Schrotten!

DVD Review

schrotten-dvd-review-cover
Lighthouse Film, 21.10.2016

OT: –

 


„Lieber tot als Sklave!“

Der Film für die Generation Ludolf.

Inhalt

Mirko Talhammer entstammt einer Traditionsfamilie von Schrotthändlern und wollte schon immer etwas anderes als im rostigen Abfall anderer Menschen rumzuwühlen. Also wurde er Versicherungsvertreter. Mit Anzug, Krawatte und Samtstimme geht er auf Kundenfang. doch dann muss er in kurzer Zeit 100.000 Euro auftreiben, weil seine Bilanzen doch nicht ganz stimmen. Obendrein stehen plötzlich zwei alte Bekannte vom Schrottplatz auf der Schwelle und knocken ihn aus. „Zuhause“ angekommen muss Mikro feststellen, dass Vater Fiete tot ist und ihm das Familiengewerbe zur Hälfte hinterlassen hat. Dumm, dass Mirko sich das Erbe mit Bruder Letscho teilen muss, der den Familienbetrieb natürlich weiterführen möchte. Während Mirko die Chance sieht, die 100.000 Euro aufzutreiben, die er seiner Versicherung zu geben hat und deshalb an den arroganten Schrottmagnaten Kercher verkaufen will, hat Letscho einen anderen Plan. Er will das Vorhaben seines Vaters, einen Waggon mit Kupfer zu klauen, endlich in die Tat umsetzen. Ein Höllenplan, der absolut unmachbar scheint. Doch hier kommt Mirko ins Spiel, der dem Unterfangen tatsächlich auf die Sprünge helfen kann …

Frederick Lau scheint zur Zeit einfach in allem mitzuspielen, was entweder erfolgreich und/oder (gleichzeitig) künstlerisch absolut herausragend ist. Im Falle von Max Zähles (RajuSchrotten blieb der finanzielle Erfolg zwar überschaubar, dafür ist der Film eine dermaßen stimmungsvolle Liebeserklärung an das Milieu der Schrottis, dass man den Film von dem Moment an ins Herz schließt, in dem Mirko seine Kopfnuss erhält und auf dem heimischen Platz ankommt. Angefüllt mit Typen , die so original sind, dass man sie nur lieben kann und mit dem Herz aber sowas von am rechten Fleck, taucht man in diese Welt der Metallverwerter ein
Wenn Träumchen Mirko das Panini-Album „Italien ’90“ überreicht, stehen einem fast Tränen der Rührung in den Augen, weil’s so echt und authentisch wirkt, als wäre man selbst auf dem Schrottplatz. Die irre Wendung mit dem Waggonklau klingt auf dem Papier albern, funktioniert aber vor allem in Sachen Familienzusammenführung prächtig. Denn hier wird klar: Weder Mirko kommt ohne Letscho aus, noch andersrum. Das Ding kann nur drehen, wer zusammenhält. Lau gibt den schroffen Schrotti mit einer großartigen Mischung aus leichter Aggressivität und liebenswürdiger Brummeligkeit, der gerne demjenigen einen Nobelpreis überreichen würde, der das richtige Mischungsverhältnis von Whiskey-Cola erfunden hat. Lukas Gregorowicz (der im Übrigen den Florian-David-Fitz-Lookalike-Contest gewinnen könnte) passt gut in die Rolle des Anzugträgers Mirko, der trotz aller Sozialisierung in der großen Stadt seinen Toast immer noch ins flüssige Dotter eines gekochten Eis tunkt. Die besten Momente aber gebühren Lars Rudolph, der als Träumchen keiner Fliege was zuleide tun kann und wirkt, als wäre er auf einem Schrottplatz geboren. Stets trifft Schrotten den richtigen Ton aus Humor und Tragikomik und bringt dem Zuschauer eine Welt nahe, die nur wenigen gegenwärtig ist.

Bild- und Tonqualität

Die DVD von Schrotten dürfte ein etwas kontrastreicheres Bild haben, ist durchgängig etwas zu flau. Die Farben wirken zu flach, Schwarz existiert praktisch nicht. Während Auf- und Abblendungen sind typische DVD-Artefakte zu erkennen, die sich in Farb- und Helligkeitsabstufungen äußern. Die Schärfe während der Nahaufnahmen geht in Ordnung, auch Halbtotale sehen ganz gut aus. Das leichte Korn, das der Film nutzt, wirkt analog und stört nicht.
Akustisch nutzt Schrotten die Lautsprecher vor allem während der passenden Filmmusik ausgiebig und sorgt für eine breite Bühne. Die Dialoge wirken im Vergleich ein kleinwenig zu leise, dürften etwas griffiger sein. Die Naturkulisse allerdings passt wunderbar. Egal, ob das die Atmosphäre auf dem Schrottplatz ist, die nächtliche Planskizzierung im Wald oder der Regenguss nach einer guten Dreiviertelstunde.

Bonusmaterial

Sieben entfernte Szenen sowie das Musikvideo „Ich glaub‘ nicht an Wunder“ vom singenden Schrottplatzhändler Kalli Struck liefert das Bonusmaterial von Schrotten.

Fazit

Schrotten ist für Freunde der Alteisenverwertung das, was Bang Boom Bang für Fans vom gepflegten Marihuanagenuss ist: Ein Film über Zusammenhalt, Freundschaft und ein Loblied auf Underdogs.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 65%
Tonqualität (dt. Fassung): 70%
Bonusmaterial: 30%
Film: 85%

Anbieter: Lighthouse Entertainment
Land/Jahr: Deutschland 2016
Regie: Max Zähle
Darsteller: Lukas Gregorowicz, Frederick Lau, Lars Rudolph, Heiko Pinkowski, Anna Bederke
Tonformate: Dolby Digital 5.1: de
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 94
FSK: 6

Trailer zu Schrotten

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
0 Kommentare
Inline Feedbacks
Alle Kommentare anschauen!