Running Man – 4-Disk Mediabook

Blu-ray Review

Running-Man_Mediabook
Capelight Pictures, 14.12.2018

OT: The Running Man

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Brot und Spiele

Ein weiterer Schwarzenegger-Klassiker erscheint erstmalig auf frei erhältlicher Blu-ray.

Inhalt

Das Jahr 2017: Die Weltwirtschaft ist praktisch zusammen gebrochen und die wichtigsten Rohstoffe sind knapp. Es hat sich ein Polizeistaat entwickelt, der in verschiedene Militärzonen aufgeteilt ist. Um das Volk bei Laune zu halten, hat der Staat eine sadistische Reality-TV-Show namens „The Running Man“ eingesetzt. In dieser wird zur Freude der fanatischen Zuschauer Jagd auf menschliche Kandidaten gemacht. Top ausgebildete und mit Waffen ausgerüstete Kämpfer treffen dabei auf unbewaffnete und chancenlose Delinquenten. Auch Ben Richards ist unter den Kandidaten. Der Ex-Polizist hatte einen tödlichen Befehl nicht ausgeführt und war hernach für eben jenen Mord an Hunderten Zivilisten für schuldig befunden worden, den er eigentlich verweigerte. Dank einer Widerstandsgruppe kann er 18 Monate später aus der Haft fliehen, nur um kurze Zeit später von den Verantwortlichen der Gameshow gefangen und in den Ring geworfen zu werden. Dort muss er nun zeigen, was er drauf hat, um die Gladiatoren der Show zu besiegen und den Moderator als das zu entlarven, was er ist: ein zynischer Menschenfeind, der im Auftrag der Regierung über Leichen geht …

Wie so vielen anderen Schwarzenegger-Filmen der 80er, so erging es auch The Running Man seinerzeit: Kaum raus, schon auf dem Index.
Dass diese Entscheidung nicht aller Tage Abend ist, weiß, wer bereits die vom Index befreiten Predator, Terminator oder Total Recall in ungeschnittenen Fassungen daheim stehen hat. 2014 bereits hatte man den Menschenjagd-Thriller von der Indizierung befreit und den Weg für eine Neuveröffentlichung frei gemacht. Und wie so oft zuvor hat die nun neu geprüfte und ungeschnittene Version eine FSK-16-Freigabe erhalten. Man geht also auch hier mit der Zeit und den sich verändernden Sehgewohnheiten.
Nachdem diese ungeschnittene Fassung im Mai 2016 erstmals im deutschen TV zu sehen war, kündigte Anbieter Capelight Pictures (der schon zahlreiche andere Ex-Index-Filme aus der Versenkung holte) im August 2018 an, The Running Man erstmals eine absolut frei verkäufliche Blu-ray für den deutschen Verkauf zu spendieren.
Und hier ist sie nun. Vorliegend in gleich in drei limitierten Fassungen (eine nicht Stückzahl begrenzte Amaray-Version wird später folgen) gibt es von der Retro-VHS-Version über das Steelbook bis hin zum am umfassendsten ausgestatteten Mediabook alles, was das Herz begehrt. Was genau das Mediabook, das mir zur Verfügung stand, an Extras enthält, lest ihr unten im Bereich: „Bonusmaterial“.

Der Film selbst basiert (wie viele vielleicht, manche aber auch nicht wissen) auf einem Roman von Stephen King. Der hatte zwischen 1977 und 1984 erstmals unter dem Pseudonym Richard Bachmann geschrieben und insgesamt fünf Bücher veröffentlicht. Menschenjagd (Original: The Running Man) war eines von ihnen und diente Drehbuchautor Steven E. de Souza als Vorlage für The Running Man. In der Tat „nur“ als Vorlage. Denn die Story weicht in weiten Teilen doch sehr weit vom Roman ab und wurde stärker auf Schwarzenegger und dessen Status als kämpfender Muskelprotz zugeschnitten. Den in armen Verhältnissen lebenden und liebenden Vater einer kranken Tochter hätte man ihm 1987 vielleicht (noch) nicht so ganz abgenommen. Außerdem verlegte man den Schauplatz innerhalb der Grenzen einer Arena, während Richards in der Vorlage praktisch seinen Alltag weiterlebt.
Dennoch ist ein Thema im Film nach wie vor enthalten: Die Kritik an der Verrohung der Gesellschaft, die Offenlegung des Werteverfalls und der Gier nach Sensation des gleichgeschalteten Publikums. Formate wie Big Brother oder jene Sendungen, die an noch niedere Instinkte appellieren, gab es da noch nicht einmal. Insofern hatte Bachmanns Roman (der im Übrigen im deutschen TV-Film Das Millionenspiel einen frühen Ideengeber hatte) durchaus realistisch-visionäre Aspekte. Selbstredend überspitzt und gerade im ätzend-zynischen Humor des Moderators (genial: Richard Dawson) Damon Killian drastisch überhöht. Aber auf diese Weise funktionieren Medien- und Gesellschaftssatiren.

Gleichzeitig war The Running Man aber auch ein effektvoller Actionfilm mit drastischen Gewaltszenen – immerhin (wie oben beschrieben) so drastisch, dass die Freiwillige Selbstkontrolle das Geschehen so gar nicht spaßig fand. Menschen, die auf zynische Art gejagt werden und Köpfe, die durch Explosions-Manschetten zum Platzen gebracht werden – nicht gerade das, was man Ende der 80er dem hiesigen Publikum zumuten wollte. Umgesetzt wurde das letztlich von TV-Regisseur (und Starsky-Darsteller) Paul Michael Glaser. Der war der mittlerweile sechste Mann in der Rangfolge interessierter (und teils bereits involvierter) Filmemacher und musste das Zepter von Andrew Davis übernehmen, der kurz zuvor aus dem Projekt geflogen war, obwohl er schon einige Szenen abgeliefert hatte. Glaser musste sich nun in kürzester Zeit in die Dreharbeiten einfinden und trat einem Schwarzenegger gegenüber, der viel lieber weiter mit Davis gearbeitet hätte – nicht die besten Voraussetzungen für eine erfolgreiche Umsetzung.
Zwar merkt man dem Film das im Bezug auf den Look kaum an, wohl aber etwas im Tonfall und der etwas holprig umgesetzten Action.
Wenn Schwarzenegger im güldenen Spandex-Anzug gegen seine Opponenten vorgeht, die nicht weniger alberne Klamotten tragen, ist das aus heutiger Sicht schon mal etwas albern.
Natürlich wird das durch den recht hohen Gewaltfaktor konterkariert, der keinen Zweifel daran lässt, dass man es damals ernst meinte. Unter den Fans des Films haben am Ende ohnehin die Gladiatoren den größten Stand. Ob das Paradiesvögel sind wie der dicke Sanges-Brocken „Dynamo“ oder Buzzsaw, der mit einer ebenso langen wie tödlichen Kettensäge umherfuchtelt – ihre Auftritte im Film bringen das fiktive Publikum ebenso zum Rasen wie das vor dem heimischen Bildschirm.
Und die Blu-ray transportiert dieses „Guilty Pleasure“ nun in höchst achtbarer Qualität und in den limitierten Fassungen auch noch sehr hochwertig bestückt nach Hause – gut gemacht, Capelight!

Bild- und Tonqualität

The Running Man war zu seinem Produktions-Zeitpunkt mit 27 Mio. Dollar der teuerste Schwarzenegger-Film. Selbst der im gleichen Jahr produzierte Predator war mit 15 Mio. Dollar wesentlich günstiger. Größtenteils war dies sicherlich den aufwändigen Szenarien, Tricks und Kostümen sowie der wachsenden Gage von Schwarzenegger selbst geschuldetBei den Kameras reduzierte man sich auf eine Panaflex, die für sämtliche Aufnahmen zuständig war, während für Predator noch drei unterschiedliche Geräte verwendet wurden. Der auf 35mm Film aufgenommene Running Man kann seine analoge Herkunft sicher nicht verleugnen, doch für das Alter von mittlerweile 31 Jahren sieht das Bild gut aus. Sicherlich auch, weil die Bildkünstler von TLEfilms noch einmal Hand angelegt und das Bild von Verschmutzungen befreit sowie die Farben etwas korrigiert haben. Die hatten schon bei 187 – Eine tödliche Zahl oder den Re-Animator-Filmen mit Capelight zusammen gearbeitet und dort sehr gute Arbeit geleistet. Und so zeigt sich die Blu-ray mit einem praktisch Blitzer- und Schmutzpartikel freien Bild und kräftigen Farben. Natürlich sieht man die analoge Herkunft, sieht das Korn und leichte Unruhen in dunkleren Szenen. Doch insgesamt kann sich das durchaus sehen lassen. Vielleicht hätte die Schärfe in Halbtotalen noch etwas besser ausfallen können, doch das ist für das Alter des Materials Meckern auf hohem Niveau. Einziges Manko sind die etwas kontrastschwächeren Szenen in Außen-Arealen sowie sichtbare Überstrahlungen bei hellen Oberflächen.

Akustisch die gute Nachricht zuerst: Für die Video-Veröffentlichungen nach der damaligen Kinoauswertung hatte man Running Man eine neue Synchronisation verpasst – etwas, das den Fans bis heute sauer aufgestoßen war. Man kann Capelight also gar nicht genug dafür danken, dass sie die original Kino-Synchro wieder ausgegraben und auf die Blu-ray gepackt haben. Dazu wurde neben dem damaligen Stereo-Ton in unkomprimiertem PCM noch ein 5.1-Upmix in dts-HD-Master angefertigt, der durchaus Gefallen kann. Nicht nur ist Dannebergs Stimme sehr voluminös auf dem Center, sondern es gibt auch zahlreiche Situationen für die Surroundspeaker.
Neben dem anfänglichen Flug im Helikopter wird es richtig räumlich, wenn die „Spieler“ durch die Tunnels geschickt werden. Für einen über 30 Jahre alten Film hat man hier in Sachen Räumlichkeit und direktionaler Effekte eine ganze Menge an Sounds herausgeholt. Auch wenn die tonale Grundgestaltung in diesem Effektszenen etwas dumpfer klingt als bei aktuellen Produktionen, wird man hier sehr schön ins Geschehen gezogen. Etwas übertrieben hat man es mit dem Nachhall bei den Dialogen zwischen Moderator und Publikum während der Show. Um dem Filmstudio eine möglichst große Weite zu verpassen, hat man hier ein bisschen zu sehr an den Reglern gedreht. Auch das Klatschen der Menge und der Score klingen in solchen Momenten etwas spitzer/metallischer als über das englische 7.1-Pendant – zumal es etwas unter einem Phasing/Flanging-Effekt leidet. Überdies hat man nach etwas über 75 Minuten auch eine Doppelung eines Satzes, die da so nicht hingehört.
Wer’s am liebsten original möchte, der wechselt eh auf den Stereo-Ton, der zwar im typisch spitzen und hochfrequenzbetonten Sounddesign vorliegt, aber so eben auch seinerzeit zu hören war.

Bonusmaterial

Das limitierte Mediabook enthält insgesamt vier Disks. Von diesen liefert natürlich die erste den Film selbst. Überdies ist dort ein Audiokommentar von Regisseur Paul. M. Glaser und Produzent Tim Zinnemann untergebracht. Ein zweiter Kommentar kommt von Executive Producer Rob Cohen, der sich später als Regisseur (bspw. von The Fast and the Furious oder xXx) einen Namen gemacht hat. Beide Kommentare sind untertitelt – und verdammt interessant. So gibt Cohen bspw. preis, dass man zunächst den deutschen Filmemacher Carl Schenkel für dessen ersten US-Werk vorgesehen hatte, sich dann aber in beiderseitigem Einverständnis trennte, weil Schenkel wohl etwas Respekt vor der schieren Größe des Projekts gehabt hatte. Es sollten außerdem noch weitere Regisseure folgen, die am Ende ebenfalls nicht genommen wurden.
An einer Stelle allerdings verhaut sich Cohen gewaltig. Als er davon spricht, dass Schwarzenegger Andrew Davis als Regisseur ins Gespräch brachte, weil dieser so beeindruckt gewesen wäre, wie Davis Steven Seagal in Alarmstufe: Rot inszenierte, muss ihm die Erinnerung einen gehörigen Streich gespielt haben. Denn der gemeinsame Actioner von Seagal und Davis datiert aus dem Jahre 1992. Selbst Nico, die frühere Kooperation von Davis und Seagal, ist jüngeren Datums als Running Man. Wer das Booklet liest, weiß besser Bescheid. Schwarzenegger fand nämlich nicht den noch nicht gedrehten Alarmstufe: Rot so toll, sondern Cusack, der Schweigsame mit Chuck Norris, den Davis 1985 gedreht hatte.
Auf der ebenfalls enthaltenen zweiten Blu-ray finden sich dann mehrere Featurettes. „Lockdown on Main Street“ reflektiert die Bürgerrechts-Situation seit dem 11. September 2001 und „The Game Theory“ schlägt die Brücke von der 1988er Dystopie hin zum späteren Reality-TV. In „The Art of the Blockbuster“ bekommen wir ein 25-minütiges Gespräch mit Zeichner/Maler Renato Casaro, der eine Vielzahl an Filmplakaten anfertigte – unter anderem eben jene zu Running Man oder anderen Filmen Stallones und Schwarzeneggers.
„Running on Empty“ ist wiederum ein Interview mit Visual-Effects-Spezialist Robert Grasmere, der für Running Man die Videoeffekte realisiert hat. Weitere Interviews mit Drehbuchautor Steven E. de Souza oder Komponist Harold Faltermeyer folgen. Außerdem kommt in „Muscular Memories“ Susan Jeffords zu Wort, die Autorin analysiert ein bisschen die Muskelfilme der 80er.
Ebenfalls enthalten sind zudem die DVD des Films sowie der komplette Soundtrack von Harold Faltermeyer auf CD. Nicht zu vergessen: Das mit umfangreichen Hintergrundinfos (liebevoll geschrieben von Nando Rohner) angefüllte 48-seitige Booklet im hochwertigen Druck auf dickem Kartonpapier.

Fazit

The Running Man ist von all den Dystopien und zukunftsträchtigsten SciFi-Filmen der 60er/70er und 80er der, der unsere heutige Gegenwart am treffendsten beschrieben hat. Auch wenn er als Film nicht unbedingt heutigen Action-Ansprüchen genügt, macht er in feuchtfröhlicher Runde dennoch Laune. Dass er als frühe Vorlage für artverwandte Werke wie Battle Royale oder Die Tribute von Panem gelten darf, fügt noch ein paar verdiente Lorbeeren hinzu.
Die Blu-ray liefert dazu ein erstaunlich gutes und defektfreies Bild sowie die Original-Kinosynchronisation.
Dazu kommt das reichhaltige Bonusmaterial des äußerst schick gestalteten Mediabooks – Pflichtkauf für Arnold-Fans!
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 65%
Tonqualität (dt. Fassung): 60%
Tonqualität (Originalversion): 70%
Bonusmaterial: 100%
Film: 70%

Anbieter: Capelight Pictures
Land/Jahr: USA 1987
Regie: Paul Michael Glaser
Darsteller: Arnold Schwarzenegger, Maria Conchita Alonso, Yaphet Kotto, Richard Dawson, Jim Brown, Jesse Ventura,
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de // dts-HD-Master 7.1: en // PCM 2.0: de, en
Bildformat: 1,85:1
Laufzeit: 101 (uncut)
Codec: AVC
FSK: 16

(Copyright der Cover und Szenenbilder liegt bei Anbieter Capelight Pictures)

Trailer zu Running Man

RUNNING MAN Trailer (Deutsch)

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5 Kommentare
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Wolfgang

Hallo Timo, wird eigentlich ein Review zur vor kurzem von Capelight veröffentlichten 4K-Version von Running Man hier erscheinen?

Wolfgang

Super. Danke für die Info. Dann werde ich mit dem 4K-Upgrade noch abwarten!

Viet Vu Duc

Witzig, auf meiner alten laser paradise dvd steht das der film im jahr 2019 spielt ;), übrigens haargenau selbe cover wie das mediabook