Scouts vs. Zombies – Handbuch zur Zombie-Apokalypse

Blu-ray Review

Scouts vs. Zombies - Handbuch zur Zombie Apokalypse Blu-ray Review Cover
Paramount Home, seit 24.03.2016

OT: Scouts Guide to the Zombie Apocalypse

 


Hochdekoriert und völlig schmerzbefreit

Was, wenn Pfadfinder auf Untote träfen?

Inhalt

Wenn da nicht dieser durchgeknallte Putzteufels eines Labors gewesen wäre … Dann wäre dieser blassbleiche reanimierte Untote namens „Dot“ wohl nie entwischt und hätte auch nicht dafür sorgen können, dass die ganze Stadt innerhalb kürzester Zeit mit dem gleichen Zombievirus infiziert wurde. Doch davon wissen die Pfadfinder-Nerds Augie, Carter und Ben noch nichts. Ebenso wenig wie sie von Mädchen wissen, denn Frauengeschichten litten bisher unter dem Scouting des Trios. Doch ausgerechnet heute ist da diese Party – die heißeste, die die Stadt je gesehen hat. Und mittendrin ist Kendall, die heißeste Braut der Stadt. Die sieht in Ben zwar so etwas wie einen kleinen Bruder, doch die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Also beschließen Carter und Ben, dass sie Augie Nachts alleine im Zelt lassen, um sich für ein paar Stunden auf der Fete zu amüsieren. Doch auf dem Weg dahin laufen den beiden gleich mehrere blutrünstige Monster über den Weg, die ihnen nach dem Leben trachten. Zum Glück für die Zwei taucht Stripperin Denise auf, die sich als äußerst versiert im Umgang mit der Pumpgun herausstellt und den Jungs erstmal den süßen Arsch rettet. Fortann muss sich die Zweckgemeinschaft ihrer Haut vor den Zombies erwehren, die scheinbar schon die ganze Stadt verwandelt haben …

Vom vollkommen bescheuerten Pfadfinder-Werbevideo hin zu den völlig überdrehten Zombieattacken (mit John Carpenter Gedächtnis-Splattereffekten) – Scouts vs. Zombies nimmt sich nicht mal eine Sekunde ernst und feiert eine Art Verquickung von The Walking Dead und American Pie. Glücklicherweise bleibt der Humor aber deutlich oberhalb der Gürtellinie (sieht man mal von der Schniedelszene ab) und lässt sich nicht dauerhaft auf das Niveau eines Das ist das Ende hinab – zumal die drei Hauptdarsteller (und ihre weibliche Begleitung) sympathisch sind und bleiben. Gerade Tye Sheridan, der schon in Joe – Die Rache ist sein und Mud – Kein Ausweg überzeugte, bleibt auch in der etwas melancholischen Rolle des Heranwachsenden Romantikers authentisch. Sämtliche Sympathien hat allerdings Debütant Joey Morgan als Augie auf seiner Seite. Was sonst eine prädestinierte Figur für stereotype Loser ist, wird hier zur Heldenrolle, wenn der korpulente Pfadfinder-Nerd gleich mehrfach zur Rettung schreitet. Doch glaubwürdige Darsteller hin oder her – wenn’s mit Action und Situationskomik nicht klappt, dann können die Schauspieler noch so charmant rüberkommen. Umso schöner, dass Regisseur Christopher Landon (Paranormal Activity: Die Gezeichneten) durchaus Timing und Tempo beweist. Im Prinzip steht sein Scouts vs. Zombies ab der 30. Minute nicht mehr still und liefert einen Höhepunkt nach dem nächsten, ohne dabei zu vergessen, seinen Hauptfiguren etwas Substanz zu verleihen. Auf der anderen Seite gefällt der Splatterspaß mit grandiosen Ideen wie Britney Spears „Baby One More Time“ in der Untoten-Singalong-Version oder der brüllkomischen Trampolin-Zombie-Szene. Was aber wäre ein Zombiefilm trotz gagreicher Situationskomik und netter Darsteller ohne zünftige Effekte? Und die sind wahrlich gelungen. Aufgrund des komischen Grundtenors darf Scouts vs. Zombies weit mehr als ein ähnlich gelagerter Film mit bierernster Stimmung. Die Tötungssequenzen der Zombies stehen Genrevorbildern teilweise in Nichts nach: Köpfe werden formatfüllend weggeballert oder durchstoßen und Haut wird in Fetzen vom Hals gerissen. Was die drei Helden im Finale auf der Party per Gartengeräten außerdem so alles mit den Untoten anstellen, hätte auch Braindead seinerzeit gut gestanden, wenn die FSK denn auch nur eine dieser Szenen unbeanstandet gelassen hätte. Da sieht man mal wieder, wie sich Sehgewohnheiten (auch jene der Freiwilligen Selbstkontrolle) ändern, wenn hier ab 16 freigegeben wird, was Peter Jacksons Werk noch weit über 100 Schnitte beschert hat. Trotz des hohen Blut-, Gore- und Funfaktors ist es ein wenig schade, dass die Gepflogenheiten der Pfadfinder nicht noch häufiger im MacGyver-Stil Anwendung zur Abwehr der Untoten finden – immerhin heißt der Film im Original „Pfadfinder-Anleitung zur Zombie-Apokalypse“.

Bild- und Tonqualität

Scouts vs. Zombies liefert natürliche Farben und verhältnismäßig ausgewogene Kontraste. Hin und wieder sind Szenen ein wenig zu hell geraten, was zu einem etwas flachen Eindruck führt. Die Bildruhe ist hingegen erstaunlich hoch und der Fokus im Zentrum meist gut. Negativ fallen die durchweg vorhandenen Randunschärfen auf, die im unteren Bildbereich zu sehen sind und bisweilen krass ausfallen (Bens Beine 20’10).
Wie man es von Paramount Home mittlerweile leider gewohnt ist, kommt auch Scouts vs. Zombies nur im Original mit einer dts-HD-Master-Spur, während der deutsche Sound mit antiquiertem Dolby Digital auskommen muss. Häufig wurde auch an dieser Stelle schon darauf hingewiesen, dass dies nicht mehr zeitgemäß und ih höchstem Maße ärgerlich ist. Qualitativ unterscheidet sich die beiden Spuren dann vom ersten Moment, der ersten Sekunde an. Schon die offene Räumlichkeit während des Songs, den Ron beim Wischen mitsingt, ist in der Originalfassung deutlich besser – ganz abgesehen vom vehementen Einsatz des Subwoofers, wenn das Lied richtig loslegt. Hier hat die deutsche Tonspur nicht den Hauch einer Chance (1’00). Bisweilen geht das subfrequent dermaßen in den Keller, dass man freiwilllig leiser stellt. Richtig krass wird der Unterschied dann bei Jump-Scare-Effekten: Wenn der zombifizierte Türsteher die Tür zum Klo der Bar aufstößt, kann man die deutsche Spur noch so laut machen und erreicht zu keiner Zeit den raumfüllenden direktionalen Soundeffekt, den die englische Fassung liefert (34’40). Gleichermaßen geht das weißter bei sämtlichen Attacken der Untoten – gerade bei Filmen, die auf solche Sounds setzen, ist das schlicht eine Frechheit für den deutschen Käufer.

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von Scouts vs. Zombies finden sich neben zwei entfernten Szenen noch vier Featurettes. In „Eine Scouts Anleitung zum Filmemachen“, dem eigentlichen Making-of, gibt’s knapp 30 Minuten Einblicke in die Dreharbeiten, die Idee dahinter und das Casting. „Zombie Make-up Handbuch“ gibt Einblicke in die Massenabfertigung der zahlreichen Komparsen und deren Make-up. Die Masken sollten sich etwas stärker vom bisherigen Look absetzen, weshalb vor allem die Adern überbetont wurden. In „Choreographie – Wie man sich als Zombie bewegt“ wird geschildert, wie Performance-Artist Mark Steger (I Am Legend), der immer dann gebucht wird, wenn sich Darsteller kreaturenhaft oder ungewöhnlich bewegen sollen, an die Untotenbewegungen herangegangen ist. Das „Kostümdesign“ letztlich zeigt, wie die Pfadfinderuniformen und das zerfetzte Zeug der Zombies umgesetzt wurde.

Fazit

Scouts vs. Zombies ist pure Spaßunterhaltung mit tollen Maskeneffekten und gut aufgelegten Darstellern – mithin ein Fest für Freunde der Verquickung von Zombiefilm und Komödie. Technisch könnte die Blu-ray richtig gut sein, wenn man ihr auf fürs deutsche Heimkino-Publikum die effektvolle und höchst dynamische dts-HD-Master-Spur spendiert hätte – HÄTTE!
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 70%
Tonqualität (dt. Fassung): 70% (Abwertung aufgrund extremer Unterschiede gegenüber der Originalfassung)
Tonqualität (Originalversion): 85%
Bonusmaterial: 50%
Film: 75%

Anbieter: Paramount Home
Land/Jahr: USA 2015
Regie: Christopher Landon
Darsteller: Tye Sheridan, David Koechner, Logan Miller, Patrick Schwarzenegger, Sarah Dumont, Joey Morgan, Halston Sage
Tonformate: dts HD-Master 5.1: en // DD 5.1: de
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 93
Codec: AVC
FSK: 16

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