Skin Trade

Blu-ray Review

Skin Trade Blu-ray Review Cover
Ascot Elite, seit 07.07.2015

OT: Skin Trade

 


Für die Familie

Lundgren, Jaa und Perlman – klingt fast ein bisschen nach einem zweiten Expendables, ist aber einfach ein rundum gelungener Actionfilm aus der zweiten Reihe.

Inhalt

Nick Cassidy ist Cop in New York und als solcher kurz davor, den Kopf einer internationalen Menschenhändlerbande hochzunehmen. Während des Einsatzes muss er in Notwehr den Sohn des serbischen Paten Dragovic töten. Da der durch geschickte Winkelzüge seiner Advokaten wieder frei kommt, kann er sich an Cassidy rächen, indem er dessen Frau und Tochter ermorden lässt. Im Anschluss flüchtet er nach Thailand. Nick selbst wird schwer verletzt, überlebt nur knapp und schwört Rache. Also kehrt er der New Yorker Polizei den Rücken und fliegt nach Asien. Dort will ihm zunächst mal niemand etwas Gutes, denn ein alter Kollege nutzt die erste Gelgenheit, um Nick vor Ort in Verruf zu bringen. Ehe der sich es versieht, hat er den lokalen Cop Tony am Hals. Dabei sollte er sich genau mit dem zusammentun, denn der thialändische Beamte hat ebenfalls eine Rechnung mit Dragovic zu begleichen …

Dolph Lundgren hat schon in den Expendables-Filmen gezeigt, dass er mittlerweile zur Riege derer gehört, die ihr eigenes Image persiflieren können und dennoch Spaß am Filmen haben. Für Skin Trade hat er nun sogar einen der Produktionsposten übernommen und lässt sich von Ekachai Uekrongtham als etwas in die Jahre gekommenen Cop inszenieren, der während der Verfolgung eines Verdächtigen auch schon mal aus der Puste gerät und sich einen Schluck Bier aus dem Krug eines unbekannten Gaststättenbesuchers genehmigt. Erstaunlich – und das von Beginn an – ist die Hochglanzoptik und die inszenatorische Versiertheit, die den Film auszeichnet. Dazu kommt, dass Lundgren deutlich vielseitiger agiert als während des Großteils seiner Produktionen der letzten 20 Jahre und Skin Trade tatsächlich auch noch eine Story zu erzählen hat. Es geht nicht nur simpel um eine Rachegeschichte, sondern auch um das brandaktuelle Thema Menschenhandel, das in eindringlichen (allerdings nie übertriebenen) Bildern geschildert wird. Jetzt sollte man von einem Actionthriller aus der B-Reihe mit Akteuren aus der B-Reihe kein intellektuelles Kopfkino erwarten, immerhin ist Skin Trade ein Genrefilm. Aber unter den zahlreichen durchschnittlichen Veröffentlichungen der letzten Monate ist dieser eine überraschend herausragende Ausnahme. Es ist schon gar nicht so einfach, einen Film etwas aus dem Einerlei herausragen zu lassen, wenn man prinzipiell jede Konvention einhält, mit Lundgren und Jaa die Protagonisten genretypisch einsetzt und Ron Perlman als Antagonisten praktisch lehrbuchmäßig besetzt. Gerade Perlman hat man zuletzt in ähnlichen Werken auch schon unmotivierter gesehen – immerhin sorgt er für einen Satz, der nachdenklich macht, wenn er im Verhörraum über Angebot und Nachfrage sinniert.

Jetzt ist es so, dass in den schlechteren Genrewerken weder die Darsteller, noch die Geschichte und leider auch die Action nicht gestimmt hat. Das ist bei Skin Trade dankenswerterweise ebenfalls nicht der Fall. Zwar sieht man Lundgren seine 59 Jahre mittlerweile an, doch er hat ja noch Tony Jaa an seiner Seite, der physisch noch fit ist und mit beeindruckender Gelenkigkeit die Gliedmaßen seines 40 Jahre alten Körpers durch die Gegend schwingt. Lundgren hingegen muss man attestieren, dass er in den nicht gedoubelten Actionszenen rennt wie ein Opa – die Glieder scheinen doch langsam steif zu werden. Gut, dass er während des (beeindruckenden Kampfs) mit Tony Jaa nicht rennen muss, sondern lediglich seinen massigen Hünenkörper in die Waagschale legen muss. Die Auseinandersetzung zwischen den beiden lebt von ihrer außerordentlichen körperlichen Dynamik und wird von der Kamera noch dazu hervorragend getimed eingefangen. Ohnehin bleibt spätestens mit dem Wechsel zum Schauplatz Thailand das Tempo beständig hoch. Man nutzt alle Möglichkeiten, von der Motorradflucht bis zur Verfolung über die Blechdächer Kambodschas bis hin zu zünftigen Handkanten-Fights, um das Publikum bei der Stange zu halten. Schön auch, dass Skin Trade keine übertriebene Gewalt und kein 18er Siegel braucht, um zu unterhalten und dennoch bisweilen ernsthaft genug ist, um das Thema Menschenhandel in den Fokus zu rücken. Viel mehr kann man von einem (wirklich guten) B-Movie kaum erwarten.

Bild- und Tonqualität

Das Bild von Skin Trade bietet angenehme Kontraste, sattes Schwarz und eine hohe Laufruhe. Die Schärfe ist okay, allerdings nicht auf herausragendem Niveau. Dennoch ist gerade Perlmans Konterfei recht detailliert. In Thailand fängt die Kamera die Szenerie mit einem leichten Braunfilter ein, was der Atmosphäre dienlich ist. Ganz selten gibt’s mal Doppelkonturen und in wenigen Szenen mit Mischhelligkeit sind helle Teile in Gesichtern schon mal etwas flau. Nach knapp 90 Minuten gesellt sich noch ein Bildfehler hinzu, der einen vollkommen verschwommenen Perlman zeigt – eine Szene, die isoliert unscharf eingefangen ist (88’05).
Die deutschen Dialoge in Skin Trade klingen trotz der hochwertigen Synchronisation und der bekannten Sprecher (alle bekannten Gesichter haben ihre angstammten Stimmen) etwas belegt und dumpf. Im englischen Original ist das nicht der Fall, weshalb diese die bessere Wahl ist. In Sachen Effektqualität und Nutzung der rückwärtigen Lautsprecher sowie bei dynamischen Elementen liegen beide Tonspuren gleichauf. Das wiederum bedeutet: Effektvolle Schusswechsel mit akustisch coolen Querschlägern, druckvolle Pumpgunschüsse und Faustschläge sowie atmosphärische Vertonungen der Innenraumszenen. Lediglich die überpathetische Filmmusik nervt auf Dauer.

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von Skin Trade finden sich sieben Interviews und eine B’Roll. Letzere ist klassischerweise nicht untertitelt, läuft aber gut 25 Minuten und offenbart in der Tat so etwas wie einen recht intimen Blick hinter die Kamera.

Fazit

Skin Trade ist mit Abstand der beste Lundgren seit Jahren und ein zünftiger Handkantenactioner obendrein. Mithin ein Film, der das Prädikat B-Movie mit Stolz tragen darf, denn vom Z-Movie ist er meilenweit entfernt.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 70%
Tonqualität (dt. Fassung): 70%
Tonqualität (Originalversion): 80%
Bonusmaterial: 20%
Film: 70%

Anbieter: Ascot Elite
Land/Jahr: USA/Thailand/Kanada 2014
Regie: Ekachai Uekrongtham
Darsteller: Tony Jaa, Dolph Lundgren, Ron Perlman, Peter Weller, Michael Jai White, Celina Jade
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 96
Codec: AVC
FSK: 16

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