Blu-ray Review
OT: Into the Storm
Kaputt – und davon viel!
Kann fast zwei Jahrzehnte nach Twister wieder ein Tornadofilm einen echten Sturm erzeugen, oder bleibt Storm Hunters ein laues Lüftchen?
Inhalt
Silverton steht ganz im Zeichen der High-School-Abgänger und rechnet nicht mal ansatzweise damit, dass sich hoch oben in der Luft etwas zusammenbrauen könnte. Doch tatsächlich hat Wissenschaftlerin Allison Recht, als sie genau das prophezeit. Gemeinsam mit ihrem Team unter der Leitung des Tornadorjägers Pete will sie möglichst dramatische Aufnahmen der Wirbelstürme einfangen – nicht zuletzt, um dem Sponsor etwas für sein Geld zu liefern. Doch als der Sturm mehrere Formationen annimmt und sich zu einem großen Wedge-Tornado zusammenschließt, der die ganze High-School bedroht, gibt es plötzlich wichtigere Dinge als die spektakulären Videos der Zerstörungskraft. Lehrer Morris beispielsweise braucht Hilfe dabei, seinen in einer vom Tornado zerstörten Papierfabrik zu retten und da kommen Allison und Pete mit ihrem Wirbelsturm-Panzerfahrzeug „Titus“ gerade Recht …
Storm Hunters versucht zwar durch moderne filmische Stilmittel wie die Pseudodokumentation, ein wenig Abstand vom Jan-de-Bont-Reißer Twister aufzubauen, hängt aber letztlich im gleichen Szenario fest. Mag sein, dass es für etwas mehr Authentizität sorgt, wenn man einen Film über ein Tornadojäger-Team, das seine Arbeit dokumentarisch festhält, im Stile einer Mockumentary dreht, doch am Ende ist Storm Hunters dann einfach zu konventionell gestrickt, um diese Spielart zu rechtfertigen. Letzlich ist das aber auch unerheblich, denn eigentlich geht’s in Steven Quales Zerstörungsorgie nur um Tricks und Optik. Der Großteil des mit 50 Mio. Dollar relativ knappen Budgets floss in die digitale Kreation der Tornado-, Wasser- und Wolkeneffekte – und die sind in der Tat aller Ehren wert. Ausgenommen zwei oder drei schwacher digitaler Fahrzeuge, sind die Wirbelstürme und Wolkengebilde absolut beeindruckend und erzeugen immer wieder eine Gänsehaut – gerade, wenn hunderte Tonnen schwere Flugzeuge eingesogen werden oder der „Titus“ im Auge des Sturms eporschwebt. Da Regisseur Quale vor allem auf Realismus wert legte, sind die im Film zu sehenden Formationen nicht mal der Fantasie entstanden, sondern tatsächlich in dieser Form schon gesichtet und aufgezeichnet worden. Der finale Tornado mit 1,5km Durchmesser wurde zum Zeitpunkt der Dreharbeiten von Mutter Natur übertroffen, die im Mai 2013 in El Reno ein Pendant mit 4,2km Durchmesser schuf.
Dass ein Film trotz der überzeugenden Optik nicht ganz ohne Schauspieler und inszenatorische Dramatik auskommt, zeigt sich während der Rettungsaktion von Donnie und seiner Freundin. Die gerät, ganz ohne drohenden Tornado, zur packendsten Szene in Storm Hunter.
Bild- und Tonqualität
Dem Bild von Storm Hunters kann man weder besonders gute, noch sehr schlechte Eigenschaften andichten. Da der pseudokumentarische Stil teilweise auch Handy-Kameras beeinhaltet, sind einige Aufnahmen bewusst verrauscht und schlechter aufgelöst. Die regulären Szenen funktionieren aufgrund eines recht ordentlichen Kontrastumfangs und natürlicher Farben gut. Die Schärfe ist nicht sonderlich überrissen, hält sich eher auf einem etwas flachen Niveau. Die digitalen Effekte könnten etwas mehr Kontur haben, fügen sich dafür aber gut in die Umgebung ein. Zum Schluss sei noch erwähnt, dass man als Feind von semidokumentarischem Wackel-Handkamera-Gefilme an Storm Hunters nur wenig Gefallen finden wird.
Wann endlich lernt es das eine oder andere große Majorstudio, dass man, wenn man schon analog zur englischen Fassung keine deutsche dts-HD-Master-Spur integriert, wenigstens die Pegel angleicht? Es gab schon viele Lautstärken-Unterschiede zwischen einer Deutschen Dolby-Digital-Fassung und dem englischen dts-HD-Pendant, noch keine war aber dermaßen eklatant, wie bei Storm Hunters: Im Falle des von mir verwendeten Receivers lief der Film bei der deutschen Version mit -18dB, um überhaupt eine dynamische Räumlichkeit zu erreichen. Wechselt man dann probeweise mal auf die englische Spur, muss man (und das ist nicht scherzhaft gemeint) Angst um Anlage und Ohren haben. Um die gleiche Laut- (bzw. Leise)-stärke zu erreichen, war hier eine Verringerung auf -36dB!! notwendig. Von dieser Ärgerlichkeit abgesehen, ist die hochauflösende US-Fassung erneut weit dynamischer und vor allem räumlicher/effektvoller. Es klingt platt, aber beschreibt die Tatsachen: Gegen die Originalversion ist das deutsche Pendant ein Sturm im Wasserglas. Sitzt man aber nun in diesem Wasserglas und dreht den Receiver entsprechend auf, gehört Storm Hunters auf jeden Fall zu den guten/soliden Soundumsetzungen. Dabei ist es nicht mal das voluminöse, druckvolle Auftreten der Wirbelstürme, sondern eher das, was kurz zuvor mehr oder weniger am Rande stattfindet: Abreißende Stromleitungen, Donner- und Blitzschläge sowie niederprasselnde Hagelkörner in Faustgröße. Ebenso fühlt man sich praktisch mitten im Auge des Tornados, wenn die Effektkanäle sich richtig öffnen und rundherum der Wind pfeift. Dennoch: Wer einmal auf den Originalkanal wechselt und sich beispielsweise den ersten Tornado an der alten Papierfabrik anhört, der merkt, um wie viel dynamischer, wuchtiger, effektvoller und definierter der Sound eigentlich ist. Wenn die Mauern zusammenbrechen, klingt das nicht wie zusammenfallende Pappwände, sondern wie echter Beton und Ziegelstein. Dieser Unterschied setzt sich bis zum Finale fort, das den gigantischen EF-5-Tornado im Heimkino wüten lässt.
Bonusmaterial
Drei Featurettes liefert uns das Bonusmaterial von Storm Hunters In „Storm Hunters: Die Tornado-Akten“ erklärt uns Tornado-Experte Reed Timmer die unterschiedlichen Arten von Wirbelstürmen und Regisseur Quale zeigt, wie er diese mit dem Special-Effects-Team umgesetzt hat. Beeindruckend sind hier vor allem die realen Aufnahmen der Tornados. „Titus: Das ultimative Storm-Hunter-Fahrzeug“ kümmert sich um das extra für den Film entworfene, gepanzerte Sturmjäger-Vehikel. Das basiert konzeptionell auf dem real existierenden „Dominator 3“, hatte während des Drehs aber ein Problem – es leckte, wie Regisseur Quale schmunzelnd zu Protokoll gibt. Im letzten Featuree: „Künstliche Stürme: Realistische Bedingungen“ letztlich geht es um die Simulationsmaschinen, die vor Ort zumindest für die Darsteller realistische Verhältnisse schaffen musst, damit diese authentisch reagieren konnten.
Fazit
Storm Hunters ist so etwas wie der Twister für die Youtube-Generation: Laut, oberflächlich und schnell vorbei. Die Tricks sind gut, die Charaktere flach und nachdem man sein „Like“ abgegeben hat, hat man ihn zwei Tage später vergessen. Richtig ärgerlich hingegen ist der schwachbrüstige deutsche Sound!
Timo Wolters
Bewertung
Bildqualität: 75%
Tonqualität (dt. Fassung): 70%
Tonqualität (Originalversion): 90%
Bonsumaterial: 50%
Film: 50%
Anbieter: Warner Home
Land/Jahr: USA 2014
Regie: Steven Quale
Darsteller: Richard Armitage, Sarah Wayne Callies, Matt Walsh, Alycia Debnam Carey, Arlen Escarpeta, Max Deacon
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 89
Codec: AVC
FSK: 12