Blu-ray Review

OT: Speed Kills

Speed, Wasser, Power!
Rette bitte jemand John Travolta!
Inhalt
Irgendwann Mitte der 60er: Ben Aronoff ist erfolgreicher Immobilien-Irgendwas und entdeckte soeben seinen Spaß an schnellen Booten. Fortan lebt er ein erfolgreiches Leben als Speed-Boat-Champion. Und was tut man da so? Man sammelt Pokale und Frauen – beides in gleich stattlicher Anzahl. Das gefällt zwar seiner Angetrauten und seinem um Anerkennung bettelnden Jungen nicht, aber das ist Ben auch irgendwie egal. Zumal er bald eine hübschere junge Dame ehelicht und einfach ein neues Kind bekommt. Weil er irgendwann Geld von irgendeinem Mafiosi genommen hat, sitzt der ihm irgendwann im Nacken. Und weil der gerne seine Kohle gesichert hätte, setzt er Aronoff unter Druck: Drogenschmuggel oder körperliche Zucht. Etwa zur gleichen Zeit wird der Drogenschnüffler Agent Lopez auf Ben aufmerksam, dem nun von beiden Seiten zugesetzt wird …
Manchmal schreibt das Leben ja die spannendsten Geschichten. Manchmal aber auch die dümmsten. Dass jemand tatsächlich auf die Idee kam, Drogen per Speedboot zu schmuggeln … da kann man schon mal mit dem Kopf schütteln. Ganz egal dachte sich aber John Luessenhop (Texas Chainsaw 3D) und dachte sich, da kann man doch einen tollen Film draus machen. Den besetzen wir dann mit altverdienten Stars wie John Travolta, Matthew Modine und Tom Sizemore und ergänzen es um heiße Newcomer wie Kellan Lutz (Twilight-Tetralogie).
Klingt unglaublich? Stimmt. Doch das wirklich Unglaubliche ist: Die Schauspieler haben allesamt “Ja” gesagt. Wer’s nicht glaubt, muss sich das selbst anschauen. Denn unglaublich ist auch Speed Kills. Abgesehen davon, dass der Regisseur/die Regisseurin Jodi Scurfield mit ziemlicher Sicherheit ein Alan-Smithee-artiges Phantom ist (es gibt Spekulationen, Luessenhop hätte selbst inszeniert und wäre möglicherweise vor dem Ende des Drehs gefeuert worden), ist die puertoricanisch-amerikanische Koproduktion so wirr inszeniert, dass man sich manchmal fragt, wo man da gerade rein geraten ist: Seltsam montierte Speed-Boat-Szenen, Überhand nehmende Off-Kommentare (bei teils eingefrorenen Bildenr), ein Travolta, dessen jüngeres Ich ein unfassbares Lockentoupet trägt, und Dialoge (vor allem auf den Booten), die eine gewisse Fremdschäm-Qualität nicht verleugnen können. Sieht man dann den mittlerweile doch etwas steif in der Hüfte gewordenen Travolta neben seinem blondierten und grenzdebil grinsenden Co-Piloten am Lenkrad des rasenden Wasserflitzers, weicht einem ein fettes Grinsen kaum mehr aus dem Gesicht.
Man feiert, wenn Kellan Lutz erstmalig auftritt und den verdutzten Reportern den unfassbar bescheuerten Satz “Nur dass ihr den richtigen Namen habt: Ich bin der fucking Robbie Reemer” entgegen schmettert. So richtig zum Gröhlen sind dann die unfassbar miesen digitalen Effekte von Hubschrauber und Speed-Boat nach gut 57 Minuten. Wer in den 80ern die ersten Atari-Telespiele am heimischen TV zockte, wird sich an eine ähnliche Optik bei Simulatoren erinnern. Dass es so etwas heute noch in einen Film schafft – herrlich.
Wie gesagt, das muss man mit eigenen Augen gesehen haben, um es zu glauben.
Apropos Glauben: Während Kellan Lutz noch ein bisschen den Eindruck macht, er wüsste, dass Overacting zu dieser Ansammlung von unmotiviert motierten Einzel-Szenen passt, glaubt Travolta tatsächlich, er müsse ernsthaft agieren. Wo ist nur der neue Tarantino, der Travolta aus diesen Niederungen der Unterhaltung rettet? Oder sollte sich der Ex-Night-Fever-Tänzer und Quarterpounder-mit-Käse-Liebhaber vielleicht doch lieber mal in den verdienten Ruhestand begeben?
Bild- und Tonqualität
Speed Kills ist sichtbar digital gefilmt. Der Beginn in dem leeren Bootsladen erinnert gar an die cleane Optik der ersten digital gefilmten Pornos – das mag aber auch an den beiden Mädels mit 80er-Jahre-Retro-Frisur liegen. Bestechend ist allerdings die Bildruhe, die nur in wenigen nächtlichen Aufnahmen etwas Körnung offenbart. Die Farben gelingen derweil so prächtig, dass man meint, es mit einer UHD mitsamt erweitertem Farbraum zu tun zu haben. Die Schärfe ist derweil referenzwürdig und lässt wirklich jedes bisschen an (schlechter) Schminke erkennen. Nicht ganz so referenzwürdig sind die etwas überstrahlenden hellen Flächen auf Objekten oder Spitzhelligkeiten auf Gesichtern.
Akustisch liefert Speed Kills eine sehr schöne und luftige Räumlichkeit. Das wird vor allem während der Latino-Rhythmen auf Partys und in Diskotheken deutlich (50’00). Dialoge sind stets sauber und klar verständlich. Auch die Filmmusik liefert eine ansprechende Surround-Einbindung und während der (hanebüchenen) Actionszenen wird es sogar ein bisschen räumlich.
Bonusmaterial
Das Bonusmaterial von Speed Kills besteht aus diversen Programmtipps und dem Originaltrailer zum Film.
Fazit
Speed Kills dürfte inszenatorisch zu den schlechtesten Filmen aller Zeiten gehören. Nicht ärgerlich schlecht wie bspw. Battlefield Earth, aber eben vollkommen bar jeden Regie- und Editing-Talents. Timing kennen weder Drehbuch noch Film und vermutlich weiß nur ein Bruchteil der Darsteller selbst, worum es wirklich in diesem Zelluloid-Murks geht.
Weil man solche Filme aber wirklich gesehen haben muss, sollte man schleunigst die besten Kumpels zusammen trommeln, die Hopfengetränke kalt stellen und in dieser feuchtfröhlichen Runde gemeinsam jeden bescheuerten Dialog, jeden miesen Digital-Trick und die völlig wirre Struktur abfeiern. Okay, danach darf man dann ruhig mal Pulp Fiction oder Schnappt Shorty einlegen, um sich daran zu erinnern, was Travolta mal drauf hatte.
Timo Wolters
Bewertung
Bildqualität: 85%
Tonqualität (dt. Fassung): 75%
Tonqualität (Originalversion): 75%
Bonusmaterial: 10%
Film: 40%
Anbieter: Tiberius Film Home Entertainment
Land/Jahr: Puerto Rico/USA 2018
Regie: Jodi Scurfield
Darsteller: John Travolta, Katheryn Winnick, James Remar, Tom Sizemore, Matthew Modine, Jennifer Esposito, Kellan Lutz, Michael Weston
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 100
Codec: AVC
FSK: 12
(Copyright der Cover und Szenenbilder liegt bei Anbieter Tiberius Film)
Der war wirklich sooo durch… from paris with love .. war glaub ich der letzte film wo john travolta noch ansehlich war… auch mit glatze … der film ist einfach nur peinlich und eine schande für so einen einst großartigen schauspieler….echt schade
Hier wird ja kein gutes Haar an diesen Film gelassen. Schlimmer geht nimmer. Oder etwa doch ? Hatte den Streifen auf meinem Wunschzettel . Aber da lasse ich die Finger davon. Man muss ja nicht sein Geld zum Fenster rauswerfen. John Travolta kann sich bedenkenlos in der Riege von Herrn Cage und Hern Willis einreihen. Eigentlich sehr schade , denn diese Schauspieler haben in der Vergangenheit wirklich tolle Streifen abgeliefert.
OT: Es gibt nur ein “Speed Kills”, https://metalmethod.com/speed-kills-1991