Saphirblau

Blu-ray Review

Saphirblau Blu-ray Review Cover
Concorde HE, seit 05.03.2015

OT: –

 


Vertrauen

Ist der Mittelteil der Edelstein-Trilogie noch besser als sein Vorgänger Rubinrot?

Inhalt

Wie sich herausgestellt hat, ist Gwendolyn die „neue Charly“ und verfügt über das Zeitreise-Gen ihrer Familie. Ausgerechnet Gwendolyn, das schwarz Schaf der „Schafhirten“. Doch einmal von der Zeitreise gekostet, merkt die junge Dame schnell, dass damit auch große Verantwortung einhergeht. Zur gleichen Zeit will die Loge unbedingt den zwölften und letzten Kandidaten in dem von ihnen verwahrten Chronographen einschleusen, was eine große Macht entfesseln würde. Während Gwendolyn das verhindern möchte, glaubt ihr Zeitreisebegleiter Gideon an die umwälzenden Veränderungen der Loge. Dumm, dass sich Gwen gerade just in diesen verknallt hat. Also muss sie ihn vom Gegenteil überzeugen und gleichzeitig in der Gegenwart und der Vergangenheit dafür sorgen, dass das Vorhaben der Loge scheitert. Dabei könnte ihr der ursprüngliche Chronograph helfen, den ihre Tante Lucy, die zehnte Zeitreisende, an einem bestimmten Ort versteckt hält …

Kerstin Giers Romantrilogie „Liebe geht durch alle Zeiten“, deren erster Teil „Rubinrot“ 2009 erschien, wurde mittlerweile alleine in Deutschland über zwei Millionen Mal verkauft. Auf der Welle des Fantasybooms schwimmend schafft Gier mit ihrer Geschichte dennoch, sich von den großen Vorbildern Harry Potter oder der „Twilight“-Reihe abzusetzen und durch die Zeitreisen ein eigenes Universum zu erschaffen. Bereits in der ersten Verfilmung konnte der Geist der Vorlage trotz einiger Änderungen dem Buch gegenüber eingefangen werden und auf diese Weise nicht nur die jungen Kinobesucher anzuziehen, die den Roman gelesen hatten, sondern auch solche, die Freude an guter Unterhaltung haben. In der Fortsetzung Saphirblau können die bereits eingeführten Figuren nun noch deutlicher in die Tiefe gehen und das wollten sogar noch mehr Kinogänger sehen als vor anderthalb Jahren. Zwar kann man auch dem zweiten Teil vorwerfen, dass er sich etwas zu gestelzt an den internationalen Markt anbiedert (wofür englische Nachrichten auf dem Handy??), doch das ist im Prinzip nur eine Randnotiz einer ansonsten noch mal besser gelungenen Verfilmung. So sind vor allem sämtliche Nebendarsteller (großartig: Kostja Ullman als Schulgeist James, Katharina Thalbach als Großtante Maddy und Rüdiger Vogler als Vertrauter Mr. George) glänzend aufgelegt und Maria Ehrich, die erneut als Gwendolyne agiert, trägt den Film ganz locker auf ihren Schultern. Mit einer Mischung aus niedlicher Naivität, cooler Gören-Attitüde und ganz viel Charme kommen ihr Sprüche wie „Ich muss schon seit hundert Jahren auf die Toilette“ nicht nur drollig, sondern mit gewitzer Spontaneität über die Lippen. Auch wenn sie eine Soiree im 18. Jahrhundert mit einer freien Interpretation des Rocky Horror Picture Show Timewarps sprengt, ist das weit entfernt vom Fremschämen – im Gegenteil: Man nimmt ihr das Flippige ohne Einschränkung ab. Zum Gelingen des Films trägt sicher auch bei, dass Saphirblau mit tollen Kostümen und ebensolchen Kulissen ausgestattet ist – im Gegensatz zur manchmal etwas unpassend ausgewählten Filmmusik.

Einziges echtes Manko (auch) von Saphirblau: Die romantische Beziehung zwischen Gwendolyn und Gideon funktioniert immer noch nicht richtig – die beiden Darsteller wollen einfach nicht so recht zusammenpassen. Und dafür rollen sie dann auch das eine oder andere Mal zu oft halbnackt aufeinander rum. Manchmal wirkt es gerade so, als wäre der eine oder andere Zeitsprung nur deshalb vollzogen worden, um die beiden auf den Sofas der Geschichte rumtollen zu lassen. Apropos Geschichte: Um verändernde Effekte und Zeitparadoxien kümmert sich schon die Romanreihe nicht, weshalb dies konsequenterweise in der Filmreihe auch vollkommen ignoriert wird. Witzige Ergänzung, gerade für die jüngeren Zuschauer ist der von Rufus Beck gesprochene Xemerius, den nur Gwendolyn sehen kann. Seine spießigen Kommentare zu Gwens Knutschereien mit Gideon sind für einige Lacher gut und seine Animation gelang für einen deutschen Film hervorragend.

Bild- und Tonqualität

Das Cinemascope-Bild von Saphirblau punktet mit warmen Farben und angenehmen Kontrasten, ist nicht nur in Close-ups, sondern grundsätzlich sehr scharf und liefert satte Schwarzwerte. In wenigen Momenten gibt’s leichte Unruhen, wenn die Kamera kurze Schwenks ausführt. Ein ganz dezentes Korn ausgenommen, ist die Bildruhe hoch. Auch die Vogelperspektive von London gegen Ende weiß durch eine schöne Detailtiefe zu gefallen – ein insgesamt sehr gutes Bild.
Noch ein klein wenig besser als das Bild schlägt sich der Ton von Saphirblau. Die Zeitsprünge werden mit zahlreichen direktionalen Effekten bereits vorangekündigt und mit zusätzlicher Dynamik vollzogen. Dazu kommen jederzeit hervorragend verständliche und lautstärketechnisch absolut homogen eingebettete Dialoge. Das Highlight des Films ist aber Xemerius, der wasserspeiende Geist. Immer wieder schwirrt und fliegt er rund um die Zuschauerköpfe und spu(c)kt effektvoll durchs Heimkino. Rufus Becks Stimme scheint dabei von überall zu kommen – toll gemacht!

Bonusmaterial

Neben insgesamt neun Interviews gibt’s im Bonusmaterial von Saphirblau noch drei Featurettes, sechs Mini-Clips über unterschiedliche Aspekte des Films und ein dreiteiliges Making-of. Dieses teilt sich auf in einen grundsätzlichen, knapp zehnminütigen Hintergrundbericht, ein kleines Feature über die visuellen Effekte. Hier erfahren wir bspw., wie aus Bayreuth London wurde. Das Letzte kümmert sich dann um die Figur Xemerius, der von Rufus Beck gesprochen wurde. Die drei Featurettes kümmern sich um den Chronographen, um die „erste Liebe“ und um Gwens Gabe, Geister zu sehen.

Fazit

Saphirblau ist trotz vieler und manchmal etwas verwirrender Zeitsprünge besser und unterhaltsamer als sein Vorgänger Rubinrot. Vor allem aufgrund des natürlichen und authentischen Spiels von Maria Ehrich ist der Identifikationsfaktor beim jugendlichen Zielpublikum entsprechend hoch und es fällt leicht, sich in die junge, langsam erwachsenwerdende Gwendolyne hineinzuversetzen.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 75%
Tonqualität (dt. Fassung): 80%
Bonusmaterial: 40%
Film: 70%

Anbieter: Concorde HE
Land/Jahr: Deutschland 2014
Regie: Felix Fuchssteiner, Katharina Schöde
Darsteller: Maria Ehrich, Jannis Niewöhner, Peter Simonischek, Josefine Preuß, Katharina Thalbach, Johannes von Matuschka, Rüdiger Vogler, Laura Berlin
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 116
Codec: AVC
FSK: 6

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