Robocop

Blu-ray Review

RoboCop 2014 Blu-ray Review Cover
STUDIOCANAL, 07.06.2014

OT: Robocop

 


Bewahrung der Seele

Im Remake von Paul Verhoevens Actionklassiker schlägt man ernstere Töne an.

Inhalt

Wir schreiben das Jahr 2028 – Amerika setzt überall im Ausland die Kampfdrohnen der Firma Omnicorp von Rüstungsmogul Raymond Sellars ein und sorgt so (angeblich) für Sicherheit und Ordnung – auch wenn hier und da mal ein Roboter wortwörtlich übers Ziel hinaus schießt. Daheim sorgt jedoch der Dreyfuss-Act dafür, dass Mechanoide nicht zum Einsatz kommen – zu groß sind die Vorbehalte der Bevölkerung vor der Automatisierung der Polizei, zu viel Angst herrscht vor der Emotionslosigkeit der Exekutive.
Währenddessen vermasselt der rechtschaffene Undercover-Cop Alex Murphy einen Einsatz, sein Partner wird schwer verletzt. Als die Täter auch auf Murphy einen Anschlag verüben, verbrennt dessen Körper so weitreichend, dass er kaum eine Überlebenschance hätte. Dergestalt ist er allerdings das perfekte Objekt für Sellars, der sich bereits eine Lösung für sein Dilemma des gewissenlosen Roboter-Beamten ausgedacht hat: Murphy, mit mechanoiden Ersatzteilen wieder zum Leben erweckt und mit High-Tech-Implantaten zum Übermensch geworden, ist nun als Roboter mit Gewissen das perfekte Verkaufsprodukt für Sellars. Als RoboCop sorgt er fortan für Recht und Ordnung auf den Straßen – bis die veranlasste emotionale Gleichschaltung versagt und Murphy für Omnicorp außer Kontrolle gerät …

Da ist es also: Das Remake des 80er-Jahre-Action-Kultfilms RoboCop. Und wie es bei Neuverfilmungen nun mal ist, gibt es beinharte Fans des Originals, die kein gutes Haar an Padhilas Version lassen. In der Tat gibt es Aspekte im Remake, die weniger gut gelungen sind, als es in der Urfassung der Fall gewesen ist. Exemplarisch sei hier die Gewaltdarstellung genannt, die in Verhoevens Film bewusst kontrovers und heftig ausgefallen war, um für den Zuschauer die emotionale Tour de Force des Protagonisten glaubhaft zu machen. Hier hält sich die 2014er Version vornehm zurück. Was in der Neufassung allerdings viel deutlicher zum Tragen kommt, ist die Herausarbeitung des Unterschieds Mensch vs. Maschine. Die emotionale Tragweite des Geschehens, die innere Zerissenheit der Hauptfigur – dieser Zwiespalt wird hier besser herausgearbeitet. Für den emotionalen Teilaspekt ist Gary Oldman in der Figur des „Prothesen-Doktors“ verantwortlich, der so etwas wie das Gewissen hinter der Kriegsmaschine ist. Überhaupt ist die Konzentration auf das Aufeinandertreffen von Technik und Familie hier besser gelungen, was vor allem daran liegt, dass man Murphy eine Familie und einen Sohn an die Hand gegeben hat. Die Schwierigkeit für Murphy, hier seine innere emotionale Unruhe unter Kontrolle zu halten, hätte indes noch stärker herausgearbeitet werden können, denn am Ende dominiert dann doch Action über Charaktertiefe.

Die Kampfmomente von RoboCop sind dann auch entsprechend virtuos inszeniert, erinnern im Stile häufig an PC-Spiele, was letztlich aber nur konsequent ist – immerhin hat man es hier mit einem Mechanoiden zu tun, der seine Analysen durch einen implantierten Computerchip vornimmt und mit einem HUD ausgestattet ist. An die Stelle der brutalen Sequenzen tritt übrigens ein zynischer Humor, der in Person von Michael Keaton (endlich mal wieder in einer größeren Rolle) zum Tragen kommt. Das ist aber auch schon die einzige Auflockerung des an sich ernsten Tons von RoboCop, der im Wust der Actionfilme schon alleine dadurch herausragt, dass ihm Seele wichtiger ist als stumpfes Geballer. Leider muss dieser Aspekt von einem Hauptdarsteller umgesetzt werden, der etwas blass bleibt und Peter Weller nicht das Wasser reichen kann.

Bild- und Tonqualität

Lupenrein, auch in Halbtotalen absolut scharf und mit einem hohen Kontrastumfang versehen überzeugt die Blu-ray von RoboCop auf ganzer Laufzeit mit einem hervorragenden Bild. Die Detailzeichnung in den technischen Bereichen des Labors ist klasse und sämtliche Einzelheiten am Roboter-Korpus von Murphy werden sichtbar. Im Dunkeln ist die Durchzeichnung gut, Schwarz färbt sich hin und wieder etwas bläulich ein, bleibt aber dennoch plastisch.
Die erste Kostprobe des knackig-dynamischen Tons von RobCopo bekommen wir bei der Patrouille der Mechanoiden in Teheran. Wuchtig setzen die Drohnen ihre Füße auf den Boden, räumlich und im Heimkino zirkulierend fliegen die Kampfflugzeuge durch den Raum und die abgefeuerten Gewehrsalven prasseln effektvoll durchs Wohnzimmer. Ein wenig mehr Bassdruck hätte noch das Quentchen zum herausragenden Sound gemacht. Wenn RoboCop dann zum Leben erwacht, ist der Raum vom Surren seiner Servos erfüllt und seine Schritte dringen dynamisch ins Heimkino. Vehement wird’s, als Alex das Exoskelett seines „Ausbilders“ unter Strom setzt (52’15).

Bonusmaterial

Die Extras von RoboCop sind etwas unübersichtlich gelistet. Insgesamt drei Bereiche warten mit unterschiedlichen Schwerpunkten auf. Im ersten finden sich drei Featurettes, der Trailer und ein Einblick in das „RoboCop Mobile Game“. Der zweite Bereich hält fünf geschnittene Szenen bereit und in der letzten Sektion finden wir Omnicorp-Produktankündigungen, die in ganz kurzen Snipets die Technologien des Konzerns erklären.
Kernstück des Bonusmaterials sind entsprechend die drei Featurettes „Die Illusion des freien Willens“, „Dein Freund und Helfer“ sowie „Der RoboCop-Anzug“, die insgesamt rund 30 Minuten  laufen und Einblicke in die Entstehung der Geschichte und in die Ausrüstung von RoboCop geben. Vor allem das Desing des Anzugs bekam viel Aufmerksamkeit – und zwar von zwei Designern, die sich tief vor dem Original von Verhoeven verbeugen, sogar verstehen können, wenn Fans des Originals ein Remake ablehnen.

Fazit

RoboCop ist sicher kein wegweisender Actionfilm, wie es seinerzeit Verhoevens Original war. Allerdings gelingt das Remake zeitgemäß, konzentriert sich stärker auf den Zwiespalt Mensch/Maschine und glänzt mit hochkarätiger Besetzung in den Nebenrollen.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 90%
Tonqualität (dt. Fassung): 90%
Tonqualität (Originalversion): 90%
Bonusmaterial: 50%
Film: 70%

Anbieter: STUDIOCANAL
Land/Jahr: USA 2014
Regie: José Padilha
Darsteller: Joel Kinnaman, Gary Oldman, Michael Keaton, Smauel L. Jackson, Abbie Cornish, Jay Baruchel
Tonformate: dts HD-Master 7.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 117
Codec: AVC
FSK: 12

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