Salyut-7 4K UHD

Blu-ray Review

OT: Salyut-7

Salyut-7 Tödlicher Wettlauf im All 4K UHD Blu-ray Review Cover
Concorde Home, 22.03.2018
Salyut-7 Tödlicher Wettlauf im All Blu-ray Review Cover
Concorde Home, 22.03.2018

Knappe Sache

Russiches Sci-Fi-Drama beruhend auf wahren Begebenheiten.

Inhalt

Der Kalte Krieg 1985: Die USA und die UdSSR liegen nicht nur in ihrer Rüstungsprogrammatik im Wettstreit, sondern auch im Wettrennen um die Vorherrschaft bei Missionen ins Weltall. Die Raumstation Salyut 7 ist der ganze Stolz der Sowjetunion. Drei Jahre ist sie nun schon in ihrer Umlaufbahn. Doch dann spricht plötzlich die Sicherung des ersten Funksenders an. Eine Fehlentscheidung am Boden führt dazu, dass man versucht, den bereits überfälligen Sender zu reaktivieren. Dies schlägt jedoch fehl und infolgedessen bricht der Kontakt vollkommen ab. Die Station lässt sich zudem nicht mehr von der Bodenkontrolle aus steuern. Belässt man es dabei, würde dies einen immensen Imageverlust für die UdSSR bedeuten – ganz zu schweigen von zahlreichen Menschenleben, die in Gefahr geraten, falls die Station unkontrolliert auf die Erde (womöglich sogar auf die USA) fallen würde. Um dies zu verhindern und damit politische Spannungen zu vermeiden, beschließt man, eine Rettungsmission loszuschicken. Die zwei erfahrene Astronauten Vladimir Fyodorov und Viktor Alyokhin  sollen an der Raumstation im Orbit andocken und vor Ort die nötigen Reparaturmaßnahmen einleiten. Klingt leicht, birgt aber eine Menge Risiken – und das nicht nur, weil man Vladimir zuvor aufgrund psychologischer Bedenken aus dem Raumprogramm nahm …

Mit einem Budget von 15 Mio. Dollar kann man in der russischen Filmindustrie eine Menge anfangen und ein historisch verbürgtes Weltall-Drama mit Bildern inszenieren, für die in Amerika gerne das zehnfache an Geld verbrannt wird. Schon die Eingangsszene von Salyut-7 liefert eine Dramaturgie und Bilder, die nicht von ungefähr an Alfonso Cuaróns Gravity erinnern. Natürlich ist es aber vor allem der auf Tatsachen beruhenden Hintergrund, der den Film interessant und spannend macht. Nie zuvor war man ins All geflogen, um eine unbemannte Raumstation, die außer Kontrolle geraten war, wieder zu reparieren. Da vom Boden aus keinerlei Kontakt mehr bestand, wusste man nicht mal im Ansatz, was die Kosmonauten erwartet. Die Reparatur war demnach vollkommen ausgelegt auf Improvisation und Geschick. Schon das Andocken war eine Sache für sich, da bisher noch kein Raumschiff manuell an eine Station herangeflogen war. Die Sojus T-13, mit der man die Mission flog, wurde deshalb modifiziert, um die Koppelung zu vereinfachen. Die Reparatur durch die beiden Astronauten Wladimir Dschanibekow und Wiktor Sawinych gilt bis heute als eine der bedeutendsten Ereignisse der Geschichte der bemannten Raumfahrt.

Regisseur Klim Shipenko verpackt das Ganze in einen zweistündigen Weltall-Thriller, für den man (nach eigenen Aussagen) gut 40 Filmminuten anfertigte, die in Schwerelosigkeit spielen. Das wäre tatsächlich ein weltweiter Rekord, für den die Darsteller ständig an Drähten und Schwebe-Einrichtungen hingen. Im Film sorgt dies für eine extrem authentische Atmosphäre, die in Verbindung mit dem 80er-Jahre-Flair effektiv in die damalige Zeit zurückversetzt. Ein Kompliment hier an die Set-Designer und Techniker der Produktion. Ebenso Lob an die CGI-Künstler. Denn sämtliche Szenen im All sind vollständig animiert – inklusive sogar Szenen der Darsteller zu Beginn. Ihnen setzte man dann ihm Nachhinein die Gesichter hinter die Visiere und das kann sich tricktechnisch absolut sehen lassen.
Inszenatorisch nimmt sich Salyut-7 zwar durchaus Zeit, um seine Geschichte in Gang zu bringen, fängt aber schon mit einem sehr intensiven Spannungsmoment an, wenn Vladimir seine Kollegin Swetlana zur Luke führt, weil ihr Anzug eine Verletzung abbekam und sie massiv an Druck verliert. Was hier übrigens schon deutlich wird, ist die bewusste Authentizität, mit der man gearbeitet hat. So ist praktisch der erste gesprochene Satz des Films ein Hinweis darauf, dass man im All nun mal keine Geräusche hört, was dem Zuschauer erklärt, warum er vom Schweißen nur den hellen Lichtschein sieht und Vladimir ein Schweißgeräusch imitiert, weil sie es so mag. Auch die Vorbereitungen für das Andocken an der unkontrollierten Station sind packend geraten, wenn die Astronauten im Flugsimulator und in ihren Autos gleich zigfach an der geplanten Aktion scheitern. Wenn die Mission dann losgeht, muss sich Salyut-7 zu keiner Zeit hinter entsprechenden amerikanischen Produktionen verstecken – ganz im Gegenteil. Das Andocken selbst zerrt an den Nerven, die Arbeiten in der vereisten Station fesseln und der durchaus eingesetzte Humor lockert das Geschehen auf. Mal abgesehen vom auch hier massig vorhandenen Pathos, bleibt man dazu wesentlich näher an der Realität und erzählt es dennoch spannend – wirklich guter Tipp für Freunde von Weltraum-Dramen.

Bild- und Tonqualität BD

Kontrastintensiv und mit knackigem Schwarz beginnt Salyut-7 während der Aufnahmen, die Raumschiff und Erde aus dem All zeigen. Auch der Sternenhimmel zeigt sattes Schwarz. Das vorhandene Korn wirkt stets filmisch und nimmt in dunklen Szenen nicht übermäßig zu. Fans von glattgebügeltem Digital-Look werden hier allerdings nicht fündig. Die Schärfe geht in Close-ups durchaus in Ordnung, Überschärfungen an Kanten gibt’s nicht. Hauttöne und Gesichtsfarben sind stets etwas warm gefiltert, was ganz gut zum Film passt.
Akustisch bleibt Salyut-7 dem authentischen Eindruck ebenfalls treu. So hört man im All in der Tat kein Geräusch, sondern nur die Funkgespräche zwischen den Kosmonauten und der Basis oder dem Kollegen im Shuttle. Diese kommen äußerst atmosphärisch mit leichtem Kratzen und Störgeräuschen zum Betrachtern und beziehen in mit ins Geschehen ein. Wenn die Filmmusik dann von mehr Dramatik verkündet, wird es etwas dynamischer und die Spannung überträgt sich auf den Zuschauer.
Soundeffekte gibt’s ebenfalls reichlich, wenn Salyut 7 von kleinen Trümmerteilen „besucht“ wird und diese von hinten am Zuschauer vorbeiflitzen (11’00). Dazu pocht der Subwoofer einen sonor-monotonen Bass-Akkord ins Heimkino. Klasse auch das Einschalten der Neonröhren in der Kontrollstation (27’47) und die Integration der Stimmen gelingt außerordentlich gut – ein wirklich hörenswerter Tonsektor, der noch mal den Nachbrenner einschaltet, wenn das Shuttle abhebt. Selten hat man so vehementes Spratzeln und Feuern über die Speaker vernommen (ab 33’50).

Bild- und Tonqualität UHD

Salyut-7 wurde komplett digital gefilmt, für die UHD allerdings über ein 2k-Digital-Intermediate gemastert, was bedeutet, dass es sich nicht um eine native 4K-Disk handelt. Abseits der Auflösung wurde natürlich auch ein erweiterter Farbraum im Rahmen von Rec.2020 integriert sowie die höhere Bilddynamik HDR (hier HDR10).
Während der Unterschied zwischen 2K und 4K nicht allzu deutlich ausfällt, es sei denn, man geht sehr nahe ran oder zoomt in einen Screenshot, ist es tatsächlich die größere Dynamik, die für mehr Eindruck sorgt. So fallen die Kontraste im All sichtbar intensiver aus und bieten die dreidimensionalere Ansicht der Erde von oben. Auch bein den Szenen in Innenräumen wird die Bildtiefe besser. Hier sorgt knackiges Schwarz für mehr Plastizität und die Spitzlichter reißen zudem nicht aus.
Da das von der Blu-ray schon deutlich erkennbare Korn über die UHD noch mal etwas zunimmt, wirkt Salyut-7 über die Ultra-HD noch etwas filmischer. Das wird Freunden von aalglatten Digitalproduktionen nicht gefallen, passt aber gut in die Zeit, zu der der Film spielt.
Der erweiterte Farbraum liefert zunächst mal die deutlich angenehmeren und weniger gelblichen Gesichts-/Hauttöne. Das alleine lohnt schon die Anschaffung der UHD. Auch während der vielen roten Einstellungen in den Raumkapseln beeindruckt die 4K-Scheibe mit mehr Strahlkraft und satteren Farben. Das macht insgesamt durchaus mehr Spaß als bei der Blu-ray.
Salyut BD vs UHD Bildvergleich 1
Die Blu-ray ist zwar bereits sehr bunt und kräftig, zeigt aber im direkten Vergleich den kleineren Farbbereich. Die Rottöne haben sichtbar mehr Orange-Anteile und der Kontrastumfang ist etwas geringer
Salyut BD vs UHD Bildvergleich 2
Die UHD liefert das sattere, weniger orangefarbene Rot und die stärkeren Schwarzwerte. Insgesamt wirkt das Bild tiefer und dreidimensional
Salyut BD vs UHD Bildvergleich 3
Bei starken Mischhelligkeiten überstrahlt die Blu-ray ein wenig und zeichnet in den hellen Bereichen nicht mehr ganz so gut durch
Salyut BD vs UHD Bildvergleich 4
Die UHD hat mehr Punch im Schwarz und zeichnet die helle Oberfläche der Erde besser durch. Allerdings verschluckt sie ein wenig der Details auf dem Satelliten im Schwarz
Salyut BD vs UHD Bildvergleich 5
Hauttöne haben über die BD einen gelblichen Touch und überstrahlen ebenfalls etwas. Auch die Spitzlichter auf den Haarsträhnen sind etwas überzogen
Salyut BD vs UHD Bildvergleich 6
Die UHD macht’s besser und liefert das natürlicher blondierte Haar mit den angenehmeren und wärmeren Hauttönen
Salyut BD vs UHD Bildvergleich 7
Schaut man etwas näher hin, ist die BD nicht ganz so dreidimensional und scharf. Allerdings liegt das auch an der geringeren Bilddynamik und nicht nur an der Auflösung
Salyut BD vs UHD Bildvergleich 8
Denn die UHD wirkt vor allem aufgrund der stärkeren Dunkelpartien schärfer und detaillierter. Die höhere Auflösung trägt nur einen kleinen Teil dazu bei. Zudem wird auch das Korn etwas deutlicher
Keine Änderung beim Ton: Wie bei der Blu-ray auch, so liefert die UHD von Salyut-7 ebenfalls „nur“ die dts-HD-Spuren, die man schon von der Blu-ray kennt.

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von Salyut-7, das komplett auf der Blu-ray UND UHD vorliegt, gibt’s ein 13-minütiges Making of sowie insgesamt sechs Featurettes. Letztere sind zwar immer ein wenig kurz geraten, zeigen aber ein paar Einblicke und Infos über die Filmfiguren sowie zum Tag der Kosmonautik und einen Bericht zu Vladimir Vdovichenkovs Geburtstag.

Fazit

Salyut-7 ist eine russische Mischung aus GravityApollo 13 und Der Stoff, aus dem die Helden sind. Die Geschichte fesselt schon alleine aufgrund ihrer realen Hintergründe – und das trotz des langsamen Erzählstils. Die UHD setzt auf homogenere Kontraste und intensivere Farben. Auch die Auflösung ist etwas besser. Absolutes Referenzniveau wird hier aber nicht erreicht.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität BD: 75%
Bildqualität UHD: 75%

Tonqualität BD/UHD (dt. Fassung): 90%
Tonqualität BD/UHD (Originalversion): 90%

Bonusmaterial: 40%
Film: 80%

Anbieter: Concorde Home
Land/Jahr: Russland 2017
Regie: Klim Shipenko
Darsteller: Pawel Derewjanko, Wasilij Ignatich, Sergej Korenkow
Tonformate BD/UHD: dts-HD-Master 7.1: de, ru
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 119
Codec BD: AVC
Codec UHD: HEVC
Real 4K: Nein (2K DI)
High Dynamic Range: HDR10
FSK: 12

(Copyright der Cover, Szenenbilder und vergleichenden Screenshots: © 2018 Concorde Home)

Trailer zu Salyut-7

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Martin Zopick

Einer der wenigen ernst zu nehmenden Weltraumfilme des russischen Staates. Unbestreitbar sind die umwerfend großartigen Bilder aus dem All und die dazu gehörenden Aktivitäten in der Schwerelosigkeit. Zweitens eine packende Dramaturgie, die sowohl auf die technischen als auch die menschlichen Probleme eingeht ohne in Gefühlsduselei zu versinken. Die echten Emotionen mancher Beteiligten gehen unter die Haut, sind aber völlig unspektakulär wie z.B. die möglicherweise letzten Telefonate der Astronauten mit ihren Ehefrauen am Boden. Eine ist sogar schwanger.
Die beiden Astronauten Wladimir und Wiktor geben außerdem eine vorzügliche Persönlichkeitsstudie ab. Sie sollen die aus dem Ruder geraten Raumstation Salyut 7 retten. Dabei spielen Freundschaft, Vertrauen und Erfahrung eine ebenso wichtige Rolle wie Aufopferung oder Heldentum. Wladimir ist die mit größerem technischen Wissen ausgestattete Führungspersönlichkeit, die aber auch bereit ist, sich zurückzunehmen. Wiktor, der Mann aus der zweiten Reihe, ist unsicher, ein guter Kamerad.
Wie das Unternehmen nach mehreren Rückschlägen gelingt z.B. Abschuss aus Sicherheitsgründen durch die eigenen Leute droht, amerikanische Hilfe durch ein in der Nähe fliegendes Spaceshuttle, Sauerstoffvorrat nur für einen – wird spannend erzählt. Der Zuschauer bekommt ein gewisses Space Feeling, wenn man sieht und fühlt mit welchem Affenzahn die Raumstation durch den Orbit brettert. Zur Entspannung schlürfen die Astronauten freischwebende Wassertropfen.
Dass am Ende die Helden der Sowjetunion gefeiert werden, versteht sich von selbst Die Konkurrenz verfährt ja ebenso. Ein Weltraumabenteuer, das bewegt und fesselt.