Scar 3D uncut

Blu-ray Review

NSM, 16.11.2016

OT: Scar

 


Respekt vor Bishop

Knapp fünf Jahre dauerte es, bis man die 3D-Fassung von Scar nun auch im Heimkino konsumieren kann.

Inhalt

Joan und ihre Freundin Susan sind als Jugendliche in die Fänge des örtlichen Totengräbers geraten, der sie beide festgesetzt und brutal misshandelt hat. Nur mit Mühe konnte sich Joan damals aus der Situation befreien, doch für Susan kam jede Hilfe zu spät. Nun, 13 Jahre später, kehrt sie an den Ort zurück und besucht ihren Bruder sowie dessen Tochter Olympia. Kaum angekommen, werden Teenager ermordet aufgefunden. Joan fürchtet, dass der damalige Killer wieder zuschlägt, obschon der eigentlich seinerzeit gestorben ist. Allerdings ist Joan psychisch nach wie vor labil und so richtig glauben mag ihr niemand. Erst Recht nicht, als ihr Bruder massakriert wird und man sie gar selbst der Tat bezichtigt. Kingt aber auch plausibel, so blutverschmiert, wie sie da auf der Straße steht …

Jed Weintrobs harter „Torture-Porn-Film trifft auf Vergangenheits-Bewältigungs-Drama“-Horrorstreifen wurde schon 2007 inszeniert, gelangte aber erst 2010 in hiesige Kinos. Damals war es der erste Kinofilmm für Home-Entertainment-Anbieter Anolis Entertainment. Schon seinerzeit musste er für eine FSK-18-Freigabe krasse Federn lassen. Acht Minuten an Kürzungen sind für eine Lichtspielauswertung schon starker Tobak. Für die Video-Veröffentlichung blieb es dann zunächst dabei, weshalb es Scar bisher in Deutschland nicht ungeschnitten gab und auch jetzt nicht gibt. Allerdings wurde über den österreichischen Partner NSM die Uncut-Version kurze Zeit nach der ursprünglichen DVD-/Blu-ray-Veröffentlichung nachgeholt. Was es aber auch im Nachbarland bisher nicht gab, war die 3D-Fassung des Films in ungeschnittener Form. Das holt Anolis jetzt (erneut) mit NSM nach. Einziger Weg bleibt damit zwar das Nachbarland, doch diese Hürde zu nehmen, sollte nicht das Schwerste sein. Dass die 3D-Fassung Sinn macht, liegt vor allem daran, dass Scar seinerzeit die erste in Real 3D aufgenommene Genreproduktion überhaupt war – und das sogar weit vor Avatar. Am Film selbst ändert das zwar nur wenig, was Genrefreunde aber kaum stören wird, immerhin geht’s hier zünftig zur Sache. Die gezeigten Gräueltaten an den Mädels, die rückblickend immer ausgiebiger geschildert werden, waren ein gefundenes Fressen für die Juroren der FSK. Ebenso wie die späteren Folterarbeiten an Sandra und Olympia, bevor diese sich dann in aller Ausführlichkeit am Peiniger rächen darf. Die FSK-18-Fassung erscheint entsprechend konfus und zusammenhanglos, da hier nicht nur ein paar wenige kurze Schnitte gesetzt wurden, sondern ganze Bestandteile fehlen, um Scar noch folgen zu können. Und das, obwohl die Geschichte wahrlich nicht sonderlich tiefschürfend ist und selbst für Horrorverhältnisse relativ einfach gestrickt erscheint. Immerhin konnte man mit Angela Bettis (May) ein prominentes Gesicht aus dem Genre verpflichten und integrierte auch einen ab und an recht amüsanten Sarkasmus.

Bild- und Tonqualität

Der auf HD-Video gedrehte Scar hat neben der gewöhnungsbedürftigen HD-Optik vor allem mit deutlichem Rauschen, Nachzieheffekten und Treppchenbildung zu kämpfen – hier offenbart sich die nicht ganz teure Kameraausrüstung sowie der digitale Nachbearbeitungsprozess, der „nur“ in 720p stattfand (Reißverschluss in Bewegung 12’00). Auf dunklen Bildinhalten versumpfen Details zudem fast vollständig, während helle Bildbereiche brutal überstrahlen. Die Zähne der Protagonisten auf der nächtlichen Party nach gut zwölf Minuten sind dermaßen hell, dass man sich fast geblendet fühlt. Leider verschluckt diese Tatsache auch massiv Details. Die Körnung, bzw. das Rauschen ist praktisch in jeder Einstellung präsent und man hat oft das Gefühl, dass Gesichter sich hinter diesen Unruhen verstecken. Farben sind während der Rückblicke stark gefiltert und folgen einer sepiamäßigen Braunpalette. In der Gegenwart wird’s natürlicher, wobei der Braun- gegen einen Gelbfilter ausgetauscht wird. Im Finale übertreibt man es mit der Filterung dann endgültig.
In Sachen Soundqualität schlägt sich Scar deutlich besser. Die gezielt gesetzten direktionalen (Schock)Effekte werden äußerst dynamisch wiedergegeben. Manchmal wirkt das qualitativ etwas aufgesetzt, allerdings verfehlt es seine Wirkung nicht. Die Dialoge sind ein kleinwenig zu laut eingepegelt, was aber zumindest für eine sehr gut Verständlichkeit sorgt. Filmmusik und Umgebungsgeräusche liegen auf angenehmem Niveau – sie werden weder zu aufdringlich, noch wurden sie untergemischt.

3D-Effekt

Scar wurde, wie erwähnt, mit einem echten 3D-Kamera-Setup gedreht (zum Einsatz kamen zwei digitale Sony-Videokameras, die auf ein Rig von NTS/Japan gesetzt wurden) – und das noch vor dem Zeitpunkt, da Technikpionier James Cameron mit Avatar die Technik revolutionierte. Allerdings sind die verwendeten Kameras in diesem Genrewerk nicht mit den teuren Big-Budget-Studio-Einheiten vergleichbar – die HD-Video-Komponenten haben einfach zu deutliche Defizite. In Bewegungen huschen Äste mitunter als brutale Doppelkontur durchs Bild und auch das hüpfende Haar der joggenden Protagonistin will einfach nicht konstant griffig bleiben. Recht gut gelingen die ruhigen Einstellungen, in denen Figuren oder Geschehen nicht unter schnellen Kameraschwenks zu leiden haben. Wenn Joan und ihre Jugendfreundin auf dem Friedhof einen Joint rauchen, sieht das Geschehen sehr natürlich dreidimensional aus. Herausragend ist die Tiefendarstellung in Innenräumen. Joan schält sich extrem plastisch vom Hintergrund ab und wenn sie ihren Drink auf die Kommode stellt, gibt trotz der geringen Detailanzahal gleich vier Tiefenebenen zu bewundern. Ab und an (gerade im Größenvergleich zwischen Joan und Jeff wirkt die kleine und zierliche Dame allerdings, als hätte sie einen zu großen Wackelkopf auf den Schultern. Sind Gesichter formatfüllend zu sehen, schälen sich sogar Nasen dreidimensional aus dem Bild heraus und
Schwierigkeiten gibt’s, wenn feine Details vor hellem Hintergrund erscheinen. Dann durchscheint das Oberlicht des Polizeipräsidiums die dünnen Haare von Joan sichtbar (53’38). Schön plakativ sind natürlich Blutspritzer, die durch Schussverletzungen entstehen und von Innen auf die Leinwand spritzen. Und natürlich schneidet sich die Stichsäge im Finale noch plastischer durch den Schädel des Killers. Der 3D-Effekt ist immer dann besonders gut, wenn das Geschehen nicht allzu hektisch ist, dann macht der Film in der dritten Dimension aber glatt noch mal etwas mehr Spaß.

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von Scar befindet sich neben den Trailern und einer Bildergalerie ein Making-of sowie ein Behind the Scenes. Das Making-of konzentriert sich zunächst sehr stark auf die 3D-Produktion, die für den Film mit mittlerem Budget täglich eine neue Herausforderung darstellte. Man stellt heraus, dass es dem Team nicht darum ging, möglichst viele Pop-Out-Effekte zu setzen, sondern vor allem darum, viel Bildtiefe zu erzeugen. Das Behind the Scenes bleibt unkommentiert und heißt bei anderen Bonusbereichen „B’Roll“.

Fazit

Scar ist inhaltlich zwar nur wenig innovativ, hat aber ein hübsch-atmosphärisches Setting, einen überraschenden Killer und einen teilweise beeindruckenden 3D-Effekt, der die fies-blutigen Gräueltaten noch stärker betont.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 50%
Tonqualität (dt. Fassung): 65%
Tonqualität (Originalversion): 65%
Bonusmaterial: %
Film: 55%
3D-Effekt: %

Anbieter: NSM
Land/Jahr: USA 2007
Regie: Jed Weintrob
Darsteller: Angela Bettis, Kirby Bliss Blanton, Ben Cotton, Christopher Titus
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 1,78:1
Laufzeit: 84
Codec: AVC/MVC
Real 3D: Ja
FSK: 18 (ungeschnitten)

Trailer zu Scar

Scar - Official Trailer

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