Standoff – Die einzige Zeugin

Blu-ray Review

Standoff - Die einzige Zeuging Blu-ray Review Cover
Universum Film, seit 26.02.2016

OT: Standoff

 


Hinter der Kamera

Manchmal, hin und wieder, ab und an gibt es Filme, die viel besser sind als man erwartet …

Inhalt

Die zwölfjährige Isabelle versteckt sich seit einiger Zeit hinter ihrer alten analogen Spiegelreflexkamera und knippst alles, was ihr vor die Linse kommt. Wie es der dramatische Zufall will, geht sie auf eine Beerdigung und wird Zeuge, wie ein Fremde mit äußerster Kaltblütigkeit die Beerdingungsgesellschaft samt Priester exekutiert. Da auch Isabelles erwachsener Begleiter von dem Killer erledigt wird, nimmt Isabell ihre Beine in die Hand und rennt übers offene Feld zum Haus des Ex-Soldaten Carter. Der hat seine besten Zeiten lange hinter sich und ist aufgrund einer Tragödie in seiner Familie einer tiefen Depression verfallen. Als er sieht (und spürt), wie das schutzbedürftige Mädchen von einem wild feuernden Fremden verfolgt wird, schnappt er sich seine Schrotflinte und erwidert das Feuer. Gemeinsam mit Isabell verschantzt er sich im ersten Stock und hält den Killer erst einmal in Schach. Was der allerdings nicht weiß: Carter hat nur noch eine einzige Patrone in seiner Flinte …

Mit stimmungsvollen und bedrohlich wirkenden Aufnahmen lässt Regieneuling Adam Alleca (Skriptautor von Last House on the Left) sein Herzensprojekt Standoff – Die einzige Zeugin beginnen. Sanft-melancholische Musik begleitet die Bilder eines spielenden Jungen und dessen auf dem Feld sitzenden Vater. Dazu zirpen die Grillen und zeugen von schwüler Luft. Damit fängt Allecas Film schon mal deutlich anders an als vergleichbar günstig produzierte Genrewerke – und er bleibt innovativ. Kammerspielartig inszeniert er die Auseinandersetzung zwischen Sade und Carter als Kampf des Willens und des (eingeschränkten) Materials. Dabei lebt Standoff von seiner intimen und schwülen Atmosphäre, stimmungsvollen Kameraeinstellungen und Dialogen die weit über dem üblichen Genre-Trash-Niveau liegen. Dass es ein Trashfilm sein könnte, nimmt man zunächst auch aufgrund der Besetzung an. Immerhin hat Thomas Jane lange keine guten Rollen mehr gespielt und Laurence Fishburne hatte auch oft kein glückliches Händchen mit kleineren Rollen. Doch weit gefehlt: Beide liefern eine saubere, bisweilen sogar bemerkenswerte Vorstellung ab, wenn sie aus vollkommen unterschiedlichen Motiven heraus handelnd aufeinandertreffen und feststellen, dass sie so verschieden gar nicht sind. Und dann ist da ganz überraschend auch noch Ella Ballentine (The Calling, The Captive) als Isabelle, die ein erstaunlich taffes kleines Mädchen spielt, dabei aber weder nervt, noch mit allzu klugen Dialogen auf Übererwachsen tut. Standoff liefert aber nicht nur drei hervorragende Darstellerleistung auf engstem Raum, sondern bezieht eine immens intensive Spannung aus der (einfachen) Tatsache, dass Carter nur eine Schrotpatrone übrig hat, Killer Sade dies aber nicht weiß. Selten hat man mit einem solch konzentrierten und aufs Wesentliche destillierten Drehbuch eine ähnlich bedrohliche, unterhaltsame und höchst spannende Geschichte inszeniert. Selbst wenn Alleca seine beiden Kontrahenten mal für einen kurzen Moment die Plätze tauschen lässt, bleibt sein Film packend und schlüssig erzählt. Ohnehin gibt es bei Standoff nicht die üblichen Logiklöcher und Detailfehler, die man aus ähnlichen Filmen kennt. Und, ganz nebenbei, erzählt der Film ja im Subtext auch noch eine Story von Erlösung, die zwar nicht sonderlich vielschichtig oder originell daherkommt, dafür aber perfekt in die Geschichte passt.

Bild- und Tonqualität

Sieht man mal von den dunklen Szenen in Bewegung ab, die unter leichten Unruhen leiden, ist das Bild von Standoff dauerhaft kräftig und meist sehr scharf. Auch der Kontrastumfang ist hervorragend und hinterlässt satte Schwarz- sowie strahlende Weißwerte. Die (wenigen) Farben sind plastisch und dennoch natürlich , was man vor allem an Isabelles rotem Kleid festmachen kann.
Die anfängliche Atmosphäre in Standoff wird wunderbar authentisch wiedergegeben und während der Exekutionen auf dem Friedhof dringen die großkalibrigen Geschosse ebenso überraschend wie brutal in ihre Opfer ein. In der Folge werden zwar nur selten Waffen abgefeuert, allerdings reißen die Schüsse dann umso stärker vom Sofa. Die Stille im Haus ist dann der vorherrschende Faktor und wird nur durch räumliche Geräusche unterbrochen, wenn einer der Drei über die dünnen Holzbretter läuft. Die Dialoge bleiben dauerhaft sehr gut verständlich und verzerren auch nicht, wenn sich Sade und Carter anbrüllen. Der während der Höhepunkte anschwellende Filmscore lebt recht laut auf, ohne dabei Tiefbassattacken zu verursachen.

Bonusmaterial

Das siebenminütige Making-of im Bonusmaterial von Standoff ist leider nicht untertitelt, gibt aber preis, dass Regisseur Alleca das Skript selbst verfasste und auch unbedingt selbst verfilmen wollte. Laurence Fishburne outet sich dabei als Freund von Regie-Novizen.

Fazit

Schön, dass es unter all den vielen kleinen Genre-Gurken auch noch echte Highlights gibt – Standoff – Die einzige Zeugin ist so eins: Spannend, originell, gut gespielt und stimmungsvoll gefilmt ragt Adam Allecas Regie-Debüt meilenweit aus dem Allerlei ähnlicher Werke heraus.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 80%
Tonqualität (dt. Fassung): 70%
Tonqualität (Originalversion): 70%
Bonusmaterial: 20%
Film: 80%

Anbieter: Universum Film
Land/Jahr: USA/CA 2015
Regie: Adam Alleca
Darsteller: Thomas Jane, Laurence Fishburne, Ella Ballentine, John Tench, Joanna Douglas, Ted Atherton
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 86
Codec: AVC
FSK: 16

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