Song One

DVD Review

Song One DVD Review Cover
EuroVideo, seit 25.05.2016

OT: Song One

 


Wake Up

Wie Musik über schwere Zeiten helfen kann.

Inhalt

Franny arbeitet schon seit langer Zeit im Ausland und hat mit ihrer Familie nicht mehr viel zu tun. Ein Anruf ihrer Mutter holt sie jedoch zurück nach New York, denn ihr kleiner Bruder Henry hatte einen Autounfall und liegt mit schweren Kopfverletzungen im Koma. Ein Taxifahrer hatte ihn angefahren, weil der Straßenmusiker mit Kopfhörern unterwegs war und nicht auf den Verkehr geachtet hatte. Als sich Franny im Zimmer von Henry etwas umschaut, stößt sie nicht nur auf dessen aktuelle Demo-Aufnahmen, sondern erfährt auch, dass er ein großer Fann des Songwriters James Forester ist. Eine Mischung aus Neugier und persönlicher Familienaufarbeitung lässt sie den Musiker in Brooklyn ausfindig machen. Sie besucht ein Konzert und spricht ihn an. Es kommt, wie es kommen muss: Die Zwei empfinden Zuneigung zueinander, besuchen gemeinsam Henry im Krankenhaus und spenden sich gegenseitig für eine Zeitlang Trost …

Halb Familiendrama, halb Musiker-Biopic – Song One lässt Hollywoods Darling Anna Hathaway neben Folk-Hoffnung (und Theaterschauspieler) Johnny Flynn agieren, der mit seiner Band Johnny Flynn & The Sussex Wit schon diverse Kritiker zu Lobeshymnen animierte. Die zarte Liaison, die beide entwickeln und die Regisseurin Kate Barker-Froyland vor dem Hintergrund der (irisch inspirierten) Musikszene Brooklyns inszeniert, wird von einer dynamischen Kamera begleitet, die dokumentarisch wirkt und immer nahe an den Akteuren ist. Hathaways Kurzhaar-Frisur passt perfekt zur Figur der natürlichen und ungekünstelten Franny und lässt die sonst in Big-Budget-Filmen (Alice im Wunderland, Man lernt nie aus) agierende Darstellerin extrem authentisch wirken – zumal sie auf schickes Outfit und drastisches Make-up komplett verzichtet. Die zweite Hauptrolle hingegen hat nicht Johnny Flynn, sondern dessen Musik. Die zahlreichen Songs werden beinahe in kompletter Spielzeit eingebettet, drohen aber zu keiner Zeit zum selbstzweckhaften CD-Verkaufs-Vehikel zu werden. Vielmehr funktioniert die Mischung in Song One ganz hervorragend, wenngleich der Film durchweg unspektakulär und frei von sonst üblichen Hollywood-Klischees bleibt. Übermäßige Romantisierung ist ihm ebenso fremd, wie unrealistisches Luftschlösserbauen. Vielmehr wirken die Figuren echt und real, was dem semidokumentarischen Look entspricht. Man muss allerdings ein gewisse Faible für akustische Singer-Songwriter-Stücke mitbringen, denn im Grunde passiert während der 80 Minuten Spielzeit nicht wirklich viel. Songs wechseln sich mit Szenen an Henrys Krankenbett oder solchen ab, in denen James und Franny etwas Zeit mit deren Mutter verbringen. Dabei werden alte Wunden ein bisschen aufgerissen aber auch geheilt. Die Musik dient als Vermittler, als Katalysator für Traurigkeit und Hoffnung, für eine warmherzige Umarmung in einer schwierigen Lebensphase. Das ist es am Ende auch, was hinter Song One steckt: Eine Ode und Liebeserklärung an die Musik als Zufluchtsort für die positiven und negativen Gefühle des Lebens.

Bild- und Tonqualität

Das Bild von Song One im Format 1,85:1 wirkt oft arg hell und kontrastarm, liefert aber eine für eine DVD sehr hohe Laufruhe und Rauschfreiheit. Lediglich während der dunklen Szenen wird es auf uniformen Hintergründen etwas wuseliger. Dort zeigt sich dann auch etwas Blockartefakt-Bildung (Wand rechts 4’45). Die Aufnahmen, die Bilder aus Henrys jüngerer Vergangenheit zeigen, sind noch einmal etwas stärker stilisiert und auch noch ein Stück heller. Auch tauchen in den farblich ausgeleuchteten Bühnenszenen schon mal Solarisationseffekte auf.
Akustisch ist das Highlight nach knapp 64 Minuten erreicht, in dem unsere zwei Protagonisten in einem Club ordentlich abtanzen und der Subwoofer die elektronischen Beats wuchtig in den Raum spült. Ansonsten bleiben selbst die vielen Akustiksongs verhältnismäßig frontlastig und wenig räumlich. Dialoge gelangen über den Center gut verständlich ans Ohr, weitere außergewöhnliche Eigenschaften haben die beiden Dolby-Digital-Spuren nicht zu bieten – wenngleich sie verhältnismäßig natürlich und wenig komprimiert klingen.

Bonusmaterial

Neben vier entfernten Szenen gibt es im Bonusmaterial von Song One noch das Featurette: „Recording the Soundtrack“ zu entdecken. Das läuft immerhin 15 Minuten und schaut den jungen Künstlern sehr nahe bei den Aufnahmen zu den grandiosen Songs zu. Immer mal wieder werden dabei Bilder aus dem Film zwischengeschnitten.

Fazit

Freunde der in unterlegte Singer-Songwriter-Musik mit Folk-Einschlag werden mit Song One ziemlich sicher glücklich werden. Alle anderen dürfen sich an einer Anne Hathaway erfreuen, die noch nie so natürlich, verletzlich und emotional agieren durfte wie hier. Leute,
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 60%
Tonqualität (dt. Fassung): 65%
Tonqualität (Originalversion): 65%
Bonusmaterial: 40%
Film: 60%

Anbieter: EuroVideo
Land/Jahr: USA 2014
Regie: Kate Barker-Froyland
Darsteller: Anne Hathaway, Johnny Flynn, Ben Rosenfield, Mary Steenburgen,
Tonformate: DD 5.1: de, en
Bildformat: 1,85:1
Laufzeit: 85
Codec: AVC
FSK: 0

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