Sleepless – Eine tödliche Nacht

Blu-ray Review

Sleepless - Eine tödliche Nacht Blu-ray Review Cover
EuroVideo, 18.07.2017

OT: Sleepless

 


Nur eine Nacht

Wenn vier Parteien aus Cops und Gangstern gegeneinander arbeiten, wird’s für alle angemessen brenzlig.

Inhalt

Vincent Downs und sein Kollege Sean sind Cops in Las Vegas – und sie sind korrupt. Soeben haben sie in der Nacht eine Drogenfuhre des lokalen Kasinobesitzers Rubino überfallen, wobei sie knapp mit dem Leben davongekommen sind, da noch eine dritte (und gut bewaffnete) Partei aufkreuzte. Am Ende waren zwei Gangster tot und lauter Polizeipatronen am Tatort. Um die Beweise und Indizien kontrollieren zu können, lassen sie sich den Fall geben und treffen am Ort des Geschehens auf die taffe Jennifer Bryant, die aus der Innenrevision dazu stößt – immerhin scheinen Cops in die Tat verwickelt zu sein. Gleichzeitig schlägt sich Downs mit seiner Ehefrau und dem aufmüpfigen Sohn rum, für die er schon lange keine richtige Zeit mehr hat und die ihm zurecht Vorwürfe machen. Als er den Filius nach Hause bringen soll, greifen sich ihn die Schergen des um seine Drogen geprellten Rubino, damit der aus Vincent die Ware wieder herauspressen kann. Rubino ist es dabei ernst, denn die 25 Kilo Rauschmittel muss er selbst einem noch viel schlimmeren Gangster überreichen, um nicht selbst in die größten Schwierigkeiten zu gelangen. Also bleibt Downs nichts anderes übrig, als die Drogen so schnell wie möglich zu retournieren. Dumm, dass Jennifer Bryant sich an seine Fersen geheftet hat und ihm 23 Kilogramm des Kokses wegschnappt, bevor er seinen Sohn auslösen kann …

Besser gut geklaut als schlecht selbst erdacht – ein Spruch, der auf einen nicht allzu kleinen Teil von US-Kinoproduktionen zutrifft, die sich eines europäischen Films annehmen und ihn einfach neu drehen, weil in Amerika niemand synchronisierte ausländische Filme schauen möchte. Sleepless – Eine tödliche Nacht ist das Remake des 2011er Sleepless Night – Nacht der Vergeltung vom Franzosen Frédéric Jardin. Auf dem Regiestuhl nahm jetzt allerdings Baran bo Odar platz, der das Projekt erst Recht international macht, kommt er doch aus der Schweiz und hatte sich zuvor mit dem Internet-Thriller Who Am I seine Sporen verdient. Nun also schickt er Jamie Foxx als korrupten Cop auf eine spannende Odyssee, um seinen Sohn aus den Händen eines Casinobosses zu befreien. Dabei ist vor allem begrüßenswert, dass man sich hier nicht mit ewigem Geplänkel aufhält, zügig zur Sache kommt und nach nicht mal 90 Minuten schon den Abspann über den Bildschirm flimmern sieht. Im Gegensatz zu anderen Cop-Thriller geht’s hier nicht zu verschachtelt und unnötig verkompliziert zu, so dass man Sleepless stets folgen kann. Die Spannung entsteht dann vornehmlich, weil sich ab der 20. Minute die Story praktisch komplett im Kasino in Quasi-Echtzeit abspielt.

Herausragend dabei: Barans Film ist praktisch die Antithese zu John Wick und arbeitet fast ausschließlich ohne Handfeuerwaffen. Das führt dann zu richtig rasanten Fights wie dem zwischen Vincent und Rubinos Scherge McFerrin in der Küche. Wenn die Zwei mit Tabletts und Kochtöpfen aufeinander eindreschen, ist das vorzüglich choreografiert und wird mit einer dynamischen Kameraführung zum Zuschauer transportiert. Jamie Foxx darf hier außerdem mal zeigen, dass er durchaus beweglich und topfit ist. Dass seine Rolle am Ende recht durchsichtig ist (auch für solche, die das Original nicht kennen) … geschenkt. Dass das Drehbuch trotz seiner Wendungen stets bekannten Mustern folgt … egal. Denn es bleibt durchweg unterhaltsam und mit Leidenschaft vorgetragen. Neben Jamie Foxx darf Michelle Monaghan mal zeigen, dass in ihr nicht nur das Love-Interest einer Nicholas-Sparks-Verfilmung steckt, sondern auch eine durchaus handfeste Action-Aktrice. Auf Seiten der Bösen gerät ein etwas unterbeschäftigt wirkender Dermot Mulroney zwischen die Fronten während Scoot McNairy (12 Years a Slave) als Novak herrlich fies agiert.
Viel mehr muss man von einem Copfilm eigentlich gar nicht erwarten, wobei es nach wenig wohlwollenden Kritiken (gerade in den USA) in den Sternen steht, ob die Fäden nach dem offenen Ende wieder aufgenommen und in einem Sequel neu verknüpft werden.

Bild- und Tonqualität

Dem durchweg etwas bläulich gefilterten Bild von Sleepless geht in den dunklen Szenen etwas die Zeichnung im Schwarz verloren. Ein bisschen neblig und trüb wirkt das Geschehen in Vincents Wohnung (4’00) und die Aufnahmen im Präsidium könnten auch etwas knackiger sein. Tageslichtszenen geraten einen Hauch zu hell, um wirklich dynamisch zu sein. Auf der anderen Seite stimmen Schärfe und Bildruhe, die gerade in Nahaufnahmen für eine sehr gute Detaildarstellung sorgen und Einzelheiten auf den Gesichtern klar herausarbeiten. Die Körnung ist vorhanden, aber zu keiner Zeit über die Maßen eingesetzt worden oder gar störend. Bei einem Copfilm wirkt es – ganz im Gegenteil – eher atmosphärisch und passend. Während der Totalen auf Las Vegas aus der Hubschrauberperspektive haben runde oder diagonale Linien schon mal leichte Wackler (T-Mobile-Arena 8’00). Allerdings sind das Ausnahmefälle, die kaum störend im Gedächtnis bleiben. Während der Außenaufnahmen reduziert sich der Blaufilter wieder und Farben werden kräftiger und natürlicher. Nerviges und bisweilen überstrapaziertes Stilmittel: Die andauernden Lens-Flare-Effekte.
In Sachen Raumakustik beginnt Sleepless mit recht effektvollen Schusswechseln in der Seitenstraße, die allerdings etwas luftiger klingen dürften. Auch der räumliche Filmscore sowie die Stimmen sind nicht ganz perfekt abgestimmt. Beides klingt ein wenig dumpf und dröhnig. Besser hören sich da die perkussiven Sounds beim Betreten des Kasinos (22’00) an. Hier klingt es leichter und offener. Da Sleepless nicht massiv auf Schießereien setzt, sondern eher mit Finten und Tricks arbeitet, gibt es nicht wahnsinnig viel Anlass für Dynamikausbrüche, was aber mit der lebhaften Atmosphäre im Kasino wieder etwas ausgeglichen wird. Und wenn ein japanischer Sportwagen durch die Disko pfeffert, gibt’s noch nette Motorensounds obendrauf.

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von Sleepless findet sich neben dem Originaltrailer noch ein Making-of. Das läuft allerdings gerade mal knapp vier Minuten und ist ein etwas längerer Teaser mit deutschem Voice-Over-Kommentar ohne großen inhaltlichen Nährwert.

Fazit

Sleepless – Eine tödliche Nacht erfindet das Rad des Copthrillers zwar nicht neu, liefert aber durchweg spannende und souverän inszenierte Unterhaltung mit sehr guten Darstellern und griffigen Figuren.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 75%
Tonqualität (dt. Fassung): 75%
Tonqualität (Originalversion): 75%
Bonusmaterial: 20%
Film: 70%

Anbieter: EuroVideo
Land/Jahr: USA 2016
Regie: Baran bo Odar
Darsteller: Jamie Foxx, Michelle Monaghan, Scoot McNairy, Dermot Mulroney, T.I., David Harbour, Gabrielle Union, Octavius J. Johnson
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 91
Codec: AVC
FSK: 16

Trailer zu Sleepless – Eine tödliche Nacht

Sleepless - Trailer deutsch german

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