Blu-ray Review
OT: Sky
Der Erste im neuen Leben
Vom Neubeginn einer einsamen Seele.
Inhalt
Romy und ihr Ehemann Richard machen Urlaub in Amerikas tiefem Westen. Allerdings steht es nicht gerade gut um die Ehe der deutschstämmigen Frau mit dem gebürtigen Franzosen. Man hat sich nichts mehr zu sagen und scheint ohnehin völlig unterschiedliche Interessen entwickelt zu haben. Nachdem sich Richard Abends in einer Kneipe mit zwei Cowgirls amüsiert und betrunken hat, treten die unterschwelligen Aggressionen zutage. Während Richard sich im Suff beinahe an Rome vergeht, schlägt sie ihn nieder und flüchtet – nicht wissend, ob sie ihn gar umgebracht hat.. Nach einer bemerkenswerten Begegnung mit der Polizei beschließt Romy, in den Staaten zu bleiben und verdient sich in Vegas ein paar Kröten auf der Straße. Dort lernt sie den spröden Parkranger Diego kennen, der sie zunächst für eine Prostituierte hält, ihr aber trotzdem einen Drink spendiert. Das Unnahbare des Kerls fasziniert Romy, doch Diego ist kaum auf eine Lebensbeziehung aus …
Diane Kruger ist nach wie vor eine der unterschätztesten Schauspielerinnen überhaupt. Während die breite Öffentlichkeit sie in der Regel nur als hübsche Gespielin in irgendwelchen Abenteuer- oder Actionfilmen kennt, adelt sie immer wieder Independentwerke von höchster Güte mit ihrer Anwesenheit und ihrem Talent. In Sky – Der Himmel in mir gibt sie eine der besten und kraftvollsten Darstellungen ihrer bisherigen Karriere als Frau, die nicht weiß, ob sie ihren Ehemann umgebracht hat und die auf Sinnsuche in einem fremden Land ist. Die Vergangenheit hat ihr nicht immer wohlwollend mitgespielt, was in einer eindrücklichen Traumsequenz geschildert wird. Mit Mut zur Verletztlichkeit und aufgrund oft fehlender Geräusche oder Filmmusik entwickelt Sky eine Nähe zu seiner Hauptfigur, die es kaum möglich macht, sich zu entziehen oder auf Abstand zu gehen. Die brodelnden Aggressionen zu Beginn, die Ungewissheit während der ersten halben Stunde – all das löst sich zwar dann in einem emotionalen Höhepunkt nach 35 Minuten, doch auch dann bleibt man bei Romy. Man wünscht ihr, dass sie nach der Entscheidung, erst einmal in den USA zu bleiben, einen Weg oder sogar einen Mann findet, mit dem sie neu beginnen kann. Dabei ist Regisseurin Berthaud wichtig, das Amerika der normalen Leute zu zeigen. Das der Trucker, der einsamen Herzen im Diner und der Bordsteinschwalben in Vegas. Glamourös ist hier nur das glitzernde Licht der Vergnügungs-Etablissements.
Es ist sicherlich etwas gewagt, Norman Reedus als Ziel von Romys Begierde zu besetzen, zumal der Daryl aus The Walking Dead aussieht, als wäre er zwischen den Drehpausen der Zombieserie vorbeigekommen – nicht einmal die Haare scheint er sich gewaschen zu haben. Aber weil er eben kein romantischer Lover sein muss, passt es am Ende doch zu ihm. Die zweite Hälfte des Films wird deshalb vor allem aufgrund der Gegensätzlichkeit der beiden Hauptfiguren reizvoll. Auf der einen Seite die verletzliche und verletzte Europäerin, auf der anderen der raue Cowboy, der ein Geheimnis mit sich trägt. Berthaud nimmt sich dabei viel Zeit und erzählt ihre Geschichte beschaulich und gemächlich, ohne jede Hektik. Viele Worte fallen ebenfalls nicht, weshalb der Zuschauer viel über die Atmosphäre vermittelt bekommt. Unterlegt mit fragilen Bildern einer schönen Landschaft, an deren Rand sich soziale Problemzonen offenbaren, ist Sky kein Gute-Laune-Film, sondern durchaus eine intensive Auseinandersetzung mit Menschen und Gefühlen.
Bild- und Tonqualität
Das Bild von Sky – Der Himmel in mir wurde durch einen deutlichen Filter gejagt, der die ohnehin schon schwüle Szenerie der Wüstengegend noch mal verstärkt und stark ins Braungelbe zieht. Während das noch als Stilmittel gelten darf, gefällt die deutliche Unruhe und das Verwischen in Bewegungen im Diner zu Beginn wirklich nicht gut. Der Kontrastumfang ist praktisch nicht vorhanden, wenn man in Innenräumen fast nur milchiges Braungrün sieht und die Gesichter alles andere als natürlich rüberkommen. Fast könnte man meinen, der Film wäre schon 20 Jahre alt und wäre dreimal durch einen VHS-Kopierer gegangen. So in etwas verhält es sich auch mit der Schärfe, die praktisch nicht vorhanden ist.
Auch in Sachen Akustik werden hier keine Bäume ausgerissen. Zwar ist Sky ohnehin sehr dialoglastig, allerdings öffnet selbst der Filmscore den Raum nur geringfügig nach hinten. Das Geschehen konzentriert sich fast ausnahmslos auf die Front. Ab und an, wie während der Szenen in Vegas, gibt’s schon mal so etwas wie Dynamik und etwas Räumlichkeit (44’30).
Bonusmaterial
Etwa sieben Minuten an deleted Scenes sowie zwei Interviews mit Diane Kruger und Regisseurin Berthaud machen das Bonusmaterial von Sky aus. Während jenes mit Kruger auf deutsch geführt, ist, muss sich Berthaud etwas im Englischen abmühen.
Fazit
Aufrichtig und intensiv gespielter Mix aus Drama und Roadmovie, dessen Bilder wirken und bestehen bleiben. Kruger und Reedus zeigen in Sky – Der Himmel in mir, dass sie mehr können als Untote jagen oder hübsches Beiwerk zu sein.
Timo Wolters
Bewertung
Bildqualität: 50%
Tonqualität (dt. Fassung): 60%
Tonqualität (Originalversion): 60%
Bonusmaterial: 30%
Film: 75%
Anbieter: AL!VE AG
Land/Jahr: Frankreich/Deutschland 2015
Regie: Fabienne Berthaud
Darsteller: Diane Kruger, Norman Reedus, Gilles Lellouche, Lena Dunham, Q’Orianka Kilcher, Lou Diamond Phillips, Joshua Jackson
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 103
Codec: AVC
FSK: 12