Relic – Dunkles Vermächtnis

Blu-ray Review

Leonine Distribution, 30.10.2020

OT: Relic

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Hinter den Wänden

Wohliger und atmosphärischer Oldschool-Grusler aus Australien.

Inhalt

Was ist mit Edna während ihrer Abwesenheit passiert?

Kays Mutter ist verschwunden. Seit Tagen hat sie keiner mehr gesehen. Niemand. Wie vom Erdboden verschluckt. Als Kay den Anruf von der Polizei bekommt, sie solle doch mal nachsehen, ob ihre Mutter noch da ist, ahnt sie jedoch nicht, was auf sie warten wird. Gemeinsam mit ihrer Tochter Sam fährt sie zu dem alten großen Haus und befürchtet, ihre Mutter tot vorzufinden. Doch das Haus ist leer. Das Bett sieht aus wie frisch gemacht. Was Kay jedoch vorfindet, sind vor allem Hinweise darauf, dass ihre Mutter verstärkt an Demenz litt. Zettel sind überall im Haus verteilt, auf denen steht, was man zu welchem Zeitpunkt tun solle. Dass Kay vor ein paar Wochen einen Anruf von ihrer Mutter bekam, indem diese berichtete, jemand anderes wäre im Haus gewesen, tut sie deshalb als Spinnerei und Demenzanfall ab. Dann jedoch mehren sich mysteriöse Vorfälle im Haus. In den Wänden beginnt es zu klopfen und Kay hat mysteriöse Träume von dem alten Schuppen, der einst auf dem Grundstück stand. Sie sieht ihren Vater, der gruselig entstellt wirkt. Dann jedoch taucht ihre Mutter genauso plötzlich wieder auf, wie sie verschwunden war. Doch sie scheint nicht mehr dieselbe. Irgendetwas ist anders. Und ein seltsames Mal auf ihrer Brust scheint sich langsam auszubreiten. Was ist während ihrer Abwesenheit mit ihr passiert?

Auch Enkelin Sam sucht nach Edna

Verdammte Axt. Es hat lange gedauert, bevor man sich mal wieder bei einem Film so richtig gruseln konnte. Bis jetzt. Der australische Film von Natalie Erika James, die hier ihr Langfilmdebüt gibt, nimmt den Zuschauer von Anfang an gefangen. Selbst wenn das Erzähltempo nicht sonderlich hoch ist, fängt der Film die Geschichte durch die stets extrem atmosphärische Kameraarbeit und die entsprechend stimmigen Bilder auf . Schon in der Intro-Szene wird klar, dass der junge Kameramann Charlie Sarroff in seinem erst zweiten abendfüllenden Film verstanden hat, wie man für Spannung sorgt. Mal filmt er aus der Froschperspektive und nimmt nur die Füße der Protagonistin auf, was für sich genommen außergewöhnlich genug ist, um Grusel zu erzeugen. Ein anderes Mal beobachtet seine Kamera das Geschehen aus der Entfernung und dann wiederum nutzt er Positionen, in denen die Kamera von unten nach schräg oben filmt. All das mischt er zu einem perfekten Ganzen zusammen, dass den Film aus dem Gruseleinerlei schon rein optisch deutlich herausragen lässt. Relic ist aber nicht nur ein oldschool Gruselfilm, sondern auch einer, der von sich entfremdenden Generationen erzählt; von der Vereinsamung der Menschen und von dem schwierigen Thema Demenz. Jene Alterskrankheit, die nicht nur den betroffenen Personen, sondern vor allem auch den Angehörigen alles abverlangt. Natalie James beobachtet hier genau und lässt vor allem die junge Sam spüren, wie heimtückisch die Krankheit zuschlagen und ein Wechselbad der Gefühle auslösen kann. Sie zeigt, was es mit den Menschen am Ende macht, wie sehr sie sich verändern und zum Monster werden (können). Bis zum (sicherlich für einige Zuschauer gewöhnungsbedürftigen) Schlussbild ist der Film eine Metapher auf dieses Thema und diese Problematik.

Edna reagiert zunehmend aggressiv

Das Motiv „Familie“ und Entfremdung kommt durchweg auf den Tisch. So muss Kay vor dem Polizisten zugeben, dass sie nicht weiß, wann sie das letzte Mal mit ihrer Mutter gesprochen hat. Irgendetwas (oder vielleicht nur die Zeit) hat dazu geführt, dass jeder sein eigenes Leben lebte. Mit nur bedingtem Interesse am jeweils anderen. Gleichzeitig scheint der Kontakt zu ihrer Tochter ebenfalls nicht (mehr) regelmäßig zu sein. So weiß sie beispielsweise nicht, dass diese ihr Studium aktuell abgebrochen hat und wieder in einer Bar arbeitet. Auch hier sind zwei jüngere Generationen den Weg nicht mehr gemeinsam gegangen, sondern haben sich entzweit. Wie viel davon Individualität, wie viel wiederum Desinteresse ist …? Ein Film also, der auch als Plädoyer für das Verständnis und das Kümmern um die Familie handelt und dessen moralisches Gewissen durch Enkelin Sam porträtiert wird. Sie ist vielleicht die noch jungfräuliche, wenig(er) abgeklärte bis Desillusionierte und könnte die Bindung zwischen den drei Generationen vielleicht wieder herstellen. Aber wieder zurück zum Grusel: Relic wird jenen, die auf möglichst viele Jumpscares hoffen oder Blut sehen wollen, nicht gefallen. Das will er auch gar nicht. Relic bezieht seinen Horror aus Andeutungen, mysteriösen Vorfällen, der Atmosphäre in dem großen Haus und der Frage nach dem, was Grandma Edna so verstört. Da das Darstellertrio ausnahmslos hervorragend spielt und die sich entwickelnden Emotionen glaubwürdig rüber bringt, bleibt man durchweg gefesselt – wenn man sich eben auf das beschauliche Tempo einlassen kann. Diejenigen, die das umarmen, dürfen einen der stimmungsvollsten und schaurigsten Gruselfilme der letzten Monate erwarten.

Preis: 4,99 €
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Studio:
Format: Blu-ray
Spieldauer:
Erscheinungstermin: Fri, 30 Oct 2020
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Bild- und Tonqualität

Edna entdeckt seltsame Flecken auf ihrer Haut

Relic hat ein durchweg recht dunkles Bild. Das fördert zwar die Atmosphäre, lässt Details aber schon mal etwas im Dunklen absaufen. Während der anfänglichen Lichtaufblendungen und später beim Einsatz von Taschenlampen lassen sich hin und wieder auch Banding-Probleme erkennen. Auf der Habenseite steht ein sehr ruhiges und rauscharmes Bild, das allerdings hin und wieder den Einsatz einer Nachschärfung erkennbar werden lässt. Close-ups sind knackig (auch durch die leichte Nachschärfung), während Halbtotale nicht mehr ganz so detailreich wirken. Farben bleiben etwas dezenter, was aber dem Look des Films entspricht.
Akustisch setzt Relic auf zwei dts-HD-Master-Spuren fürs Deutsche und Englische. Ohne große Effekthascherei gehen diese betont atmosphärisch zu Werke. Zudem ist die Surroundaktivitität bisweilen wirklich grandios. Wenn Kay ihren Traum von der Hütte hat, knarzt die Tür beispielsweise bedächtig auf. In der Folge ist dann lautes Fliegensummen zu hören, was nicht nur Insektophobikern einen Schauer über den Rücken jagt. Auch das Knacken bei 41’00 wandert rund um den Zuschauer herum, was wirklich gelungen und beeindruckend ist. Stimmen kommen dazu sehr präsent und gut verständlich aus dem Center, während der Score selbst immer subtil und unterschwellig bleibt. Er ist zwar fast stets präsent, aber immer nur mit tiefbassigem Grummeln, leichtem Quietschen oder sphärischen Keyboard-Klängen. Zum Film passt das perfekt und sorgt immer wieder für kurze Schauermomente, wenn die Sounds wie Nebel um den Zuschauer herum wabern.

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Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von Relic gibt’s neben einer unkommentierten B’Roll noch sechs Interviews mit den Darstellern sowie mit dem Kameramann, der Regisseurin und dem Produktionsdesigner. Dabei erzählt Natalie Erika James, dass die Inspiration für die Story (wen wundert’s) auf persönlichen Erfahrungen ihrer an Alzheimer erkrankten Großmutter und der damit einhergehenden Veränderungen im Verhältnis zu ihrer Mutter basiert.
Alle Extras sind leider ohne Untertitel.

Fazit

Wie sagt der Engländer so schön: „This thing scared the sh*t out of me!“
Tatsächlich bin ich empfänglich für gut gemachte Oldschool-Grusler mit atmosphärischen Bildern und schauriger Surroundkulisse. All das liefert Relic zur Genüge. Und in der Tat: Für 90 Minuten hatte ich eine Höllenangst. Mag sein, dass anderen das nicht so geht. Man muss sich auf das Thema einlassen können. Aber dann schleicht sich der Horror nach und nach ins Genick.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 70%
Tonqualität (dt. Fassung): 90%
Tonqualität (Originalversion): 90%
Bonusmaterial: 50%
Film: 85%

Anbieter: Leonine Distribution
Land/Jahr: AUS 2020
Regie: Natalie Erika James
Darsteller: Emily Mortimer, Robyn Nevin, Bella Heathcote, Chris Bunton, Steve Rogers, Robin Northover, Catherine Glavicic, John Browning
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 90
Codec: AVC
FSK: 16

(Copyright der Cover und Szenenbilder liegt bei Anbieter Leonine Distribution)
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Trailer zu Relic

RELIC Official Trailer (2020) Horror Movie


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Die Grundlage für die Bild- und Tonbewertung von Blu-rays und Ultra-HD-Blu-rays bildet sich aus der jahrelangen Expertise im Bereich von Rezensionen zu DVDs, Blu-rays und Ultra-HD-Blu-rays sowie Tests im Bereich der Hardware von Unterhaltungselektronik-Komponenten. Gut zehn Jahre lang beschäftigte ich mich professionell mit den technischen Aspekten von Heimkino-Projektoren, Blu-ray-Playern und TVs als Redakteur für die Magazine HEIMKINO, HIFI TEST TV VIDEO, PLAYER oder BLU-RAY-WELT. Während dieser Zeit partizipierte ich an Lehrgängen zum Thema professioneller Bildkalibrierung mit Color Facts und erlangte ein Zertifikat in ISF-Kalibrierung. Wer mehr über meinen Werdegang lesen möchte, kann dies hier tun —> Klick.
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Dort findet ihr auch das aktuelle Referenz-Gerät für die Bewertung der Tonqualität, das aus folgenden Geräten besteht:

Das Referenz-Equipment fürs Bild findet ihr wiederum hier aufgelistet. Dort steht auch, wie die Bildgeräte auf Norm kalibriert wurden. Denn selbstverständlich finden die Bildbewertungen ausschließlich mit möglichst perfekt kalibriertem Gerät statt, um den Eindruck nicht durch falsche Farbtemperaturen, -intensitäten oder irrigerweise aktivierten Bild“verbesserern“ zu verfälschen.

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2 Kommentare
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Dennis

Hast du da noch andere Filme, die dich mindestens genau so gut gegruselt haben?

Rüdiger Petersen

Steht bei Amazon Prime ohne Zusatzkosten zum Streamen bereit.