S.U.M. 1 – Control Your Fear

Blu-ray Review

OT: S.U.M. 1 – Control Your Fear

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S.U.M. 1 - Control Your Fear Blu-ray Review Cover
Universum Film, 08.06.2018

 

 


100 Tage

Das Überleben der Menschheit hängt von der Aufmerksamkeit einiger Kontrollturm-Soldaten ab.

Inhalt

Die Nonsuch, Wesen aus dem All, haben vor 57 Jahren die Menschheit angegriffen. Seitdem leben die meisten der Überlebenden in unterirdischen Bunkern – dem Exilium. Offiziell erhalten nur „Soldaten“ die Erlaubnis, das Tageslicht zu sehen. Diese müssen jeweils für 100 Tage auf einem Aussichtsturm verharren und dort die Gegend sichern – ein Traumjob. Das jedenfalls denkt sich auch S.U.M.1, der seinen Dienst soeben angetreten hat. Kontrolle der Überwachungskameras, Intakthalten des Verteidigungsrings und Führung etwaiger Flüchtlinge ins Exilium. Das klingt nach einer überschaubaren Aufgabe. Doch keiner bereitete ihn darauf vor, dass er für 100 Tage alleine sein würde. Und niemand sagte ihm, dass vollkommen unvorhersehbare Dinge geschehen könnten …

Regie-Debütant Christian Pasquariello entwirft ein Szenario, das ein wenig an Moon erinnert – oder, für LOST-Fans, an die Situation in der „Schwan“-Station. Allerdings muss der Protagonist hier keine Zahlen in einen Computer eingeben, sondern einfach aufpassen, was passiert. 100 Tage zählt S.U.M.1 (ausgesprochen „someone“, also „jemand“) nun gemeinsam mit dem Zuschauer rückwärts. Das ist zunächst interessant, dann allerdings auch gerne mal zäh. Immerhin muss man auf diese Weise 95 Minuten Laufzeit überbrücken – und dafür passiert dann doch ein bisschen zu wenig. S.U.M.1 geht es um die Situation der Isolation. Um das, was einen Menschen bewegt, an was er denkt, welche Irritationen ihm begegnen können, wenn er drei Monate und ein paar Tage vollkommen alleine ist.
Da ist die Freundschaft zu einer Ratte noch das kleinste Problem (und folgt dabei dem Muster berühmter Knast-Filme wie Der Gefangene von Alcatraz). Vielmehr spielen dem Protagonisten – der im Übrigen deshalb S.U.M.1 heißt, da seine Identität vollkommen austauschbar und beliebig ist – bald die Nerven einen Streich. Spätestens wenn er nach knapp 30 Tagen einen Nonsuch zu sehen glaubt, ist es vorbei mit der Routine und die Gedanken beginnen zu kreisen.

S.U.M.1 gelingt es zunächst gut, in seinem begrenzten und etwas trashig wirkenden Setting zu schildern, dass die Hauptfigur tagtäglich den gleichen Trott erlebt: Aufstehen, duschen, etwas Sport, Meldungen machen. Hier gelingen Pasquariello außerdem nette Einstellungen und Perspektiven, die für einen eigenständigen Look sorgen.
Sobald der Protagonist aber seinen Turm verlässt, tat man gut daran, das Bild stark zu filtern und zu verfremden. Denn das versucht zumindest darüber hinweg zu täuschen, dass hier ein Kerl mit Kampfmontur und Motorradhelm in irgendeinem deutschen Winterwald herumspaziert. Denn genau so sähe es ansonsten aus.
Im Inneren des Turms herrscht aber durchaus Genre-Atmosphäre und eine düstere Stimmung, die mit erstmaligem Erscheinen des Alien (oder was S.U.M.1 dafür hält) sogar für etwas Spannung sorgt. Die Suche nach den Hintergründen, die für den vorzeitigen Abbruch von S.U.M.1s Vorgänger sorgten, nimmt im weiteren Verlauf dann die größte Rolle ein und wäre sogar fesselnd geworden, wenn der Film am Ende nicht tatsächlich noch eine echte und sehr entbehrliche Peinlichkeit servieren würde.
Da ist es dann gut, dass man mit Game-of-Thrones-Fiesling Iwan Rheon einen verdienten Darsteller engagieren konnte, der souverän genug ist, auch mit alberner Frisur und noch alberneren weißen Kontaktlinsen zu überzeugen.

Bild- und Tonqualität

Beim Bild von S.U.M.1 darf man sich über die hohe Laufruhe freuen, die kaum Körnung kennt und Close-ups extrem scharf darstellt. Allerdings sind in Helligkeits-Verläufen schon mal leichte Banding-Effekte zu sehen (20’36). Farblich reduziert man den Film praktisch auf Schwarz-Weiß. Die Außenwelt hat maximal ein paar Grünmomente, wenn doch mal Bäume zu sehen sind. Die Metalloberflächen des Kontrollturms liefern etwas Rostbraun dazu und die Anzeigen des Computers nutzen praktisch die einzigen Farbtupfer. Atmosphärisch ist das unterstützend und liefert vor allem extrem knackige Schwarzwerte. Gerade im Kontrast zwischen S.U.M.1s weißem Haar und seiner schwarzen Weste sorgt das für eine sehr hohe Dynamik.
S.U.M.1 bietet von Beginn an eine erstaunlich räumliche Vorstellung: Krähen, die über die Surround-Speaker fliegen, Lampen, die sich im Kontrollturm anschalten, die Stimmen der Vorgesetzten, die über Lautsprecher reinkommen – all das wird sehr effektvoll wiedergegeben und sorgt für eine sehr atmosphärische Vorstellung.
Außerdem gibt’s jedes Mal, wenn ein neuer Tag beginnt, einen schicken Tiefton-Sweep, den der Subwoofer ordentlich ins Heimkino drücken darf. Unangenehm ist allerdings das durch einen Stimmverzerrer geschickte Organ von Mac. Auf Dauer nervt das hochfrequente Zerren ziemlich.

Bonusmaterial

Das Bonusmaterial von S.U.M.1 hält eine Hörfilmfassung sowie drei Interviews mit zwei Darstellern sowie Regisseur Pasquariello parat.

Fazit

S.U.M.1 schöpft zwar seine Idee des Kampfes mit den Dämonen der Isolation ein wenig zäh aus, wirkt aber für einen deutschen Genre-Beitrag erstaunlich alternativ und durchaus mutig. Im besten Sinne fühlt man sich ein wenig erinnert an die günstig produzierten Sci-Fi-Thriller der 80er und 90er – gerade aufgrund der stilisierten Optik.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 80%
Tonqualität (dt. Fassung): 75%
Tonqualität (Originalversion): 75%
Bonusmaterial: 30%
Film: 60%

Anbieter: Universum Film
Land/Jahr: Deutschland 2017
Regie: Christian Pasquariello
Darsteller: Iwan Rheon, André M. Hennicke
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 96
Codec: AVC
FSK: 12

Trailer zu S.U.M. 1

S.U.M. 1 - Trailer (deutsch/ german; FSK 12)

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