Blu-ray Review
OT: –
Klare Kante
Sarah Connor rockt Hamburg.
Inhalt
Was soll ich um den heißen Brei herum reden: Ein großer Sarah-Connor-Fan sitzt hier nicht gerade an den Tasten.
Während der ersten Karrierephase der damaligen Popkönigin konnten mir nur wenige Radio-Interpreten egaler sein als die blonde Dame aus Delmenhorst. Ihr dritter und bis dato erfolgreichster Titel From Sarah With Love hätte es auf meiner persönlichen Anti-Hitliste des Jahres 2001 locker in die Top Drei geschafft. Nicht ohne eine gewisse Schadenfreude meinerseits blieb dann auch ihr Fauxpas bei der Eröffnung der Allianz Arena im Jahr 2005 im Gedächtnis.
Doch man wird älter und auch ein bisschen altersmilder. Und, oh Wunder: Sarah Connor wurde besser. Spätestens mit dem Wechsel vom englischsprachigen Pop und Schmalz hin zur deutschsprachigen Liedermacherin läutete sie einen zweiten Frühling ihrer Karriere ein, nachdem sie sich lange vor allem um die Familie gekümmert hatte.
Initialzündung war, wie bei einigen darauf folgenden Künstlern auch, die Sing-meinen-Song-Show auf VOX. Dort hatte sie 2014 mitgewirkt und in der Folge veröffentlichte sie mit Wie schön du bist einen für sie ebenso ungewöhnlichen wie großartigen Song. Einen Song, der das kalte Popherz des Verfassers dieser Zeilen auch deshalb traf, weil er nie vermutet hätte, dass dahinter Sarah C. aus D. stecken könnte.
Nun wurde und würde ich vermutlich nie zu einem großen Fan Connors. Doch was die Musikerin damit schaffte, bzw. sich VERschaffte, war Respekt. Den größten Respekt – von meiner Seite aus. Ein Respekt, der sich noch weiter zementierte, als sie mit Vincent in diesem Jahr einen Song veröffentlichte, der kontrovers genug war, dass einige Radiostationen ihn nicht (oder in einer zensierten Fassung) spielten. Und das aufgrund einer Textzeile, die in der heutigen aufgeklärten Zeit weder als zu kontrovers noch „daneben“ bezeichnet werden sollte. Für den Mut, den Connor und ihr Label bewiesen, diesen Song als Leadsingle des neunten Albums zu veröffentlichen, gebührt der Sängerin nach wie vor der höchste Respekt.
Als Bestandteil der Herz Kraft Werke Tour 2019 kommt Vincent erwartungsgemäß recht spät und als einer der Höhepunkte einer (Respekt #3) zweieinviertelstündigen Show in der Hamburger Barclay-Card-Arena, die nur beim unvermeidlichen From Sarah With Love und einem Medley aus älteren Songs mal ein wenig aus dem Tritt gerät. Davon abgesehen hat die Sängerin ihr Publikum fest im Griff und führt ihr Profimusiker-Team souverän durch die Songs. Ab und an gibt’s ein bisschen zu viel Geschwafel zwischen den Titeln, was den Flow etwas unterbricht. Es sei ihr verziehen. Denn man nimmt ihr durchweg ab, dass sie ob der ausverkauften Halle wirklich überwältigt ist.
Tja, und wenn dann die letzten Töne von Wie schön du bist verklungen sind, geht das sogar dem damaligen Connor-Ignorant ein klein wenig ähnlich.
Bild- und Tonqualität
Herz Kraft Werke läuft durchweg mit einer hohen Datenrate im End-Zwanziger-Bereich. Das kommt dem Bild der Blu-ray durchweg zugute. Vor allem der Schwarzwert überzeugt mit satten Werten. Gleichzeitig ist die Bildruhe sehr hoch und offenbart auch in den Zooms und dunklen Einstellungen keine Schwächen. Trotz des Masterns in 1080i bleiben Interlaced-Artefakte auch in schwierigeren Schwenks aus (was natürlich auch vom Player oder TV abhängt). Wirklich klasse sind die Farben, die schon die Details auf der Bühne kontrastreich darstellen. Trotz der hellen Scheinwerfer bleibt zudem Sarahs Teint gesund. Lediglich die helleren Bereiche auf Händen und Haaren überstrahlen schon mal etwas, was letztlich aber der Kilowatt-Beleuchtung geschuldet sein dürfte. Die Schärfe ist immer dann gut, wenn die Kameras entsprechend gut fokussiert sind. Das ist nicht immer der Fall, liegt dann aber nicht an der Blu-ray. Negativ fällt lediglich das Filmen ins unbeleuchtete Publikum auf, das hier und da eine leichte Körnung offenbart.
Noch besser als das kontrastreiche Bild schlägt sich aber noch der Ton. Man hat die Auswahl aus der 2.0-Stereo-Version, die mit einer Datenrate von etwas über 2 Mbps läuft und eine derart breite Bühne aufbaut, dass man bereits meint, mittendrin zu sein. Die Stimme ist derart gut zentriert, dass man sie aus dem Center kommend wähnt, wo doch „lediglich“ die beiden Main-Speaker im Einsatz sind. Vielleicht hätte der Bass noch etwas mehr Akzentuierung verdient gehabt, aber das ist Krtteln auf sehr hohem Niveau. Herausragend ist die Klarheit in Connors Stimme sowie die extrem gute Differenzierung der Instrumente – von Soundbrei ist das hier ganz ganz weit entfernt. Und es wird sogar richtig druckvoll, wenn die Tom Toms den Song „Bedingungslos“ ein“dreschen“.
Wechseln wir auf die dts-HD-Master-Kodierung der 5.1-Spur, wird zunächst deutlich, wie schön man die Atmosphäre des Publikums auf den Raum verteilt hat. Vor den ersten Tönen des Einstiegssongs hört man leises Flüstern der Zuschauer aus den Rears und der Applaus bei Connors Erscheinen nimmt den Zuschauer in die Mitte.
Ganz bewusst entschloss man sich offenbar, ihre Stimme weitgehend auf den Hauptlautsprechern zu belassen. Der Center übernimmt meist eher die Konzertstimmung und ein leises Hinzumischen des Gesangs. Der Bass gelingt durch die Hinzunahme des Subwoofers etwas druckvoller, wobei auch hier die beiden Hauptspeaker die aktiveren Parts bleiben. Hört man sich beide Tonspuren im Vergleich an, setzt sich die Mehrkanal-Variante gar nicht übermäßig von der hervorragenden Stereo-Abmischung ab, da sie sich weitgehend auf die noch etwas räumlichere Darstellung der Konzerthalle beschränkt, die Instrumentierung aber – wie erwähnt – vornehmlich auf den Mains belässt.
Bonusmaterial
Das Bonusmaterial besteht aus einem Bonussong „I’ll do it anyway“, der von ihren Backgroundsängerinnen bestrittenwird sowie dem 20-seitigen Booklet mit zahlreichen Fotos.
Fazit
Durchweg überzeugende Performances, klare und deutliche Attitüde sowie eine visuell und akustisch überzeugende Blu-ray – Herz Kraft Werke ist eine rundum gelungene Live-Blu-ray einer beachtenswerten Künstlerin.
Timo Wolters
Bewertung
Bildqualität: 85%
Tonqualität Stereo: 90%
Tonqualität Mehrkanal: 85%
Bonusmaterial: 10%
Konzert: 80%
Anbieter: Universal Music
Land/Jahr: Deutschland 2019
Regie: Sven Haeusler
Musiker: Sarah Connor, Torsten Goods, Felix Lehrmann, Rhani Krija, Arto Mäkelä, Thomas Stieger, Jan Miserre uvm.
Tonformate: 2.0 Stereo: de // dts HD-Master 5.1: de
Bildformat: 1,78:1
Laufzeit: 137
Codec: AVC
FSK: 0
(Copyright der Cover und Szenenbilder liegt bei Anbieter Universal Music)
Sehr starkes Review, Timo! Habe mir schon mehrfach das Konzert „Muttersprache“ von ihr Live aus Dresden angehört und bin dabei stets von Anfang bis Ende unterm Kopfhörer in einer emotionalen Achterbahn unterwegs. 😉 Ich mag einfach die Art, wie sie ihre deutschen Songs performt. Dein Review hat mich jetzt ebenfalls neugierig gemacht. Vielleicht lass ich mich zu einem spontanen Kauf auf Amazon hinreißen… 😀
Tu es! 😉
Ist auf der Merkliste und geht nach den Feiertagen in den Warenkorb. 😉
..Respekt Timo, SC und Konsorten sind ja ursprünglich der „natürliche Feind“;), deine Rezi ist aber vollumfänglich nachvollziebar, der sicht- bzw. hörbare Wandel der Sängerin verdient Anerkennung.