Sanitarium – Anstalt des Grauens

Blu-ray Review

Sanitarium Anstalt des Grauens Blu-ray Review Cover
Maritim Pictures, ab 24.03.2015

OT: Sanitarium

 


Unruhige Seelen

In der Heilanstalt von Dr. Stenson sitzen nur die außergewöhnlichsten Fälle mentaler Verwirrung.

Inhalt

Gustavs Puppenkreationen genießen unter Freunden der morbiden Kunst einen Ruf wie Donnerhall. Als Gustavs Kurator vorhat, die Ausstellung für viel Geld nach New York zu verkaufen, ist der verwirrte Künstler außer sich und tötet ihn. Wie es scheint, nach einem langen (Selbst)gespräch mit seinen Kreationen – sagen Gustavs Puppen ihrem Erschaffer, was er tun soll?
Der junge Steven ist schüchtern und scheut den Kontakt zu praktisch jeder Person. Kein Wunder, missbraucht ihn doch sein Vater, mit dem er alleine zusammenlebt. Während seine Lehrerin Ms. Lorne ihm zu helfen versucht, leidet Steven zunehmend unter Einbildungen, in denen er ein hässliches Monstrum erschafft. Ein Monster, das sich um den Vater kümmert …
Professor Silo ist sich sicher, dass die Maya-Prophezeiung vom Ende der Welt wahr ist und hat sich deshalb einen Bunker im Garten gebaut. Dort verbringt er seither sein Leben und bereitet sich akribisch auf den Untergang vor. Seine Familie scheint sich deshalb schon von ihm getrennt zu haben – oder steckt etwas anderes dahinter, dass er vollkommen alleine ist?

Nach dem Muster von Horror-Episoden-Geschichten der 80er und 90er führt Sanitarium – Anstalt des Grauens drei junge Filmemacher zusammen und fügt unter dem Dach des Themas Geisteskrankheit die gleiche Anzahl von halbstündigen Genre-Kurzfilmen zusammen. Das gelingt allen Dreien erstaunlicherweise auf ähnlich gutem Niveau. Keine der Geschichten reißt großartig nach oben oder unten aus. Allen gemeinm ist die stimmige Kameraarbeit, der Sinn für atmosphärisch aufgebaute Spannung sowie der hervorragend passende Filmscore. Die Konzentration auf Atmosphäre und nicht auf Blutexzesse sollte all jenen bewusst sein, die auf die (übertriebene) FSK-18-Einstufung spekulieren und nicht zuletzt auf Grund des effektheischenden Covers brutales Kino erwarten. Brutal ist in Sanitarium höchstens das, was der Vater seinem Sohn in der mittleren Episode antut – und das findet außerhalb der Sicht des Zuschauers, mithin also vor allem in den Köpfen statt. „Figuratively Speaking“, der leicht morbide Einstieg in das Trio, liefert nach einer guten halben Stunde, die von der Stimmung her etwas wirkt, als hätte Tim Burton sich mit einem jungen Nachwuchs-Horror-Regisseur zusammengetan, eine durchaus gelungene Überraschung. „Monsters are Real“, der mit dem Motiv Kindesmissbrauch thematisch der schwerste Beitrag ist, gelingen in kurzen Momenten sogar bedrückende Szenen. Beispielsweise, wenn der Vater seinem Sohn auf der Heimfahrt von der Schule die Hand aufs Knie legt. Allerdings leidet auch diese Geschichte wie die beiden anderen unter teils klischeehaften Motiven. „Up to the Last Man“, die letzte Geschichte, hat zwar den geringsten Horror- und einen stärkeren psychologisch-dramatischen Anteil, bietet Lou Diamond Phillips allerdings die Bühne für eine durchaus beeindruckende One-Man-Show.

Während die erste Folge in Sanitarium mit Robert (Freddy Krueger) Englund den prominentesten Darsteller vorstellt, fungiert Malcolm McDowell, als Anstaltsarzt Dr. Stenson als Bindeglied zwischen den Geschichten. Englund hat jedoch eine etwas undankbar blasse Rolle abbekommen und wird von John Glover als Gustav glatt an die Wand gespielt. In Episode zwei agiert das Dreigestirn aus Vater, Sohn und Lehrerin überzeugend – gerade Chris Mulkey als brutaler Dad ist fies und unangenehm widerwärtig. Lou Diamond Phillips, der Ende der 80er durch La Bamba und Young Guns wohl zum bekanntesten philipinischen Jungdarsteller wurde, ist zwar sichtlich älter geworden, hat mittlerweile aber ein durchaus charakterstarkes Gesicht, das ihn geradezu prädestiniert, exotische Figuren in Genrefilmen zu spielen. Immerhin war der Darsteller nie untätig oder fiel großartigen Skandalen zum Opfer. Wenngleich nach den genannten Filmen nie wieder große und erfolgreiche Rollen auf ihn warteten, umfasst seine Vita weit über 100 Auftritte auf der großen und kleinen Leinwand.

Bild- und Tonqualität

Die Bildqualität von Sanitarium liefert vornehmlich Brauntöne, was hervorragend zur düsteren Atmosphäre passt. Ebenso funktioniert der eingesetzte Softener als bewusstes Stilmittel sehr gut. In Gustav spielt die Kamera zudem exzessiv mit Schärfentiefe, lässt teilweise nur ganz bewusst fokussierte Elemente knackig erscheinen und ist schon zwei Zentimeter dahinter im unscharfen Bereich. Der Kontrastumfang ist trotz des Sepia-Looks bisweilen hervorragend, Schwarzwerte gelingen prägnant und helle Lichter erstrahlen leuchtend. Der Ton leidet etwas unter den nicht ganz authentischen Soundeffekten. So hören sich Schritte bisweilen arg nach Nachvertonung an. Die Dialoge sind hingegen gut verständlich (die deutsche Synchro ist gerade noch akzeptabel) und die dezent eingesetzte Filmmusik hüllt auch die Effektlautsprecher mit Informationen ein. Als Steven sein Monster kreiiert, darf dieses auch ein wenig aus den rückwärtigen Speakern röcheln. Gerade die wenigen Actionszenen klingen dennoch dumpf und wenig raumfüllend, sodass der Sound in Sanitarium grundsätzlich doch eher vordergründig bleibt.

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von Sanitarium findet sich ausschließlich der Originaltrailer zum Film.

Fazit

Durchweg stimmig in Szene gesetzt, liefert Sanitarium – Anstalt des Grauens zwar kein absolutes Highlight, dafür aber drei sehr gleichwertige, gut besetzte und bisweilen höchst atmosphärisch gefilmte Kurzgeschichten rund um das Thema „Verlust des Realitätsbezugs“.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 75%
Tonqualität (dt. Fassung): 55%
Tonqualität (Originalversion): 55%
Bonusmaterial: 5%
Film: 60%

Anbieter: Maritim Pictures
Land/Jahr: USA 2013
Regie: Bryan Ortiz, Bryan Ramirez, Kerry Valderrama
Darsteller: Malcolm McDowell, John Glover, Lou Diamond Phillips, Robert Englund, Lacey Chabert, Chris Mulkey, Brant Bumpers
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en // DD 2.0: de
Bildformat: 2,20:1
Laufzeit: 113
Codec: AVC
FSK: 18 (ungeschnitten)

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