der Cinema Modus) gewählt, der am Ende bis auf eine leichte Grünsenke zwischen 50 und 70 IRE eine sehr genaue Kalibrierung zuließ.
HDR10 erwies sich zunächst als schwieriger, da der Cinema-Modus über CalMAN offenbar nicht richtig erkannt wurde und der TV während der Messung und Kalibrierung immer wieder in SDR wechselte.
Hier wurde letztlich der Filmmaker Modus gewählt, über den die AutoCal-Funktion wieder reibungslos funktionierte und zu einem sehr guten Ergebnis führte. Gerade in puncto Grayscale lässt der LG nun keine Wünsche mehr offen, wie man anhand der Messchriebe gut einsehen kann. Auch hier sind die Delta-E-Abweichungen so gering, dass sie im laufenden Bild nicht auffallen würden. Vor allem im Bereich der Mischhelligkeiten, die für den größten Anteil innerhalb der Filmwiedergabe sorgen (also alles zwischen 30 und 70 IRE), verhält sich der CX9 vorbildlich neutral und liefert bei 10% Weiß nun eine (gegenüber dem Panasonic) deutlich gesteigerte Helligkeit von 630 Nit. Auch die Farben sitzen bis auf geringste Abweichungen innerhalb ihrer gewünschten Parameter, was über den ColorChecker entsprechend ausgelesen wurde. Hierzu werden neben einer Grautreppe die in der Natur statistisch häufigsten Farben, somit auch jene, auf die unser Auge am sensibelsten reagiert (etwa Hauttöne) in ihren exakten Farbtönen und Tonwerten (Helligkeit im korrekt belichteten Bild) geprüft. Wenn im ColorChecker alles stimmt, sehen auch komplexe, natürliche Bilder top aus. Wie auf Timos Display.
(Text: Raphael Vogt. av-consultant.de // lowbeats.de)

Mess-/Kalibrierungs-Ergebnisse Blu-ray LG OLED

Neutraler und besser in den Farben geht’s kaum. Die Werte zeigen die Post-Calibration für SDR (also Standard Blu-ray-Wiedergabe)

 

Mess-/Kalibrierungs-Ergebnisse HDR10 LG OLED
HDR10 im Filmmaker Mode nach der Kalibrierung. Auch hier lässt sich kaum noch verbessern. Die Abweichungen der Grayscale liegen im 1%-Bereich bei hohen Helligkeiten – fürs Auge dort kaum wahrnehmbar

Mess-/Kalibrierungs-Ergebnisse Dolby Vision LG OLED

Die Nach-Kalibrierungswerte von Dolby Vision zeigen eine kleine Senke von ca. 2% im Grün bei mittleren Helligkeiten, sind ansonsten aber gewünscht neutral
Der bei Dolby Vision von Dolby „gesetzte“ Farbraum entspricht bis auf geringe Abweichungen im Gelb-/Orangebereich dem gewünschten Soll

Mess-/Kalibrierungs-Ergebnisse Epson EH-TW9400 SDR

Harmonisches Gamma ist viel entscheidender als ein exaktes Gamma. Die Linearität der Graphen ist bedeutend wichtiger als das möglicherweise nur unzureichend realisierbare Entlanghangeln an einem definierten Wert. Herausragend gut ist die Neutralität in der RGB-Balance (linkes Bild), die aus dem absoluten Schwarz bis zum 100IRE-Punkt mit geringsten Abweichungen im Rahmen von +/- 1 Prozent verläuft. Ebenfalls herausragend ist die Treffsicherheit bei den Farben – unabhängig von ihrer Intensität (rechtes Bild).

Mess-/Kalibrierungs-Ergebnisse Epson EH-TW9400 HDR10

Während die Farbrelationen (RGB Balance) an sich weiterhin perfekt ist (alle drei Farben liegen praktisch deckungsgleich übereinander), wurde für die HDR-Wiedergabe die Helligkeit der Spitzlichter bedämpft, bzw. in den unteren Helligkeiten gepusht. Im Rahmen dessen hebt man die Kurve bis 50 IRE (100 Nits-Punkt) proportional etwas an, um bei den relevanten Inhalten ein dynamisches Bild zu erhalten und den Projektor (im Rahmen dessen, was er kann) auszureizen, ohne aber das Auge zu blenden. Bei etwa 75IRE (1000 Nits) lässt man ihn dann ins Clipping laufen.

Fazit

Das Referenz Set-up zeigt sich nach der Kalibrierung mit bestmöglichen Werten für Consumer-Geräte. Die Voraussetzungen für die möglichst neutrale Bewertung der Bildqualität von Blu-rays und UHDs (in HDR10, HDR10+ und Dolby Vision) sind damit gegeben und repräsentieren vor allem sehr gut, was sich an Technologie bei den Verbrauchern in Wohnzimmern und Heimkinos wiederfindet.
Mein Dank geht an Raphael Vogt, dessen Expertise und Gerätschaften ich nur jedem ans Herz legen kann, der seine Wiedergabe-Kette möglichst genau eingemessen haben möchte.
Timo Wolters/Raphael Vogt


(Copyright der Produktbilder liegen bei Epson Europe, LG Consumer Electronics Deutschland, Panasonic, Audioquest, Klein Instruments und SpectraCal)
(Die Rechte für die Screenshots der Kalibrierung liegen bei Raphael Vogt)