Blu-ray Review
OT: Satanic Panic
Code der Sams
Augenzwinkernde Hommage an den 80er-Jahre-Horrorfilm.
Inhalt
Für Sam könnte es kaum besser laufen. Naja, also fast jedenfalls. Immerhin hat sie seit Kurzem diesen Job. Als Pizzaboy, ähm … Pizzagirl. Nicht schlimm, dass ihr der Chef erst einmal 5 $ abnimmt – als Pfand für den Thermobeutel. Wird schon nicht so schlimm sein, wenn sie die italienische Traditionspeise an Männlein und Weiblein ausliefert . Dachte sie jedenfalls. Doch dann muss sie dem ersten Kunden beim Sofatragen helfen, wird von der zweiten Kundin gebeten, deren Klienten ins Gesicht zu pinkeln und die dritte Kundin möchte ihr ausgediente Kindersachen vererben. Das war dann doch nicht ganz der Traumjob, von dem Sam gedacht hatte, ihn ergattert zu haben. Und außerdem ist der Typ, der ihr den Job beschafft hatte, ein ziemlich ekliger und zudringlicher Kerl, der sich für den Allergrößten hält. Es könnte also durchaus etwas besser laufen für Sam. Immerhin bekommt sie dann eine große Lieferung nach Mill Basin. Das ist eigentlich eine ziemlich gute Gegend, mit ziemlich teuren Anwesen und offenbar ziemlich reichen Menschen. Doch wie das so ist, mit reichen Menschen. Viele sind nicht umsonst so reich geworden und Nettigkeiten werden oft nicht verteilt. Und natürlich schon gar kein Trinkgeld. Das dann auch der Roller für den Heimweg dann nicht mehr anspringt, macht den Tag für Sie zur Vollkatastrophe. Schlimmer kann es nicht mehr kommen. Dachte sie jedenfalls. Doch es kommt schlimmer. Sich Hilfe von dem Mann erhoffend, dem sie soeben die Pizza in die Hand gedrückt hatte, schleicht sie ums Anwesen und findet eine offene Tür in die Küche. Kurz darauf wird sie Zeuge der Rede einer wunderschönen Frau vor einer bestimmten Gruppe von Menschen. Doch dann fallen plötzlich die Worte „Satan“ und „Opfer“ in der Ansprache. Und es ist von einem „Tauschmedium“ die Rede. Ein „Tauschmedium“, das angeblich nicht mehr völlig „unberührt“ ist und deswegen ein Problem darstellt. Sam hingegen ist unberührt und damit kein Problem – jedenfalls nicht für diese Gruppe von Satanisten…
Das Subgenre der Horror-Komödie hat spätestens seit den 80ern eine ziemlich ereignisreiche Tradition. Dort, wo im Horrorfach gerne mal Klischees bemüht werden, kann man sich über diese auch zünftig lustig machen. Das führt dann entweder zu richtigen Verballhornungen wie Scary Movie oder zu Genre-Hybriden, in denen zweifelsohne noch Horror präsentiert wird, gleichzeitig aber charmant-humorvoll gängige Stereotypen etwas auf die Schippe genommen werden, während man sich gleichzeitig vor den großen Klassikern des Genres verneigt. Zu letzterer Gruppe gehört zweifelsohne Satanic Panic. Chelsea Stardust (eigentlich Chelsea Peters) gibt mit dem Film ihr Regiedebüt, nachdem sie zahlreiche Kurzstories verfilmt hatte und in nahezu 30 Filmen als Produktionsassistentin keines Geringeren als Jason Blum fungiert hatte. Satanic Panic ist zwar keine Blumhouse-Produktion, wartet aber mit dem bekannten und beliebten Fangoria-Fanzine als Produktionsstätte auf. Und was Fangoria anpackt, hat auf jeden Fall genug Bezug zum Genre, dass der geneigte Fan aufmerken darf.
Und so beginnt Satanic Panic durchaus schwungvoll. Und damit ist nicht nur das Intro gemeint, in dem schon mal klar wird, dass eine der Hauptfiguren durchaus mit einem gewissen Nachdruck Ihren Vorstellungen nachgeht. Nein, auch Sams Vorstellung gerät schwungvoll und durchaus amüsant. Der Film bedient sich in diesen Szenen eines ganz passablen Schnitts und baut zudem auf eine durchweg humorvolle bis sarkastische Atmosphäre. Was von der ersten Minute an wirklich toll gelingt, ist die Sympathieverteilung für die Protagonistin. Hayley Griffith in der Rolle der Sam ist super sympathisch und reagiert gekonnt und selbstbewusst auf die Macho- und Anmachsprüche ihres Kollegen. Trotzdem man der Figur natürlich eine gewisse Unbedarftheit ins Skript geschrieben hat, ist sie kein dummes Naivchen – zeitgemäßer Feminismus, ohne wedelnden Zeigefinger, sehr schön.
Zumal der Film fast durchgängig auf Frauenrollen setzt und Männer nur am Rande eine Rolle spielen. Dass die Regisseurin durchaus auch mal stark-sexuell aufgeladene Bilder nutzt, zeugt von einem ziemlich selbstbewussten Umgang mit dem Thema – inklusive einer sichtbaren Affinität für gewisse Fetischbereiche. Phallus- und Vulva-Verweise gibt’s jedenfalls reichlich. Die zugrundeliegende Geschichte vom satanischen Kult, der unbedingt eine Jungfrau benötigt, um irgendeinen Ritus zu vollziehen, ist natürlich alles andere als innovativ. Aber das muss die Story ja nicht zwingend sein, wenn man sich vornehmlich an gewissen Genre-Klischees abarbeiten möchte …
… was Satanic Panic durchaus gelingt: Die Kuttenträger werden hübsch debil dargestellt (ihre Anführerin mal ausgenommen), Männer werden vornehmlich als notgeile Säcke porträtiert (was sie im Horrorgenre nur allzu oft tatsächlich sind) und geben deshalb die perfekten Opfer ab. Derweil sind Setdesign und production value überraschend hochwertig geraten und wenn es um Blut-, Körperflüssigkeits- und Maskeneffekte geht, spart Chelsea Stardust nicht mit reichlich gorigen Einlagen. Da werden dann schon mal meterlange Zungen aus Menschen gezogen oder Innereien durch ein Einschussloch im Hals gefischt. Aufgrund des humorvollen Grundtons ist das in diesem Fall ohne Schnittauflagen durch die FSK gegangen, was den geneigten Freund von schwabbligem Gedärm und dunkelrotem Erbrochenen durchaus zufriedenstellen sollte. Auch ein bisschen lovecraft’sches Kreaturendesign taucht zur Mitte des Films hin auf. Man sieht, dass die gerne mal bunthaarig gestylte Regisseurin durch und durch Fan des Genres ist – was nicht verwundert, wenn man weiß, dass sie bereits mit zehn Jahren Romeros Night of the Living Dead gesehen hatte und sich deshalb in den Horrorfilm verliebte. Am Ende integriert sie gar noch surreale Elemente, was dem Film erstaunlicherweise ganz gut steht und ihm noch ein bisschen mehr Höllen-Anstrich verpasst. Blutig und (ziemlich) nackelig wird’s dann auch noch mal, was unterstreicht, dass Chelsea Stardust gerne ein paar Meter Abstand nimmt, vom ansonsten eher prüden US-Horrorfilm. Dass Rebecca Romijn (die gute Mystique aus den ersten X-Men-Filmen) obendrauf eine lustvolle Satansbraut gibt, trägt ebenfalls zum guten Gelingen bei. Da darf man dann auch über ein paar kleinere Längen sowie über das etwas abrupte Ende hinwegsehen. Denn, was der wenig mit dem 80er-Jahre-Horrorkino verbundene Zuschauer nicht merkt: Hier waren echte Fans des Genres am Werk, die unglaublich viel Spaß am Film hatten.
Bild- und Tonqualität
Satanic Panic liegt im Bildformat von 1,85:1 vor und präsentiert seine digital aufgenommenen Einstellungen mit einer recht hohen Laufruhe was Rauschen angeht. Farben werden recht kräftig wiedergegeben, was vor allem den roten Roben der Satan-Gruppe zugute kommt. In Naheinstellungen ist die Detailauflösung sehr gut, was man bspw. schön an der Struktur von Sams Lederjacke bei 5’30 ablesen kann. Wenn die Umgebung etwas dunkler wird, erscheinen Farben und Hauttöne vielleicht etwas überkräftig, was zum Film selbst aber ganz gut passt. Echte Bildprobleme zeigen bis auf ein ganz leichtes Banding bei Aufblendungen nicht.
Akustisch kann der Score für Räumlichkeit sorgen, während die gewählten (oder extra komponierten) Metal-Songs für ein bisschen Druck und Dynamik sorgen. Dialoge kommen gut ortbar aus dem Center, dürften aber etwas mehr Volumen haben. Sie klingen in der Synchro etwas dünn. Im Finale dominiert dann erneut die Musik, während echte Soundeffekte eher die Ausnahme bleiben.
Bonusmaterial
Trailer und Programmtipps des Anbieters – mehr Bonus hat die Blu-ray nicht zu bieten.
Fazit
Satanic Panic ist Fanfilm für Fans. Als offensichtliche Hommage an den 80er-Jahre-Horrorfilm gelingt Chelsea Stardust ein kleines Highlight, das aus seiner relativ günstigen Produktion mit viel Liebe fürs Detail eine ganze Menge Atmosphäre rausholt und dabei auf zwei starke Hauptdarstellerinnen und viel augenzwinkernden Humor setzen kann. Da ist es dann auch fast schon zusätzlich charmant, wenn es hier und da ein paar kleine Holprigkeiten in der Inszenierung und der Figurenzeichnung gibt.
Timo Wolters
Bewertung
Bildqualität: 70%
Tonqualität (dt. Fassung): 60%
Tonqualität (Originalversion): 65%
Bonusmaterial: 10%
Film: 65%
Anbieter: Tiberius Film
Land/Jahr: USA 2019
Regie: Chelsea Stardust
Darsteller: Rebecca Romijn, Hayley Griffith, Arden Myrin, Ruby Modine, Jerry O’Connell
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 1,851
Laufzeit: 89
Codec: AVC
FSK: 18 (ungeschnitten)
(Copyright der Cover und Szenenbilder liegt bei Anbieter Tiberius Film)
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Trailer zu Satanic Panic
So testet Blu-ray-rezensionen.net
Die Grundlage für die Bild- und Tonbewertung von Blu-rays und Ultra-HD-Blu-rays bildet sich aus der jahrelangen Expertise im Bereich von Rezensionen zu DVDs, Blu-rays und Ultra-HD-Blu-rays sowie Tests im Bereich der Hardware von Unterhaltungselektronik-Komponenten. Gut zehn Jahre lang beschäftigte ich mich professionell mit den technischen Aspekten von Heimkino-Projektoren, Blu-ray-Playern und TVs als Redakteur für die Magazine HEIMKINO, HIFI TEST TV VIDEO, PLAYER oder BLU-RAY-WELT. Während dieser Zeit partizipierte ich an Lehrgängen zum Thema professioneller Bildkalibrierung mit Color Facts und erlangte ein Zertifikat in ISF-Kalibrierung. Wer mehr über meinen Werdegang lesen möchte, kann dies hier tun —> Klick.
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- AV-Receiver: Pioneer SC-LX59
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