Shaun das Schaf – Der Film

Blu-ray Review

Shaun das Schaf Der Film Blu-ray Review Cover
Studiocanal, seit 27.08.2015

OT: Shaun the Sheep Movie

 


Einen Tag frei

In Shaun das Schaf – Der Film muss der Titelheld ein rasantes Abenteuer in der großen Stadt meistern.

Inhalt

Mal einen Tag lang nicht vom Krähen des Hahns geweckt, vom unausgeschlafenen Bauer und Hund Bitzer auf die Wiese getrieben werden, um dort den ganzen Tag gelangweilt Gras zu fressen – das wär’s. Shaun wäre natürlich nicht das gewitzteste Schaf im Stall, wenn er nicht schon einen Plan hätte. Eine Ablenkung später liegt der Bauer deshalb friedlich schlafend im Wohnwagen und die Wollviecher übernehmen die Wohnung. Doch als Bitzer die Sache spitzkriegt, ist’s vorbei mit dem Spaß und der Bauer soll wieder reanimiert werden. Beim Versuch, ihn aus dem Wohnwagen zu holen, macht der sich selbstständig und fährt schnurstracks in die Stadt. Und da die urbane Welt so ihre Tücken hat, liegt der Bauer bald darauf im Krankenhaus und beklagt Gedächtnisverlust. Daheim auf der Farm läuft’s dann auch nicht dolle, weil Shaun und Gefährten ohne den Bauern nicht mal was zu Trinken im Trog haben. Also macht sich das Chaosschaf alleine auf den Weg, um ihn zurückzuholen. Moment mal, alleine? Nein, nicht so ganz. Denn mit dem nächsten Bus tanzen auch alle anderen Schafe an. Die jedoch müssen sich bald schon allesamt dem gnadenlosen Tierfänger stellen, der auf die Fährte der Wollbande gekommen ist und sich wie ein Terrier in seine Jagd verbeißt. Als sie dann doch endlich wieder dem Bauern begegnen, muss dem nur noch die Erinnerung wiedergebracht werden …

Mit knapp sieben Minuten sind die kleinen TV-Geschichten von Shaun das Schaf durch eben jene Kürze immer ein humorvoller, gewitzter Kurzausflug in das Leben auf der Farm des Bauern und in die großartige Knet-Stop-Motion-Arbeit der Aardman-Studios. Wie kaum eine andere Figur begeistert das freche Wollknäuel jung UND alt gleichermaßen. Da schien es aus Sicht des produzierenden Studios nur logisch, dass man Shaun mal ein Abenteuer auf der großen Leinwand auf den frisch geschorenen Leib schreiben würde. Doch funktioniert das, was normalerweise für eine Kaffepause reicht, auch über eine Laufzeit von 85 Minuten? Die Antwort darauf muss man nach dem Abspann eigentlich gar nicht mehr geben, denn das zuvor Gesehene lässt nur ein Résumé zu: JA! Und zwar unbedingt! Shaun das Schaf – Der Film bewahrt sich den anarchischen Humor und hält das Tempo durch die Bank hoch. Dazu gibt es durch die im Vergleich zu den Kurzepisoden nahezu epische Spielzeit endlich mal die Möglichkeit, ein wenig mehr über die Hintergründe der Figuren zu erfahren. So ist beispielsweise der Vorspann mit den liebevoll auf alte Super-8-Aufnahmen getrimmten Material ein wunderbar nostalgischer Trip in die Vergangenheit, als der Bauer noch ein fescher Typ war und mit seinen frisch geschlüpften Shaun und Bitzer herumalberte.Dazu gibt’s fast am laufenden Band popkulturelle Querverweise – vom Abbey-Road-Zitat über Star-Wars-Elemente bis hin zur Tax Driver-Sequenz und einem brüllkomischen Ritter-der-Kokosnuss– großartig auch die in Anlehnung an Barry-White komponierten Momente immer dann, wenn Bitzer einer knochigen Versuchung erliegt.

Die Geschichte von Shaun das Schaf an sich mag zwar nicht sonderlich originell sein, doch wie Richard Starzak und Mark Burton die gängigen Motive und Situationen mit Details und verschrobenen Figuren aufpolieren, ist ein echter Spaß. So geraten die Szenen im Tiergefängnis geradezu sensationell. Wenn Bitzer seinem Zellenkumpan gegenüber irgendwann nicht mehr in die Augen schauen kann, weil diese ihn unentwegt blutrot unterlaufen anstarren oder wenn die Katze in der Zelle gegenüber zischelnd ihr Gift versprüht, dann ist das ebenso detailverliebt wie witzig. Auch die spielerische Integration sozialer Netzwerke ist geglückt. Ohne zu dick aufzutragen, wird ein bisschen sanfte Kritik am Twitter- und Facebookwahn betrieben. Und wann am Ende von Shaun das Schaf für zirka 20 Minuten die Action regiert, muss man erneut konstatieren, dass geknetete Rasanz noch rasanter und faszinierender wirkt als Real-Life-Action – beeindruckend, was die Macher auch hier wieder an fulminantem Finale hinzauber. Einzig das düstere Elemente dieser Szenen könnte für die ganz kleinen Kids ein wenig zu spannend sein. Apropos Spannung: Scheinbar locker aus dem Ärmel schüttelt der Film Sequenzen, die durch ihre Dynamik richtiggehend fesselnd sind. So ist beispielsweise Bitzers Auftritt als Chirug voller Suspens-Momente und wirklich packend. Ohnehin ist’s unglaublich, wie unterhaltsam ein Film sein kann, der 80 Minuten lang ohne jeden Dialog auskommen und von den Aktionen der Figuren leben muss. Und wenn am Ende alle Beteiligten mit neuem Schwung ihrem alltäglichen Trott nachgehen, gibt’s sogar noch eine universelle Botschaft dazu, das Leben jeden Tag aufs Neue schätzen zu lernen.

Bild- und Tonqualität

Das Bild von Shaun das Schaf – Der Film entspricht weitestgehend den bisherigen Kinofilmen der Aardman-Studios. So ist man durchaus stolz auf die Fingerabdrücke in der Knetmasse und zeigt diese recht scharf und detailliert. Die Farben sind durch die Bank kräftig und der Kontrastumfang geht absolut in Ordnung. Ein wenig Körnung ist sichtbar, stört aber nicht weiter. Während schneller Bewegungen ruckelt es schon mal ein wenig. Erstaunlich gut schlägt sich auch der Ton von Shaun das Schaf. Nicht nur gibt’s immer mal wieder Druck aus dem Tiefbasskeller und gelingen die Filmsongs räumlich, auch offeriert die dts-HD-Master-Spur häufig direktionale Sounds. Klasse sind beispielsweise die Rundherum-Effekte, wenn der Tierfänger in Windeseile sein Absperrband spannt. Das rasante Finale tut dann sein Übriges zu einem rundum gelungenen Sound bei.

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von Shaun das Schaf gibt’s ein Making-of sowie Featurettes über Die Figuren und die Macher. Ein kurzes Hinter den Kulissen sowie die die Musiktrailer von Tim Bendzko („Laut & Bunt“) und Tim Wheeler („Feels Like Summer“) runden die Extras ab. Schon im Making-of nähert man sich der Geschichte des Films humorvoll und (natürlich) sprachlos – wäre ja auch noch schöner, wenn ein Film ohne menschliche Dialoge im Making-of plötzlich das Reden gelernt hätte – naja, zumindest knapp zwei Minuten lang. Denn dann gibt’s doch gesprochene Erklärungen und Einblicke in viele Bereiche der Entstehung. In „Die Figuren“ geht’s nicht um das Modellieren der Knetfiguren, sondern um die Hauptcharaktere des Films. „Hinter den Kulissen“ beschäftig sich dann mit dem Animator der Hauptfigur Shaun und einer Modellbauerin für die Puppen des Films. „Die Macher“ beschließt das Material mit ein paar Worten der Hauptverantwortlichen.

Fazit

Shaun das Schaf ist auch als Langfilm ein absolut vergnügliches Erlebnis ohne jede Länge. Die Figuren sind einfach klasse, die Animationen sensationell und die Filmmusik ist perfekt ausgewählt. Für Cineasten gibt es noch dazu eine Menge zu entdecken und so kann man sich als Elternteil den Film gleich mehrmals mit den eigenen Kids anschauen. Die werden nämlich von der turbulenten Reise in die Stadt nicht genug bekommen können. Für alle bisher Kinderlosen sei gesagt: Auch euch wird Shaun das Schaf – Der Film gefallen!
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 80%
Tonqualität: 75%
Bonusmaterial: 50%
Film: 90%

Anbieter: STUDIOCANAL
Land/Jahr: GB 2015
Regie: Richard Starzak, Mark Burton
Animatoren: Justin Fletcher, John Sparkes, Omid Djalili, Richard Webber, Kate Harbour, Tim Hands, Andy Nyman, Simon Greenall, Emma Tate
Tonformate: dts HD-Master 5.1: Universalsprache/Originalfassung
Bildformat: 1,85:1
Laufzeit: 85
Codec: AVC
FSK: 0

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