Respect – Ihre Stimme änderte alles

Blu-ray Review

Universal Pictures, 17.02.2022

OT: Respect

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Queen of Soul

Das Biopic schildert das Leben von Aretha Franklin, aber hat der Film auch Soul?

Inhalt

Aretha ist knapp zehn Jahre alt, als sie von ihrem Vater immer mal wieder zum Singen vor Freunden oder in der Kirche motiviert wird. Das kleine Mädchen hat eine Stimme, die sämtliche Menschen um sie herum auf die Knie fallen lässt. Auch ihre Mutter bestärkt sie darin, dieses Talent zu wertschätzen. Allerdings besucht sie Aretha nur unregelmäßig, nachdem sich die Eltern trennten. So muss sie zunächst mit ihren Geschwistern und dem Vater zurechtkommen, der sie streng und kontrollierend erzieht. Traumatisierend ist die Zeit nach dem frühen Tod der Mutter, der das kleine Mädchen wortwörtlich sprachlos zurücklässt. Zu singen beginnt sie erst wieder, nachdem ihr Vater sie in der Kirche dazu zwingt. Als Aretha 17 ist, fährt er sie nach New York, damit sie dort einem Produzenten von Columbia Records vorsingen kann. Der ist zwar begeistert, doch die in der Folge gemeinsam produzierten Platten werden alle nicht zu großen Erfolgen. Als Aretha dann den erneut auf den lokalen Musikproduzenten Ted White trifft, beginnt sie mit ihm eine Beziehung. Ted verschafft ihr einen Deal mit Atlantic Records und plötzlich ist der Erfolg da. Doch mit diesem kommen auch die Dämonen der Vergangenheit zurück …

Geboren am am 25. März 1942 als Tochter einer Klavierspielerin/Sängerin und eines Baptistenpredigers in Memphis. Memphis/Tennessee, Wiege des Rock’n’Roll, Heimat vom King, Elvis Presley. Memphis, Schauplatz der Ermordung von Martin Luther King, nachdem die Stadt bereits Ausgangspunkt des legendären 350 Kilometer langen Protestmarsches einiger afroamerikanischer Anführer nach Jackson/Mississippi gewesen war. Eine geschichtsträchtige Stadt – und das in vielerlei Hinsicht. Und sie ist untrennbar mit Aretha Franklin verbunden. Denn nicht nur kommt die große Dame des Soul von dort, hatte sie doch spätestens 1967 mit ihrem (hier titelgebenden) Song Respect einen Titel geschrieben, der schnell zur Hymne für die schwarze Bürgerrechtsbewegung wurde. Man bezeichnete das Stück gar als Manifest des schwarzen Befreiungskampfes (Quelle) – und das, wo er doch a) nicht von Franklin selbst geschrieben wurde und b) von Otis Redding (dem tatsächlichen Songschreiber) als gekränkte Wehklage eines Ehemannes gegenüber seiner Frau gedacht war. Also alles andere als ein Lied, das später sogar zu einer zweiten Hymne wurde – nämlich jener der Frauenbewegung. Freilich mit dem von Aretha geschickt umgeschriebenen Text. Der Rest ist Geschichte und die Nummer wird immer wieder in die Top-Listen der besten Songs aller Zeiten gewählt.

Jetzt ist es so: Es gibt so ein paar Musikstile, mit denen ich bedingt etwas anfangen kann. Volksmusik und Schlager gehören dazu, wenn man’s auf deutsche Herkunft bezieht. Im eher internationalen Musikbereich sind’s Jazz und Soul. Für beides sind meine Gehirnwindungen nur bedingt geeignet. Im Jazz wird’s mir oft zu frickelig und frei, sodass ich zwar sehr respektiere, wie famos dort musiziert wird – also rein technisch – es aber dennoch überhaupt nicht mag. Im Soul wird mir zu oft zu extrovertiert gesungen. Ich bin also quasi die  idealtypische Zielgruppe für ein Biopic über die Queen of Soul, Aretha Franklin … NICHT!
Aber da ist ja noch die Geschichte vom Schatten, über den man hin und wieder springen darf. Oder vielleicht sogar sollte. Hat ja damals auch bei Sarah Connor geklappt. Und immerhin gehört Franklin mit ihrem Think ja auch zum Inventar von Blues Brothers – und den kann man ja eigentlich nur lieben. Ein Biopic über die Soul-Ikone, die aus dem Gospel kam und eine Kirche vermutlich auch alleine und ohne jedes Mikrofon hätte beschallen können, war also eigentlich längst überfällig. Als Regisseurin fiel die Wahl auf Liesl Tommy. Die Südafrikanerin erfuhr Rassismus als Heranwachsende zu Genüge und war alleine von dieser Basis schon hervorragend geeignet, um in Respect Franklins Werdegang vom 10-jährigen Mädchen bis zu den Liveaufnahmen des Gospelalbums Amazing Grace zu inszenieren. Dass sie mit Musik eine Verbindung hat, bewies die bisher als Theater-Regisseurin bekannte Tommy bereits mit einer Inszenierung von Les Misérables.

Liesl Tommy beginnt Respect in Arethas Kindheit und arbeitet sich chronologisch vor. Der Film betont die Wichtigkeit der Selbstbestimmung (wie Re-Res Mutter in einer kurzen Szene eindringlich sagt) Arethas und ebenso die Bedeutung der Musik. „Lass nichts zwischen dich und deine Musik kommen … Musik kann einem das Leben retten“ sagt Arethas Klavierlehrer in einem Moment. Und es ist deutlich, dass die kleine Re-Re (wie sie von allen genannt wird) diese Zuflucht brauchen wird. Die Mutter stirbt in ihrer Abwesenheit und viel zu jung, der Vater ist streng und kommt mit der Störrigkeit seiner Tochter nicht zurecht und dass sie mit 12 zum ersten Mal Mutter wird, spart der Film zwar aus, nicht aber die Andeutung eines sexuellen Übergriffs durch einen älteren Jungen. Keine Leichte Kindheit und Jugend, aus der Aretha später – trotz der Musik, aber gerade wegen des Erfolgs – in den Alkohol flüchtet. Respect berührt die wichtigen Aspekte der Bürgerrechtsbewegung, zeigt Arethas Freundschaft zu Martin Luther King und betont die anfängliche Unsicherheit in Musikrichtungen, die nicht zu ihr passten. Auch das schwierige Verhältnis zum strengen und nicht selten ungerechten Vater wird porträtiert. Das sind dann schon mal unbequeme Momente, in denen Aretha vom weißen Musikproduzent der Columbia mehr Respekt (um beim Titel zu bleiben) gezollt wird als vom eigenen Herrn Papa. 20 Jahre umspannt der Film und endet letztlich dort, wo er (musikalisch) begann: beim Gospel. Franklin, die mit dem Kirchengesang begann, kehrte 1972 mit den Live-Aufnahmen zu ihrem Album „Amazing Grace“ genau dorthin wieder zurück. Sie hat das Trinken drangegeben, ihren Glauben wiedergefunden und ist zu den Wurzeln zurück gekehrt.

Darstellerisch gebührt Jennifer Hudson Respekt. Die Schauspielerin, die sich früh als Sängerin profilieren konnte (siebter Platz bei American Idol im Jahre 2004), hat sich lange am Klavier vorbereitet und singt sämtliche Songs selbst. Da sie im Laufe des Films durch eine ziemlich Tour de Force geht, hätte man durchaus damit rechnen können, dass ihr Name bei den jüngsten Oscarnominierungen fällt. Das tat er zwar nicht, macht aber ihr Schauspiel nicht schlechter. Respekt auch an die junge Skye Dakota Turner, die zu Beginn des Films vor gut zwei Dutzend Schauspielern einen Song souverän und wie selbstverständlich zum Besten gibt. Die Zwölfjährige spielte bereits eine andere Musiklegende in jungen Jahren: Tina Turner in der Broadway-Produktion: Tina: The Tina Turner Musical. Und diese Professionalität ist schon beeindruckend. Leider fehlt’s Respect (nicht zuletzt aufgrund seiner stattlichen Laufzeit) etwas das Tempo, das die Songs teils selbst ausmacht. Einiges wird ausgewalzt, anderes übergangen. Zwar kommt gut zur Geltung, dass Arethas Vater als kontrollsüchtiger Mann eben jene Kontrolle über seine Tochter zu verlieren drohte – ebenso die Tatsache, dass er ganz offenbar darunter leidet, seine Tochter nicht vor dem Missbrauch bewahrt zu haben. Doch eben jene äußerst prägenden und einschneidenden Erlebnisse, die Aretha Zeit ihres Lebens beeinflusst haben müssen, werden zu sehr angedeutet und letztlich nicht besprochen. Wie C. L. Franklin zu diesen Dingen stand, wird zu keiner Zeit thematisiert. Außerdem bricht Liesl Thomas nie aus der gängigen Struktur eines Music-Biopics aus. Und so ist Respect zwar toll gespielt und bebildert, aber durch die Bank vorhersehbar und nur selten wirklich richtig packend.

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(Stand von: 2024/11/14 3:53 pm - Details
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17 neu von 9,99 €3 gebraucht von 4,48 €
Studio:
Format: Blu-ray
Spieldauer:
Erscheinungstermin: Thu, 17 Feb 2022
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Bild- und Tonqualität

Warme Farben, eine äußerst ruhige Bilddarstellung und sehr angenehme Kontraste – das macht den Beginn von Respect aus. Von den Szenen in der Kirche nach gut zehn Minuten an hat das Bild dann eine sichtbare Körnung und ist zudem etwas grauer gehalten, was auch für die traurigen Momente nach etwas 15 Minuten gilt. Der Film selbst wurde hauptsächlich digital aufgenommen und per 4K-DI transferiert. Einige Szenen jedoch wurden bewusst auf 16-mm-Filmmaterial aufgezeichnet, was vor allem die nachgestellten Dokumentar-Segmente sowie die finale Aufnahme in der Kirche gilt, um dort den Look von schwarz-weißem Original zu replizieren. Grundsätzlich sind die anfänglichen Szenen von Arethas Kindheit farblich etwas entsättigt, was sich ändert, sobald Franklin zur erfolgreichen Künstlerin wird. Von da an werden die Farben kräftiger und satter. Die Körnung jedoch bleibt dauerhaft bestehen und auch ein gewisser gräulicher Kontrast weicht nicht vom Bild. Atmosphärisch passt das zu der verrauchten Zeit; zu den Studiosessions, in denen alle gequarzt haben und zu den Clubs, in denen man die Luft schneiden konnte. Die Kornstruktur bleibt allerdings durchweg homogen und wirkt nie artifiziell. Sie ist dennoch deutlich und wird nicht jedem gefallen. Die verwendeten Optiken sorgen zum Teil für einen gewissen Unschärfe, was in manchen Szenen absichtlich noch mal intensiviert wurde, um die kurzsichtige Sichtweise eines Alkoholikers zu bebildern, bei dem die Rändern nicht mehr im Fokus sind (Quelle).
Universal macht es mal wieder vor und liefert die Blu-ray mit Dolby Atmos für beide Sprachfassungen aus. Zwar mag Respect kein Actionfilm sein, aber es wird viel gesungen. Und entsprechend kann man Dolby Atmos für eine sehr breite und geräumige Bühne verwenden, was genauso gemacht wurde. Schon der erste Gospelgesang in der Kirche nach knapp zehn Minuten profitiert von einer wirklich tollen Räumlichkeit und Atmosphäre. Und wenn nach 77 Minuten R-E-S-P-E-C-T erstmals im Madison Square Garden live performt wird, gesellt sich der Tiefbass mit ordentlich Fundament hinzu. Das klingt wirklich nach einer warmen, fülligen und griffigen Performance. Da der Film grundsätzlich praktisch keinen Anlass für 3D-Sounds bietet, beschränkt er sich auf leichten Nachhall der Gesänge in der Kirche oder auch des Live-Auftritts zu Respect zur Mitte des Films.

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Bonusmaterial

Ein Making-of und vier weitere Featurettes liefert das Bonusmaterial von Respect. In „Aretha werden“. Das Making-of ist eher etwas kürzer geraten, hält aber ein paar interessante Aussagen der Macher parat. Die jeweiligen Featurettes laufen auch nicht viel länger. „Aretha werden“ kümmert sich vor allem um Jennifer Hudson, die von Aretha übrigens persönlich für ein geplantes Biopic ausgesucht und präferiert wurde. „Eine Legende einfangen“ geht wiederum näher auf Liesl Tommys Ansatz, den Film einzufangen, ein. „Aus Muscle Shoals“ beschreibt die entscheidende Wendung in Arethas Karriere: Die Aufnahmen in den gleichnamigen Studios. Herzig wird’s, wenn der echte Spooner auftaucht, der letztlich auch auf den Filmaufnahmen der Songs zu hören ist. „Das Design“ fasst dann noch mal zusammen, wie sich Tommy den Look des Films vorstellte.

Fazit

Respect vereint hervorragende Darsteller, tolles Set- und Kostümdesign und (für den Fan) klasse Musik. So richtig will der Funke aber dennoch nicht überspringen.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 70%

Tonqualität BD/UHD 2D-Soundebene (dt. Fassung): 80%
Tonqualität BD/UHD 3D-Soundebene Quantität (dt. Fassung): 10%
Tonqualität BD/UHD 3D-Soundebene Qualität (dt. Fassung): 60%

Tonqualität BD/UHD 2D-Soundebene (Originalversion): 80%
Tonqualität BD/UHD 3D-Soundebene Quantität (Originalversion): 10%
Tonqualität BD/UHD 3D-Soundebene Qualität (Originalversion): 60%

Bonusmaterial: 40%
Film: 65%

Anbieter: Universal Pictures
Land/Jahr: USA 2021
Regie: Liesl Tommy
Darsteller: Jennifer Hudson, Forest Whitaker, Audra McDonald, Saycon Sengbloh, Hailey Kilgore, Brenda Nicole Moorer
Tonformate: Dolby Atmos: de, en
Bildformat: 2,39:1
Laufzeit: 145
Codec: AVC
FSK: 12

(Copyright der Cover und Szenenbilder: © 2021 Metro-Goldwyn-Mayer Pictures Inc. All Rights Reserved)
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Trailer zu Respect

Respect - Trailer deutsch/german HD


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Peter Lober

Deine Ton-Bewertung finde ich bemerkenswert. Gerade die angesprochene Szene im Madison Square Garden fand ich total verhunzt: lediglich Hudsons Stimme war (über-) laut, während die Instrumente und die Backgroundsängerinnen fast untergingen.