Blu-ray Review
OT: This is Where I Leave You
Einfach mal eine andere Ausfahrt nehmen
Shawn Levy, Regisseur von Nachts im Museum zeigt mit Sieben verdammt lange Tage eine überraschend andere Seite
Inhalt
Judd hat gerade seine Frau mit seinem Chef im Bett überrascht, als auch noch das Familienoberhaupt das Zeitliche segnet. Obwohl Dad nicht gläubig war und die Witwe nicht mal jüdisch, ordnet Frau Mama eine siebentägige Schiv’a an. Also versammeln sich sämtliche Mitglieder der Familie Im Elternhaus und müssen sich miteinander vertragen. Das wiederum ist gar nicht so einfach, immerhin haben sich die Geschwister schon ewig nicht mehr gesehen und jeder einzelne sein Päckchen zu tragen hat. Doch nachdem die ersten Gemeinheiten ausgetauscht sind, wird’s noch schlimmer. Immerhin hat Dad ein Sportgeschäft zu vererben und die potenziellen Erben bekriegen sich, wer wohl der beste neue Geschäftsführer wäre. Eins jedenfalls ist sicher: Am Ende der sieben Tage hat sich jeder auf seine Art und Weise ein wenig verändert …
Endlich mal wieder eine gelungene, dialogsichere US-Komödie mit dem Herz am rechten Fleck. Shawn Levy, der eigentlich eher auf Blockbuster-Mainstream aboniert ist, beobachtet in Sieben verdammt lange Tage die leicht dysfunktionalen Verhältnisse der Altmans mit zwinkerndem Auge und liefert spitzzüngige und freche Dialoge angereichert mit teilweise brüllkomischem Situationswitz. Alleine die ständigen Konfrontationen zwischen Judd und den (neuen) Brüsten seiner Mutter sorgen für Tränen in den Augen. In den besten Momenten erinnert Sieben verdammt lange Tage, der auf dem gleichnamigen Bestseller von Jonathan Tropper (schrieb auch das Drehbuch) basiert, an einen woody-allen’schen Ensemblefilm. Dies immer dann, wenn die Dialoggefechte an Geschwindigkeit zunehmen und am Ende alle durcheinander reden.
Ausnahmslos hervorragend besetzt, darf Jason Bateman zunächst den üblichen Stoffel geben, der von einer Katastrophe in die nächste schlittert. Dann jedoch zeigt er eine ungewohnt sensible Seite. Eine Seite, die man bisher auch von US-Komödiantin Tina Fey nicht kannte, die sich hier erstaunlich zurücknimmt. Ihr Verhältnis zu Batemans Judd steht im Mittelpunkt des Films – seien es nun die Sticheleien oder eben die bewegenden Situationen zwischen den beiden. Sensationell ist Timothy Olyphant in der (Neben)Rolle des Familienfreunds Horry. Nach einem Unfall und einer Hirnoperation ist dieser ein wenig gehandicapt, sorgt so aber mit verklärtem Blick für die melancholischen und nachdenklichen Momente.Ohnehin schafft es Sieben verdammt lange Tage in all der Komik immer wieder auch, wahrhaftige Momente zu integrieren. Situationen, in denen die Hinterbliebenen plötzlich bemerken, dass ihr verstorbener Dad fehlt.
Über allem steht aber eine glänzend aufgelegte Jane Fonda, die ihren Einstand damit gibt, dass sie ihrem verstorbenen Mann den Beatmungsschlauch aus dem Rachen reißt und die Tatsache, dass sie das Tagebuch ihrer Tochter gelesen hat, damit kommentiert, dass „Geheimnisse Gift für die Familie seien“. Vielleicht wird’s am Ende ein wenig zu typisch rührselig, doch das verzeiht man Sieben verdammt lange Tage, weil man es seinen Figuren einfach nicht übel nehmen kann. Und dann ist da ja noch Cole, der kleine Sohn von Wendy, der auf herrlich entwaffnende Art und Weise sein mobiles Sitzklo mitten im Geschehen benutzt.
Bild- und Tonqualität
Kräftige und ausgewogene Farben dominieren das Bild von Sieben verdammt lange Tage. Der Kontrastumfang ist herausragend gut, die Schärfe beständig und auf überdurchschnittlichem Niveau. Lediglich in einigen Halbtotalen wird’s mal etwas weicher oder überschärft (Vogelperspektive im Eisstadion). Die Bildruhe ist grundsätzlich gut, es gesellt sich ab und an nur ein dezentes Korn dazu.
Warner-typisch kommt auch Sieben verdammt lange Tage mit einer datenreduzierten Dolby-Digital-Spur daher. Das ist, wie immer, ziemlich schade, fällt in dieser dialoglastigen Komödie aber nicht allzu schlimm auf. Zumal sich die Filmmusik erstaunlich luftig über die Speaker legt und der Center gibt die Stimmen prägnant, allerdings hier und da etwas muffig wieder. Während der Außenaufnahmen gesellen sich atmosphärische Naturgeräusche hinzu und Vögel zwitschern über die Rearspeaker.
Bonusmaterial
Im Bonusmaterial von Sieben verdammt lange Tage finden sich diverse Featurettes. „Points of Departure“ teilt sich in vier Bereiche auf, die nacheinander die einzelnen Figuren und deren Besetzung beleuchten und sehr nahe an Shawn Levys Regiearbeit sind. In „The Gospel According to Rabbi Boner“ kommt Rabbi „Boner“ zu Wort, der vermutlich am meisten zu leiden hat und den Romanautor Tropper praktisch aus dem echten Leben gegriffen hat. Neben ein paar entfernten Szenen gibt’s dann noch einen Audiokommentar von Levy und Tropper sowie ein kurzes Gespräch, in dem die beiden offenbaren, warum Judd den Geburtstagskuchen NICHT seinem Chef den Allerwertesten hinaufgeschoben hat.
Fazit
Sieben verdammt lange Tage gehört zu den besten US-Beiträgen im Genre der Tragikomödie der letzten Jahre. Dank eines guten Drehbuchs, großartiger Dialoge und einem fantastischen Ensemble werden sogar die etwas kitschigen Momente am Ende überspielt.
Timo Wolters
Bewertung
Bildqualität: 80%
Tonqualität (dt. Fassung): 70%
Tonqualität (Originalversion): 75%
Bonusmaterial: 60%
Film: 75%
Anbieter: Warner Home
Land/Jahr: USA 2014
Regie: Shawn Levy
Darsteller: Jason Bateman, Tina Fey, Jane Fonda, Adam Driver, Rose Byrne, Corey Stoll, Timothy Olyphant, Dax Shepard
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 103
Codec: AVC
FSK: 12