Blu-ray Review
OT: Ride
5-Sterne-Fahrgast
Kleiner Genrefilm mit begrenztem Szenario und Cast – kann der Ritt durch die Nacht überzeugen?
Inhalt
„Aber Hallo!“ – James schaut nicht schlecht, als Jessica seine Dienste für ein Taxi-Share-Unternehmen anfordert. Immerhin ist die junge Dame ziemlich attraktiv. James, der eigentlich Schauspieler werden möchte, verdient sich so etwas dazu und freut sich natürlich, wenn hübsche Frauen in sein Auto steigen. Die beiden kommen ins Gespräch, lernen sich etwas kennen und so ist James durchaus betrübt, als er sie auf der Party absetzt, zu welcher Jessica wollte. Sein nächster Fahrgast ist Bruno. Der lockere Kerl verwickelt ihn in angeregte Gespräche über Shakespeare, Gott und die Welt. Als Bruno mal kurz aussteigt und kurz darauf völlig außer Atem wieder zurückkehrt, weiß James noch nicht, was er in der Zwischenzeit getan hat. Selbst das Blut an Brunos Shirt lässt James nicht stutzig werden. Zumal sein neuer Fahrgast James bald darin bestärkt, zur Party zu fahren, auf der er Jessica abgeladen hat, damit er vielleicht diese Nacht noch bei ihr landen kann. Und tatsächlich kann James sie dazu bewegen, als Trio im Taxi durch die Nacht zu rauschen. Dann jedoch offenbart Bruno sein wahres Gesicht – und das ist alles andere als freundlich …
Ride konzentriert und verdichtet sein Geschehen auf eine einzige Nacht und wenige Schauplätze. Außerdem gibt’s im Prinzip nur drei Schauspieler. Es wird viel geredet. Sehr viel. Während der Fahrten im Taxi dominieren die Dialoge und variieren zwischen belangloserem Small-Talk und unerheblichem Geflirte. Obwohl der Film von Langfilm-Debütant Jeremy Ungar nur knapp 75 Minuten läuft, nimmt er sich eine gute halbe Stunde Zeit, bevor er überhaupt mal Fahrt aufnimmt. Und das, wo man praktisch ständig im Auto unterwegs ist.
Als Zuschauer muss man sich auf die drei Hauptakteure konzentrieren, von denen James durchaus sympathisch rüberkommt und für den Identifikationsfaktor sorgt. Dass er ausgerechnet die zickige Jess toll findet, muss man zunächst hinnehmen. Immerhin verändert sie sich im Laufe der Spielzeit etwas. Bruno hingegen kommt von Beginn an unsympathisch rüber, weshalb man sich fragt, warum James überhaupt bei seinen Spielchen mitmacht. Ab der 45. Minute wandelt sich die Story dann aber ohnehin und Ride lebt von seiner Spannung und Dynamik innerhalb des Taxis. Will Brill (Unsane) erweist sich in der Rolle des Bruno dabei als angemessern psychopathischer Kerl. Eine tickende Zeitbombe, die jederzeit explodieren könnte. Was er allerdings bezweckt, welche Motive er für seine Taten hat oder wo er mit seinem Verhalten hin will – das bleibt vollkommen im Dunkeln. Dennoch hat der Film seine Momente. Wenn Bruno James dazu zwingt, einen Laden zu überfallen, ist das schon angemessen spannend. Allerdings hätte man aus der Situation noch mehr Dramatik und Panik generieren können. Immerhin verhalten sich James und Jess nachvollziehbar, was für ein oder zwei moderate Überraschungen im Verlaufe von Ride sorgt. Am Ende ist die knapp bemessene Laufzeit von 76 Minuten (inkl. Abspann) kurzweilig genug, um den Film im Vorbeigehen zu konsumieren – selbst wenn einen hier kein Genre-Meisterwerk erwartet. Ein kleines Meisterwerk hingegen ist der elektronische Score, der dem Film mehr als gerecht wird und auch einem No Turning Back gut gestanden hätte.
Bild- und Tonqualität
Stark stilisiert zeigt sich das Bild von Ride. Mit teils vehementer Körnung sowie ausgiebigem Lens-Flare dürften all jene verschreckt sein, die auf ein glattes und digitales Bild stehen. Teilweise ist das künstlich zugefügte Rauschen so krass, dass man kaum Details auf den Gesichtern im Dunklen ausmachen kann. Außerdem sorgt das verrauschte Bild für einen etwas schwächeren Kontrastumfang, weil alles irgendwie gräulich wirkt. Farben wie der blaugraue Anzug von James oder die dunkelbraune Lederjacke von Bruno sind zwar erkennbar, aber ohne große Strahlkraft. Wie gesagt: Das ist alles bewusstes Stilmittel und als solches durchaus gelungen umgesetzt. Aber schön oder technisch hochwertig sieht’s nicht aus.
Akustisch dominieren die Dialoge genauso wie sie es storybedingt tun. Sanftes Vorbeirauschen von anderen Fahrzeugen hört man gedämpft auch aus den Rears und die Musik, die James im Fahrzeug laufen lässt, verteilt sich ebenfalls ein wenig räumlich – allerdings mehr im Sinne von sanfter Fahrstuhl-Berieselung. Der Subwoofer hält sich zunächst gut über 30 Minuten lang bedeckt, bevor er überhaupt mal ins Geschehen eingreift. Das tut er dann, wenn die Musik langsam etwas dramatischer wird (34’00), um zu unterstützen, dass die Story nun langsam in Fahrt kommt.
Bonusmaterial
Im Bonusmaterial von Ride gibt es lediglich die Trailer zum Film sowie ein paar Programmtipps zu entdecken.
Fazit
Ride hat durchaus Potenzial, lässt aufgrund des unausgegorenen Drehbuchs aber viel auf der langen Strecke durch die Nacht liegen. Während die drei Schauspieler einen guten Job abliefern, fehlt’s dann doch durchweg ein bisschen an Spannung.
Timo Wolters
Bewertung
Bildqualität: 60%
Tonqualität (dt. Fassung): 65%
Tonqualität (Originalversion): 65%
Bonusmaterial: 10%
Film: 55%
Anbieter: Weltkino
Land/Jahr: USA 2018
Regie: Jeremy Ungar
Darsteller: Bella Thorne, Jessie T. Usher, Will Brill
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 1,78:1
Laufzeit: 76
Codec: AVC
FSK: 16
(Copyright der Cover und Szenenbilder liegt bei Anbieter: © Weltkino Filmverleih GmbH)