Sex Tape

Blu-ray Review

Sex Tape Blu-ray Review Cover
Sony Pictures, seit 15.01.2015

OT: Sex Tape

 


Der Film mit dem angebissenen Apfel

Es gibt Filme, deren beste Szenen im zweiminütigen Trailer verbraten wurden …

Inhalt

Einst vögelten Jay und Annie in jeder Lebens-, Gegenwarts- und Gefühlslage – vollkommen egal, wer dabei zusah, zuhörte oder es anderweitig mitbekam. Doch dann kamen zwei Kinder und das Ende jeder Intimität. Irgendwo zwischen geplanter Zweisamkeit und Durchfall der Kids geht die Romantik und Leidenschaft eben verloren. Ein lang ersehnter Abend ohne Kinder scheitert an unromantischen Details wie allergischem Schnupfen, umherhängenden Einkaufszetteln oder harten Küchenböden. Um die Sache doch noch aufleben zu lassen, beschließen sie, sich beim Sex zu filmen – mit einem der zahlreichen iPads des Haushalts. So weit so frivol. Jetzt verschenkt Jay anderntags allerdings einige der Multimedia-Tablets und mit diesen landet auf wundersame Weise auch das pornöse Video in der Playlist aller Beschenkten. Die wiederum rekrutieren sich aus Annies neuem Arbeitgeber, dem Postboten und dem bestbefreundeten Paar.

iPad hier, iMac dort, zwei iPads an der einen, drei offene Macs an der anderen Stelle – Sex Tape ist keine frivole Komödie über eingerostete Leidenschaft, sondern ein 95-minütiger Apple-Darstellungs-Spot – könnte man meinen. Jetzt wurde Sex Tape aber von den Sony Pictures Studios produziert, mithin ein Konzern, der selbst ein umfangreiches Multimedia-Hardware-Programm vertreibt und diese in seinen Filmen gerne mal dezent platziert. Vielleicht wollte Sony aber nicht, dass die eigenen Produkte in einem negativen Licht erscheinen, denn tatsächlich kommt Apple nicht sonderlich gut weg – immerhin würde die Ausgangsprämisse gar nicht funktionieren, wenn die iCloud nicht so ein angeblich unsicheres Durchsicker-Ding wäre – womit wir bei technisch vollkommen hanebüchenen Erklärungen wären: Weder laden sich Videos einfach so von selbst in die Cloud hoch, noch wäre es möglich, dass per Zufall verschenkte iPads durch bloßes Synchronisieren Zugriff auf das Sexvideo von Jay und Annie bekämen, ohne dass man auf die Geschenkkarte Nutzerdaten und Passwörter gleich mitvermerkt. Selbst die „superduper Frankensync“-App, die Jay benutzt haben will, reicht als Erklärung nicht aus. Und um noch eins drauf zu setzen, wollen die Zwei gleich drei Stunden miteinander Sex gehabt und das gefilmt haben. Da Jay zuvor angibt, wie toll die neue Kamera am Tablet auflöst, düften bei diesen drei Stunden Pi mal Daumen ca. 10GB an Datenvolumen aufgekommen sein. Das wiederum ist weder innerhalb kürzester Zeit up- noch downgeloadet. Der technische Hintergrund ist in der Tat das große Ärgernis von Sex Tape: Annie und Jay sind zwei vollkommen vernetzte Leute. Annie hat einen eigenen Blog und Jay braucht als Produzent einer Radiostation ständig zwei Tablets, um durch dauernde Sicherungen seine Arbeit zu speichern. Und dann soll man als Zuschauer glauben, dass beide dämlich genug sind, das Video nicht zu löschen – noch dazu, da sie es im späteren Verlauf innerhalb von zwei Minuten schaffen, den Sitz der Serverfarm von YouPorn ausfindig zu machen.

Nimmt man’s einfach hin, könnte man Sex Tape durchaus als freche Kritik an modernen Online-Speicher-Medien sehen, die wir möglicherweise alle viel zu selbstverständlich nutzen und die (das weiß man auch) gerne mal gehackt werden. Das Problem des Films von Jake Kasdan ist: Als mehr kann man ihn ger nicht sehen, denn die Komik bleibt nahezu vollständig auf der Strecke. Es gibt tatsächlich kaum wirklich witzige Szenen, das Timing ist oft mies und es wird dermaßen viel Potenzial auf der Strecke liegen gelassen, dass man sich wundern muss. Dazu kommt auch noch die typisch amerikanisch-prüde Einstellung, die der Film transportiert. Da haben die beiden nun ein intimes Video von sich gemacht und es droht, den Bekannten unter die Augen zu kommen. Kaum schwebt dieses Damokles-Schwert über Jay und Annie, ist das vormals so aktive Paar züchtig wie Nonne und Mönch. Dabei geht fast vollständig verloren, dass es doch eine kleine Botschaft gibt – immerhin ist es durchaus erstrebenswert, sich im Alltag einer langen Beziehung und Partnerschaft noch Intimität und Sexualität zu bewahren. Neben diesem Aspekt kann man sich alternativ an der guten Chemie zwischen Cameron Diaz und Jason Segel erfreuen, und gerne auch daran dass die blonde Aktrice auch mit 43 noch einen extrem knackigen Körper hat.

Bild- und Tonqualität

Puh … Es scheint, als ob man seitens des Bildmasterings überlegt hat, die nicht mehr ganz jungen Darsteller in einem besseren Licht dastehen zu lassen, indem man die Gesichtsfarben knallbunt aufgedreht hat. Dabei hätten beide das gar nicht nötig gehabt, denn sowohl Segel, der offenbar etwas Gewicht verloren hat als auch Cameron Diaz präsentieren sich körperlich topfit. Ansonsten ist das Bild von Sex Tape recht laufruhig und in hellen Szenen kontraststark. Der Ton bleibt hauptsächlich auf den Center konzentriert, lediglich die recht luftige Filmmusik lässt sich hin und wieder aus den Effektlautsprechern vernehmen. Dynamiksprünge, Tiefbass oder direktionale Effekte bleiben Fehlanzeige.

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von Sex Tape finden sich Bloopers, die Cameron Diaz als wahre Grimassenschneiderin outen. Hinzu kommen drei entfallene und erweiterte Szenen, sowie ein Line-O-Rama, das die Darsteller ein wenig beim Improvisieren von Szenen zeigt. In „Capturing the Moment“ blicken wir Regisseur Kasdan und seinen Darstellern etwas über die Schulter. „Romance Reboot with Dr. Jenn Berman“ gibt’s die psychologische Erklärung der TV-Tante Jenn Berman, warum das Sex-Leben in einer Beziehung irgendwann einschläft. „Meet Hank Rosenbaum“ wiederum lässt Rob Lowe noch einmal in seine Rolle schlüpfen.

Fazit

Sex Tape ist eine erschreckend unlustige Komödie, deren Product-Placement alles bisher dagewesene übertrifft und dermaßen ärgerlich ins Auge fällt, dass noch die letzte Komik im Keim erstickt wird. Einzig Diaz und Segel punkten durch Präsenz und ihre gute Chemie.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 60%
Tonqualität (dt. Fassung): 65%
Tonqualität (Originalversion): 65%
Bonusmaterial: 30%
Film: 30%

Anbieter: Sony Pictures
Land/Jahr: USA 2014
Regie: Jake Kasdan
Darsteller: Cameron Diaz, Jason Segel, Rob Corddry, Ellie Kemper, Rob Lowe, Nat Faxon
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 1,85:1
Laufzeit: 95
Codec: AVC
FSK: 12

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