Blu-ray Review
OT: Star Trek – Into Darkness
Geburt eines Todfeindes
Kann J.J. Abrams das Niveau seines umjubelten Reboots der klassischen Star-Trek-Filme halten?
Inhalt
Kirk, Pille und Spock haben zwar einen Planeten und dessen Bevölkerung vor dem sicheren Tod durch einen Vulkanausbruch gerettet, dabei jedoch die Oberste Direktive gebrochen. Diese besagt, dass das Nichteingreifen in die Entwicklung außerirdischer Zivilisationen immer primäres Gebot sein muss. Dieser Verstoß wird geahndet und Kirk wird degradiert. Nur sein Mentor, Commander Pike, kann verhindern, dass James Tiberius zurück zur Sternenflotten-Akademie muss, denn Pike erhält das Kommando über die Enterprise und Kirk soll sein erster Offizier werden. Doch dazu kommt es nicht: Ein Terrorangriff auf ein vermeintliches Archiv in London ruft die höchsten Offiziere der Sternenflotte zusammen, nur damit diese bei ihrem Treffen von demselben Attentäter angegriffen werden. Zwar kann Kirk den Angriff beenden, doch Pike stirbt bei dem Gefecht. Der Schuldige ist in John Harrison, einem angeblichen Topagent der Sternenflotte schnell ausgemacht und Admiral Marcus höchstpersönlich gibt Kirk das Kommando über die Brücke der Enterprise zurück. Er soll mit seiner Mannschaft möglichst unauffällig Harrison unschädlich machen. Dies ist jedoch leichter gesagt als getan, denn der Feind hält sich auf Kronos, dem Heimatplaneten der Klingonen versteckt, mit denen schon seit langer Zeit die Gefahr kriegerischer Auseinandersetzungen droht. Jede Aktion in deren Territorium und damit jenseits der neutralen Zone könnte zum Ausbruch des Kriegs führen. Natürlich bleibt die Landung von Kirk, Spock und Uhura in einem Shuttle auf Kronos nicht unbemerkt und sie scheinen der Übermacht dreier Warbirds und deren Besatzung vollständig unterlegen. Umso überraschter sind sie, als John Harrison auftaucht, ihnen zunächst zur Seite steht und sich dann bedingungslos festnehmen lässt. Wer ist dieser Kerl? Welches Geheimnis steckt hinter all dem und warum gibt es keine Reaktion von der Erde als man mitteilt, man habe den Attentäter dingfest gemacht?
Wie beginnt man eine Kritik über einen Film, dessen Grundidee auf einer Serie basiert, die neben Star Wars wohl die größte aller Fangemeinden hat? Zunächst: Ich war nie ein großer Fan der klassischen Star-Trek-Serie, sondern begann meine Freude am Trekkie-Kosmos erst mit der Next Generation zu entwickeln. Noch dazu finde ich aus heutiger Sicht die klassischen Kinofilme mit Kirk, Spock & Co. bis auf wenige Ausnahmen schwach bis mies (Beispiel: Star Trek IV). Eine Ausnahme aber ist der zweite Kinoausflug der Enterprise, Der Zorn des Khan. Als erste Gerüchte laut wurden, dass J.J. Abrams für den zweiten Teil seines Reboots Khan als Gegenspieler ausgewählt hätte, waren gerade in der Fangemeinde die Befürchtungen groß. Könnte der Kino-Unterhalter Abrams das schwere Erbe adäquat in die Neuzeit umsetzen oder würde er scheitern? Eins ist klar: Wenn es um „geheiligte“ Figuren und Geschichten einer eingeschweißten Fangemeinschaft geht, wird man es nie allen Recht machen können. Bewusst nähere ich mich dieser Rezension sehr persönlich, habe den Film nun zum zweiten Mal gesehen, nachdem er mich schon im Kino überzeugen konnte. Und diese Faszination ist geblieben. In jeder Einstellung, jeder Szene, bei jedem flapsigen Kommentar von Kirk oder Scotty und bei allen Aktionen des übereifrigen Pavel Chekov (großartig: Anton Yelchin) fiebere ich mit, amüsiere mich köstlich und fühle mich ohne jede Länge bestens unterhalten. Die Metaphysik und die philosophischen Diskurse mögen weitgehend ausbleiben, doch ich verstehe auch in Star Trek – Into Darkness sehr gut, dass es bspw. immer zweierlei Sichten auf eine Oberste Direktive geben muss, wenn es um Menschenleben geht. Ich kann nachvollziehen, dass eine rein rationale Figur wie Spock Gefühle vermeidet, um stets Herr über Regeln und Anweisungen zu bleiben. J.J. Abrams gelingt es sehr gut, diese Grundregeln aus dem Star-Trek-Universum zu integrieren und dabei dennoch berauschende Sci-Fi-Action abzuliefern.
Und berauschend ist Into Darkness. Abrams gelingen Bilder, die so kraftvoll sind, dass unweigerlich Gänsehaut entsteht. Wenn die Enterprise zu Beginn aus dem Wasser und gegen Ende durch die Wolken bricht, könnte Kino kaum eindrucksvoller und wuchtiger sein. Dass er dabei die Fangemeinde nicht aus dem Auge verliert und nette Insidergags wie den an Bord befindlichen Tribble integriert, lässt auch darüber hinwegsehen, dass der neuerliche Auftritt Leonard Nimoys als „Parallel“-Spock für die Geschichte ohne Belang ist. Abrams zweiter Film wäre aber erneut nur eine Ansammlung von perfekt inszenierten Actionszenen, wenn er nicht wieder auf die herausragende Besetzung des ersten Teils hätte zurückgreifen können. Jede Figur hat ihre Glanzmomente, allesamt passen sie perfekt in ihre Rollen und der auch in der klassischen Serie durchaus vorhandene ironische Umgangston wird hervorragend in die heutige Zeit transportiert. Als Bonbon obendrauf gibt es einen Benedict Cumberbatch, der vor allem in der originalen Sprachfassung einen sensationellen Khan abgibt. Von dieser Star-Trek-Crew darf es nach Into Darkness gerne noch viele viele weitere Teile geben.
Bild- und Tonqualität
Schon im ersten Teil seines Reboots legte J.J. Abrams viel Wert auf stylishe Optik, filterte stark und nutzte Filmkorn. Auch in Star Trek Into Darkness macht er reichlich davon Gebrauch. Vor allem seine Vorliebe für „lens flare“ (Lichtreflexionen in der Kameraoptik) fällt bisweilen etwas negativ auf. Während die Blu-ray ansonsten ein recht scharfes und farbkräftiges Bild hat, leiden flächige Hintergründe oft unter deutlichen Rauschattacken, die nicht alleine durch Filmkorn erklärt werden können. Auch Kontraste überstrahlen hier und da, so dass Unruhen auf der Haut oder in Hintergründen wahrnehmbar sind. Der Schwarzwert und die Detailtiefe gefallen dagegen sehr.
Überraschung und Freude: Für G.I. Joe und Hänsel & Gretel: Hexenjäger noch gescholten, da beide lediglich eine deutsche Dolby-Digital-Spur besaßen, spendierte Anbieter Paramount Home Star Trek – Into Darkness nun sowohl im englischen als auch im deutschen eine 7.1-Dolby-True-HD-Fassung. Beide sind ein mustergültiges Exemplar an Effektereichtum, Differenzierung und Dynamik. Von Beginn an und nachfolgend in jeder Actionsequenz werden sämtliche Lautsprecher einbezogen. Egal, ob die Enterprise zischend auf Warp geht oder Photonen-Torpedos abgefeuert werden; ob Kirk und Dr. McCoy durch die Felder des roten Planeten rennen oder sich die NCC-1701 gewaltig aus dem Wasser erhebt – die akustische Unterstützung sucht ihresgleichen. Wenn man überhaupt Kritik formulieren möchte, dann bei den, im Gegensatz zur englischen Sprachfassung, etwas dünnen deutschen Dialogen. Allerdings ist dies Meckern auf ganz hohem Niveau und seit längerem schon war ein Tonsektor nicht mehr so beeindruckend.
3D-Effekt
Der mit stereoskopen Kameras gedrehte Star Trek Into Darkness hängt nachträglich konvertierte Filme in Sachen dreidimensionaler Darstellung um Längen ab. Zwar stören die arg vordergründigen Effekte wie die (diskussionswürdigen) Lens-Flares hier und da, doch insgesamt weiß Abrams, wie er 3D nutzen muss, um das Filmerlebnis zu intensivieren. So kann man die Entschlossenheit des Nibiru-Bewohners noch besser nachvollziehen, als er abrupt stehen bleibt und sein Gesicht sich plastisch aus dem Geschehen herausschält (1’45). Vollkommen atemberaubend sind sämtliche Szenen im All. Wenn sich Monde und Planetoiden vor riesigen Sternen abbilden und ein Enterprise-Shuttle auf sie zufliegt, weiß man, warum es 3D gibt.
Bonusmaterial
Die Extras von Star Trek – Into Darkness befinden sich auf der 2D-Disk und sind überschaubar geblieben. Insgesamt sind es sechs Featurettes mit einer Gesamtlaufzeit von 40 Minuten. Sie lassen sich einzeln oder auch am Stück abspielen. Chronologisch geht man in den Hintergrundberichten die jeweiligen Stationen durch und bekommt direkt im ersten Feature Einblicke darin, wie viel Aufwand betrieben wurde, um den Planeten der Nibiru zu realisieren – ganze 500 Bäume wurden gebaut und mit einzeln besprühten Blättern versehen. In „Angriff auf die Sternenflotte“ geht es um die Gestaltung und Umsetzung des Attentats auf die Konferenz der höchsten Offiziere. Das dritte Feature beschäftigt sich mit der Gestaltung des Außenposten auf Kronos und vor allem mit der Optik der Klingonen, die erstmals in Abrams‘ Star-Trek-Universum ohne Maske zu sehen sind. In „Der Feind meines Feindes“ kommt dann dem Titel entsprechend die Figur des „Khan“ zum Tragen. Erklärt wird, warum gerade die Wahl auf Khan fiel und welche Schwierigkeiten damit verbunden waren. „Schiff zu Schiff“ beleuchtet die intensive Actionszene beim Überwechsel Kirks und Khans von der Enterprise zu Admiral Marcus‘ Schiff und „Der Kampf“ letztlich begleitet Khan und Spock bei der Choreographie für ihren finalen Fight.
Fazit
J.J. Abrams gelingt auch mit seinem zweiten Star-Trek-Film ein durchweg unterhaltsamer und vergnüglicher Science-Fiction-Film mit perfekten Actionsequenzen und herausragenden Effekten. Die Besetzung der Enterprise-Crew ist ein wahrer Glücksgriff und die parallel zur Originalserie verlaufenden Geschichten sind gut ausgearbeitet. Den letzten Trekkie-Zweifler wird Abrams auch mit Star Trek – Into Darkness nicht überzeugt haben, doch der weltweite Erfolg gibt dem Regisseur Recht. Star Trek ist in der Moderne angekommen und jeder sollte darüber glücklich sein, dass das Franchise auch heute noch Kinogänger begeistert. Da die Blu-ray technisch auf sehr hohem Niveau spielt, ist die Disk ein absoluter Pflichtkauf für alle Genrefans!
Timo Wolters
Bewertung
Bildqualität: 80%
Tonqualität (dt. Fassung): 95%
Tonqualität (Originalversion): 100%
Bonusmaterial: 65%
Film: 90%
3D-Effekt: 80%
Anbieter: Paramount Home Entertainment
Land/Jahr: USA 2013
Regie: J.J. Abrams
Darsteller: Chris Pine, Zachary Quinto, Benedict Cumberbatch, Karl Urban, Zoe Saldana, Anton Yelchin, Peter Weller
Tonformate: DD True HD 7.1: en, de
Bildformat: 2,35:1
Real 3D: Ja
Laufzeit: 132
Codec: AVC/MVC
FSK: 12
(Copyright der Cover, Szenenbilder: © 2013 Paramount Pictures. All Rights Reserved.)