Serena

Blu-ray Review

serena Blu-ray Review Cover
Studiocanal, ab 07.05.2015

OT: Serena

 


Wahnsinn

Susanne Bier entführt den Zuschauer in Serena in die 1920er Jahre.

Inhalt

Smoky Mountains, North Carolina 1929: George Pemberton ist einer der wohlhabendsten Leute in der Stadt. Reichtum, den er angesammelt hat, weil er ohne große Rücksicht die Wälder abholzt, um Platz für die Eisenbahn zu machen und das Holz gewinnbringend zu verkaufen. Als er davon Wind bekommt, dass genau dort, wo er seine Rodungen betreibt, ein Nationalpark entstehen soll, ist er arrogant genug, dem keine Bedeutung beizumessen. Zumal er soeben in der hübschen Serena Shaw seine Traumfrau gefunden und geheiratet hat. Die hat Kraft ihrer Geburt ebenfalls Ahnung vom Holzgeschäft und bringt gleich mal frischen Schwung unter die Waldarbeiten. Getrübt wird das Glück nur von Umweltschützern und dem Sheriff des Ortes. Der Offizielle steht leidenschaftlich hinter dem Naturpark-Projekt und ist deshalb ganz besonders hellhörig, was die kleinen Schmiergeschäfte Pembertons angeht. Nachdem George ein Angebot für sein Land ablehnt, sind die Fronten verhärtet. Doch das ist noch nicht alles, was der rosigen Zukunft der Pembertons im Weg steht, denn plötzlich wird das Glück von Serena und George auf eine schwere Probe gestellt – eine Probe, die Serena drastisch verändern wird …

Nach Silver Linings und American Hustle ist Serena bereits der dritte Film, in dem Bradley Cooper und Jennifer Lawrence zusammen vor der Kamera stehen. Das Vertrauensverhältnis sieht man den beiden durchaus an, denn ihr gemeinsames Spiel ist entspannt und wirkt selbstverständlich. Das allerdings muss es auch sein, denn Susanne Bier (Love is All You Need) inszeniert mit Serena ein Drama, dessen Waldarbeitergeschichte nur bedingt packt. Zu Beginn sieht es in der Tat zunächst nach einem Krimi vor dem Hintergrund des großen Börsencrashs aus. Doch die Fäden, die der Film anfangs spinnt, verlieren sich zunehmend und weichen einem intensiv gespielten Drama über Leidenschaft und Eifersucht. Hätte der Film nicht seine bis in die Nebenrollen glänzend besetzten Figuren und die exzellente Fotografie, man könnte kaum umhin, ihn bisweilen etwas zäh zu finden. Der zweite Teil, in dem die Dramatik mehr und mehr die Überhand gewinnt und Raum lässt für eine beeindruckende Leistung von Jennifer Lawrence, kann man sich als Zuschauer an die Tragik der Ereignisse klammern, die die etwas belanglose Unternehmer-vs.-Umweltschützer-Geschichte erzählerisch abschüttelt. Leider hakt es aber auch an einer anderen Problematik. Serena hat zwei Hauptcharaktere, die von Beginn an nur sehr bedingt, wenn überhaupt sympathisch rüberkommen. Während George hier und da Mitgefühl und Herz zeigt, ist Serena eine meist kühle, nicht ganz unüberhebliche Figur, die sich nur wenige Freunde macht. Da die Heirat für den Zuschauer vollkommen abrupt stattfindet und man die Sympathien für die Beziehung der beiden erst im Nachhinein entwickeln kann, wirkt ihr Verhältnis trotz beidseitiger Liebesschwüre immer ein wenig oberflächlich. Ausgeglichen wird dieses Manko jedoch von zwei sehr interessanten Nebenfiguren. Zum einen ist da Vorbarbeiter Campbell (Sean Harris Erlöse uns von dem Bösen), der sich lange Zeit als loyal erweist und dann doch die Gunst der Stunde nutzt. Zum anderen, und noch viel fesselnder angelegt, ist die Rolle des mysteriösen Jägers und Wachschützers Galloway. Rhys Ifans gibt in dessen Haut eine Glanzleistung ab und sorgt bisweilen für eine Gänsehaut beim Zuschauer. Ebenfalls herausragend sind zwei technische Aspeke von Serena: Die Kamera von Morton Soborg fängt die beeindruckende Naturkulisse in prachtvollen Cinemascope-Bildern ein und der sich dezent im Hintergrund haltende Score, dessen zittrige Violineneinsätze das Geschehen perfekt unterstüzten, hätte Auszeichnungen verdient.

Bild- und Tonqualität

Da sich bei vielen Aufnahmen in Serena die Kamera nahe am Geschehen befindet, verliert sich der Fokus schon mal in den Bewegungen der Darsteller. Ansonsten gefällt vor allem die hohe Bildruhe, das Fehlen von Rauschen oder Blockartefakten. Der Kontrastumfang ist zwar nicht herausragend, dafür gelingen Farben sehr natürlich und mit einer dezent warmen Tönung. Schwarzwerte gelingen meist knackig, in ganz dunklen Szenen fehlt es schon mal etwas an Durchzeichnung.
Akustisch lebt Serena immer dann auf, wenn Pemberton zur Jagd geht oder es bei seinen Waldarbeiten zu dramatischen Ereignissen kommt. Das Unglück zu Beginn beispielsweise lässt das Kabel effektvoll durchs Heimkino zischen und die Naturgeräusche im Wald stehen für eine sehr offene und authentische Kulisse. Die Dialoge kommen äußerst präzise und gut eingebettet aus dem Center. Das Verhältnis von Stimmen und lauteren Elementen ist zur Abwechslung mal sehr ausgewogen. Leider ist gerade der „Action“-Höhepunkt des Films akustisch eher schwachbrüstig ausgefallen (94’40).

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von Serena warten neben einem Making-of noch vier weitere Featurettes. Das Making-of selbst läuft gerade einmal 3:50 und ist ein kurzer Beitrag fürs deutsche TV. „Eine starke Frau in einer Männerwelt“ ist ebenfalls nur zwei Minuten kurz und beschreibt kurz die Figur „Serena“. In „Die Zusammenarbeit von Lawrence und Cooper“ dürfen die beiden für 100 Sekunden voneinander schwärmen. „Die Produktionsgeschichte: North Carolina in den 1920ern“ ist weniger eine „Geschichte“, als vielmehr ein kleiner Einblick in ein paar der Sets. „Der Stil von Susanne Bier“ letztlich lässt die Darsteller berichten, dass Susanne Bier den Schauspieler in den Akteuren fordert und man keineswegs faul am Set sein sollte.

Fazit

Liebe, Eifersucht und Verrat – drei höchst emotionale Motive vereint Serena in seinen 110 Minuten Spielzeit. Das ist von allen Darstellern herausragend vorgetragen, mit einem kongenialen Filmscore und wunderbaren Kamerabildern unterlegt – allerdings springt der Funke nicht zu jeder Zeit auf den Zuschauer über.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 70%
Tonqualität (dt. Fassung): 70%
Tonqualität (Originalversion): 70%
Bonusmaterial: 30%
Film: 65%

Anbieter: Studiocanal
Land/Jahr: USA/Tschechien 2014
Regie: Susanne Bier
Darsteller: Jennifer Lawrence, Bradley Cooper, Rhys Ifans, Toby Jones, Sean Harris, Kim Bodnia
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 110
Codec: AVC
FSK: 12

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
0 Kommentare
Inline Feedbacks
Alle Kommentare anschauen!