Secret Obsession – Netflix

Blu-ray Review

secret obsession netflix
Netflix, 18.07.2019

OT: Secret Obsession


Vertrauen

Gedächtnisverlust kann schon eine Qual sein.

Inhalt

Als Jennifer im Krankenhaus aufwacht, hat sie nicht nur einen Turban aus Binden um den Kopf und ein feistes blaues Auge, sie kann sich auch an nichts mehr erinnern. Zwar ist ihr Ehemann Russell an ihrer Seite, doch auch dessen Gesicht kommt ihr nicht bekannt vor. Dass sie einen heftigen Unfall hatte, bei dem ihr Kopf hart aufschlug – davon weiß sie nichts. Und auch nicht, warum es zu dem Unfall überhaupt kam. Während Russell sich rührend kümmert, um Jennifer inn ihr altes Leben zurück zu holen, untersucht Detective Page den nach wie vor unschlüssigen Fall. Page stellt unbequeme Fragen und scheucht Zeugen auf. Sein Eifer ist auch deshalb so groß, weil er selbst eine Tochter verloren hat. Nach und nach kehren Jennifers Erinnerungen zurück – und damit auch die Ereignisse der Nacht des Unfalls. Was dabei zutage kommt, gefällt ihr allerdings gar nicht …

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Ein zweites Mal vom Ehemann über die Schwelle getragen werden

Secret Obsession hat zunächst deshalb im Vorab ein bisschen Berühmtheit erlangt, weil jene, die so unvorsichtig waren, den Trailer zu schauen, praktisch den Film in zwei Minuten gezeigt bekamen. Überraschungen verrät der Teaser leider zuhauf. Deshalb solltet ihr den Trailer unten auch nur dann anklicken, wenn ihr das wirklich wollt.
Das Problem des Films ist aber, dass (auch ohne Trailer) der Story-Verlauf für Fans des Thriller-Genres ziemlich vorhersehbar ist. Im Prinzip hat man diese Gedächtnis-Verlust-Beiträge schon so oft gesehen, dass vermeintliche Wendungen bereits altbekannt sind. Regisseur Peter Sullivan, der das Skript gleich selbst schrieb, kennt sich im seichte(ren) Fahrwasser von Hochglanz-Movies gut aus. Immerhin hat er schon über 100 dieser und ähnlich gelagerter Filmchen fürs TV produziert. Secret Obsession hat es nun als Netflix-Produktion direkt auf die Streaming-Plattform geschafft und lockt mit drei relativ bekannten Namen. Während Hauptdarstellerin Brenda Song (London Tipton aus Disney Channels: Hotel Zach & Cody / Zach & Cody on Board) das Opfer recht glaubwürdig darstellt, fehlt es Mike Vogel (Michael Bays Texas Chainsaw Massacre) immer noch an Format und Wiedererkennungswert.

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Jennifer traut ihren Augen kaum

Den hat wiederum Dennis Haysbert, denn man noch als Senator/Präsident Palmer aus über 80 Folgen 24 kennt. Als Detective Page sorgt er für die entsprechende Professionalität, die den Film ein Stück weit erdet und den Zuschauer bei Laune hält.
Das ist allerdings auch nötig. Denn Spannung kommt schon alleine aufgrund des Soundtracks von der Stange nur selten auf. Der klimpert ziemlich belanglos (manchmal angelehnt an Nightmare on Elm Street) vor sich hin und schafft keinen Thrill, wo das langsame Pacing und die vorhersehbare Story es auch nicht hin bekommen.
Dazu passen die Standard-Kameraarbeit sowie das langweilige Setting in irgendeinem Landhaus. Obwohl die Bilder poliert und in Hochglanz-Optik erscheinen, wirkt die Produktion eher günstig – was auch an den schlecht gefotoshoppten Fotos der Ehe-Idylle erkennbar ist.
Und bei all der Kritik haben wir über die völlig unlogische Prämisse, dass man mit Jennifers Gedächtnisverlust überhaupt nicht rechnen (sie somit gar nicht auf diese Weise einkalkulieren) konnte, noch gar nicht gesprochen.
Für Thriller-Alles-Seher ist das noch einen Sonntagnachmittag wert. Alle anderen schauen sich lieber noch mal Bedingungslos von Ole Bornedal an.

Bild- und Tonqualität

Secret Obsession liegt bei Netflix in 4K mit Dolby Vision vor. Der Beginn ist allerdings nicht dazu angetan, für Demonstrationszwecke herzuhalten. Viel zu dunkel erscheint der Moment des initialen Unfalls. Man muss den Raum schon deutlich verdunkeln, etwas zu erkennen. Sobald es heller wird, gelingt das Geschehen wesentlich stimmiger zum Betrachter. Hautfarben geraten natürlich und kräftig. Blut hat eine satte Färbung und die Kontraste sind dann durchaus hoch. Auch die Schärfe des mit 4K-Kameras gedrehten Films kann überzeugen. In Naheinstellungen sieht man bspw. jede Pore in Dennis Haysberts Gesicht oder auch den Antlitzen der anderen Darsteller.
Leider ist die düstere Abstimmung in den dunklen Szenen aber nicht das einzige Manko. Denn dazu gesellt sich zum einen hin und wieder sichtbares Banding (Schein der Taschenlampe 56’20). Zum anderen zeigt sich eine auf hellen Oberflächen wie Kitteln oder Wänden sehr starke Körnung. Besonders gut bereits sichtbar in den Krankenhausszenen zu Beginn (ab 5’10). In Close-ups fällt das weniger stark auf, nervt in Halbtotalen aber immer wieder – zumal es dem Film nicht gut steht. Schmuddeliger Analog-Look kann seine Berechtigung haben, in diesem Hochglanz-Psychothriller trägt es aber nicht zur Atmosphäre bei. Wie gut und ruhig das Bild sein kann, zeigen die Vogelperspektiven auf Silverado nach etwas über neun Minuten – hier fehlt plötzlich jedes Rauschen und das Bild ist absolut gestochen scharf und rein.
Was zunächst wie künstlich hiinzugefügt wirkt, hat allerdings einen anderen Grund, denn: Deaktiviert man Dolby Vision (oder schaut man Secret Obsession über eine Kette ohne DV), ist das Korn praktisch vollständig verschwunden. Man muss zwar auf ein wenig Kontrastdynamik verzichten und hat etwas gelblichere Hauttöne, bekommt dafür aber das ruhigere Bild. Dieses Phänomen kann hier leider nicht zum ersten Mal beschrieben werden, denn es tauchte vereinzelt schön häufiger auf.
Übrigens gilt das Korn auch für Ketten, die nur HDR10 wiedergeben. Auch dort rauscht es teils heftig.

Der deutsche Ton für Secret Obsession liegt in Dolby Digital Plus vor. Zwar eine deutlich komprimierte Fassung, aber sie schlägt sich in den (wenigen) Actionszenen durchaus respektabel. Der Regen zu Beginn ist räumlich und der Unfall selbst sorgt für etwas Dynamik. Auch die Schüsse zum Ende sind relativ satt. Während der Flashback-Erinnerungen von Jennifer pumpt zudem der Sub ganz gut dazu – kann man sich anhören.
Für die englische Tonspur hat man Dolby Atmos integriert, der auf der regulären Ebene nur unwesentlich anders klingt als die deutsche DD+-Spur.
Die Heights addieren sich erstmalig hörbar hinzu, wenn Jennifer in der Telefonzelle steht, auf die der Regen hörbar von oben niederprasselt. Auch der Score gesellt sich hinzu und das dezente Gewitter ebenfalls. Allerdings, wenn man genau hinhört, klingt das Ganze etwas komprimiert. Der Hochtonbereich ist nicht sehr fein durchzeichnet und es gibt auch hier und da Aussetzer. Ab und an scheint der Regen im Takt der Musik etwas zu pumpen und klingt wie ein mit 96 kbps komprimiertes mp3-file. Allerdings muss man, um dies zu hören, die Heights isoliert betreiben. Im Zusammenspiel mit den anderen Lautsprechern fällt das praktisch nicht mehr auf – selbst wenn’s nicht sauber ist. Im weiteren Verlauf beschränkt sich der 3D-Atmos-Sound dann auf ein paar wenige Ausnahmen: Stimmen, die Jennifer im Delirium hört, ein paar Durchsagen im Krankenhaus, das Ausholen mit einer Vase – viel ist das nicht. Viel Anlass bietet aber der Film an sich auch nicht. Deshalb geht das so halbwegs in Ordnung.

Fazit

Secret Obsession ist durch die Bank durchschnittlich: Schauspiel, Story, Inszenierung. Selbst das Produktionsdesign erinnert an TV-Serien und kommt über eine Handvoll Schauplätze nicht hinaus. Dazu passt, dass der Film zwar in 4K für eine sehr gute Schärfe sorgt, aber in Dolby Vision teils sehr dunkel und arg körnig daher kommt – SDR ist hier die bessere Wahl.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität (SDR): 85%
Bildqualität (Dolby Vision): 70%

Tonqualität (dt. Fassung): 70%

Tonqualität 2D-Soundebene (Originalversion): 70%
Tonqualität 3D-Soundebene Quantität (Originalversion): 40%
Tonqualität 3D-Soundebene Qualität (Originalversion): 60%

Film: 50%

Anbieter: Netflix
Land/Jahr: USA 2019
Regie: Peter Sullivan
Darsteller: Brenda Song, Mike Vogel, Dennis Haysbert, Ashley Scott, Paul Sloan
Tonformate: Dolby Atmos (DD+-Kern): en // Dolby Digital Plus: de
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 98
Real 4K: Ja
Datenrate: 15.25 Mbps
FSK: 12

(Copyright der Cover und Szenenbilder liegt bei Anbieter Netflix)

Trailer zu Secret Obsession (Vorsicht: Der Trailer spoilert massiv die Story-Twists)

Secret Obsession | Official Trailer | Netflix

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5 Kommentare
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Gabriele Sonnleitner

Studier ich Kamera oder sonstwas? So eine unnötige Performance die obige Kritik.

Mich hätte eher interessiert, wer der Typ gewesen sein soll, den der Protagonist ermordet hat. Der die Blumen ins Krankenhaus gebracht hat. Eine von vielen verwirrenden Ungereimtheiten.

Laura

Ich hätte den Film echt in ordnung gefunden, wenn der Trailer wenigstens nicht alles verraten hätte.
Vorhersehbar war er zwar ohnehin, aber ohne die 2 minütige Zusammenfassung wäre vielleicht sogar etwas Spannung bei mir aufgekommen…

Filmguckfreundin

Absolut nichts für 12-jährige und ein enttäuschendes Ende ohne Storyline. Ich hätte den Film nicht zu schauen brauchen, da ich eh aus dem Trailer schon alles ganz genau vorher wusste. Ich will meine 1 Stunde 37 Minuten zurück und dass Brenda Song einen besseren Film bekommt.

Strohschen Viola

Der Film ist auf keinen Fall ab 12. Dort werden Szenen gezeigt, die echt nichts für 12-Jährige ist.