Blu-ray Review
OT: Sisters
Ein ganzes Leben auf USB
Zwei US-Comedy-Stars in einem Film – da kann doch nichts schief gehen, oder?
Inhalt
Maura staunt nicht schlecht, als ihre Eltern ihr per Videochat eröffnen, dass sie das Haus verkaufen wollen, in dem Maura und ihre Schwester Jane aufwuchsen. Da die Jugendzimmer noch immer voll eingerichtet sind, bitten Mama und Papa ihre „Mädchen“ nach Hause, um diese auszuräumen. Da Maura und Jane, die gegensätzlicher kaum sein könnten, sich schon ewig nicht mehr gesehen haben, ist das ein toller Anlass für die Zwei, in Erinnerungen zu schwelgen und ordentlich einen drauf zu machen. Dafür organisiert man eine riesen Sause und beschließt noch dazu, die Rollen zu tauschen. Während die kontrollierte Maura an dem Abend die Sau rauslassen soll, muss die chaotische Jane die Fassung bewahren. Doch als die Party beginnt, stellt sich heraus, dass die Erwachsenen ziemlich langweilig, feierunwillig und besessen davon schein, ihre medizinischen Geheimnisse auszubreiten, müssen Drogen richten, was das Alter nicht mehr draufhat – mit fatalen Folgen …
Tina Fey und Amy Poehler sind in den USA Comedy-Legenden. Die eine (Poehler) räumt in Saturday Night Live ab und die andere (Fey) ist der Star von 30 Rock. Gemeinsam, so dachten sie sich, sind sie unaufhaltsam und explosiv komisch. Und tatsächlich beginnt Sisters rasant und wirklich witzig. Das liegt zunächst aber erstaunlicherweise an den Co-Stars. So sind James Brolin und Dianne Wiest als Eltern schon während des Skype-Gesprächst brüllkomisch. Demgegenüber muss man es halt schon mögen, wenn die beiden US-Star-Komikerinnen quasi ohne Unterlass wie die Kesselflicker fluchen und sich in jedem zweiten Satz in Sachen Anzüglichkeiten scheinbar überbieten zu wollen. Im Prinzip ist Sisters so etwas wie die weibliche Version von Project X und ähnlich der Komödien von Judd Apatow ist der Film von Jason Moore (Pitch Perfect) viel zu lang. 118, bzw. 122 Minuten (in der enthaltenen Extended Fassung) sind für eine Comedy mit einer Story, deren Inhalt auf ein Post-it passen würde, einfach übertrieben. Da die Gagdichte mit guten Witzen auch nicht sonderlich hoch ist (oder man zuvor entsprechend enthemmt sei sollte), fällt es bisweilen schwer, auch über die besseren Sprüche zu lachen. Fey hat ihren ersten Brüller erst nach 28 Minuten, wenn sie die alte Bekannte Brinda auf deren Gürtel anspricht. Zuvor muss man ihr dabei zusehen, wie sie wie ein fünfjähriges Kind tobsuchtswütend (oder so tuend) auf der Wiese des elterlichen Vorgartens umherrobbt und laut das Wort mit vier Buchstaben ruft. Möchte man das als ironischen Kommentar auf die Kindheit verstehen, muss man schon beide Augen zudrücken. Maura sagt beim Anprobieren der Partyklamotten irgendwann trefflich: „Etwas weniger 21 und dafür etwas mehr 42“ – damit trifft sie ziemlich genau das, was sich auch der Zuschauer wünscht, wenn man sich nach 40 Minuten so langsam fragt, was das Ganze eigentlich soll. Und dann, zehn Minuten später, gibt’s endlich so etwas wie eine Botschaft, wenn Jane ihre Gäste dazu aufruft, trotz ihres Erwachsenseins endlich mal wieder Spaß zu haben. Selbst wenn die Party dann kaum niveauvoller ist als das, was man aus einem Project X kennt, ist es schon charmant zuzuschauen, wie Jane und Maura von einem John Cena kaufen, hinter dem sich beide gleichzeitig verstecken könnten. Sisters hat in der Tat seine besten Momente, wenn der bullige Wrestler vollkommen ohne Gesichtsregung auf die lockeren Sprüche der Gastgeberin reagiert. Das Potenzial, das man hätte erwecken können, durch die Tatsache, dass beide ihre Rollen tauschen, bleibt allerdings fast vollständig ungenutzt und wird von einer (zugegeben sympathischen) Liebesgeschichte verdrängt. Auf der Habenseite steht auch die hervorragende Chemie der auch im Privatleben sehr gut befreundeten Hauptdarstellerinnen sowie die letzten 20 Minuten, die den versöhnlichen Ton anschlagen und viel runder wirken als das alberne Getöse zuvor.
Bild- und Tonqualität
Kräftige und bunte Farben bestimmen das Bild von Sisters, das dazu mit satten Kontrasten punkten kann. Egal, ob man sich in Innenräumen aufhält oder das Geschehen nach draußen wechselt – stets ist die Durchzeichnung gut und Schwarzwerte sind kräftig. Die Schärfe lässt ab und an in Randbereichen etwas nach, allerdings nicht so heftig, wie man das von einigen anderen Produktionen kennt. Die grundsätzliche Schärfe liegt im mittleren Bereich, wird in Close-ups besser, lässt dafür in Totalen etwas nach. Artefakte oder grobes Korn lässt sich nicht ausmachen.
Der in seinen ersten Tönen an den Rocky-Soundtrack erinnernde Score gelängt luftig und locker ins Heimkino und belegt sämtliche Lautsprecher. Druckvoll wird’s, wenn elektronische Beats das Zepter übernehmen und die Party endlich ihren Lauf nimmt. Dann beherrscht der Subwoofer das Geschehen und pumpt ordentlich Kraft ins Heimkino. Dabei ist zwischen der dts HD-Master-Spur der Originalfassung und der regulären dts-Version der Synchro von Sisters kaum ein Unterschied wahrzunehmen. Sieht man mal von den Dialogen ab, die naturgemäß etwas anders klingen, sind Dynamik, Effekt-Differenziertheit und Auflösung absolut auf einem Niveau.
Bonusmaterial
Im Bonusmaterial von Sisters finden sich je neun entfernte und erweiterte Szenen. Obendrauf gibt’s eine Gag Reel und knapp neun Minuten an Set-Improvisationen der beiden Hauptdarstellerinnen. In „Wie man eine Party gibt“ improvisieren dann zwei der Co-Stars und auch „Erwachsenen-Partys sind doof“, „Die Alex-Chroniken“ und „Die Kate-und-Pazuzu-Chroniken“ liefern nur noch mehr Impros vom Set – anstelle zig Featurettes daraus zu machen, die den Bonusbereich nur künstlich aufblähen, hätte man das auch in ein einziges mit Kapiteln packen können. Erst „Ein Teeniefilm … für Erwachsene“ kümmert sich mit ein paar Statements der Filmschaffenden um die Produktion des Films selbst. „Die echte Schwester“ lässt die Autorin des Films zu Wort kommen, die erzählt, woher die Idee für den Film kam. In „Pool-Kollaps Digitaleffekte“ gibt’s einen kurzen Einblick in die Trickarbeit am zusammenbrechenden Schwimmbad und ein Audiokommentar mit Regisseur Moore sowie den beiden Hauptdarstellerinnen und der Autorin runden das Angebot ab.
Fazit
Sisters ist ein überlanger und ziemlich alberner Trip zweier erwachsener Frauen in ihre Jugend, dessen Hauptdarstellerinnen man mögen muss, um ihr infantiles Gehabe witzig zu finden. Wirklich groß sind allerdings die Nebenfiguren. John Cena, bisher eher statisch agierender Schauspiel-Wrestler, zeigt, dass er wirklich witzig sein kann und James Brolin als Dad macht richtig Spaß.
Timo Wolters
Bewertung
Bildqualität: 75%
Tonqualität (dt. Fassung): 80%
Tonqualität (Originalversion): 80%
Bonusmaterial: 40%
Film: 45%
Anbieter: Universal Pictures
Land/Jahr: USA 2015
Regie: Jason Moore
Darsteller: Amy Poehler, Tina Fey, Maya Rudolph, Ike Barinholtz, James Brolin, Dianne Wiest, John Leguizamo, John Cena, Bobby Moynihan, Greta Lee, Madison Davenport
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 118/122
Codec: AVC
FSK: 12