Son of a Gun – Gold ist dicker als Blut

Blu-ray Review

Son of a Gun Gold ist dicker als Blut Blu-ray Review Cover
Ascot Elite, ab 14.04.2015

OT: Son of a Gun

 


Bonobo oder Schimpanse?

Son of a Gun stellt nicht nur diese Frage auf fesselnde Art und Weise.

Inhalt

JR ist noch keine 20 und sitzt schon in einem der schwersten Gefängnisse, die Austrailien zu bieten hat. Wenn er nicht so gewitzt wäre, würde er vermutlich schnell unter die Räder und in die Mangel derer kommen, die junge Knaben im Knast gerne als Frischfleisch vernaschen. So gelingt es ihm aber durch ein paar mehr unbewusste Aktionen, die Aufmerksamkeit des respektierten Gangsters Brendan Lynch zu erlangen. Der hat noch 20 Jahre ohne Bewährung abzusitzen und hält fortan seine schützende Hand über JR. Natürlich nicht, ohne eine Gegenleistung  zu fordern, die der Junge ableisten soll, bis Brendan die Flucht aus dem Knast geglückt ist. So darf er sich nach seiner Freilassung um ein kleines Waffenarsenal kümmern und auch den Helikopter für den Ausbruch organisieren. Zum Dank lässt Brendan ihn dann beim großen Spiel mitspielen: Der nächste Coup steht nämlich bereits vor der Tür und soll frisch gegossenes Gold mit siebenstelligem Wert locker einbringen. Dann jedoch verknallt sich JR in Tasha, was Obergangster Sam gar nicht witzig findet – Schwierigkeiten sind vorprogrammiert …

Son of a Gun hält sich nicht lange mit Gerede auf, sondern beginnt direkt unvermittelt mit der Inhaftierung JRs. Es beginnt also als Knastdrama mit durchaus intensiver Stimmung und schonungslosen Bildern. Zunächst möchte man deshalb auch kaum glauben, dass sich der zumeist auf charmante Rollen konzentrierende Ewan McGregor als Gangster vom Dienst in Son of a Gun verirrt hat. Bei näherer Betrachtung ist aber genau das ein großer Coup des Films – zumal er mit langem Rauschebart und dreckigem Shirt ziemlich authentisch böse wirkt, und das auch charakterlich zu unterstützen weiß. Wie seine Knastausbruchkollegen schwitzt, prügelt, flucht und ballert er sich durch den Film, als gäbe es kein Morgen. Auch Brenton Thwaites (Hüter der Erinnerung – The Giver), eigentlich eher der smarte Nachwuchseld, gibt als Nachwuchskrimineller mit schmierigem Oberlippenflaum eine gute Figur ab, lässt sich damit schon zu Beginn seiner Karriere auch auf Independent-Filmfiguren ein, die ihm am Ende nur dienlich sein können, wenn’s darum geht, nicht ewig in der gleichen Rolle besetzt zu werden. Respekt an beide Darsteller! Dass in Son of a Gun kaum fröhliche, sondern eher ernste und bisweilen tragische Entwicklungen beschrieben werden, macht auch die melancholische Filmmusik von Beginn an klar. Passend zur Geschichte, die keinen Hehl daraus macht, dass die Zukunft für die beteiligten Gangster kaum rosig aussieht. Inszenatorisch ist das bis auf die etwas zähe und nicht ganz glaubwürdige Liebesgeschichte zwischen JR und Tasha konsequent erzählt und liefert durchaus fesselnde Unterhaltung. Vor allem die Verfolgungsjagd nach dem Coup ist gelungen und sorgt für Kurzweil. Leider verflacht es auch dann erneut und braucht ein wenig, bis zum überraschend ersonnnenen Finale. Während dieser Zeit sorgt der aufkeimende Konflikt zwischen JR und Brendan für Spannung und bietet eine Plattform für so etwas wie ein (ziemlich gestörtes) Vater-Sohn-Verhältnis. Julius Avery, Regisseur von Son of a Gun hält in den besseren Momenten die Michael-Mann-Fahne hoch und erschafft in diesen Szenen eine bisweilen packende Atmosphäre – gutes Ding für Actionthriller-Freunde.

Bild- und Tonqualität

Das stark stilisierte und gefilterte Bild von Son of a Gun ist dauerhaft ziemlich flau und kontrastschwach. Im Knast entsteht durch die grünliche Filterung ein dauerhaft kränklicher Eindruck der Protagonisten. Je mehr Helligkeit in Räume eindringt, desto stärker reißen diese aus und in dunklen Szenen fehlt’s an knackigem Schwarz.
Beim Ton von Son of a Gun setzt von Beginn an der fiebrige Soundtrack die Akzente. Bisweilen sogar mit ordentlich Druck werden die elektronischen Sounds ins Heimkino transportiert – selten, dass ein Score zuletzt mit so viel Präsenz glänzte. Die Schießerei vor der Flucht (ab 64’00) bedient die Effektlautsprecher mit zahlreichen direktionalen Informationen, wenngleich hier ein wenig mehr Pfund dahinter sein dürfte – Letzteres liefern dann wieder die treibenden Beats während der Autoverfolgung. Ein bisschen mehr Wums hat das M60, das JR nach knapp 25 Minuten bedienen darf.

Bonusmaterial

Das Bonumsaterial von Son of a Gun liefert ein knapp 30-minütiges Behind the Scenes, das als unkommentierte und nicht untertitelte B’Roll daherkommt. Dazu gesellen sich sechs Interviews, die mit je 20 Minuten recht üppig ausgefallen sind.

Fazit

Son of a Gun – Gold ist dicker als Blut ist ein geradliniger Mix aus Knastdrama und Heistfilm mit authentisch roher Atmosphäre und guten Darstellern. Zwischendrin und am Ende hätte ein wenig mehr Tempo gut getan.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 60%
Tonqualität (dt. Fassung): 80%
Tonqualität (Originalversion): 80%
Bonusmaterial: 30%
Film: 70%

Anbieter: Ascot Elite
Land/Jahr: USA 2014
Regie: Julius Avery
Darsteller: Ewan McGregor, Brendan Kerkvliet, Brenton Thwaites, Alicia Vikander, Geoff Kelso, Jacek Koman
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 109
Codec: AVC
FSK: 16

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