Spinning Man – Im Dunkel deiner Seele

Blu-ray Review

spinning-man-bd-1
New KSM Cinema, 28.02.2019

OT: Spinning Man

Unterstützt die Arbeit an meinem Blog, indem ihr den Film bei Amazon kauft.

 


Mausefalle

Herausragend besetzter Thriller mit etwas unrundem Lauf.

Inhalt

Evan Birch ist Philosophie-Professor – und zwar ein guter. Da er physisch fit ist, nicht gerade hässlich und vor allem kein Tyrann, fällt er auch seinen Studentinnen schon mal auf. Und das wirkt auf Evan durchaus anziehend. Dann jedoch steht die Polizei vor der Tür. In Person des Ermittlers Malloy stellt man ihm Fragen zu einer vermissten Studentin. Angeblich habe man die junge Frau zuletzt in einem grauen Volvo gesehen – so einem wie Evan ihn fährt. Eigentlich hat Birch ein Alibi, kann sich an den Tag aber nicht mehr erinnern. Währenddessen sammelt Malloy mehr und mehr Indizienbeweise, die gegen Evans Aussagen sprechen. Und je mehr dieser Indizien auftauchen, desto mehr misstraut Birch gar seine eigene Frau …

Simon Kaijser konnte mit Pierce Brosnan, Minnie Driver und Guy Pearce ein illustres Cast für sein Langfilm- und US-Debüt versammeln. Der schwedische Regisseur ist ansonsten vornehmlich aufs TV abonniert. Spinning Man wirkt von Beginn an wie die (Psycho)Thriller der guten 90er Jahre. Basierend auf einer Romanvorlage von George Harrar baut der Film (der zunächst mit komplett anderem Cast und Regisseur verwirklicht werden sollte) seine Geschichte und die Spannung langsam, aber kontinuierlich auf. Dem Zuschauer wird Evan als prinzipiell vertrauenswürdiger Mann vorgestellt. Einer, der die Avancen einer Studentin abblockt. Doch mit zunehmender Laufzeit sät Kaijser Zweifel. Streut Bilder ein, die eventuell doch auf ein unmoralisches Verhalten hindeuten. Dabei nutzt der Film die Profession seines Protagonisten auch als Grundthema – die Philosophie. Die große Frage, ob Evan der Täter ist oder nicht, wird immer wieder mit den großen Fragen des Lebens selbst konfrontiert. Allerdings verschleppt der Film das Tempo nach knapp 40 Minuten zunehmend und weder kommt Malloys Ermittlung, noch die Frage nach Evans moralischer Integrität wirklich voran. Szenen wie der kurze Ausflug der Familie zum See wirken obsolet und bringen die Story überhaupt nicht vorwärts.

Was der Inhalt ein wenig verschenkt, versuchen die Darsteller wieder wett zu machen. Dabei fokussiert sich Spinning Man  vornehmlich auf Guy Pearce und die Dynamik zwischen ihm und Pierce Brosnan. Brosnan agiert für einen Ermittler äußerst sensibel und hat deshalb die Sympathien auf seiner Seite. Dass er nicht ruppiger vorgeht, obwohl die Beweise gegen Birch immer deutlicher werden, lässt seinen Malloy zu einem ausgeglichenen Typen werden. Einem Cop, dem man vertraut, dass er nicht aus der Hüfte heraus urteilt. Pearce hingegen ist nicht ganz so geheimnisvoll wie in Memento, obwohl Parallelen durchaus zu finden sind. Minnie Driver, die nur den undankbaren Part der Ehefrau geben darf, füllt diese Figur mit wesentlich mehr Präsenz und Kraft aus als es von vielen anderen Schauspielerinnen in ähnlichen Rollen gezeigt wird. Und so ist das Schauspiel tatsächlich der herausragende Faktor in Spinning Man. Wenn nun das Drehbuch spannender geraten wäre und das Tempo höher, hätte beides besser zusammen gepasst. Für Fans der Darsteller dennoch einen Blick wert.

Bild- und Tonqualität

Ui, ganz schön grün hier – das ist das Erste, das einem in den Sinn kommt, wenn man Spinning Man einlegt. Zwar nimmt dieser bewusste Grünstich in den helleren Szenen etwas nach, doch in den dunklen (wie eben in Malloys Büro) ist das schon arg. Naja, Stilmittel eben. Hervorstechen tut indes der orange-rosafarbene Lippenstift von Minnie Driver, der innerhalb der grünen Filterung etwas unnatürlich aussieht. Zusätzlich zur Farbfilterung ist das Bild in den dunklen Szenen auch noch wirklich sehr dunkel. Wirkliche Dynamik kommt so nicht auf. In den hellen Sequenzen fehlt’s ebenfalls etwas an Kontrastumfang, weil Schwarz nie wirklich knackig ist. Dafür ist die Bildruhe sehr gut. Eine Körnung ist zwar vorhanden, aber minimal. Die Bildschärfe liegt auf mittlerem Niveau, im unteren Bereich gibt’s schon mal leichte Randunschärfen.
Akustisch gefällt Spinning Man zunächst mit zwei verlustfreien dts-HD-Master-Spuren, die sich zu Beginn vor allem auf die saubere Dialogwiedergabe konzentrieren. Erstmals räumlich wird es, wenn Evan von den möglichen Ereignissen träumt. Die kurzen Bildfetzen bauen sich auf den Rears auf und beziehen auch den Subwoofer mit ein. Auch Naturgeräusche wie das Zirpen der Zikaden wird räumlich abgelegt.

Bonusmaterial

Im Bonusbereich von Spinning Man gibt’s neben dem Originaltrailer auch noch eine Bildergalerie mit Behind-the-Scenes-Material.

Fazit

Hochglanzoptik, teils starke Dialoge und gut aufgelegte Darsteller überspielen das spannungs- und relativ überraschungsarme Drehbuch – sozusagen ein Durschnitts-Thriller mit überdurchschnittlichem Schauspiel.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 65%
Tonqualität (dt. Fassung): 70%
Tonqualität (Originalversion): 70%
Bonusmaterial: 20%
Film: 60%

Anbieter: NewKSM Cinema
Land/Jahr: Irland/Schweden/USA 2018
Regie: Simon Kaijser
Darsteller: Guy Pearce, Pierce Brosnan, Minnie Driver, Alexandra Shipp, Odeya Rush, Jamie Kennedy, Clark Gregg, Sean Blakemore
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 100
Codec: AVC
FSK: 12

(Copyright der Cover und Szenenbilder liegt bei Anbieter NewKSM Cinema)

Trailer zu Spinning Man

SPINNING MAN Trailer German Deutsch (2019) Exklusiv

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
0 Kommentare
Inline Feedbacks
Alle Kommentare anschauen!