Schmerzensgeld – Wer reich sein will, muss leiden

Blu-ray Review

Schmerzensgeld wer reich sein will muss leiden Blu-ray review cover
Pandastorm/Ascot Elite, ab 05.05.2015

OT: The Brass Teapot

 


Es ist nie genug!

Was wäre, wenn man Geld damit verdienen könnte, weil man sich das Knie stößt …

Inhalt

Alice und John haben nichts im Kühlschrank zum Frühstück, ein schrottreifes Auto vor dem Haus und während John den undankbaren Job hat, am Telefon Garantieverlängerungen zu verkaufen, hat Alice erst gar keinen Job. Also schnurren sie sich auf Partys von Freunden durch und leben ansonsten von einem erfrischenden Sarkasmus und ihrer innigen Liebe zueinander. Als es kaum schlimmer kommen konnte, haben sie auch noch einen Autounfall. Der allerdings führt Alice in den Antiquitätenladen einer älteren Dame. Dort lässt sie ein glänzendes Teekesselchen mitgehen, das sich im Nachhinein als magisch herausstellt. Immer wenn sich einer der beiden verletzt, warten ein paar frischgepresste Dollar im Pot. Für leichte Verbrennungen mit dem Haarglätter gibt’s schon mal satte 700 Dollar. Das trifft sich natürlich gut, wenn John hat just auch noch seinen Job verloren. Von nun an müssen sich die beiden einfach nur selbst oder wahlweise gegenseitig verhauen und kommen so ihrem gewünschten Reichtum immer näher. John ist das zwar unheimlich, doch letztlich ist die Verlockung dann doch zu groß. Also wird beim Zahnarzt ohne Betäubung gebohrt, ein Termin beim Tätowierer anberaunt und Brazilian Waxing betrieben – alles für die Inflation. Dumm ist nur, dass ihr Geldgeheimnis nicht lange geheim bleibt und Geld den Charakter verdirbt …

Schmerzensgeld mal anders und ganz ohne aufwändigen Versicherungsantrag. Wenn sich Juno Temple und Michael Angarano gegenseitig mit dem Gürtel bearbeiten, dann kann man zu Recht beanstanden, dass Temple mittlerweile zum wiederholten Male freizügig agieren muss (oder will) und den halben Film in Miederwäsche durch die Gegend zu rennen scheint, doch die Grundidee ist durchaus orginell. Zumal vor allem Angarano sehr charmant agiert und mit seiner weiblichen Partnerin wunderbar harmoniert. Gottseidank bleibt Schmerzensgeld – Wer reich sein will, muss leiden weitgehend oberhalb der Gürtellinie, was den Humor angeht. Die Möglichkeiten, sich Schmerz für Geld zuzufügen, ermüden allerdings auch irgendwann und dann muss die Geschichte eine entsprechende Wendung nehmen, um auf die volle Laufzeit zu kommen. Diese fällt dann eher konventionell aus und folgt den typischen Bahnen eines Fluchs und der persönlichen Veränderung durch zu viel Reichtum. Die Moral von der Geschichte könnte kaum stärker per Dampfhammer um die Ecke kommen und – wer hätte es gedacht – als reicher Mensch lebt’s sich vielelicht doch nicht besser. Schmerzensgeld bleibt grundsätzlich eher an der Oberfläche, scheut die wirklich philosophischen Fragen und konzentriert sich am Ende lieber auf den Konflikt eines männlichen Softies, der gegen seine gierig werdende „bessere“ Hälfte stellt. In den zickigen Momenten darf Juno Temple zwar zeigen, dass sie mehr drauf hat, als mit runtergerutschtem Negligée durch die Villa zu hüpfen, doch für mehr als eine ganz nette und vorhersehbare Komödie reicht es dann eben doch nicht.

Bild- und Tonqualität

Schmerzensgeld bietet ein sehr helles und nicht immer kontrastreiches Bild, das durch ein leichtes Korn recht filmisch wirkt, das aber in dunklen Szenen etws zu stark wird (85’44). Die Schärfe ist in Halbtotalen eher mittelprächtig, während der Nahaufnahmen könnten auch ein paar mehr Details sichtbar sein. Durch die sehr helle Stimmung bleiben Farben eher blass. Akustisch gefallen die Filmscore-Sequenzen mit teilweise räumlichen Einlagen, während die deutschen Dialoge ein bisschen klingen wie in einen Plastikeimer gesprochen. Außerdem ist die deutsche Tonspur von Schmerzensgeld nicht ganz lippensynchron. Abseits der Filmmusik bleiben räumliche Akzene eher die Ausnahme.

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von Schmerzensgeld gibt’s rund zwölf Minuten an entfernten Szenen sowie einen alternativen Anfang, der den Ursprung des Teekessels preisgibt – eigentlich eine schöne Szene, die ganz offen Kritik an der Gier der Menschen an sich übt, die aber offensichtlich nur bedingt zum Ton des Films gepasst hätte.

Fazit

Schmerzensgeld – Wer reich sein will, muss leiden erzählt eine altbewährte Geschichte in einem zu Beginn sehr originellen Gewand. Ab der Mitte geht dem Film dann etwas die Puste aus und er konzentriert sich zu sehr auf Genrekonventionen.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 60%
Tonqualität (dt. Fassung): 55%
Tonqualität (Originalversion): 60%
Bonusmaterial: 20%
Film: 60%

Anbieter: Pandastorm/Ascot Elite
Land/Jahr: USA 2012
Regie: Ramaa Mosley
Darsteller: Juno Temple, Michael Angarano, Alexis Bledel, Billy Magnussen, Alia Shawkat, Bobby Moynihan, Steve Park, Ben Rappaport
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 101
Codec: AVC
FSK: 12

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