Blu-ray Review

OT: Shaun the Sheep Movie
Einen Tag frei
In Shaun das Schaf – Der Film muss der Titelheld ein rasantes Abenteuer in der großen Stadt meistern.
Inhalt
Mal einen Tag lang nicht vom Krähen des Hahns geweckt, vom unausgeschlafenen Bauer und Hund Bitzer auf die Wiese getrieben werden, um dort den ganzen Tag gelangweilt Gras zu fressen – das wär’s. Shaun wäre natürlich nicht das gewitzteste Schaf im Stall, wenn er nicht schon einen Plan hätte. Eine Ablenkung später liegt der Bauer deshalb friedlich schlafend im Wohnwagen und die Wollviecher übernehmen die Wohnung. Doch als Bitzer die Sache spitzkriegt, ist’s vorbei mit dem Spaß und der Bauer soll wieder reanimiert werden. Beim Versuch, ihn aus dem Wohnwagen zu holen, macht der sich selbstständig und fährt schnurstracks in die Stadt. Und da die urbane Welt so ihre Tücken hat, liegt der Bauer bald darauf im Krankenhaus und beklagt Gedächtnisverlust. Daheim auf der Farm läuft’s dann auch nicht dolle, weil Shaun und Gefährten ohne den Bauern nicht mal was zu Trinken im Trog haben. Also macht sich das Chaosschaf alleine auf den Weg, um ihn zurückzuholen. Moment mal, alleine? Nein, nicht so ganz. Denn mit dem nächsten Bus tanzen auch alle anderen Schafe an. Die jedoch müssen sich bald schon allesamt dem gnadenlosen Tierfänger stellen, der auf die Fährte der Wollbande gekommen ist und sich wie ein Terrier in seine Jagd verbeißt. Als sie dann doch endlich wieder dem Bauern begegnen, muss dem nur noch die Erinnerung wiedergebracht werden …
Mit knapp sieben Minuten sind die kleinen TV-Geschichten von Shaun das Schaf durch eben jene Kürze immer ein humorvoller, gewitzter Kurzausflug in das Leben auf der Farm des Bauern und in die großartige Knet-Stop-Motion-Arbeit der Aardman-Studios. Wie kaum eine andere Figur begeistert das freche Wollknäuel jung UND alt gleichermaßen. Da schien es aus Sicht des produzierenden Studios nur logisch, dass man Shaun mal ein Abenteuer auf der großen Leinwand auf den frisch geschorenen Leib schreiben würde. Doch funktioniert das, was normalerweise für eine Kaffepause reicht, auch über eine Laufzeit von 85 Minuten? Die Antwort darauf muss man nach dem Abspann eigentlich gar nicht mehr geben, denn das zuvor Gesehene lässt nur ein Résumé zu: JA! Und zwar unbedingt! Shaun das Schaf – Der Film bewahrt sich den anarchischen Humor und hält das Tempo durch die Bank hoch. Dazu gibt es durch die im Vergleich zu den Kurzepisoden nahezu epische Spielzeit endlich mal die Möglichkeit, ein wenig mehr über die Hintergründe der Figuren zu erfahren. So ist beispielsweise der Vorspann mit den liebevoll auf alte Super-8-Aufnahmen getrimmten Material ein wunderbar nostalgischer Trip in die Vergangenheit, als der Bauer noch ein fescher Typ war und mit seinen frisch geschlüpften Shaun und Bitzer herumalberte.Dazu gibt’s fast am laufenden Band popkulturelle Querverweise – vom Abbey-Road-Zitat über Star-Wars-Elemente bis hin zur Tax Driver-Sequenz und einem brüllkomischen Ritter-der-Kokosnuss– großartig auch die in Anlehnung an Barry-White komponierten Momente immer dann, wenn Bitzer einer knochigen Versuchung erliegt.
Bild- und Tonqualität
Das Bild von Shaun das Schaf – Der Film entspricht weitestgehend den bisherigen Kinofilmen der Aardman-Studios. So ist man durchaus stolz auf die Fingerabdrücke in der Knetmasse und zeigt diese recht scharf und detailliert. Die Farben sind durch die Bank kräftig und der Kontrastumfang geht absolut in Ordnung. Ein wenig Körnung ist sichtbar, stört aber nicht weiter. Während schneller Bewegungen ruckelt es schon mal ein wenig. Erstaunlich gut schlägt sich auch der Ton von Shaun das Schaf. Nicht nur gibt’s immer mal wieder Druck aus dem Tiefbasskeller und gelingen die Filmsongs räumlich, auch offeriert die dts-HD-Master-Spur häufig direktionale Sounds. Klasse sind beispielsweise die Rundherum-Effekte, wenn der Tierfänger in Windeseile sein Absperrband spannt. Das rasante Finale tut dann sein Übriges zu einem rundum gelungenen Sound bei.
Bonusmaterial
Im Bonusmaterial von Shaun das Schaf gibt’s ein Making-of sowie Featurettes über Die Figuren und die Macher. Ein kurzes Hinter den Kulissen sowie die die Musiktrailer von Tim Bendzko (“Laut & Bunt”) und Tim Wheeler (“Feels Like Summer”) runden die Extras ab. Schon im Making-of nähert man sich der Geschichte des Films humorvoll und (natürlich) sprachlos – wäre ja auch noch schöner, wenn ein Film ohne menschliche Dialoge im Making-of plötzlich das Reden gelernt hätte – naja, zumindest knapp zwei Minuten lang. Denn dann gibt’s doch gesprochene Erklärungen und Einblicke in viele Bereiche der Entstehung. In “Die Figuren” geht’s nicht um das Modellieren der Knetfiguren, sondern um die Hauptcharaktere des Films. “Hinter den Kulissen” beschäftig sich dann mit dem Animator der Hauptfigur Shaun und einer Modellbauerin für die Puppen des Films. “Die Macher” beschließt das Material mit ein paar Worten der Hauptverantwortlichen.
Fazit
Shaun das Schaf ist auch als Langfilm ein absolut vergnügliches Erlebnis ohne jede Länge. Die Figuren sind einfach klasse, die Animationen sensationell und die Filmmusik ist perfekt ausgewählt. Für Cineasten gibt es noch dazu eine Menge zu entdecken und so kann man sich als Elternteil den Film gleich mehrmals mit den eigenen Kids anschauen. Die werden nämlich von der turbulenten Reise in die Stadt nicht genug bekommen können. Für alle bisher Kinderlosen sei gesagt: Auch euch wird Shaun das Schaf – Der Film gefallen!
Timo Wolters
Bewertung
Bildqualität: 80%
Tonqualität: 75%
Bonusmaterial: 50%
Film: 90%
Anbieter: STUDIOCANAL
Land/Jahr: GB 2015
Regie: Richard Starzak, Mark Burton
Animatoren: Justin Fletcher, John Sparkes, Omid Djalili, Richard Webber, Kate Harbour, Tim Hands, Andy Nyman, Simon Greenall, Emma Tate
Tonformate: dts HD-Master 5.1: Universalsprache/Originalfassung
Bildformat: 1,85:1
Laufzeit: 85
Codec: AVC
FSK: 0