Blu-ray Review
OT: Stretch
Junge trifft Mädchen
Lust auf einen vollkommen chaotischen Trip durch die Nacht?
Inhalt
„Ich wollte doch nur, dass es dir gut geht“ – sprach Stretchs Verlobte, kurz nachdem sie ihm einen Orgasmus verpasst und ihm anschließend gesagt hat, dass sie sich von ihm trennen werde. Also hatte Stretch zwar ein tolles letztes Jahr mit ihr, sitzt nun aber wieder in der gleichen Scheiße wie zuvor. Als Limousinenchauffeur verdient er sich ein paar trockene Brötchen und hasst seinen Job so leidenschaftlich wie aus ganzem Herzen. Das liegt auch an seinem zugedröhnten Chef, der ihn unter Druck setzt, als Fahrer die aufmüpfige Konkurrenz in Schach zu halten. Das ist allerdings nur eins seiner Probleme, denn er schuldet irgendeinem Chinesen noch 6.000 Dollar, für deren Rückzahlung er nicht mal mehr 24 Stunden hat. Doch dann scheint Stretch das erste Mal in den letzten 365 Tagen Glück zu haben, denn ihm fällt der steinreiche Roger Karos, Kunde seines Ex-Kollegen Karl (mit einem „K“), sprichwörtlich vom Himmel in sein Auto. Karos fasst schnell Vertrauen in den abgehalfterten Limo-Fahrer und betreut ihn mit der Aufgabe, einen Koffer aus einer Bar zu holen. Für dessen Beschaffung würde er Stretch auf einen Schlag schuldenfrei machen. Klingt einfach, ist aber irgendwie doch komplizierter, denn plötzlich hat Stretch auch noch das gesamte LAPD und das FBI am Hintern …
Regisseur Joe Carnahan (The Grey – Unter Wölfen, Das A-Team) kehrt mit Stretch zurück zu seinen Wurzeln von Smokin‘ Aces und liefert eine bisweilen krude und rasante Actionkomödie ab, die in einem Universum der kaputten Typen spielt. Vom Limousinenchauffeur, der für seine Kunden auch geschnetzelte Leichenteile entsorgt und sich dann selbst eine Kugel in den Schädel donnert über aggressiv-arrogante Hollywood-Schauspieler bis hin zu abgedrehten Milliardären, die im Lendenschurz Fallschirmspringen. Während Patrick Wilson in der Hauptrolle einen guten Job macht und schön irre durch die 90 Minuten wandelt, gibt die Story allerdings nicht genug her, um über die volle Laufzeit komplett zu überzeugen. Auch die Dialoge könnten noch bissiger und sarkastischer sein, driften zu oft in die Fäkal-only-Sprache ab, was in der eher schwachen deutschen Synchro noch drastischer in Erscheinung tritt. Eine weitere Kritik gilt Chris Pine (Star Trek, Kill the Boss 2). Der ist als Roger Karos einfach zu sehr drüber. Man kann sicherlich mal einen komplett irren Charakter spielen, um von seinem bisherigen Image wegzukommen, doch was er als zugekokster Milliardär und Gangster hier abzieht, ist bisweilen arg infantil. Was Stretch immer wieder unterhaltsam werden lässt, sind die durchaus rasanten Actionszenen und die zahlreichen Fettnäpfe, in die der Titelhelt mit Anlauf und Volldampf tritt. Das lässt dann auch darüber hinwegsehen, dass die vermeintliche Überraschung am Ende schon nach der ersten Kurznachricht der Unbekannten klar auf der Hand liegt. Wirklich großartig sind die (wenn auch teils kurzen) Gastauftritte von Ray Liotta, Norman Reedus oder David Hasselhoff. Gerade Letzterer wird immer besser und das vor allem dann, wenn er sein eigenes Image mit einer gehörigen Portion Selbstironie auf die Schippe nimmt, wie er es hier wieder tut. Noch besser dann Liotta, der in diesen Kanon einstimmt und sich so richtig über „The Hoff“ lustig macht. Wunderbar, wenn Darsteller sich selbst spielen und dabei über die Stränge schlagen. Wirklich süß und charmant, vielleicht die einzige „normale“ Figur in Stretch, ist Jessica Alba als Limousinen-Telefonistin Charlie.
Bild- und Tonqualität
Stretch liefert ein zumeist etwas überkontrastiertes, in hellen Bereichen überrissenes Bild mit dezentem Korn und einer für den Regisseur typsichen Braunfärbung. Während Schwarz schön knackig wirkt, gehen Details in schattierten Bereichen regelmäßig baden. Die Schärfe ist nur in Naheinstellungen gut, lässt bereits in Halbtotalen nach und wirkt mitunter auch in Bewegungen nur schwach umgesetzt.
Für eine Actionkomödie setzt Stretch erstaunlich wenig räumliche Highlights. Die Rearspeaker bleiben meist relativ still und die Actionszenen spielen sich hauptsächlich auf der Front ab. Auch der Subwoofer wird nur selten wirklich ins Geschehen einbezogen und kann dann nur bedingt für Druck sorgen. Die gelieferten Effekte von den Rearspeakern letztlich unspektakulär und wenig beeindruckend. Die Stimmen gelingen gut verständlich.
Bonusmaterial
Das Bonusmaterial von Stretch beschränkt sich auf die Originaltrailer und drei Programmtipps.
Fazit
Stretch bietet launiges Actionkino mit viel (pubertärem) Humor – sollte seine Anhänger in der Zielgruppe zwischen 16 und 20 finden.
Timo Wolters
Bewertung
Bildqualität: 70%
Tonqualität (dt. Fassung): 70%
Tonqualität (Originalversion): 75%
Bonusmaterial: 10%
Film: 60%
Anbieter: Koch Media
Land/Jahr: USA 2014
Regie: Joe Carnahan
Darsteller: Patrick Wilson, Ed Helms, James Badge Dale, Brooklyn Decker, Jessica Alba, Ray Liotta, David Hasselhoff, Randy Couture, Norman Reedus
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 95
Codec: AVC
FSK: 16