Sing

Blu-ray Review

OT: Sing

Sing Blu-ray Review Cover
Universal Pictures, 06.04.2017

 


Aus Ruinen auferstehen

Feelgood-Animationsfilm für die ganze Familie.

Inhalt

Buster Moon hat sein Leben dem Theater gewidmet und es deshalb zu einigem Einfluss und Berühmtheit gebracht. Doch die Einnahmen sanken zuletzt und die Zuschauer blieben aus. Ein Grund, warum sein Etablissement hochverschuldet ist und ihm die Bühnen-Mitarbeiter die Hölle heiß machen. Dann jedoch kommt ihm die zündende Idee: Eine Castingshow. Seine Vorzimmerdame Ms. Crawley bittet er, Flugblätter mit einem Gewinn von 1.000 Dollar auszuloben. Doch weil gute Frau schon ein bisschen älter und schusseliger ist, gelangen zwei weitere Nullen auf die Ausschreibung. Und für 100.000 Dollar melden sich natürlich die Massen. Es gilt also, die Talente von den Nieten zu trennen. Am Ende überzeugen der junge Gorilla Johnny, die vernachlässigte Schweine-Hausfrau Rosita, die überhebliche Straßenmusiker-Maus Mike und Stachelschwein-Punkerin Ash. Die monstermäßig schüchterne Elefantendame Meena wird zunächst nur als Aushilfe hinter der Bühne eingesetzt, verbirgt aber ein Gesangstalent, dass Buster noch helfen wird. Denn nach den ganzen Katastrophen der letzten Zeit, steht ihnen die schlimmste noch bevor …

Mit einem unglaublichen Tempo legt der neue Animationsfilm aus dem Hause Illumination Entertainment los. Die erste halbe Stunde von Sing vergeht so schnell, dass einem fast schwindlig wird. Von der rasanten Vorstellung der wichtigsten Figuren bis zur zackigen Abfolge der Gesangsnummern während des Castings, bis hin zu den ersten Proben – was Regisseur Garth Jennings (Per Anhalter durch die Galaxis) hier mit seinem Team abfeiert, ist unglaublich unterhaltsam und spektakulär. Und das, obwohl die Figuren eigentlich komplett diversen Klischees entsprungen sind. Allerdings ist gerade das so charmant: Vom Gorilla, der lieber seinen Traum vom Sänger wahr werden lassen möchte, als so kriminell zu werden wie seine Familie, über die vom Ehemann vernachlässigte Hausfrau und die unangepasste Punkerin mit Anti-Attitüde, bis hin zum schüchternen Mädel aus dem armen Vorort, deren Familie ihr verborgenes Talent fördern möchte, sind so ziemlich alle Stereotypen vorhanden. Doch Klischee hin oder her – sie alle dienen als Vorlange für höchst liebenswerte Charaktere. Sing bietet aber nicht nur ein Potpourri an unterschiedlichen Figuren, sondern einen unglaubliche Vielzahl an Details, die den Filmfan erfreuen.

Wenn beispielsweise Buster und Eddie zusammen Autorenn-Videospiele zocken und sich während der Kurven selbst in die entsprechende Richtung lehnen, kann jeder Gamer das nachvollziehen. Auch die akribisch ausgeklügelte Maschinerie, die Rosita entwickelt, um die Kinder in ihrer Abwesenheit zu betreuen, wurde mit Liebe zum Detail realisiert. Und wenn der Büffel zu Beginn auf die Nackschnecke tritt, welche darauf wiederum mit dem Wilhelm-Scream reagiert, sind sogar Filmwissenschaftler erfreut. Da verschmerzt man auch ein wenig, dass die Geschichte vom Glauben an das „große Ding“ und an die eigenen Fähigkeiten relativ simpel daherkommt. Vor allem, weil Sing zu keiner Zeit zäh wirkt und permanent Freude verbreitet. Dazu tragen natürlich auch und vor allem die über 60 Songs aus sämtlichen Sparten und Genres bei, die natürlich passend zu den Tieren, die sie interpretieren, umgesetzt wurden. Großartig, wenn eine Nacktschnecke Ride Like the Wind singt oder ein Krokodil breakdancend auf der Bühne steht. Außerdem werden die Nummern natürlich auch zur Metapher für die jeweilige Gefühlslage der Interpreten und transportieren die Emotionen zum Zuschauer. Und das so gut, dass das fast halbstündige Finale mit wirklich bewegenden Momenten aufwarten kann. Außerdem kann man den Machern nicht hoch genug anrechnen, dass sie die Musiknummern grandios neu arrangiert haben, um nicht in die Falle einer bloßen Werbeplattform für die „echten“ Interpreten hinter den Songs zu tappen.

Bild- und Tonqualität

Animationsfilme sind und bleiben das Maß aller Dinge, wenn’s um die Bildqualität geht. Das ändert sich auch bei Sing nicht. Natürlich ist das kein Kunststück, wenn ein Film komplett im Rechner entsteht. Dennoch darf sich das Auge natürlich trotzdem daran erfreuen. Und fürs Auge gibt’s in Garth Jennings Musical eine Menge. Da wären zum Beispiel die extrem kräftigen Farben, die das Rot des Vorhangs brillant wiedergeben (1’30). Sämtliche gut ausgeleuchteten Szenen strotzen nur so vor Strahlkraft und lebhafter Kolorierung. Klasst sind auch die Reflexionen, die beispielsweise auf der singenden Nacktschnecke zu erkennen sind oder das extrem feine Haar in Johnnys Frisur oder an Busters Ohrbüscheln. Der Detailgrad ist sensationell, was man vor allem auf Johnnys abgewetzter Lederjacke erkennen kann. Auch der phänomenale Kontrastumfang und die Laufruhe überzeugen auf höchstem Niveau.
Die Blu-ray von Sing kommt mit einer Dolby-Atmos-Spur in deutsch und englisch. Allerdings mit unterschiedlichen Kernen. Während die Originalspur einen verlustfreien True-HD-Core besitzt, muss man für die deutsche Version mit dem komprimierten Dolby-Digital-Plus-Kern vorlieb nehmen. Doch selbst der klingt schon sehr gut und liefert vor allem zahlreiche direktionale Höheneffekte. Schon nach knapp vier Minuten, wenn Buster aus dem Theater fliehen muss, seilt er sich hörbar von oben nach unten ab (3’48) und wenn die Flugblätter sich durch den Wind in der Stadt verteilen, macht es den Anschein, als könne man sie direkt aus der Luft greifen (12’10). Ein Effekt, den man ähnlich schon aus Mad Max: Fury Road kennt, sind losgelöste Stimmen. Rosita hört die von Buster am Abend nach dem Casting und er flüstert ihr wie eine „Voice of God“ ein, dass die Proben am nächsten Morgen pünktlich beginnen (28’50). Und wenn nach etwas über einer Stunde das Theater in sich zusammenbricht, blubbert und plätschert, klirrt und kracht es eindrucksvoll aus allen Rohren, respektive Lautsprechern. Dass Sing dann auch ganz actionfilmmäßig Hubschrauber kann, demonstrieren die beiden Helikopter im Finale, deren Rotoren die Luft durchknattern (92’00). Ab und an fehlt es^allerdings ein wenig an Druck, sodass die Wassermassen ein wenig voluminöser ins Heimkino dringen dürften. Zur Entschädigung gibt’s tolle Gesangsnummern, die eine breite Bühne nutzen und um den Zuschauer herum positioniert sind. Der Originalton, dessen Kern (wie erwähnt) mit True HD unkomprimiert vorliegt, ist nur einen Hauch feiner und auch nicht hörbar dynamischer oder gewaltiger. In diesem Fall sind die Unterschiede deutlich weniger gravierend als zuletzt bei Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind.

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von Sing finden sich zunächst drei Kurzfilme sowie ein dazugehöriges Making-of. Weitere Featurettes über den Schnitt des Films und die Profile der Figuren schließen sich gemeinsam mit einigen Musikvideos, byw. Lyrikvideos an, die zum Mitsingen animieren. Dazu gibt’s ein sehr kurzes, fünfminütiges Making-of, das nur anschneiden kann, welche Idee und Arbeit hinter dem Film steckt. Das netteste Feature ist sicher das über die Profile der Figuren, denn hier kommen die Originalsprecher zu Wort – von Matthew McConaughey über Reese Witherspoon und Tori Kelly bis hin zu Taron Egerton, dem witzigen Nick Kroll, der Gunter spielt und Regisseur Garth Jennings, der die alte Eidechsen-Dame Miss Crawly eingesprochen hat.

Fazit

Wer bei Sing keine gute Laune bekommt, hört zuhause vermutlich ausschließlich Joy Division. Garth Jennings Animations-Musical mag inhaltlich nicht sonderlich originell sein, liefert aber 100 Minuten allerbeste Laune mit unterschiedlichsten Songs und absolut liebenswürdigen Figuren. Die Blu-ray punktet dabei mit vorzüglichem Bild und sehr effektvollen Atmos-Sounds.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 100%
Tonqualität (dt. Fassung): 85%
Tonqualität (Originalversion): 85%
Bonusmaterial: 50%
Film: 80%

Anbieter: Universal Pictures
Land/Jahr: USA 2016
Regie: Garth Jennings
Sprecher: Daniel Hartwich, Alexandra Maria Lara, Klaas Heufer-Umlauf, Stefanie Kloß, Olli Schulz, Katharina Thalbach, Iris Berben
Tonformate: Dolby Atmos (True-HD-Kern): en // Dolby Atmos (Dolby-Digital-Plus-Kern): de
Bildformat: 1,85:1
Laufzeit: 107
Codec: AVC
FSK: 0

Trailer zu Sing

Sing - Trailer 1 (Universal Pictures)

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