Blu-ray Review
OT: Sherlock Holmes: A Game of Shadows
Der ewige Widersacher
Ritchies Holmes und Watson gehen in die zweite Runde.
Inhalt
Sherlock Holmes und Dr. John Watson haben Lord Blackwood das Handwerk gelegt. Doch ruhiger ist die Welt deshalb nicht geworden. Kurz darauf ereignet sich ein heftiger Bombenanschlag in Straßburg. Auch London scheint Ziel ähnlicher Anschläge zu sein, denn Holmes spürt eine weitere Bombe in seiner Heimatstadt auf. Währenddessen sieht er, dass Irene Adler etwas damit zu tun hat. Die Spur führt bald zu Professor Moriarty, der hinter einer Reihe von Anschlägen zu stecken scheint. Die Spur führt ihn auch zur Kartenlegerin Simza, die einen bestimmten Brief hätte empfangen sollen. Doch die traut ihm ebenso wenig wie er ihr. Als Holmes auf Moriarty trifft, droht der Professor dem Detektiv, dass er Watson und Mary töten würde, sollte sich Holmes einmischen. Der Meisterdetektiv weiß, dass Moriarty kaum zu Späßen aufgelegt ist und steht nun vor der Wahl: Rettet er seine Freunde oder die Welt vor dem Zugriff von Professor Moriarty …?
Guy Ritchies Erstling Sherlock Holmes konnte 2009 gut 520 Mio. Dollar an den Kinokassen einspielen. Nicht nur für den zuletzt gescholtenen Regisseur ein toller Erfolg, sondern auch für das durchaus gewagte Projekt, den Detektiv als Actionhelden und seinen Kompagnon Watson als ebenso wendigen Frauenschwarm mit Spielsuchtproblem zu inszenieren. Ob dieses Erfolgs war es natürlich frühzeitig beschlossene Sache, eine Fortsetzung zu drehen – zumal die Weichen im Vorgänger mit der Nennung von Holmes‘ Erzfeind Prof. Moriarty bereits gestellt wurden. Die Geschichte des Meisterdetektivs fortzusetzen war sowohl für Guy Ritchie als vor allem auch für Robert Downey jr. eine ziemlich gute Idee. Denn ob die geplante Comicadaption des Antihelden Lobo, die Ritchie geplant und für das Holmes-Sequel abgesagt hatte, ein Erfolge gewesen wäre, ist fraglich. Gar nicht fraglich aber ist, dass der Film, den Downey jr. eigentlich anstelle der Fortsetzung zu Sherlock Holmes gedreht hätte, ein ziemlich Flop wurde: Cowboys & Aliens. Wie gesagt, eine gute Entscheidung von Downey jr. Denn Sherlock Holmes – Spiel im Schatten toppte seinen Vorgänger sogar noch und spielte 544 Mio. Dollar ein.
Unabhängig von Zahlen und Einspielergebnissen ist allerdings viel verwunderlicher, dass Spiel im Schatten wirklich ein gutes Sequel ist. Was gemeinhin als ungeschriebenes Gesetz gilt (eine Fortsetzung ist niemals so gut wie das Original), wird hier beinahe Lügen gestraft. Ähm … „beinahe“? Warum denn nur beinahe?
Ich muss zugeben, dass ich das Sequel im Kino seinerzeit tatsächlich besser fand als den bereits tollen Vorgänger. Der Hauptgrund dafür ist die wesentlich spannendere und weniger zerfahrene Handlung. War die Story im ersten Teil arg verkompliziert erzählt und schlug den einen oder anderen Haken zu viel, konzentrierte sich Spiel im Schatten wesentlich mehr auf eine stringente Handlung, die von den Charakteren getragen wurde. Sicherlich hat die Figur des Professor Moriarty darauf einen gewissen Einfluss. Denn wer vor Ritchies Adaptionen bereits ein wenig vertraut mit den Geschichten von Sir Arthur Conan Doyle war, der dürfte sich ungemeine darauf gefreut haben, den Erzfeind des Meisterdetektivs in der Fortsetzung zu erleben. Alleine seine im Vorgänger angedeutete Existenz schürte die Vorfreude – ist doch kein anderer Widersacher auf ähnlichem intellektuellen Niveau und damit auf Augenhöhe mit Holmes.
Moriarty mit dem erfahrenen Bühneschauspieler Jared Harris (dem Sohn von „Dumbledore“ Richard Harris) zu besetzen, war dazu ein Glücksgriff – gerade, weil der britische Darsteller nicht jedem sofort ein Begriff und sein Gesicht nicht ultrabekannt ist, lenkt nichts von seiner eiskalten Performance des Bösewichts ab. Tatsächlich hat man jederzeit das Gefühl, dass Holmes hier einen ebenbürtigen Gegner hat, was die Spannung des Films entsprechend steigert.
Gleichzeitig führt Ritchie die Actionszenen, die er im Vorgänger so fulminant eingeführt hatte, noch ein Stückchen weiter. Schon die Sequenz mit dem Kosaken während des Treffens von Holmes und Simza ist großartig inszeniert und bietet nicht nur ausgeklügelte Kampf-Choreografien, sondern nutzt auch den Schauplatz selbst auf kongeniale Weise. Ohnehin sind es auch hier die Schauplätze, die einen weiteren Reiz der Geschichte ausmachen. Die Tatsache, dass Holmes, Watson und Simza auch nach Deutschland sowie in die benachbarte Schweiz reisen, sorgt beim hiesigen Zuschauer für einen gewissen Wiedererkennungs-Effekt. Der Look geriet dabei ein klein wenig düsterer, was gut zur Story passt. Denn die ist um einiges ernster als noch im Vorgänger. Natürlich gibt’s auch hier wieder die köstlichen Buddy-Momente zwischen Holmes und Watson (schon alleine die Umstände der Hochzeit sind ein Fest). Doch was Spiel im Schatten wirklich verblüffend bis schockierend macht, ist die Integration eines überraschenden Todesfalls. Von zahlreichen Kritikern wurde genau das zwar kritisiert, es stellt aber heraus, dass es Ritchie hier durchaus ernst meint. Dass er zeigen möchte, dass die Gemeinschaft um Holmes und Watson nicht unbesiegbar ist, nur weil ihr Kopf ein genialer Analyst und herausragender Faustkämpfer ist.
Ergänzt um diesen etwas dunkleren Ton läuft es auf ein Finale hinaus, das (zumindest mir) im Kino seinerzeit einen dicken Kloß im Hals verpasst hat, um nicht allzu viel zu verraten, falls jemand den Film noch nicht gesehen hat.
Warum es dann doch nur „beinahe“ der bessere Film ist? Schlicht, weil die Art der Inszenierung nun keine Überraschung mehr war. Man kannte die Holmes-Vision, man wusste um die Actionanteile und stellte sich bereits vor dem Film darauf ein, dass das Sequel all das auch liefern würde – nur eben noch etwas spektakulärer. Der Überraschungseffekt des ersten Teils blieb also aus. Doch das soll nicht schmälern, dass Ritchie, Downey jr., Jude Law, Jared Harris und Noomie Rapace blendend aufgelegt sind und ihre Figuren mit Witz, Charme und Lust spielen. Und so ist Sherlock Holmes – Spiel im Schatten vielleicht eins der besten Sequels im Action-Abenteuer-Genre.
Bild- und Tonqualität BD
War der Vorgänger schon ein in der Postproduktion stark stilisierter Film, so trifft das für den Nachfolger ebenso zu. Zwar zeigt der sich Sherlock Holmes – Spiel im Schatten nun im Cinemascope-Format von 2,39:1, doch davon ab gelten sehr ähnliche Eindrücke wie auch für Teil 1. So zeigen sich Kontrastflanken auch hier arg steil, was zu Versumpfungen in Schatten-/Schwarzbereichen führt. Die stark reduzierte und von Sepiatönen dominierte Farbpalette tut ihr Übriges dazu, dass das Bild bisweilen etwas flach erscheint. Die Körnung gelingt allerdings durchweg authentischer als im Vorgänger. Sie wirkt filmischer und weniger bearbeitet. Während der Außenszenen bei Tageslicht kommt die Kontrastierung harmonischer rüber als beim Vorgänger, wenngleich hier helle Himmelshintergründe schon mal etwas überstrahlen. Auch das Hochzeitskleid bei 34’50 überreißt ein wenig. Sehr gut gelingt die Schärfe in Close-ups, die für detailreiche Gesichter sorgt. Von den leichten Unruhen in den feinen Details während des Logos von Village Roadshow zu Beginn sehen wir in der Kritik mal ab, da es sich lediglich um zwei Sekunden Material handelt.
Wie schon beim Vorgänger kommt für den deutschen Ton auch hier nur eine Dolby-Digital-Spur zum Einsatz. Die schlägt sich in puncto Dynamik allerdings wesentlich besser als die vom ersten Teil. Exemplarisch sei der überraschende Explosionssound nach etwas über einer Minute genommen. Während die Stimmen und die Atmosphäre zuvor noch auf Zimmerlautstärke zum Ohr gelangen, drückt der Bombenanschlag wirklich außergewöhnlich heftig ins Heimkino – jedenfalls für eine DD-Spur. War es beim Vorgänger noch so, dass die Differenz in den dynamischen Szenen wirklich sehr deutlich hörbar war, ist es beim Spiel im Schatten etwas anders gelagert. Die Wucht des LFE-Kanals darf als gelungen gelten, die Unterschiede hört man vornehmlich in der Feinauflösung. Hell klingende Sounds wie in Holmes‘ erste Kampf-Previsualisierung kommen über die dts-HD-Master-Spur präsenter und klarer als über die deutsche Version. Auch das Anschlagen des Glases zu Beginn von Kapitel zwei ist griffiger.
Betrachtet man die DD-Spur für sich, weiß sie aber durchaus zu gefallen und schlägt sich besser als jene vom ersten Teil. Der englischen Fassung fehlt’s im direkten Vergleich mit der gleich kodierten dts-HD-Master-Spur des Vorgängers etwas am Tiefbass-Fundament, das vor allem die Vorahnungen von Holmes so eindrucksvoll begleitete. Selbst wenn’s beim „Kleinen Hänsel“ nach 90 Minuten doch ganz gewaltig im Heimkino wackelt.
Bild- und Tonqualität UHD
Sherlock Holmes – Spiel im Schatten wurde FAST mit der gleichen technischen Kamera-Ausrüstung gefilmt. Als da wären: Die ARRI Arriflex 235 (gegenüber der 435 im Erstling), die Panavision Panaflex Millennium XL und die Phantom HD Camera für die High-Speed-Aufnahmen. Wie schon beim ersten Teil ließ man für die Fortsetzung ebenfalls keine neue (4K) Abtastung vornehmen, sondern ließ die UHD auf dem gleichen 2K-DI basieren, das bereits für die Blu-ray zum Einsatz kam. Es gibt also nicht mehr Auflösung, sondern „nur“ ein hochskaliertes Bild, das mit HDR10 und einem im Rahmen von Rec.2020 versehen wurde.
Gegenüber der UHD des ersten Teils sind die Verbesserungen im Vergleich zur Blu-ray des Films auffälliger. Schon die Spitzlichter wirken prägnanter und zeigen die roten Lichter der „Motorkutsche“ bei 19’37 sichtbar kräftiger und strahlender. Ebenso ist die nächtliche Beleuchtung der Häuser leuchtender (69’44). Dazu wirkt die UHD in dunklen Bildbereichen etwas besser durchzeichnet als die Blu-ray (Sacre Coeur bei 59’45). Ebenso geht’s den hellen Bereichen, was man gut an den Kreidefelsen im Hintergrund erkennen kann (50’31). Auf der Blu-ray überstrahlen diese größtenteils, bleiben über die UHD hingegen dreidimensionaler und akzentuierter gezeichnet. Die Kontrastierung ist dabei durchweg homogener und Gesichter kommen sichtbar natürlicher rüber. Insgesamt ist auch die UHD-BD des zweiten Teils kein Referenztitel, sie schlägt die BD aber deutlich und ist auch der UHD-BD des ersten Teils überlegen.
UHD HDR10 (Slider ganz nach links): HDR arbeitet das Glas hier dreidimensionaler und kontrastreicher heraus.
UHD HDR10 (Slider ganz nach links): Die UHD präsentiert sein Antlitz mit wärmerem, kräftigerem Teint.
UHD HDR10 (Slider ganz nach links): Die UHD nimmt bereits den Schleier von der Landzunge und den Gebäuden rechts, zeichnet im Kreidefelsen dazu sichtbar besser durch.
UHD HDR10 (Slider ganz nach links): Über die UHD glänzt das Gold mehr. Die schwarzen Zahlen und Striche sind kräftiger und die Fugen der Striche im linken Bereich sind nun stärker betont.
UHD HDR10 (Slider ganz nach links): Gut zu sehen, dass die UHD die Striche der Skala kräftiger abbildet. Ein Auflösungsunterschied lässt sich allerdings kaum erkennen.
Bonusmaterial
Das Bonusmaterial entspricht auch hier der ursprünglichen Blu-ray, da die UHD keine Extras enthält. Entsprechend findet sich auch hier ein Maximum Movie Mode, der dieses Mal von Robert Downey jr. geführt wird. Gewohnt launisch und witzboldisch führt er durch den Film und nimmt an, dass man sich den Maximum-Movie-Mode anschaut, weil man entweder krank ist oder es draußen regnet. Dazu lassen sich Fokus-Punkte am Stück abrufen. Man erfährt mehr über die Nebenfiguren des Films, über die Holmes-Vision auch über das Dreamteam Holmes und Watson.
Fazit
Sherlock Holmes – Spiel im Schatten gehört zu den wirklich guten Fortsetzungen, was vor allem und erneut an den blenden aufgelegten Darstellern liegt. Auch wenn der Stil nun nicht mehr neu ist, hat das Sequel sogar die bessere Story und den emotionaleren Schluss zu bieten.
Das Ganze wird über die UHD kontrastreicher und besser durchzeichnet wiedergegeben. Gegenüber dem ersten Teil lohnt sich hier das Upgrade mehr.
Timo Wolters
Bewertung
Bildqualität BD: 75%
Bildqualität UHD: 80%
Tonqualität BD/UHD (dt. Fassung): 75%
Tonqualität BD/UHD (Originalversion): 85%
Bonusmaterial: 70%
Film: 85%
Anbieter: Warner Home Entertainment Germany
Land/Jahr: USA 2011
Regie: Guy Ritchie
Darsteller: Robert Downey Jr., Jude Law, Noomi Rapace, Eddie Marsan, Kelly Reilly, Jared Harris, Stephen Fry, Rachel McAdams
Tonformate BD: dts-HD-Master 5.1: en // Dolby Digital 5.1: de
Bildformat: 2,39:1
Laufzeit: 129
Codec BD: AVC
Codec UHD: HEVC
Disk-Kapazität: BD-66
Real 4K: Nein (2K DI)
High Dynamic Range: HDR10
Maximale Lichtstärke: 343
FSK: 12
(Copyright der Cover, Szenenbilder und vergleichenden Screenshots liegt bei Anbieter: Warner Home Entertainment Germany)
343 candela Spitzenhelligkeit?
Ich denke da bekomme ich einen besseren HDR Effekt wenn ich meine Standard Bluray mit PowerDVD abspiele.
Aber schön, dass hier diese Angaben zu finden sind!
schade das es nicht noch weitere filme bis jetzt geschafft haben ich finde beide teile sehr gut
Nachdem ich den ersten Teil damals im Kino gesehen hatte und dann der zweite Teil erscheinen war, steht dieser seitdem auf meiner Watchliste Shame on me
Ich glaube, ich muss mal zum bei Media Markt und Saturn heute mal vorbeischauen. Haha
Vielen Dank für die Rezension und die Erinnerung 🙂
Gerne doch 🙂