Spy: Susan Cooper Undercover

Blu-ray Review

Spy Susan Cooper Undercover Blu-ray Review Cover
20th Century Fox, seit 08.10.2015

OT: Spy

 


Geborene Agentin

Melissa McCarthy zeigt es ihren männlichen Spionen-Kollegen.

Inhalt

Susan Cooper und Bradley Fine sind ein perfektes Team beim CIA. Er ist der smarteste Agent, den der Geheimdienst gerade hat und sie ist seine Stimme im Ohr – also die Schreibtischdame, die ihm sagt, wann und wo der nächste Gegner auf ihn zu kommt. Bei einem Routinejob taucht allerdings eine gewisse Raina Boyanov auf, die beide nicht auf dem Schirm hatten. Zwei Schüsse später ist Fine tot und Susan Cooper quasi Witwe. Da es ihr eine Herzensangelegenheit ist, außerdem immer noch eine kleine Atombombe vermisst wird und Boyanov das Gesicht eines jeden anderen Agenten der CIA kennt (noch dazu droht, alle auszulöschen), wird die etwas fülligere und geschwätzige Susan in den Außendienst versetzt. Natürlich nur zur Observation und nicht aktiv eingreifend. Dennoch findet das einer der verbliebenen Spione, Rick Ford, kaum witzig und boykottiert die Entscheidung der Vorgesetzten. Als Susan dem selbstverliebten Agenten den süßen Hintern rettet, denkt der zwar schlagartig anders über seine „Kollegin“, doch leider ist auch Coopers Tarnung damit passé. Wird die Agentin im Hausfrauenlook den Fall trotzdem lösen?

Melissa McCarthys Filme ereilt in Deutschland oft das gleiche Schicksal, wie jene des US-Kollegen Will Ferrell – es findet sie nur ein bestimmter Teil der Kinogänger wirklich witzig. Das liegt immer wieder auch daran, dass ihr Humor oft auf ihre Körperfülle abzielt, was meist nicht subtil-selbstironisch ist, sondern in grenzpeinlichen Situationen endet. Und obwohl Spy: Susan Cooper Undercover sich in Sachen zügelloser Albernheiten (wie bspw. dem gefühlt minutenlangen Herausquetschen aus einem Auto in Taffe Mädels) etwas zurückhält, gibt’s auch hier vollkommen unpassende Momente. Warum beispielsweise muss Cooper in breitem Strahl auf ihr erstes (unabsichtlich) getötetes Opfer herunterkotzen? Diese Art von Vorschulhumor funktioniert bei Erwachsenen gar nicht und bei 16-jährigen (das Mindestalter für den teilweise erstaunlich brutalen Film) vermutlich nur bedingt. Das Ärgerliche daran ist, dass es solcher Szenen gar nicht bedurft hätte, denn Spy ist flott inszeniert liefert eine erstaunliche Menge gut getimter Action und vor allem die verbalen Schlagabtausche zwischen Cooper und Ford sind bisweilen brülkomisch – ein Verdienst auch von Jason Statham, der hier mal richtig gut aufgelegt war und sich genüsslich über sein eigenes Image lustig macht. Ohnehin ist die Besetzung bis in die Nebenrollen glänzend: Rose Byrne (Sieben verdammt lange Tage) als Antagonistin Rayna kommt zum Teil dermaßen aus sich heraus, dass sie (sicher) am Rande des Overacting entlanggleitet und Jude Law ist mindestens so smart wie in seiner Rolle als Watson in den Guy-Ritchie-Filmen des Meisterdetektivs. Da McCarthy sich selbst (meist und für ihre Verhältnisse) erstaunlich zurücknimmt und die Verulkung bekannter Agentenfilme nur selten ins Niveaulose abdriftet, darf man Paul Feig (der hier nach Brautalarm und Taffe Mädels zum dritten Mal mit seiner Hauptdarstellerin zusammenarbeitet) attestieren, mit Spy – Susan Cooper Undercover nicht nur eine unterhaltsame, sondern auch eine spannende und rasante Spionage-Parodie inszeniert zu haben. Anerkennen muss man auch, dass die physische Komik sich hier mal nicht auf die Tollpatschigkeit seiner fülligen Hauptfigur beschränkt, sondern man Susan Cooper durchaus abnimmt, dass sie körperlich fit und kampfbereit ist. Der Fight zwischen ihr und Lia ist beispielsweise perfekt choreografiert und höchst unterhaltsam. Da ist es auch gar nicht so schlimm, dass die kurze Zeit später präsentierte Wendung nur bedingt überrascht, denn Vorhersehbarkeit ist ohnehin praktisch die Mutter der Agentenfilme.

Bild- und Tonqualität

Das Bild von Spy: Susan Cooper Undercover ist beständig kontraststark und farbintensiv. Manchmal übertreibt es der Look sogar etwas mit den Farben, wenn Coopers Lippenstift fast dreidimensional aus der Leinwand springt und dezent überstrahlt. Die warme Filterung sorgt für eine angenehme Stimmung und Atmosphäre, die Bildruhe ist bis auf wenige Ausnahmen in den dunkleren Szenen sehr gut. Auch die Schärfe gefällt, gibt Details ausgewogen wieder ohne zu übertreiben, ist aber gut genug, um die Maskerade in McCarthys Gesicht als solche zu entlarven.
Kommen wir zum Ton und dem größten Ärgernis der Blu-ray: Es gab ja schon viele Filme großer Anbieter, deren deutsche Tonspur mit einer geringeren Qualität, bzw. einer stärkeren Komprimierung leben mussten. Was 20th Century Fox hier allerdings bei Spy: Susan Cooper Undercover macht, ist nicht anders zu beschreiben als wenig kundenorientiert und enttäuschend. Nicht nur, dass man zwei von den sieben diskreten Spuren des Originals kappte, schenkte man der deutschen Fassung auch nicht den dts-HD-Sound. Nicht nur, dass man NICHT in dts HD abmischte, findet man noch nicht mal eine reguläre dts-Spur. Tatsächlich hält die Blu-ray eine schnöde 5.1-Dolby-Digital-Variante parat, die akustisch nicht mal einen Vorsprung vor der DVD-Fassung des Films hat. Jetzt könnte man darüber hinwegsehen, wenn Spy: Susan Cooper Undercover eine dialoglastige Komödie ohne Krawumm wäre – ist es aber nicht. Die zahlreichen Actionszenen, Schusswechsel und Verfolgungsjagden klingen im Vergleich zur englischen Spur einfach extrem dünn. Selbst eine Anhebung des Receivers um gut 10dB füllt diese Lücke nicht, denn der US-Sound ist nicht nur lauter, sondern um Welten raumfüllender, akzentuierter und dynamischer. Nimmt man Jude Laws unabsichtlichen Todesschuss zu Beginn und hört ihn sich in beiden Varianten an, füllt die dts-HD-Spur das Heimkino authentisch mit einem starken Nachhall (immerhin ist man in einem schlecht bedämpften Kellergewölbe) und man erschrickt regelrecht. Im Deutschen klingt es, als hätte ein Schulkind mit einer Faschingpistole geknallt. Während des sich anschließenden Shoot-Outs mit den Gangstern bröckelt der getroffene Mörtel effektvoll aus den Wänden – aber nur auf der englischen Tonspur. Im Deutschen muss man schon genau hinsehen, um zu erkennen, was man nicht hört. Besonders drastisch wird der Unterschied, wenn Susan den Privatflieger übernimmt. Zwischen den zwei extrem lauten und effektvollen Szenen erklingt zweimal ein Dialog zwischen der Spionin und Ryana. Während das auf der Originalspur ohne Homogenitätsunterschied perfekt eingebettet ist, hört man in der Synchronfassung, wie drastisch die datenreduzierte Dolby-Digital-Spur komprimiert. Die Stimmen brauchen einige Sekunden, bevor sie wieder auf Lautstärke-Normal-Niveau ertönen. Das ist hier wirklich extrem auffällig und wer dermaßen viel Potenzial verschenkt, der muss mit Abzügen in der B-Not(ung) rechnen.

Bonusmaterial

Auch im Bonusmaterial von Spy: Susan Cooper Undercover bleibt man im Jargon: Auswählbar sind „classified alternate scenes“ und „redacted scenes“. Dazu kommt ein „Top Secret Gag Reel“ und ein „Extra Top Secret Behind-the-Scenes Gag Reel“. Letzteres ist mal was anderes, zeigt es doch auch Pannen HINTER der Kamera. Dazu gesellen sich zehn relativ kurze Featurettes, die über Susans Männer und diverse andere Aspekte aufklären. Das Making-of teilt sich in insgesamt acht Teile auf, läuft zusammen zirka 52 Minuten und beschäftigt sich mit Regisseur Feig selbst, stellt heraus, dass der Inszenator viel Wert auf Storyvorschläge seines Cast legt und kümmert sich um Stathams Verwandlungen. Außerdem werden die Stunts sehr intensiv beleuchtet und 50 Cent darf die „In Da Club“-Szene erläutern. Obendrauf kümmert man sich um die verschiedenen Figuren, die McCarthy darstellen durfte und zeigt noch intensiver, wie viel Spaß Paul Feig und Melissa beim Dreh hatten. Zu Guter Letzt darf bei einem Agentenfilm ein Feature über die Filmgadgets nicht fehlen – auch wenn das Making-of das hier nicht ganz so ernst nimmt. Dem nicht genug, wartet noch ein Audiokommentar auf den Zuschauer.

Fazit

Spy: Susan Cooper Undercover ist trotz einiger Ausrutscher der bisher beste, humoristisch ausgewogenste und unterhaltsamste Film mit Melissa McCarthy – gerade auch für das deutsche Humorverständnis, das sich bisweilen durchaus vom US-Fäkalquatsch abhebt. Die deutsche Tonspur allerdings ist eine Ohrfeige für Besitzer eines potenten Heimkinosystems.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 80%
Tonqualität (dt. Fassung): 60% (Abwertung aufgrund undynamischer Dolby-Digital-Spur)
Tonqualität (Originalversion): 85%
Bonusmaterial: 70%
Film: 65%

Anbieter: 20th Century Fox
Land/Jahr: USA 2015
Regie: Paul Feig
Darsteller: Melissa McCarthy, Jude Law, Jason Statham, Rose Byrne, Miranda Hart, Bobby Cannavale, Allison Janney
Tonformate: dts HD-Master 7.1: en // DD 5.1: de
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 120
Codec: AVC
FSK: 16

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