Blu-ray Review
OT: Vremya pervyh
Kosmonaut mit Pinsel
Spannende Rekonstruktion des ersten Weltall-Spaziergangs 1965.
Inhalt
Die UdSSR Anfang der 60er Jahre: Man treibt mit Macht das Raumfahrtprogramm voran und hat Augen und Ohren stets beim großen Kontrahenten im Westen. Ursprünglich möchte man für 1967 ein bemanntes Raumschiff ins All schicken, um erstmalig einem Kosmonauten auf einen Weltraumsparziergang zu schicken. Doch die USA machen Anstalten, es früher zu schaffen. Also strafft die sowjetische Führung den Zeitplan. Bis 1965 sollen zwei Raumkapseln fertig sein, mit denen das Vorhaben realisiert werden soll. Parallel bildet man den Piloten Alexei Leonow aus, der sich durch eine Mischung von Furchtlosigkeit und etwas Wahnsinn ausgezeichnet hat – Eigenschaften, die man durchaus brauchen kann, wenn man vorhat, als erster Mensch ins All zu gleiten. Doch bevor es soweit ist, müssen die Shuttle fertiggestellt werden und ein Testlauf sollte idealerweise erfolgreich verlaufen. Obschon genau dieser schief läuft und der Kontakt zum Objekt verloren geht, geht die politische Führung jedes nötige Risiko ein un schickt Leonow und seinen Partner Beljajev auf die Reise …
Alexei Archipowitsch Leonow profitierte vom Wettrennen der UdSSR mit den USA um die Vormachtstellung der bemannten Raumfahrt und war der erste Mensch der Welt, der am 18. März 1965 aus einem Raumschiff ausstieg und frei im Weltall schwebte. Produzent und Regisseur Timur Bekmambetow (Ben Hur) interessierte die Geschichte schon länger und so nahm er Kontakt zum heute im Rang eines Generalmajors stehenden Ex-Kosmonauten. Die Regie für Spacewalker übergab er allerdings an den noch jungen Dmitry Kiselew, mit dem er schon gemeinsam am Episodenfilm Happy Rutsch! gearbeitet hatte. Herausgekommen ist ein geradezu epische Werk, das auch und vor allem durch seine Ausstattung lebt. Die alten Flugzeuge, Fliegeruniformen und Kleidung sorgen für ein absolut authentisches Feeling. Raumanzüge wirken realistisch und die visuellen Effekte dienen der Geschichte, ohne sie zu übertünchen. Außerdem sind sie absolut gelungen – egal, ob das die Weltall-Szenen sind oder animierte Flugzeuge, die Optik passt und wirkt nie wie ein Fremdkörper. Neben der Ausstattung und der wahren Geschichte, die Spacewalker zugrunde liegt, funktioniert der Humor hervorragend. Denn bei aller Ernsthaftigkeit, die dem Thema zugrunde liegt, verirrt sich der Film nicht in einer bitteren Nachzeichnung des Kalten Kriegs, sondern konzentriert sich auf seine Figuren. Und die agieren durchaus witzig und mit erfrischender Ironie. Hauptdarsteller Mironow ist als Leonow perfekt besetzt und hat den Schalk im Nacken.
Bild- und Tonqualität
Das Bild von Spacewalker lockt mit satten Kontrasten und einer hohen Laufruhe, die selbst in dunklen Szenen kaum Körnung aufweist. Dazu gibt’s prächtige und sehr lebhafte Farben und hervorragende Schwarzwerte. Daraus resultieren entsprechend knackige Kontraste mit einem hohen Dynamikumfang. Die Schärfe ist in Nahaufnahmen sehr gut und offenbart eine Vielzahl an Details auf Gesichtern. Lediglich unter speziellen Lichtbedingungen wirken Einzelheiten schon mal etwas weich. Dafür verteilt sich die Schärfe sehr gleichmäßig über den gesamten Bildschirm und lässt in den Randbereichen nicht nach. Exemplarisch gut sehen die Fliegerjacken aus Leder aus, die von den beiden Protagonisten im Flugzeug getragen werden (ab 10’00).
Akustisch muss sich Spacewalker aber mal sowas von nicht verstecken. Schon die anfängliche Sequenz mit dem Notfall im Cockpit liefert eine Fülle an direktionalen Effekten und massig Dynamik. Vom feuerfangenden Triebwerk, das spratzelnd sämtliche Lautsprecher bedient über die Notsignale im Flieger bis zur spektakulären Bruchlandung. Auch das Gewitter bei 7’40 lässt Donner und Blitz praktisch im Heimkino niedergehen. Dazu gibt’s eine vorzügliche und mit prominenten Stimmen besetzte Synchronisation. Der Flug im Doppeldecker sowie das Flappen der Luft an den beiden Piloten nach deren Absprung ist ebenfalls richtig klasse und räumlich (11’50). Und wenn nach einer Dreiviertelstunde das Shuttle abhebt, fackelt das Heimkino praktisch selbst ab, so sehr spratzelt und krawallt es (ab 44’00).
Bonusmaterial
Im Bonusmaterial von Spacewalker finden sich zwei Featurettes. „Der erste Spaziergänger im Weltall“, das erste von ihnen, läuft gut 25 Minuten und lässt den echten Alexei Archipowitsch Leonow zu Wort kommen. Der ist trotz seiner 83 Jahre noch topfit im Geiste und erzählt spannende Anekdoten aus der damaligen Zeit. Leider ist der Ton brutal übersteuert, was es etwas anstrengend macht, ihm zuzuhören. In „Die Geschichte hinter Spacewalker“ gibt’s dann Einblicke in die Produktion selbst. Das Featurette läuft ebenfalls 25 Minuten.
Fazit
Spacewalker bietet ebenso leichtfüßige wie spannende und historisch interessante Unterhaltung – und das auf fast zweieinhalb Stunden Länge ohne zähe Momente. Ein echter Tipp für Freunde von Weltraumfilmen.
Timo Wolters
Bewertung
Bildqualität: 80%
Tonqualität (dt. Fassung): 80%
Tonqualität (Originalversion): 80%
Bonusmaterial: 50%
Film: 80%
Anbieter: Capelight Pictures
Land/Jahr: Russland 2017
Regie: Dmitry Kiselew
Darsteller: Jewgeni Mironow, Konstantin Khabenskij, Elena Panowa
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, ru
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 137
Codec: AVC
FSK: 12