Split 4K UHD

Blu-ray Review

split 4k uhd blu-ray review cover
Universal Pictures, 08.06.2017

OT: Split

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et cetera

Das Comeback von M. Night Shyamalan überzeugt auf ganzer Linie.

Inhalt

Casey ist eine Außenseiterin und ist zur Party der beliebten Claire nur deshalb eingeladen worden, weil die sonst den ganzen Kurs mit Ausnahme Caseys dabei gehabt hätte. So unmenschlich wollte Claire dann doch nicht sein. Als die beiden Mädels gemeinsam mit Freundin Marcia von Claires Vater nach Hause gefahren werden sollen, erscheint plötzlich ein Kerl. Er überwältigt den Vater und entführt die drei Mädchen. Es beginnt ein Martyrium für die drei Mädchen, das nicht lebensbedrohlich, sondern in hohem Maße traumatisierend ist. Denn ihr Entführer ist viel mehr als es im ersten Moment den Anschein macht …

Nach seinem künstlerisch und kommerziell äußerst erfolgreichen Debüt The Sixth Sense hatte der in Indien geborene Regisseur M. Night Shyamalan seinen Kredit zu Beginn der 2000er Jahre fast komplett verspielt. Zu sehr bemüht um möglichst twistreiche Enden schienen Filme wie The Village oder Das Mädchen aus dem Wasser, die noch dazu intellektuell verschwurbelte Religionsbotschaften enthielten. Und als man dachte, es wird nicht mehr schlimmer, kam auch noch Murks wie Die Legende von Aang oder After Earth hinzu. Mit The Visit schien er sich aber langsam wieder zu fangen und zwei Jahre später lief er dann mit Split nahezu zu alter Form auf. Nicht ahnend, was er und sein Hauptdarsteller James McAvoy hier für eine atemberaubende Tour de Force hinlegen sollten, gelang Shyamalan endlich wieder das, was er mit seinen beiden ersten Filmen so innovativ etabliert hatte: Der Überraschungsmoment.
Deshalb sollte man Split eigentlich absolut unvoreingenommen und mit einer so gering wie möglich ausgeführten Inhaltsangabe anschauen. Ein Grund, warum im oberen Absatz nur vier Zeilen Filmbeschreibung zu lesen sind. Schon die erste Überraschung sollte man sich beim Schauen und nicht beim vorab Lesen gönnen.

Und im Prinzip muss man sich als Filmkritiker/-rezensent von nun an sehr bedeckt halten, will man sämtliche Spoiler gegenüber „Split“ vermeiden.
Fakt ist: M. Night Shyamalan hat hier fernab von seiner sonstigen Mystery einen waschechten Thriller mit Netz und vielfachem Boden abgeliefert, der von Anfang bis Ende fesselt. Zum einen sicher, weil der Regisseur trotz aller zwischenzeitlichen Überheblichkeit und seiner selbstreferenziellen Art wirklich talentiert ist, was den Aufbau einer Spannungskurve angeht. Zum anderen aber, weil er sich auf eine grandiose Kameraführung verlassen kann. Sein Director of Photography Mike Gioulakis hatte schon in It Follows gezeigt, dass er Genrefilme drehen kann und legt hier bereits in der Entführungsszene ein kleines Kunstwerk suggestiver Kamerabewegung vor.
Gleichsam zu Gelingen trägt auch der Filmscore bei. Der liefert zwar praktisch keine wirklich Kompositionen, steigert aber mit einem Reigen an innovativen Geräuschen die Spannung maßgeblich. Sensationell gruselerregend sind schon die schabenden Sounds während der Anfangstitel. Leise bekommt man akustisch im Hintergrund mit, wo der Entführer seine Opfer hintransportiert, während im Vordergrund die dissonanten Töne absolutes Unbehagen erzeugen.
kummuliert in einer beeindruckenden Persönlichkeits-Wechsel-Szene nach 96 Minuten, für die McAvoy eigentlich den Oscar hätte bekommen müssen.

Zu Guter Letzt gilt das Lob den Darstellern – und hier vornehmlich James McAvoy. Zwar „muss“ der schottische Schauspieler (X-Men: Apocalypse) nicht alle Figuren darstellen, doch jene, die er zum Besten gibt, wechseln teils sekündlich. Und McAvoy stattet jede mit einer individuellen Mimik und Gestik aus. Das ist großes Schauspiel und kumuliert in einer beeindruckenden Sequenz nach 96 Minuten, für die er alleine schon den Oscar hätte bekommen müssen. Gut, dass Anya Taylor-Joy neben ihm nicht absäuft. Die aus The Witch bekannte Darstellerin mit den großen Mandelaugen liefert eine absolut erwachsene und nachvollziehbar-authentische Performance – und sie besteht auch in den späteren Actionszenen mit McAvoy.
Da Split zu weiten Teilen in sehr engen, intimen Räumen spielt und eine eher klaustrophobische Atmosphäre bietet, müssen die Schauspieler passen. Sonst nimmt man es ihnen nicht ab. Und das Einzige, das hier stört, ist die nicht ganz geglückte deutsche Synchro – vor allem im Falle Hedwigs.
Wer des Englischen mächtig ist, switcht deshalb auf den O-Ton.

Bild- und Tonqualität BD

Split hat ein fast durchweg extrem ruhiges Bild mit beinahe hyperreal scharfen Close-ups. Sind die Einstellungen ruhig und in gut ausgeleuchteten Umgebungen, kann man sogar das Make-up erkennen. Lediglich ein paar Details in Hintergründen oder auch uniforme Oberflächen in dunklen Szenen zeigen ein bisschen Körnung. Die Farbgestaltung gerät natürlich mit einer leichten Tendenz zu etwas kühlerer Stimmung im Entführungs-Szenario und etwas wärmerer Gestaltung in den Räumen der Therapeutin. Der Schwarzwert ist wirklich gut, was den Kontrastumfang herausragend werden lässt. Insgesamt gibt es hier nicht viel zu mäkeln, an einem durchweg gelungenen Bild.
Beim Sound kommt die deutsche Spur mit einer regulären dts-Kodierung, die allerdings durchweg gut funktioniert und in ihrer Dynamik nicht beschnitten wirkt. Zwar ist der Mix weitgehend frontlastig, nutzt dann aber urplötzlich sehr ausgiebig die Rears, wenn Claire ihren ersten Fluchtversuch unternimmt. Schlagartig hört man die Geräusche der dampfenden Rohre und den leichten Widerhall in den Gängen. Doch was ist das? Da klaut die deutsche Synchro dem Zuschauer doch tatsächlich einen akustischen Schockeffekt, wenn Dennis Claire bei ihrer Flucht entdeckt. Wo es im Original richtig heftig kracht, gibt’s im Deutschen nichts (33’26). Davon ab grummelt der Subwoofer auf beiden Tonspuren gleichermaßen voluminös und unterstützt den Grusel herausragend – bis hin zu den extrem heftigen Schüssen der Schrotflinte zum Schluss (ab 101’20). Stimmen kommen hüben wie drüben sehr gut verständlich zum Ohr – an und für sich ein wirklich guter Tonsektor, der nur ab und an etwas zu frontal klingt.

Bild- und Tonqualität UHD

Split wurde vollständig digital aufgenommen – und zwar mit Kameras vom Typ Arri Alexa XT. Diese lieferten am Ausgang eine Auflösung von 3.4K, was für das Digital Intermediate allerdings auf 2K herunter gerechnet wurde und für die UHD entsprechend hochskaliert.
Abseits davon integrierte man seitens Universal einen erweiterten Farbraum im Rahmen von Rec.2020 sowie die höhere Bilddynamik nach dem statischen Verfahren HDR10.
Da das Bild der Blu-ray bis auf kleinere, leichte Körnungsbereiche und eine vielleicht etwas zu gelblich-fahle Hautdarstellung schon sehr gut (und vor allem scharf) war, hat die UHD ein leichtes Spiel, diese Qualität zu halten – und sogar noch etwas zu toppen. Denn der erweiterte Farbraum sorgt im Zusammenspiel mit HDR10 für kräftigere, natürlicher wirkende Hauttöne und eine deutlich bessere Farbdifferenzierung. Außenaufnahmen profitieren von sichtbar mehr Farbabstufungen – bspw. in Bäumen. Dazu sind Close-ups durchweg trotz des „nur“ skalierten Bildes schärfer und detailreicher. Besonders gut ist dies bei einigen Close-ups von Dr. Fletcher zu erkennen. Einziges Manko der UHD ist eine etwas flachere Dynamik in dunkleren Szenen. Hier hat die Blu-ray zwar etwas mehr Punch auf den dezent ausgeleuchteten Gesichtern, wirkt dort dann aber farblich überdramatisch und nicht so homogen wie die UHD.

Blu-ray (54’09): (Slider ganz nach rechts): Im direkten Vergleich ganz gut sichtbar: Die BD hat auf neutralen Flächen einen leichten Hang zum Grün.

UHD HDR10 (Slider ganz nach links): Die UHD kommt wärmer und neutraler rüber. Dazu kann man hier schon die Schrift klarer abgegrenzt erkennen – trotz „nur“ 2K-Upscales.

Blu-ray (107’40): (Slider ganz nach rechts): Ein schönes Beispiel für den Unterschied zwischen BT.709 SDR und Rec.2020 HDR.

UHD HDR10 (Slider ganz nach links): Die UHD bietet deutlich mehr Kontrast, Tiefe und vor allem viel mehr Farbdifferenzierung.

Blu-ray (4’18): (Slider ganz nach rechts): Auch in kühler gestalteten Szenen ist die Blu-ray unterlegen.

UHD HDR10 (Slider ganz nach links): Die UHD nimmt das dezente Grün der BD aus den neutralen Flächen und gibt der Haut einen gesunderen Teint.

Blu-ray (100’46): (Slider ganz nach rechts): Lediglich in den ganz dunklen Szenen hat die Blu-ray subjektiv etwas mehr Dynamik. Allerdings auf Kosten der realistischen Hautfarbe.

UHD HDR10 (Slider ganz nach links): Die UHD wirkt etwas flacher, hat dafür die homogenere Farbgebung.

Blu-ray (36’07): (Slider ganz nach rechts): Ein weiteres, sehr schönes Beispiel für den Unterschied zwischen BD und UHD in Sachen Color Grading und Natürlichkeit.

UHD HDR10 (Slider ganz nach links): Die UHD zeigt das wärmere, gesündere Gesicht und die grauen Haare über ihrem linken Ohr sind wirklich grau und nicht grüngrau.

Blu-ray (36’07): (Slider ganz nach rechts): Ein Detailausschnitt offenbart zudem, dass auch ein 2K-DI schärfer/detaillierter sein kann, wenn es gut gemacht wurde.

UHD HDR10 (Slider ganz nach links): Die UHD wirkt in der Struktur der Haare und bei den Fältchen differenzierter und etwas feiner.

Der Ton der UHD zeigt sich unverändert: dts regulär fürs Deutsche und dts-HD-Master fürs Englische.

Bonusmaterial

Das Bonusmaterial von Split beginnt mit einem alternativen Ende und neun unveröffentlichten Szenen. Das Making-of läuft gut zehn Minuten und erzählt ein wenig über das Casting, die Entwicklung der Story und das Set-Design. Dazu kommen noch die beiden Featurettes „Die vielen Gesichter von James McAvoy“, das sich um die außergewöhnliche Leistung des „furchtlosen“ Hauptdarstellers kümmert und schildert, wie herausfordernd die Szenen für McAvoy waren. Gerade die Szenen mit Hedwig mussten sitzen, damit das Publikum dem Darsteller das Kind wirklich abnimmt. Das letzte Featurette hört auf den Namen „Aus der Sicht des Filmemachers“, das die Darsteller ein wenig Lob über ihren Regisseur ausschütten lässt.

Fazit

Split erweist sich als echtes Comeback für M. Night Shyamalan. Sein Thriller ist spannend, großartig fotografiert, akustisch hervorragend untermalt und von James McAvoy herausragend gespielt. Das macht Lust auf die kommende Fortsetzung Glass, die als Abschluss einer Trilogie fungiert, die mit Unbreakable begann.
Die UHD liefert zum Geschehen das kräftigere, nochmals etwas besser aufgelöste und dynamischere Bild. Beim Ton funktioniert vor allem der LFE-Kanal, der viele Sounds direkt in der Magengrube platziert.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität BD: 85%
Bildqualität UHD: 90%

Tonqualität BD/UHD (dt. Fassung): 80%
Tonqualität BD/UHD (Originalversion): 85%

Bonusmaterial: 50%
Film: 80%

Anbieter: Universal Pictures
Land/Jahr: USA 2018
Regie: M. Night Shyamalan
Darsteller: James McAvoy, Anya Taylor-Joy, Betty Buckley, Haley Lu Richardson,
Tonformate BD/UHD: dts-HD-Master 5.1: en / /dts 5.1: de
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 117
Codec BD: AVC
Codec UHD: HEVC
Disk-Kapazität: BD-66
Real 4K: Nein (2K DI)
High Dynamic Range: HDR10
Maximale Lichtstärke: 1000 Nit
FSK: 16

(Copyright der Cover, Szenenbilder und vergleichenden Screenshots liegt bei Anbieter: Universal Pictures)

Trailer zu Split

Split - Trailer german/deutsch HD

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3 Kommentare
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Daniel S.

80% Wertung für den Film ist ein Fehler, oder?
Die Hauptrolle ist dermaßen oberflächlich gespielt, wie kann da Spannung aufkommen?
Quali scheint ha ganz gut zu sein.
Mal sehen wanns den im Angebot in einer Kauf 10 Aktion gibt 😉

Andreas

Ein „Tonfehler“ auf der deutschen Tonspur und englisch ohne Atmos (im Kino schon). Da warte ich auf die Blu Ray für 5€ auf dem Grabbeltisch. So habe ich es bei Logan Lucky auch getan.