Resident Evil: Vendetta 4K UHD

Blu-ray Review

OT: Biohazard: Vendetta

Resident Evil Vendetta 4K UHD Blu-ray Review Cover
Sony Pictures, 03.08.2017
Resident Evil Vendetta Blu-ray Review Cover
Sony Pictures, 03.08.2017

Händler des Todes

Im dritten Animationsfilm des Resident-Evil-Franchise geht’s mächtig zur Sache.

Inhalt

Glenn Arias ist nicht nur ein skrupelloser Waffenhändler, sondern vor allem ein von Rache getriebener Fiesling. Seit seine Frau und Familie während der eigenen Hochzeit von einer Drohne getötet wurden, will er Vergeltung. Die findet er geplantermaßen, in dem er ein tödliches Virus auf New York loslässt, das Menschen in rasende Bestien verwandelt. Um dessen Verbreitung einzudämmen und Arias aufzuhalten, schickt die BSAA ihren besten Mann, Chris Redfield. Der holt sich wiederum Hilfe von Leon S. Kennedy, einem Agent der Regierung und der Bio-Professorin Rebecca Chambers, die einen Impfstoff gegen die Infektion testet. Mit vereinten Kräften müssen sich sich aber bald nicht nur Arias selbst stellen, sondern auch einer schrecklichen und übermenschlichen Kreatur, die unbesiegbar erscheint …

Was den Realverfilmungen mit Milla Jovovich in der Regel abgeht, holen die in Japan produzierten Animationsstreifen aus dem Resident-Evil-Kosmos meist ausgiebig nach. Auch Resident Evil: Vendetta macht in Sachen Gewalt- und Blutdarstellung da keine Ausnahme und hat sich den FSK-18-Sticker redlich verdient. Von direkten Kopfschüssen mit blutigem Ergebnis über blutige Wirbelsäulen-Torso-Zombies, die ihre Angriffe starten bis hin zum äußerst grafischen Ober-Monstrum Ariego darf das erwachsene Auge hier eine Fülle an visuellen Einfällen sehen und erleben, die einem Realfilm womöglich kürzende Schnitte eingebracht hätten. Apropos Schnitte: Wenn die Soldaten nach knapp 13 Minuten in aufgespannte Drähte laufen und sich scheibchenweise ins Jenseits begeben, kann man den Machern kaum vorwerfen, dass sie sich keine Ideen haben einfallen lassen. Dazu gefallen die Kampfszenen zwischen Aries und Chris ziemlich gut mit ihren rasanten und schnell geschnittenen Abfolgen. Der dritte Animations-Langfilm aus dem CGI-Universum des Franchise (nach Degeneration und Damnation) ist inhaltlich zwischen den Games Resident Evil 6 und Resident Evil 7: Biohazard platziert und bringt die Videospiel-Ästhetik ein weiteres Mal auf nahezu perfekte Art und Weise ins heimische Wohnzimmer.

Klar, die Story ist praktisch immer die gleiche und variiert auch hier nur bedingt, aber immerhin bemüht man sich mal, dem Bösewicht eine Motivation und ein Gesicht zu verpassen. In einer recht eindrücklichen Sequenz erklärt Arias der Biologin Rebecca, aus welchen Motiven heraus er handelt – und fast hat man Mitleid mit ihm. Ohnehin ist Arias einer der charismatischsten Bösewichte, die das Franchise im Film bisher zu bieten hatte.
Und überhaupt: Wen kümmert außerdem die Tiefe der Geschichte, wenn die dazugehörigen Videospiele auch nicht gerade philosophische Meisterwerke sind. Die Animationsfilme passen nahtlos in das Franchise und überzeugen schon alleine durch ihre Optik. Denn während die Bewegungen oft etwas staksig wirken, sind die Gesichter aller Figuren zum Teil sensationell animiert und angereichert mit einer Menge Details (48’48). Resident Evil: Vendetta hält sich nach einer rasanten Einführung und einer spannenden Szene in Chambers‘ Labor allerdings ein bisschen auf, um zur Sache zu kommen. Die 97 Minuten sind insgesamt ein klein wenig lang geraten. Gut, dass das vorzügliche Sound-Design über ein paar Längen hinweghilft – gerade im Falle der Dolby-Atmos-Spur (siehe unten). Und immerhin gibt es ja einen gut 15-minütigen und fulminanten Showdown, der nicht nur einen sensationell choreografierten Fight zwischen Chris und Arias, sondern dann auch noch das fiese Endgegner-Monstrum bereithält.

Bild- und Tonqualität BD

Von den animierten Resident-Evil-Filmen kennt man bereits den etwas soften und in Sachen Kontrastumfang leicht reduzierten Look. Gleiches gilt auch für Vendetta, der in dunklen Szenen nie richtig schwarz ist und dessen Rendering eher für weiche Gesichter und Objekte sorgt. Da die Animationen (von den phänomenalen Gesichtern mal abgesehen) ohnehin nicht perfekt, sondern immer dem Videogame-Charakter verpflichtet sind, passt das optisch aber ganz gut. Insgesamt hat die Blu-ray auch in den hellen Szenen ein etwas (zu) dunkles Bild, das noch dazu fast durchgängig einen leichten Grünstich aufweist. Ansonsten wirken Farben verhältnismäßig natürlich, wobei hier naturgemäß entlang einer Graupalette gearbeitet wird. Dafür stechen die bluttriefenden Szenen umso mehr heraus und der pulsierende Geschwürkörper von Ariego kommt ziemlich unappetitlich rüber. Eher ungewöhnlich sind die sichtbaren Unruhen auf Gesichtern und Objekten. Selektive Körnung in einem animierten Film ist nicht ganz das, was man erwartet (Leichensack 1’42, Gesichter 4’00, 70’45 usw.).
Beim Sound macht es Resident Evil: Vendetta (noch) besser als beim Bild. Die beiden dts-HD-Master-Spuren sind von Beginn an dermaßen räumlich, dynamisch und effektvoll, dass sich die hoch budgetierten Hollywood-Produktionen eine Scheibe davon abschneiden können. Egal, ob es Explosionen sind, rasche Schussabfolgen oder die wuchtige Filmmusik – der Ton ist stets auf Referenz-Niveau für Animationsfilme. Wenn die bösen Schergen dann nach einer Dreiviertelstunde die Minigun auspacken, sollten Besitzer eines potenten Heimkinos sich darüber im Klaren sein, dass sie besser ein freistehendes Haus haben. Ansonsten ist der Ärger mit den Nachbarn vorprogrammiert (45’30). Die werden spätestens nach 71 Minuten denken, neben an sei der Krieg ausgebrochen, wenn Chris und Leon sich eine Schneise durch die Horden von Untoten schießen und schnetzeln. Noch besser kann es nur noch der Atmos-Sound (siehe unten).

Bild- und Tonqualität UHD

Resident Evil: Vendetta ist zwar komplett am Rechner entstanden und damit volldigital, wurde nur in 2K gerendert. Ergo ist die 4K-Disk „nur“ hochgerechnet. Allerdings muss das ja nicht zwingend ein Schaden sein und man kann die höhere Auflösung durchaus erkennen – und wenn’s zunächst mal nur am stärker auffälligen Korn ersichtlich wird. Denn das sieht man hier in der Tat praktisch in der vierfachen Menge, weshalb es subjektiv durchaus stärker wuselt. Vendetta liefert aber vor allem natürlich auch einen erweiterten Farbraum im Rahmen von Rec.2020 sowie eine höhere Bilddynamik.
Als erstem Sony-Titel wurde Letztere sogar als Dolby-Vision-Variante für entsprechend kompatibles Equipment. Wer das nicht besitzt, profitiert allerdings auch, denn der offene HDR-10-Standard ist ebenfalls implementiert. An dieser Stelle sei gesagt, dass mein Test-Kino über keine Dolby-Vision-kompatible Kette verfügt und an dieser Stelle leider aufs falsche Pferd gesetzt hat. Deshalb ist eine Bewertung von Dolby Vision bis auf Weiteres leider nicht möglich.
In Sachen HDR 10 macht die UHD vieles besser und einiges nicht ganz so gut. So wird der erhöhte Kontrastumfang zwar mit helleren Spitzlichtern auf der einen Seite, aber auch mit dunkleren Elementen auf der anderen Seite erreicht. Das führt schon mal dazu, dass Details insgesamt ein wenig im Schwarz absaufen. Dennoch wirkt die UHD im direkten Vergleich griffiger, intensiver. Texturen kommen zudem deutlicher und dreidimensionaler zum Vorschein. Bei den Farben knallen die (wenigen) Sequenzen mit Rot- und Brauntönen stärker, was vor allem den finalen Szenen mit dem Endgegner zu Gute kommt (siehe Screenshots ganz unten). Hier spielt die Ultra HD mit dem erweiterten Farbraum ihr Potenzial voll aus.

Resident Evil Vendetta BD vs UHD Bildvergleich 1
Die Blu-ray links hinterlässt im direkten Vergleich den etwas flaueren Eindruck. Die Texturen auf den Wänden rechts und links im Vordergrund sind nicht so klar definiert. Insgesamt ist es deutlich heller und weniger knackig im Schwarz
Resident Evil Vendetta BD vs UHD Bildvergleich 2
Die UHD hält die höhere Bilddynamik bereit (hier mit statischem HDR 10), übertreibt es bisweilen aber ein wenig mit dem Abdunkeln. Zwar sind Spitzlichter nach wie vor hell(er), aber in den dunklen Bereichen saufen Details ein wenig ab

 

Ja, auch Resident Evil: Vendetta gehört zu den Sony-Pictures-Titeln, die eine internationale UHD-Disk erhalten haben – ergo findet sich hier kein deutscher 3D-Sound, sondern nur eine Atmos-Fassung im Originalton wieder. Das Ärgernis liegt dabei nicht alleine darin, dass der deutsche Zuschauer keinen Multi-Layer-Klang bekommt, sondern vor allem auch darin, dass man der UHD lediglich eine Dolby-Digital-Tonspur spendiert, während die technisch ältere Blu-ray immerhin einen dts-HD-Master-Sound fürs hiesige Publikum hat. Mittlerweile ist das leider der Standard beim Anbieter, weshalb man aber nicht müde werden sollte, dies zu kritisieren. Vielleicht, eines Tages, irgendwann in der fernen Zukunft hat auch Sony ein Einsehen mit dem deutschen Filmfan und liefert hierzulande auch einen deutschen Atmos- oder dtsX-Sound. Das Dolby-Digital-Pendant, so viel sei zur Ehrenrettung gesagt, klingt für eine datenkomprimierte Tonspur ganz vorzüglich. Im Rahmen anderer DD-Spuren liegen sowohl Dynamik als auch Feinzeichnung und Effektplatzierung ganz weit vorne. Das wird schon in der kurzen Schuss-Sequenz in der Leichenhalle deutlich und zieht sich komplett durch den Film.

Resident Evil Vendetta BD vs UHD Bildvergleich 3
Während der farbigeren Szenen wird der Unterschied zwischen BD und UHD deutlich(er). Die roten Geschwüre und das pulsierende Herz auf und in Ariegos Körper sind über die Blu-ray viel weniger prägnant und der dunkelblaue Himmel rechts wirkt neblig-trüb
Resident Evil Vendetta BD vs UHD Bildvergleich 4
Die Ultra-HD dunkelt zwar auch hier eine Spur zu sehr ab (erneut HDR 10), gefällt aber mit den viel kräftigeren Farben und dem wesentlich geringeren trüben Eindruck. Hier punktet die UHD insgesamt mit dem stimmigeren und plastischeren Bild

 

Gleichwohl: Die Atmos-Spur mit True-HD-Kern der Originalsprache von Vendetta kann’s noch besser. Und sie liefert nach zwei eher enttäuschenden Atmos-Kodierungen bei Life und Logan endlich wieder dedizierte und passende objektbasierte Sounds (Hubschrauber 2’03, Vögel im Urwald 4’30). Während der spannenden und rasanten Szenen werden die Heights immer wieder mit zahlreichen und wirklich treffenden Geräuschen befeuert und nicht nur dazu genutzt, mehr Wucht zu erzeugen. Im Zusammenspiel mit den extrem aktiven Surroundspeakern, von denen ständig irgendwelche Grunz- oder Atemgeräusche erklingen, gehört diese Atmos-Spur zu den aktivsten und effektvollsten bisher überhaupt. Sensationell, dass man auch die kleinen und feinen Geräusche nutzte, wie bspw. das Knistern einiger kokelnder Holzteilchen nach der Explosion. Hier hat man das Gefühl, die Glut aus der Luft über dem Kopf abgreifen zu können (11’02). Wechselt die Szenerie ins Labor von Rebecca Chambers wechseln klirrendes Glas von oben sowie unheimliche Geräusche, die Unheil verkünden sich ab und sorgen weiter für eine großartige 3D-Sound-Atmosphäre. Das Niveau hält der Sound im Prinzip bis zum Ende durch, wenngleich die individuellen Sounds im Mittelteil etwas spärlicher gesetzt werden.

Ähnlich ärgerlich wie der vernachlässigte deutsche Ton ist übrigens noch ein anderes Detail. Denn so gar nicht glücklich ist die Gestaltung der Menüs der Ultra-HD-Titel von Sony. Aufgebaut im neuartigen Internet-Blog-Stil lassen sich diese NICHT mehr interaktiv während des laufenden Films einblenden. Man muss (wie seinerzeit bei den DVDs) komplett raus aus dem Film, rein in die Menüs (was quälend lange dauert), um dort dann die Tonspur umzustellen. Einzige Alternative: Man geht über die Audio-Menü-Taste des Players, was aber schon mal eine entsprechende Anzahl an Klicks erfordert, wenn man von der an Position fünf liegenden deutschen Fassung auf die an eins gesetzte englische Spur wechseln möchte.

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von Resident Evil: Vendetta liegt zunächst mal ein Audiokommentar des Regisseur, des ausführenden Produzenten und des Autos vor. Und wer Japaner kennt, der weiß, dass das eine sehr amüsante Angelegenheit ist – alleine die kurze Vorstellungen der drei Filmemacher gerät zur Attacke auf die Lachgene. Dazu gibt es zwei Featurettes, die unter dem Titel „Von CGI zur Realität“ stehen und sich zum einen um die Realisierung der Kreaturen kümmern und zum anderen um die Gestaltung von Vendetta. Auf diese Weise erfahren wir, welche Tricks man anwendete, um die Figur des Ariego zu realisieren – vom Concept Design bis zum fertigen Film. Bei der Motion-Capture-Tour mit Dante Carver (einem Afroamerikaner, der in Japan als Schauspieler Fuß gefasst hat und hier als Motion-Capture-Performer unterwegs war) bekommt man für eine japanische Produktion erstaunlich intime (und alberne) Einblicke in die Arbeit der Crew. Obendrauf gibt’s noch zahlreiche Trailer und eine Standfoto-Galerie. Bei Letzterer hätte ein Lektorat vielleicht verhindert, dass es mit einem „Doppel-L“ geschrieben im Menü steht. Vielleicht ist dem zuständigen Texter beim Schauen des Films aber auch die Galle hochgekommen, wer weiß …

Fazit

Resident Evil: Vendetta ist zwischendurch schon mal etwas langatmig, entschädigt zum Ende hin aber mit einem absolut sehenswerten Showdown, der Fans des Franchise absolut befriedigen wird und sogar Nicht-Videogame-Filmfans unterhält. Dazu kommt ein sehr gutes Bild und ein phänomenaler Sound – egal, ob über die Blu-ray oder die UHD, die eine großartigen Atmos-Spur für Originalsprachen-Fans mitbringt.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität BD: 75%
Bildqualität UHD: 75%

Tonqualität BD (dt. Fassung): 90%
Tonqualität BD (Originalversion): 90%
Tonqualität UHD (dt. Fassung): 85% (im Rahmen einer DD-Wertung)
Tonqualität UHD (Originalversion): 95%

Bonusmaterial: 50%
Film: 65%

Anbieter: Sony Pictures
Land/Jahr: Japan 2017
Regie: Takanori Tsujimoto
Sprecher: Gronck uvm.
Tonformate BD: dts-HD-Master 5.1: de, en
Tonformate UHD: Dolby Atmos (True-HD-Kern): en // Dolby Digital 5.1: de
Bildformat: 1,78:1
Laufzeit: 97
Codec BD: AVC
Codec UHD: HEVC
Real 4K: Nein (2K DI)
FSK: 18 (ungeschnitten)

(Copyright der Cover, Szenenbilder und vergleichenden Screenshots liegt bei Anbieter: Sony Pictures)

Trailer zu Resident Evil: Vendetta

Resident Evil Vendetta - In Theaters One Night Only - June 19th 2017

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2 Kommentare
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Christian

Toller Test! Vielen dank dafür, da ich jetzt ebenfalls auf 4K umgestiegen bin, wollte ich mir eigentlich RE-Vendetta und Ghost in the Shell in UHD zulegen, alleine schon wegen HDR. Ist bei RE eigentlich bei der 4K/HDR Version auch dieser Grau schleier vorhanden? Das Bild wirkte so überhellt bei der normalen BD Version.