Sergeant Rex – Nicht ohne meinen Hund

Blu-ray Review

Sergeant Rex - Nicht ohne meinen Hund Blu-ray Review Cover
Ascot Elite, 12.01.2017

OT: Megan Leavey

 


Guter Junge

Gleich zwei Kriegshelden wird in Sergeant Rex ein filmisches Denkmal gesetzt.

Inhalt

Sergeant Rex - Nicht ohne meinen Hund Blu-ray Review Szene 3
Sich freiwillig anschreien lassen gehört offenbar zur Ausbildung dazu

Irgendwo in den Vororten New Yorks im Jahre 2001: Die junge Megan Leavey ist gerade ihren Job los und nach dem Tod ihres besten Freundes ohnehin nur bedingt motiviert, etwas mit ihrem Leben anzufangen. Ein Werbeplakat der US-Army reißt sie aus ihrer Lethargie. Also nimmt sie den ersten Schritt, um im US Marine Corps anzufangen. Nach abgeschlossener Grundausbildung fällt sie allerdings auch dort etwas unangenehm auf, weshalb man sie zunächst mal zu Säuberungsarbeiten in der Hundestaffel verdonnert. Dort trifft sie auf den erstaunlich aggressiven Schäferhund Rex, der ihr im Training direkt mal ins Gesäß beißt. Doch Megan nimmt die Herausforderung an, den schwierigsten Hund der Einheit zu zähmen und zu handeln. Gemeinsam werden sie in den Irak geschickt und sollen dort an vorderster Front  mögliche Sprengstoff-Fallen aufspüren. Erste Erfolge lassen nicht lange auf sich warten und es ist schnell klar, dass sich Mensch und Vierbeiner aufeinander verlassen können – bis zu diesem einen Moment …

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Auf dem Weg zu einem unschlagbaren Team

Puh … Filme, in denen aktuell angesagte (oder mal angesagt gewesene) Darsteller gegen einen vierbeinigen Akteur „ankämpfen“ mussten, sind (oder waren) oft nur von geringem Erfolg – gerade für die Schauspieler. Denn während die meist heldenhaften Geschichten der Hunde das Publikum zu Tränen rühr(t)en, verblassen selbst angestammte Darsteller wie James Belushi neben ihren Fell-Kollegen.
Und ja: Auch Tom Hanks sah gegen seine sabbernde Bordeaux-Dogge Huuuuuuutsch ziemlich alt aus. Da darf man sich ruhig mal fragen, was die gerade durchaus beliebte Kate Mara (Marsianer, Morgan-Projekt) dazu bringt, an der Seite eines Schäferhundes in den Krieg zu ziehen.
Ein Grund könnte sein, dass der im Original Megan Leavey betitelte Film auf wahren Begebenheiten beruht. Doch bevor wir dazu kommen, erst einmal ein Rüffel für den deutschen Anbieter. Denn während sich der Originaltitel treffenderweise auf die menschliche Hauptfigur konzentriert, versucht man es hierzulande mal wieder mit dem Niedlichkeitsfaktor. Mit einer Mischung aus dem Namen einer beliebten österreichischen TV-Serie und einer Anlehnung an Nicht ohne meine Tochter wähnt man sich als deutscher Zuschauer mit Sergeant Rex – Nicht ohne meinen Hund in einer rührseligen Mensch-Hund-Geschichte mit potenziell hohem Taschentuch-Verbrauch. Tatsächlich wäre es deutlich filmgerechter gewesen, wenn man auch den hiesigen Titel auf die menschliche Hauptfigur konzentriert hätte. Denn nicht Mara spielt an der Seite von Rex, sondern stets Rex an der Seite von Mara. Dabei darf die Aktrice eine coole und selbstbewusste Rolle innerhalb des fast ausschließlichen männlichen Ensembles geben und ihren Macho-Kollegen mit Witz und Esprit begegnen. Allzu viel Hund gibt’s in den ersten dreißig Minuten nicht einmal, was den Film durchaus sehenswert macht – eben WEIL man sich auf die Geschichte konzentriert.

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Einsatz an vorderster Front

Für Regisseurin Gabriela Cowperthwaite ist Sergeant Rex tatsächlich die logische Konsequenz, um ihren ersten Kinofilm zu inszenieren. Denn zuvor war sie den Hollywood-Produzenten mit dem thrillerhaften Doku-Drama Der Killerwal aufgefallen. Jetzt einen auf wahren Begebenheiten beruhenden Film zu drehen, der das Thema Mensch und Tier unter dramatischen Umständen schildert, wirkt beinahe wie eine Fortsetzung der 2013er Dokumentation. Inwieweit sich Sergeant Rex dabei an die Originalgeschichte von Megan Leavey und ihrem Hund hält, weiß wohl nur die mit einem Purple Heart ausgezeichnete Soldatin selbst, die als Ausbilderin einen kurzen Gastauftritt hat. Ob Rex beispielsweise wirklich der unzähmbare Hund der Staffel war, oder das nur zur Steigerung der Dramatik genutzt wurde, lässt sich an dieser Stelle nicht sagen.
Fakt ist: Der Film nutzt alle Regeln des klassischen Aufbaus und begeht dabei keine großen Fehler. Mit Eintritt ins Kriegsgebiet wechselt er dann den Ton. Vom flapsigen Ausbilder-Auszubildender-Tenor hin zu spannenden Szenen bei Fahrzeug- und Wegkontrollen. Das staubige Einsatzgebiet liefert die Atmosphäre für echten Thrill und sorgt keinesfalls für das typische Hund-Mensch-Tränenzieher-Thema. Vielmehr wird deutlich wie wichtig die Vierbeiner gerade in solchen Einsatzbereichen sind. Außerdem bemüht man sich stets um Authentizität und setzt sich nie über das neutrale und professionelle Verhältnis zwischen Rex und Megan hinweg. Natürlich gibt es ein bisschen Gefühl, wenn Hund und Frauchen bei einem Einsatz nicht ganz ungeschoren davon kommen, aber wie oben beschrieben: Die Hauptfiguren in diesem Film sind die Menschen. Erst während der letzten halben Stunde wird es dann ein bisschen rührselig, was dem vorherigen Tenor ein wenig in die Quere kommt.
Während die echte Megan, wie oben erwähnt, direkt am Film beteiligt war, hat Rex den Film leider nicht mehr erlebt. Er starb im Dezember 2012 –  ein gutes halbes Jahr, nachdem Leavey ihn endlich zurück bekam.

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Zeit für einen kurzen romantischen Moment

Bild- und Tonqualität

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Megans Dad hält zu ihr – egal, was ist

Das grundsätzlich recht ruhige und kontraststarke Bild von Sergeant Rex – Nicht ohne meinen Hund bleibt in hell ausgeleuchteten Szenen meist stabil und rauscharm. In dunkleren Bereichen gesellen sich allerdings Unruhen hinzu und auch Color-Banding-Effekte bleiben nicht aus. Außerdem ist es am unteren Bildrand nicht ganz scharf.
Beim Ton von Sergeant Rex fällt zunächst auf, dass die Dialoge deutlich zu leise und manchmal zu dumpf sind. Hebt man sie auf einen verständliches Maß an, sind Musikszenen und dynamische Momente hingegen zu laut. Die Schüsse beim Waffentraining im Bootcamp sind allerdings schön trocken und haben durchaus Wucht. Das gleiche gilt für die Explosion nach gut einer Stunde sowie der darauf folgenden dumpfen Stille – hier macht der Sound alles richtig (57’16). Das Scharmützel nach etwas über einer Stunde gelangt ebenfalls äußerst räumlich ins Heimkino (ab 63’00).

Bonusmaterial

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Auf dem Weg zur Ehrung

Im Bonusmaterial von Sergeant Rex gibt’s neben den beiden Originaltrailern noch ein knapp dreiminütiges Featurette, das den Film kurz zusammenfasst und ein paar Kommentare der Filmemacher bereithält.

Fazit

Sergeant Rex – Nicht ohne meinen Hund vermeidet genau jene Fehler, die man aufgrund des deutschen Titels vermuten würde. Und selbst wenn’s am Ende dann doch etwas zu sehr den Tierfreund-Charakter raushängen lässt, wird auch das menschliche Kriegstrauma nicht ausgespart und von Kate Mara überzeugend rübergebracht. Für Spannung ist zudem gesorgt, sodass Cowperthwaites Film zu den besten im Genre Mensch-Hund gehört.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 70%
Tonqualität (dt. Fassung): 70%
Tonqualität (Originalversion): 70%
Bonusmaterial: 20%
Film: 60%

Anbieter: Ascot Elite
Land/Jahr: USA 2017
Regie: Gabriela Cowperthwaite
Darsteller: Kate Mara, Tom Felton, Bradley Whitford, Common, Geraldine James, Edie Falco, Will Patton
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 116
Codec: AVC
FSK: 12

Trailer zu Sergeant Rex

Sergeant Rex I Deutscher Trailer

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