Frank Miller’s Sin City 2: A Dame to Kill For 3D

Blu-ray Review

Sin City 2 A Dame to Kill for Blu-ray Cover
Splendid Film/WVG, seit 30.01.2015

OT: Sin City: A Dame to Kill For

 


Rache

Willkommen zurück in der sündigsten Stadt der Comicwelt.

Inhalt

Johnny ist einer der glücklichsten Spieler weit und breit und zockt Senator Roark beim Poker ohne mit der Wimper zu zucken ab. Das kann der kaum auf sich sitzen lassen und schickt seine Schergen. Diese lassen nicht viel von seinen Fingern und dem Gesicht übrig …
Dwight möchte eingentlich einfach nur seinen Job machen, als seine alte Flamme Ava auftaucht und ihn um einen Gefallen bittet – ein Gefallen, den er noch bitter bereuen wird …
Marv wacht inmitten einiger Leichen auf. Halbstarke, die er zuvor offenbar ermordet hat. Was ist passiert ..?
Nancy hat auch Jahre nach dem Tod von Hartigan die Ereignisse noch nicht verkraftet und sinnt auf Rache …

Als Sin City vor genau zehn Jahren ins Kino kam, waren die Kritiker sich einig, einer der besten Comicverfilmungen überhaupt beigewohnt zu haben. Was Robert Rodriguez in Regie-Kooperation mit Frank Miller, dem Autor der Grafiknovelle da auf die Beine gestellt hatte, war nicht nur visuell einzigartig, sondern auch gehaltvoll und gerade so kompliziert strukturiert, um es noch zu verstehen, aber auch so verschachtelt, das man es als herausfordernd empfinden konnte. Noch dazu hatten die Beiden ein Cast zusammengesammelt, das im Genrekino später nur noch von den Expendables-Filmen erreicht wurde. Jetzt war der erste Teil im Kino nur ein mäßiger Erfolg, mauserte sich aber vor allem auf Video/DVD zu einem Kulthit. Zehn Jahre dauerte es danach, bis man ein neues Skript zusammen hatte und sich Rodriguez und Miller erneut gemeinsam hinter die Kamera begaben, um die Fortsetzung zu inszenieren.Sin City 2: A Dame to Kill For nutzt dabei insgesamt vier Geschichten, von denen drei vor dem Original spielen und eine dieses fortführt (Story um Nancys Rachegelüste). Während das Grundgerüst der Fortsetzung vom zweiten Buch „A Dame to Kill For“ stammt, integrieren die beiden Regisseure noch einen kleinen Teil aus Buch #13 (Booze, Broads & Bullets) sowie zwei extra von Miller für den Film geschriebene Geschichten. Dabei stehen die Geschichten leider kaum gleichberechtigt nebeneinander und fließen nicht ganz so elegant zusammen.

Vielleicht liegt es an dieser Tatsache, oder an der langen Zeit zwischen den beiden Filmen, vielleicht auch daran, dass die Optik eben nur einmal innovativ ist – wie es auch sei, Sin City 2: A Dame to Kill For floppte in den Kinos weltweit gnadenlos, spielte in den USA gerade einmal 13 Mio. Dollar ein. Aber auch wenn absehbar ist, dass es kein zweites Mal funktionieren wird, dass der Film nun durch seine Video-Veröffentlichung einen ähnlichen Siegeszug antreten wird, hat Sin City 2 seine Qualitäten. Dwights Geschichte überzeugt mit lakonischem Witz, flott-saloppen Dialogen und einem Josh Brolin, der Clive Owens Rolle überraschend gut vertritt (im gegensatz zu Dennis Haysbert, der einfach nicht die körperliche Statur des 2012 verstorbenen Michael Clarke Duncan hat). Hier gibt’s auch zum ersten Mal angemessene Kloppereien und unterhaltsame Gore-Elemente. Außerdem macht es Spaß, langsam die fehlenden Puzzleteile zusammengefügt zu bekommen. Leider unterlaufen dem Film und seinen Machern dabei ein paar Logik- bzw. Anschlussbrüche. Aber vielleicht haben die Menschen in Sin City ja auch einfach zwei Leben. Technisch gesehen macht Sin City 2: A Dame to Kill For genauso viel Spaß wie sein Vorgänger, wirkt noch etwas perfekter in seiner Artifizialität. Die Künstlichkeit zur Kunstform erhoben – das hat Sin City damals besonders gemacht und Rodriguez/Miller (die in einem kleinen TV-Filmausschnitt einen Gastauftritt haben) treiben es im zweiten Teil auf die Spitze: Die erneut großartig inszenierten Autofahrten, die scherenschnittartigen Enthauptungen durch das Schwert der „kleinen Miho“ – das sind praktisch lebendig gewordene Comic-Strips. Vielleicht hätte sich der Film aber etwas stärker auf die Geschichte an sich konzentrieren sollen als diese dem Look vollkommen unterzuordnen. Es fehlt der rote Faden, das stabile Grundkonstrukt und die Fortführung von Nancys Geschichte wirkt ein wenig wie ein Zugeständnis an die Kinogänger, die in einem zweiten Teil vermeintlich auch ein wenig Fortsetzung haben wollen.

Wirklich gut funktionieren ein paar der neu hinzugefügten Figuren. So gibt Eva Green (vornehmlich nackt) eine böse Manipulatorin ab, deren Blicke töten könnten. Christopher Lloyds Mini-Cameo als drogenabhängiger Arzt ist grandios und Stacy Keach als Wallenquist ist ein nur an der typischen Oberlippen-Narbe wiederzuerkennender Sin-City-Jabba-the-Hut. Da „The Long Bad Night“ um den pokernden Johnny schon die schwächste der vier Geschichten ist, nimmt es kaum Wunder, dass Joseph Gordon-Levitt arg blass bleibt. Seine Rolle gibt einfach kaum etwas her. Jessica Alba hat hingegen sichtlich Spaß an ihrer Rolle als Racheengel und sieht von den wiederkehrenden Darstellern auch immer noch am frischesten aus – im Gegensatz zum aufgedunsenen Mickey Rourke. Während die Schauspieler also größtenteils überzeugen, die Geschichten aber etwas zerfahren wirken, ist Sin City 2 nach gut 95 Minuten plötzlich zu Ende, was den Zuschauer irgendwie nicht ganz befriedigt zurücklässt.

Bild- und Tonqualität

Was die Bildqualität angeht, so fühlt man sich bei Sin City 2 sofort zu Hause. Die rattenscharfen Close-ups, die harschen schwarz-weiß-Kontraste und die wenigen kolorisierten Kleckse – das ist vertraut und immer noch von einer beeindruckenden Kraft. Natürlich muss man das mögen, bildtechnisch ist das aber sensationell umgesetzt und erneut referenzwürdig. Ein wenig befremdlich ist, dass man bereits in der 2D-Variante die 3D-Veranlagung sieht. So schälen sich die realen Figuren, deren Köpfe teilweise künstlich aufgesetzt/-geblasen wurden (Powers Boothe bei 7:22 und Juno Temple bei 22:08 – bei Letzterer, um das Nack-Body-Double zu kaschieren), teilweise derart deutlich vor dem Hintergrund ab, dass man bereits vermuten kann, wie das Ganze in der dreidimensionalen Variante aussieht.
Auch akustisch leistet Sin City 2: A Dame to Kill For Großes. Die durchweg extrem prägnanten Stimmen (Reiner Schöne, Klaus Dieter Klebsch, Manfred Lehmann, Udo Schenk) werden mit sattem Timbre wiedergegeben und sämtliche Lautsprecher werden praktisch dauerhaft mit direktionalen Effekten befeuert. Ob es die Atmosphäre in der Bar ist, die Actionszenen oder Tötungsdelikte – der 7.1-dts-HD-Master-Sound ist stets präsent und mustergültig offen. Lediglich der Subwoofer könnte häufiger mit einbezogen werden.

3D-Effekt

Der mit stereoskopischen Kameras in Real 3D gefilmte Sin City: A Dame to Kill For ragt in beinahe jeder Einstellung seiner Dreidimensionalität aus der Masse der 3D-Filme heraus. Komplett durchchoreografiert erscheinen die Bilder, bei denen sich die Realfiguren vor dem gezeichneten Hintergrund drastisch absetzen, splitternde Glasscheiben in Richtung Sofa fliegen oder die Spielchips im Vordergrund zum Greifen nah erscheinen. Der immer wieder fallende Schnee/Staub landet scheinbar direkt im Heimkino und die Anfangstitel stehen praktisch fliegend im Raum. Auch wenn die tödliche Miho ihr Samurai-Schwert schwingt, überzeugen die 3D-Sequenzen der rollenden und umherfliegenden Köpfe. Sehr schön und so in dieser Form bisher noch nicht zu sehen, sind die multischichtigen Aufnahmen vor Nancys Spiegel in der Umkleidekabine (84:41). Hier sieht man tatsächlich bis zu fünf Ebenen – Klasse. Rein optisch wurde 3D für Filme wie Sin City 2: A Dame to Kill For gemacht, der als schwarz-weiß-Comic-Verfilmung visuell noch mal kraftvoller wirkt als in 2D.

Bonusmaterial

Insgesamt acht Featurettes warten im Bonusmaterial von Sin City 2 – A Dame to Kill For. Super cool ist „Sin City 2″ in 15 Minutes“, das den Film ohne Effekte innerhalb von 16:31 Minuten vor der GreenScreen im Zeitraffer ablaufen lässt. In „The Dame to Kill For“ geht’s ausschließlich um Eva Green und ihre Rolle der Ava. Das gleiche gilt für die jeweils knapp vierminütigen Sequenzen „Nancy,“ „Johnny“ und „Dwight“. In „Makeup Effects“ kommt Greg Nicotero zu Wort, der mit seinem Team von KNB für die praktischen und digitalen Effekte verantwortlich zeichnete. „Stunts“ beschäftigt sich vornehmlich mit dem Double von Mickey Rourke und  „Behind the Shadows“ zeigt in knapp einer halben Stunde Ausschnitte eines Interviews mit Rodriguez, Miller, Alba, Brolin, Green und Gordon-Levitt und rollt auch die Entstehungsgeschichte vom ersten Teil noch einmal auf.

Fazit

Sin City 2: A Dame to Kill For ist zwar optisch nach wie vor beeindruckend und die Blu-ray ist technisch sensationell, doch dem Film an sich fehlt der Coolness- und Kultfaktor sowie die interessanten Figuren und die zynische Erzählnote. Gerade Letztere wird in der Fortsetzung oft nur gestreift und fällt der technischen Inszenierung zum Opfer.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 95%
Tonqualität (dt. Fassung): 85%
Tonqualität (Originalversion): 85%
Bonusmaterial: 50%
Film: 60%
3D-Effekt: 90%

Anbieter: Splendid Film/WVG
Land/Jahr: USA 2014
Regie: Frank Miller/Robert Rodriguez
Darsteller: Mickey Rourke, Jessica Alba, Joseph Gordon-Levitt, Powers Boothe, Josh Brolin, Eva Green, Dennis Haysbert, Rosario Dawson, Jamie Chung, Jaime King, Jeremy Piven, Stacy Keach, Bruce Willis, Ray Liotta, Christopher Lloyd, Juno Temple
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 1,85:1
Laufzeit: 102
Codec: AVC
FSK: 18 (ungeschnitten)

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