Blu-ray Review
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Vilsmaiers 4K-Vermächtnis
Stalingrad ist einer der gelungensten Kriegsfilme aus deutscher Produktion. Nun erscheint er in 4K-Auflösung.
Inhalt
Der Obergefreite Fritz Reiser und seine Kameraden Manfred Rohleder und GeGe Müller sind gerade auf Fronturlaub in Italien. Doch das Entspannen am Meer wird jäh unterbrochen als sie den Einsatzbefehl an die Ostfront bekommen. Sie sollen bei der Eroberung der Stadt Stalingrad helfen. Dass sie dort auf harten Widerstand treffen, ahnen die Soldaten nicht. Und auch nicht, dass ihnen der stramme Nazi-Hauptmann Haller mit Verachtung begegnet.
Schlimmer wird es allerdings, als sich Reiser und seine Kameraden in einen scheinbar aussichtslosen Häuserkampf begeben, der sie mit dem jungen Leutnant Hans von Witzland bald in die Kanalisation unter der Stadt fliehen lässt. Nachdem sie dort entkommen können, versetzt sie Haller aufgrund eines Ausrasters von Reiser in ein Strafbataillon, das im Schnee nach Minen suchen soll. Als jedoch die Soldaten an der Ostfront langsam ausgehen, schickt man Reiser, Müller und Witzland wieder ins Kampfgeschehen. Doch erneut treffen sie auf Haller, der Unmögliches von ihnen verlangt. Traumatisiert beschließen die drei Soldaten, zu desertieren. Doch auch das geht gründlich schief …
Joseph Vilsmaier hat Filmtechnik von der Pike auf gelernt: Mit 14 Jahren eine Ausbildung beim Kamerahersteller ARRI, Studium der Musik, Kameraassistent, Kameramann, Regisseur. Die Stationen des Münchners sind (mit Ausnahme des Studiums) alle irgendwo im Dunstkreis des Films gewesen. Und als Kameramann lieferte er (unter anderem für die Manfred-Krug-Serie Auf Achse, Rote Erde oder einige Tatort-Folgen) so gute Arbeit ab, dass er unter Kollegen bald höchste Anerkennung genoss. Dennoch war sein Regiedebüt praktisch eine Independent-Produktion: Herbstmilch, eine Art Heimatfilm-Drama lockte erstaunliche zwei Millionen Zuschauer in die deutschen Kinos. Vilsmaier gelang es, das in den 50ern und 60ern bei den Deutschen beliebte Genre gründlich zu renovieren. Es waren keine Heile-Welt-Klänge, die der Regisseur hier herauf beschwor. Kein Eitel Sonnenschein fernab jeder Realität. Nein, Herbstmilch schilderte in teils unbequemen und unangenehmen Bildern, wie hart die bäuerliche Idylle auf eine einzelne Person einschlagen kann. Drei Jahre später brachte Vilsmaier mit Rama Dama das von vielen erwartete Nachfolgewerk ins Kino. Erneut nutzt er Elemente des Heimatfilms, wenn er seine Protagonisten im Dialekt sprechen lässt. Doch stärker noch als in Herbstmilch, bei dem der Krieg nur im Hintergrund eine Rolle spielte, wird hier die Auseinandersetzung mit eben diesem Thema gesucht. Als Liebesgeschichte eines Kriegsheimkehrers und einer Trümmerfrau entspinnt sich die Geschichte, die am Ende vielleicht ein bisschen kitschig umgesetzt wurde. Vielleicht hat sich Vilsmaier diese Kritik zu Herzen genommen. Vielleicht wollte er aber auch einfach nur wieder alle überraschen, als er 1993 dann einen waschechten Kriegsfilm herausbrachte: Stalingrad. In einer Zeit, in der Reinhard Rürup zwei Jahre zuvor mit Der Krieg gegen die Sowjetunion eine Art Berliner Vorläufer der späteren Wehrmachtsausstellung initiiert hatte und die Gesellschaft eine gewisse Spaltung diesem Thema gegenüber aufbrachte, kam der „Heimatfilmer“ und inszenierte eine der kapitalsten und verlustreichsten Schlachten des Zweiten Weltkriegs mit dem damals unfassbar hohen Budget von 20 Mio. D-Mark. Doch Vilsmaier wäre nicht Vilsmaier, wenn sein Ansatz nicht besonders gewesen wäre. Denn sein Stalingrad entzieht sich ganz bewusst einer Positionierung. Aus Sicht eines Sturmpionier-Bataillons bleibt er stets nahe an den Figuren selbst. Ideologien vermeidet sein Film. Sie sind auch nicht wichtig. Was zählt, ist die Freundschaft unter den Soldaten und der Wille zum Überleben. Der Regisseur vermeidet jegliche revisionistischen Ansätze oder gar reaktionären Absichten. Glorifizierung findet lediglich in der anfänglichen Naivität der Soldaten statt („So ’ne lumpige Stadt nehmen wir doch in drei Tagen“), weicht aber schnell der harten und bitteren Realität. Die Kameraden merken schneller als ihnen lieb sein kann, dass die Überheblichkeit in blankes Entsetzen umschlägt, wenn der Gegner sich erbittert wehrt und auch mal eigene Männer im „friendly fire“ zu Tode kommen.
Von der anfänglich arroganten Siegesgewissheit, dass man nach dem Krieg ein schönes großes Grundstück von den Besiegten ergattern würde, über die Überraschung vor Ort in Stalingrad, dass der Gegner äußerst zäh ist, bis hin zur puren Verzweiflung, wenn man merkt dass Krieg doch kein Kinderspiel ist, spielen Film und Darsteller gekonnt auf der Klaviatur der Emotionen. Die seinerzeit noch jungen Schauspieler Dominique Horwitz und Thomas Kretschmann so wie das Ruhrpott-Urgestein Jochen Nickel (der in Spielbergs Schindlers Liste noch einmal die Soldaten-Uniform anzog) geben diese naiv wirkenden Soldaten mit echter Authentizität. Wenngleich man ihnen ab und an ein arg theatralisches Schauspiel abverlangt. Hier merkt man dann vielleicht auch, dass Vilsmaier nicht unbedingt ein Genre-Regisseur war. Seine Kampfhandlungen sind dennoch zackig und packend inszeniert, wirken selbst nach heutigen Maßstäben rasant und ziemlich hart – und das schon in der Kinofassung (die Bestandteil dieser UHD-BD ist). Überraschend ist vor allem, wie unvermittelt er seine Protagonisten mitten ins Kriegsgeschehen schmeißt, kurz nachdem der Geistliche seine „deutschen Christen“ auf den Krieg gegen die „unchristlichen Bolschewiken“ eingeschworen hat. Das hat ein bisschen was vom abrupten Wechsel zwischen Ausbildung und Kampfhandlungen in Kubricks Full Metal Jacket. Da kann man dann auch mal verzeihen, dass die getroffenen Soldaten theatralisch zu Boden gehen wie in den amerikanischen Vorbildern älteren Datums. Merke: Wird man als Soldat getroffen, reißt man beide Hände in die Höhe, wirft die Waffe beiseite und schreit ganz laut AAAAAAARRRGH.
Dass es Vilsmaier zu keiner Zeit um eine einfache Dämonisierung einer der Seiten ging, sondern vor allem der Mensch-Soldat im Fokus steht, wird deutlich, wenn in einem höchst intensiven Moment nach gut 40 Minuten russische und deutsche Soldaten einander während einer Feuerpause begegnen und sich von Mensch zu Mensch in die Augen sehen. Auch wenn der Film aus der Sicht der deutschen Soldaten geschildert wird, wird klar, dass man genauso gut auf der jeweils anderen Seite stehen könnte.
Je länger Stalingrad dann andauert, desto stärker werden vor allem Reisers und von Witzlands Skrupel, stumpf die imaginären Befehle des Oberkommandos auszuführen. In ihnen spiegelt sich die Menschlichkeit innerhalb eines unmenschlichen Krieges wider. Sie sind das Gewissen des Films und die emotionalen Ankerpunkte für den Zuschauer. In den realistischen Schilderungen des harten Häuserkampfes und der chaotischen Verhältnisse in den Lazaretten sowie bedingt durch die ständig drohende Kriegsgefangenschaft mit Deportation nach Sibirien wird deutlich, dass der Krieg keine Gewinner haben wird. Dass am Ende auch das letzte Fünkchen Humanität auf der Strecke zu bleiben scheint und der Tod wie eine friedliche Erlösung wirkt.
- Dieser Artikel hat Deutsche Sprache.
Bild- und Tonqualität BD
Die bisherige Blu-ray von Stalingrad datiert aus dem Jahre 2012 und war vor allem eins: Totgefiltert. Man schreibt es oft, wenn aufgrund von eingesetzten Rauschfiltern die Filmbilder aquarellartig weich wirken. Schaut man sich die auf dem Hügel liegende Stadt unterhalb der Chiesa di San Giovanni Battista an (übrigens stand für die Szenen, die in Porto Cervo/Sardinien stattfinden sollten, die Stadt Cervo in Ligurien, im Norden Italiens Pate), so wirkt die Szenerie wirklich und ohne Dramatisierung wie ein Aquarellbild von Albrecht Dürer (vgl. Innsbruck von Norden). Texturen auf der Oberfläche? Fehlanzeige. Details in der Tiefe (bspw. der Mauer unterhalb der Eisenbahn)? Keine Chance. Selbst das Wasser wirkt irgendwie soft und in den Close-ups der Darsteller am Strand fehlt es an Filmkorn. Bewegungen schmieren etwas nach und über weite Strecken erscheinen die Gesichter wachsig. Kriminell wird’s in bewegten Kamerafahrten an den stehenden Soldaten vorbei. Die durchaus im Filmmaterial vorhandene Körnung wird vom Rauschfilter dann nicht ganz „gepackt“ und neben Verschmierungen sieht man dann das unnatürliche Wuseln digitalen Rauschens.
Maximal für Freunde des kornlos-digitalen Looks lässt sich dieses Bild noch genießen. Aber eigentlich auch nicht. Denn dafür ist es einfach zu detailarm. Farben werden immerhin halbwegs kräftig wiedergegeben. Die Uniformen sowie die Szenen beim Häuserkampf wirken allerdings beständig viel zu grüngefärbt. Insgesamt etwas besser erscheint die Fahrt im Zug nach gut über 12 Minuten. Während der ruhigeren Close-ups ist die Filterung nicht ganz so stark und Gesichter werden dann auch mal recht filmisch wiedergegeben. Anders wiederum beim Kampfgeschehen nach etwas über 20 Minuten, wo die Antlitze erneut verschmieren. Immerhin zeigt sich bei den späteren Kämpfen im Schnee sogar mal etwas Körnung (74’00). Auf der bisherigen Blu-ray lag Stalingrad mit einem 5.1-dts-HD-Master-Sound vor. Einem Sound, der in Maßen räumlich war, aber vor allem ohne jede Dynamik vor sich hin plärrte. Zudem klingen viele Surround- und Stereoeffekte massiv phasenverschoben und verursachen ein Stirnrunzeln in den Ohren (metaphorisch gesprochen). Gerade Schüsse und kleinere Explosionen wirken oft falsch platziert und wenig stimmig. Die Subwoofer werden zwar angesteuert, brummeln aber meist unmotiviert in einer Art Tiefton-Grundrauschen vor sich hin. Selbst wenn Explosionen direkt vor der Kamera passieren (bspw. im Kampf mit den Panzern nach 75 Minuten), greifen sie nicht deutlicher ein. Echte Mühe hat man sich hier wirklich nicht gegeben. Immerhin sind die Dialoge die meiste Zeit über recht gut verständlich – unabhängig von den verschiedenen Dialekten.
Bild- und Tonqualität UHD
Stalingrad hat Vilsmaier gemeinsam mit seinen drei Kamera-Operateuren auf 35-mm-Film aufgezeichnet. Zum Einsatz kam die Arriflex 535. Von dem analogen Ausgangsmaterial hat man bei der Bavaria Film nun einen frischen 4K-Scan vorgenommen, den Joseph Vilsmaier noch selbst abgenommen hat. Viel mehr ließ sich darüber leider nicht in Erfahrung bringen.
Von dem 4K-Material, das entsprechend auch von Verschmutzungen befreit wurde, hat man dann ein HDR-Grading in Auftrag gegeben, das nun mit HDR10 und HDR10+ vorliegt. Und, so viel sei gesagt: Es ist im Hinblick auf die Ausgangsqualität sehr gut geworden.
Die Anfangsszene ist nun nicht mehr ein einziges Aquarell. Zwar bleiben die Hintergründe der italienischen Stadt mit der Kirche detailarm, aber nun haben sie wenigstens eine Textur und sehen nicht mehr aus wie ein Gemälde. Die Gesichter haben wieder Details und sind in Close-ups erstaunlich scharf. Wunderbar zum Beispiel das Duo aus älteren Italienern, die wirklich knackscharf abgebildet werden (3’51). Zugegeben, die Kamerafahrt vorbei an den stramm stehenden Soldaten im Innenhof ist eine kleine Herausforderung fürs Auge. Doch die Körnung wirkt auch hier authentisch und leidet nicht unter einem übergestülpten Rauschfilter. Komplett neu kann man die Farben und Kontraste erleben. War die Eröffnungsszene am Meer auf der Blu-ray kühl und eher gräulich, scheint nun tatsächlich die Sonne. Die Hautfarben sind nicht mehr aschfahl, sondern leuchten in starken Orange-Brauntönen. Das ist sicherlich erst einmal ungewohnt, weil man den Film so nicht kennt. Gerade, wenn Gesichter aus dem weißen Schnee irgendwann um Minute 73 herum hervorlugen, ist das schon sehr plakativ. Ungewohnt auch die leichte Tendenz zu Cyan-Tönen auf den Highlights in den dunkleren Szenen der kühler gestalteten Sequenzen. Einfallendes Licht auf Wänden oder angestrahlte Nebelschwaden erscheinen dann öfter in diesem Farbton. Allerdings geht das nicht zu Lasten der passenden Hautfarben, die nach wie vor kräftig braunrot erscheinen. Zudem sind helle Wasseroberflächen im Hintergrund schon mal richtig gleißend, aber um das kurze Urlaubsgefühl der Soldaten zu unterstützen, passt der Look sehr gut. Während der Kampfhandlungen zwischen Minute 20 und 30 gesellen sich dann viel mehr Farbschattierungen hinzu. War die alte BD dort fast durchgängig nur grünbetont, sieht man nun Grau-, Blau und Brauntöne. Feuer in Explosionen oder aus dem Flammenwerfer bekommt bedeutend mehr Strahlkraft. Schnee bleibt gut durchzeichnet und überzeichnet nicht – jedenfalls nicht, wenn es im Ausgangsmaterial nicht schon so gewesen ist. Den Szenen während der Arbeit in der Strafkolonie kommt das sichtbar zugute. In Naheinstellungen (bspw. beim Entschärfen der Bombe) kann man die Schneebröckchen äußerst klar abgebildet erkennen, während gleichzeitig die Körnung schön filmisch bleibt. Die deutlich farbigeren Gesichter wirken vor allem dann authentisch, wenn die Kameraden im späteren Verlauf zunehmend geschundener und dreckiger sind. Während der nächtlichen Szenen ist zudem der Schwarzwert schön knackig und bei geringer Ausleuchtung durch kleinere Feuer (bspw. im LKW bei 71’00) ist die Durchzeichnung immer noch sehr gut. Die dunkleren Bereiche der Mäntel bleiben knackig, ohne gräulich aufgehellt zu werden. Nicht alle Szenen sind gleich konsistent von der Qualität her. Was aber ganz offensichtlich schon aufs Ursprungsmaterial zurück zu führen ist. So sieht Thomas Kretschmann nach 13’40 nicht gerade gut aufgelöst auf. Zwei Umschnitte später ist sein Antlitz wieder knackscharf (14’16). Solche Differenzen sind sicher nicht auf das Mastering der UHD-BD zurück zu führen. Vielmehr könnte es sich auch um spätere Zooms innerhalb des eigentlich aufgezeichneten Bildes handeln. Auch die finalen Szenen im Schnee leiden unter schwächerer Ausgangsqualität. Diesen fehlt es es in den Close-ups auf die Gesichter von Horwitz und Kretschmann eindeutig an Schärfe. Die Halbtotalen zum Schluss sind sogar noch schwächer – hier konnte der 4K-Scan offenbar einfach nicht mehr aus dem Material herausholen.
UHD HDR10 (Slider ganz nach links): Ein wirklich komplett anderes Bild liefert die UHD-BD. Die Gebäude haben plötzlich Textur und der Boden liefert viel mehr Farbunterschiede.
UHD HDR10 (Slider ganz nach links): Auch hier zeigt die UHD-BD einen immensen Vorsprung vor der alten Blu-ray.
UHD HDR10 (Slider ganz nach links): Bei der UHD-BD scheint im direkten Vergleich die Sonne. Hauttöne sind intensiver, die Kolorierung differenzierter und auf der Jacke sind wieder Details zu erkennen.
UHD HDR10 (Slider ganz nach links): Die UHD-Blu-ray holt nicht nur Schärfe und Auflösung hervor, sondern lieferte wesentlich mehr unterschiedliche Farben. Gerade in den Steinen vor Dominique Horwitz erkennt man nun auch, dass da roter Backstein (oder auch Ton) liegt. Der leichte Cyan-Einschlag ist sicherlich Geschmackssache.
UHD HDR10 (Slider ganz nach links): Schmutzpartikel und Blitzer sucht man auf der UHD-BD deshalb nahezu vergeblich..
UHD HDR10 (Slider ganz nach links): Dennoch holt auch hier die UHD-BD mehr Dynamik und Dramatik heraus.
UHD HDR10 (Slider ganz nach links): Über die UHD-BD kommen hier deutlich mehr unterschiedliche Farben zur Geltung.
UHD HDR10 (Slider ganz nach links): Man mag nicht jeden Buchstaben erkennen können, sehr wohl aber, dass die UHD-BD ohne Filterung auskommt und wieder erkennen lässt, dass es sich um ein Schriftbild im Textblock handelt.
Für die UHD-BD hat man den Ton von Stalingrad noch einmal angefasst. Zudem gibt’s jetzt neben der 5.1-DTS-HD-Master-Spur auch eine 2.0-DTS-HD-Ma-Fassung. Für Letztere war mir zwar nicht möglich heraus zu finden, wie sie generiert und aus welcher Quelle sie gespeist wurde, doch in der Praxis gefällt schon diese 2.0-Version mit mehr Dynamik als die bisherige 5.1-Fassung. Schon das Zusammenklatschen der Stiefel bei 8’05 sowie der Sound etwas über eine Minute später bekommen mehr Bums. Wenn sich die Kameraden dann über den Platz bewegen, wird sogar von der Zweikanal-Version eine erstaunliche Räumlichkeit erzeugt. Die Stereo-Darstellung überzeugt auch im Kampfgeschehen ab Minute 25 und hängt die alte 5.1-Mischung deutlich ab. Hier klingt auch nichts merkwürdig und/oder phasenverschoben. Noch besser ist aber die neue 5.1-DTS-HD-Fassung. Deren Tondigitalisierung wurde von einem 35mm-Perfo-6-Track Master vorgenommen, das in Dolby Stereo Spectral Recording Digital (SR.D) vorlag. Anschließend erfolgte die Restaurierung via Pro Tools und das Tonmastering dann im Studio auf 5.1. Und was ist dabei für ein großartiger Sound herausgekommen, was für ein Fest! Was für ein himmelweiter Unterschied zur alten 5.1-DTS-HD-Master-Version der alten Blu-ray! Man mag seinen Ohren kaum trauen, wie dezidiert hier plötzlich im Kampfgeschehen die Schüsse und Explosionen aus den Surroundspeakern kommen. Wie man sich plötzlich mittendrin fühlt, wenn aus der Ferne Geschosse anrauschen oder direkt unmittelbar links hinter einem eine Granate explodiert. Dazu wird der Sub teils deutlich ins Geschehen mit einbezogen und diese seltsam phasenverschoben-unangenehme Art hat der Sound nun auch nicht mehr. Fantastisch ist die authentische Räumlichkeit in den Kanalszenen, wenn von überall her Wasser tropft und man sich auch in puncto Nachhall selbst in den Gängen wähnt.
Richtig klasse wird’s, wenn die Panzer bei Minute 75’54 fühlbar durch die Subwoofer unterstützt werden und das Kino mit etwas Tiefbass malträtieren. Nein, das ist wirklich überhaupt kein Vergleich mehr mit der Tonspur der alten Blu-ray. Dazu sind Stimmen klarer und insgesamt besser eingebettet, auch wenn sie hier und da noch ein bisschen lauter sein könnten. Für einen deutschen Film mit 27 Jahren auf dem Buckel eine derart gute Abmischung, dass sich selbst Hollywoodstreifen aus den 90ern eine fette Scheibe davon abschneiden können.
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Bonusmaterial
Das Bonusmaterial von Stalingrad bleibt das Gleiche wie auf der alten Blu-ray. Ein Hinter den Kulissen klärt im Vorfeld der damaligen Kino-Veröffentlichung etwas über den gigantischen Aufwand der Produktion auf. Dazu kommt das Interview mit Joseph Vilsmaier, das ebenfalls aus dem gleichen Zeitraum kommt. Hier kommt aber nicht nur der Regisseur zu Wort, sondern auch seine Frau Dana Vavrova. Außerdem gibt’s auch hier viele Info-Kommentare eines Sprechers aus dem Off. Der gleiche Kommentator klärt auch im dritten Featurette über die Besetzung auf, welche Schauspieler hier zum Einsatz kam – und auch warum. Zwar ist es schade, dass hier keine neuen Materialien ausgegraben wurden, aber es hat schon auch etwas von Nostalgie, diese Interviews und Stimmen der Beteiligten von vor 27 Jahren zu sehen.
Fazit
Wie gut Stalingrad tatsächlich auch heute noch ist, merkt man nach dem Genuss der UHD-BD. Zwar muss man den komplett neuen und deshalb ungewohnten Look umarmen, was möglicherweise nicht jedem gelingt. Doch gegenüber dem fast durchgängig ausschließlich grünen Bild der alten BD, das über weiten Strecken eher wie ein Aquarellbild aussah, ist die 4K-Scheibe ein Quantensprung. Das Gleiche gilt für den Ton, der gegenüber dem fehlerhaften dts-HD-Master der alten Blu-ray um Welten besser ist. So gut ist er, dass man akustisch noch nie so in diesen Film eingesaugt wurde, wie es jetzt der Fall ist.
Ach ja, für Fans der Blu-ray oder Nichtbesitzer von 4K-Ketten: EuroVideo hat mir gegenüber geflüstert nun offiziell verkündet, dass am 11.02.2021 auch eine auf dem neuen Master basierende Blu-ray nachgeschoben wird.
Timo Wolters
Bewertung
Bildqualität BD (2011): 40%
Bildqualität UHD: 80%
Tonqualität BD (2011): 40%
Tonqualität UHD 2.0: 75%
Tonqualität UHD 5.1: 85%
Bonusmaterial: 50%
Film: 90%
Anbieter: EuroVideo
Land/Jahr: Deutschland 1993
Regie: Joseph Vilsmaier
Darsteller: Dominique Horwitz, Thomas Kretschmann, Jochen Nickel, Sebastian Rudolph, Dana Vávrová, Martin Benrath, Sylvester Groth, Karel Hermanek
Tonformate BD 2012: dts-HD-Master 5.1: de
Tonformate UHD: dts-HD Master 5.1: de // dts-HD Master 2.0: de
Bildformat: 1,85:1
Laufzeit: 138
Codec BD: AVC
Codec UHD: HEVC
Disk-Kapazität: BD-100
Real 4K: Ja (4K DI)
High Dynamic Range: HDR10, HDR10+
Maximale Lichtstärke:1517
FSK: 12
(Copyright der Cover, Szenenbilder und vergleichenden Screenshots: Bavaria Film / EuroVideo)
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Immer noch der beste Schlacht von Stalingrad Film IMO. Und diese neue UHD Fassung ist wirklich super.
Schaut her, Warner, ihr fetten Hollywood-Bonzen, SO macht man eine 4K Restaurierung! Die Kleinen stellen es auf die Beine! Wo ihr kläglich versagt! In jedem 3-Mann Betrieb hätte man „Herr der Ringe“ besser restauriert.
Danke für das Review, mittlerweile ist die Scheibe auch bei mir eingetrudelt, nachdem Amazon erst mal die Vorbestellung in den Sand gesetzt hatte.
Der Film begleitet mich quasi schon seit meiner Schulzeit in den 90ern – dementsprechend hoch waren die Erwartungen an die 4K Umsetzung.
Zum Thema Schmutzpartikel muss ich ergänzen, dass die letzte Viertelstunde hart an der Grenze des Erträglichen war – hier ist den Restauratoren wohl die Puste ausgegangen und es sind bei genauem Hinschauen neben Blitzern sogar vertikale Streifen im Bild erkennbar. Ist halt kein AAA Titel vom Schlage eines Indiana Jones, wo wirklich Bild für Bild restauriert wird.
Die Dialoge sind mir durchgängig zu leise geraten und ich musste meine normale Lautstärkeeinstellung für diesen Film extra hochschrauben.
Und trotzdem: wer wie ich von DVD auf 4K upgraded, für den ist es insgesamt ein Quantensprung in Bild und Ton.
Fazit: für Hardcorefans lohnt sich der Kauf trotz der zwei genannten Kritikpunkte
Gibt es keine Untertitel auf der UHD
Waren nicht aus Szenen in russischer Sprache dabei?
Leider keine Untertitel, nein. Wie schon bei der BD damals nicht.
klasse das der ton für die uhd noch mal bearbeitet wurde, och würden das doch nur alle machen um der (UHD) gerecht zu werden :/
Gibt es diesmal einen Unterschied zwischen HDR10 und HDR10+?
Mittlerweile stellt sich bei HDR10+ relativ deutlich heraus, dass es vornehmlich für leistungsschwächere TVs konzipiert wurde, die es dann in Sachen Helligkeit und Kontrastdynamik auf die höherwertigen Displays angleicht. Auf meinem Test-Display zeigt sich keinerlei Differenz. Auch nicht bei STALINGRAD. Ebenso wie bei allen bisher bei mir gelaufenen HDR10+-Disks.
Aufgrund dessen habe ich beschlossen, HDR10+ erst dann wieder in meinen Reviews zu erwähnen, wenn sich bei einem Film auch auf meinem Display mal eine Differenz zeigt. Das ist natürlich nicht repräsentativ, wenn HDR10+ auf einigen TVs „da draußen“ sichtbare Unterschiede zeigt. Aber die Alternative wäre nur, dass ich mir 3-4 unterschiedliche Displays hinstelle. Und das übersteigt dann doch leider den Aufwand, den ich leisten kann.
Das sind ja tolle Nachrichten! Vilsmaiers Stalingrad ist für mich neben The Winter War und Das Boot einer der besten Kriegsfilme und schlägt Weltkriegsmärchenfilme aus Hollywood wie z.B. Saving Private Ryan um Längen in fast jeder Hinsicht. Schade, dass es die Langfassung nicht geschafft hat, aber zumindest scheint das Ergebnis sich ja sehen und hören lassen zu können.
Jetzt müssen nur noch Der Letzte Countdown und The Abyss auf 4K erscheinen und ich bin erstmal glücklich. Hat hier jemand was gehört?
Vielen Dank für das gute Review.
Bin seit einiger Zeit stiller Mitleser, da ich nie Fragen dazu habe, die nicht in den Reviews angesprochen wurden.
Aber hier habe ich eine:
Handelt es sich jetzt um die ARTE Langfassung? Ich bin mir nicht sicher, aber die war doch bisher eben nur auf ARTE im Fernsehen zu sehen.
Vielen Dank und bitte weiter so gute Reviews und Infos.
Hi Uli.
Danke für deinen Kommentar und fürs Lob 🙂
Es ist die Kinofassung. Steht in einem Nebensatz im vierten Textblock „und das schon in der Kinofassung (die Bestandteil dieser UHD-BD ist)“
Oh, Danke für den Hinweis.
Ich werde das mit dem Lesen noch weiter perfektionieren, versprochen… 😉
Kein Ding. Knapp 20.000 Zeichen Text sind ja auch kein Pappenstil. Und ich hab’s gut in (Klammern) verborgen gehalten 😉
Vielen Dank für das Review! Schön das sich Eurovideo diesem Klassiker gewidmet hat! So soll ein Upgrade aussehen, freue mich schon auf das erste Sichten! Hoffentlich trudelt bei Dir zum Test auch die 4K Version eines anderen Lieblingsfilms von mir die nächsten Wochen ein: Collateral.